Exodus 23

Deutsches Vers (21,37)

Diebstahl eines Tieres

Bei Diebstahl – es handelt sich in diesem Vers um die Anwendung des achten Gebots (2Mo 20:15) – wird jeder Fall einzeln beschrieben. Die Verordnungen sind sehr unterschiedlich. Bei Diebstahl, Schlachtung oder Weiterverkauf muss das Rind bzw. Schaf fünf- bzw. vierfach (2Sam 12:6; Lk 19:8) erstattet werden. Wenn das Tier noch lebend im Besitz des Diebes war, soll dieser es doppelt erstatten.

Wir sehen hier, dass Diebstahl einen nicht reicher, sondern ärmer macht. Unrechtmäßiger Gewinn heißt Verlust des eigenen Besitzes. Dies kann man auch geistlich sehen. Jeder Mensch, der lebt, um von den Menschen verehrt zu werden, stiehlt die Ehre Gottes, dem alle Ehre gebührt. Wer aber lebt, um von Menschen verehrt zu werden, wird seine Menschenwürde verlieren.

Ehrliche Rechtsprechung

Die Aufforderung, ehrlich zu richten, wiederholt sich öfter. Der Mensch, der Sachen beurteilen muss (im Grund hat jeder damit zu tun, nicht nur dazu eingesetzte Richter), läuft immer Gefahr, sich beeinflussen oder sich etwas vorgaukeln zu lassen. Wer sich beeinflussen lässt, öffnet sich für das Ansehen von Personen oder das Annehmen von Geschenken.

Persönlicher Gewinn darf keine Rolle spielen in der Rechtsprechung oder dem allgemeinen Abwägen dessen, was recht ist. Wer sich etwas vorspielen oder in eine betrügerische Sache hineinziehen lässt, ist zu nachgiebig in der Geschichte, die berichtet wird. In beiden Fällen kommt es zur falschen Beurteilung, während Gott den Schuldigen nicht rechtfertigt, sondern verurteilt.

Das „ich werde den Gottlosen nicht rechtfertigen“ (2Mo 23:7) hat durch das Kreuz Christi eine nicht erdachte und ungekannte Wendung erfahren. Jeder, der seine Schuld gegenüber einem heiligen und gerechten Gott erkennt, seine Sünden bekennt und Christus als Heiland annimmt und glaubt, dass Gott Ihn aus den Toten auferweckt hat, ist gerechtfertigt (Röm 4:24; 25). „Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet“ (Röm 4:5).

Haltung gegenüber dem Fremden

Wir haben hier dieselbe Vorschrift wie in 2. Mose 22 (2Mo 22:20). Nur wird hier nachdrücklicher auf die Gefühle und Gemütszustände eines Fremden verwiesen, die sie so gut aus eigener Erfahrung durch ihren Aufenthalt als Fremde in Ägypten kennen. Wir können uns wohl an die Situation erinnern, in der wir uns befanden, als wir in der Sklaverei der Sünde waren, aber es ist noch etwas anderes, sich daran zu erinnern, wie wir uns da fühlten. Wenn wir uns daran erinnern, werden wir den Fremden nicht unterdrücken, das heißt, wir werden ihn nicht mit etwas belasten, was er nicht tragen kann.

Sabbat für Land, Mensch und Tier

Gott schrieb vor, dass das Land ein Sabbatjahr haben sollte. Dann durfte es nicht bearbeitet werden. Was dann von selbst wuchs, war für den Armen und der Rest für die Tiere des Feldes. Dieses Sabbatjahr war ein Test für ihren Gehorsam und ihren Glauben. Es schien so, als ob sie dann selbst nichts haben würden, und was das Land dann tragen würde, konnten sich andere holen. Aus dem Gehorsam gegenüber diesem Gebot heraus sollte sich ihr Vertrauen auf Gott zeigen. Glauben war nötig, um so zu handeln. Gehorsam wird immer von Gott belohnt.

Der Israelit sollte auch selbst am siebten Tag ruhen. Und nicht nur er, sondern auch alles, was in seinem Dienst stand: Knechte und Arbeitstiere. In unserer Zeit, in der die Produktionszahlen das Leben bestimmen (etwas, was immer in der menschlichen Natur gewesen ist), ist es wichtig, nicht durch die Sucht nach mehr mitgerissen zu werden. Habsucht und Unglaube herrschen um uns herum. Gott verlangt danach, dass Menschen seine Ruhe teilen und mit Ihm Gemeinschaft haben. Dafür ist es gut, die täglichen Dinge einen Augenblick loszulassen.

Haltung gegenüber anderen Göttern

Der Dienst für den Herrn ist abhängig von dem Maß, in dem wir mit seinen Wünschen rechnen. Um diese zu erkennen, müssen wir sie kennenlernen. Das Herz, das mit Ihm lebt, wird das praktizieren wollen. Wenn andere Götter unser Interesse finden, verschwinden der Herr und sein Dienst aus unserem Interesse. Das Interesse für andere Götter beginnt damit, dass wir ihren Namen nennen. Nimm die Namen nicht in deinen Mund, erachte sie nicht wert, ausgesprochen zu werden (Ps 16:4).

Die drei jährlichen Feste

Andere Götter werden ihre Anziehungskraft für uns verlieren und keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, wenn sich unser Leben darum dreht, dass wir die Feste des HERRN einhalten möchten. Dann wird Er der Mittelpunkt unseres Lebens sein. Um dies anzuregen, möchte Er, dass alle Männer zusammen „dreimal im Jahr… vor dem Angesicht des Herrn, HERRN, erscheinen“. Das heißt, dass sie sich bewusst in seine Gegenwart begeben.

Das Ziel ist, für Ihn ein Fest zu feiern, um ihre Freude in Ihm und für das, was Er gegeben hat, zu äußern. Wenn Er ihre Freude sieht, ist sein Herz erfreut. Es ist eine Freude, in der Er der zentrale Punkt ist. Darum werden sie nicht mit leeren Händen kommen, sondern mit Opfern, die angenehm für Ihn sind.

Bei den Festen, zu denen alle Männlichen Israels nach Jerusalem hinaufziehen mussten, handelt es sich um das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Erstlinge und das Fest der Laubhütten oder der Einsammlung. Für uns bedeutet das, ein Leben zu führen, in dem die Sünde keinen Platz hat (Fest der ungesäuerten Brote), worin das Erste und das Beste als Symbol für unser ganzes Leben für den HERRN ist (Fest der Ernte oder Erstlinge, vgl. 2Mo 23:19a), wobei wir Ihn ehren wegen all der Segnungen, die Er uns geschenkt hat (Fest der Einsammlung). Diese „Feste“ dürfen wir jedes Mal, wenn wir zu Ihm zusammenkommen, feiern. Dann kommen wir nicht mit leeren Herzen, sondern mit Herzen voller Dank und Anbetung für alles, was Er gegeben hat, und vor allem für seine Person.

Blut und Fett des Opfers

Der HERR spricht von „meinem“ Schlachtopfer. Was wir Ihm bringen, gehört Ihm (1Chr 29:14b). Das Blut und das Fett sind die zentralen Teile des Opfers. Das Blut ist das Leben und dient zur Versöhnung. Deswegen darf es auf keinen Fall zusammen mit etwas Gesäuertem geopfert werden. Wie kann es sein, dass in dem Werk, das der Herr Jesus gerade deswegen vollbrachte, um die Sünde zu sühnen, sie weg zu tun, noch Sünde anwesend ist?

Auch das Fett wird extra erwähnt. Das Fett spricht von der Kraft des Opfers. Es erinnert an die Kraft, womit der Herr Jesus das Opfer brachte. Der Grund, warum es nicht bis zum nächsten Morgen übrig bleiben durfte, ist, weil es nicht „veralten“ durfte. Wir müssen jedes Mal wieder neu beeindruckt werden von der Kraft, die den Herrn Jesus dazu brachte, sich selbst Gott zu opfern. Es ist die Kraft der Liebe.

Erstlinge und das Kochen eines Böckchens

Die Erstlinge der Ernte des Landes gehören dem HERRN. Hierdurch kommt das Recht des HERRN auf die ganze Ernte des Landes zum Ausdruck. Es ist sogar die Rede von dem „Ersten der Erstlinge“. Die mussten in „das Haus des HERRN, eures Gottes“ gebracht werden. Es würde völlig widernatürlich sein, dieses „Erste der Erstlinge“ sich anzueignen und für sich selbst zu gebrauchen.

Die Vorschrift, ein Böckchen nicht in der Milch seiner Mutter zu kochen, erscheint an dieser Stelle ein wenig sonderbar, was aber natürlich nur Schein ist. Alles in Gottes Wort steht an der rechten Stelle. Es schließt an das Vorausgegangene an. Milch dient dem Böckchen als Nahrung, um es am Leben zu erhalten, nicht um es mit dem Tod des Böckchens zu verbinden. Es wäre völlig unnatürlich, so zu handeln. Wer das tut, missachtet die natürlichen Gefühle.

Gott hat seine Vorschriften gegeben, damit der Mensch dadurch leben sollte: „Dies tue und du wirst leben“ (3Mo 18:5). Dass sich das Gebot, das zum Leben gegeben war, doch zum Tod erwies (Röm 7:10), lag nicht an dem Gebot an sich, sondern an dem Menschen. Weil der Mensch ein Sünder ist, ist er nicht imstande, das Gesetz zu halten.

Auf den Engel des HERRN hören

Nach all den Vorschriften, die das Volk erbringen muss, wenn es im verheißenen Land angekommen ist, gibt Gott hier eine große Ermunterung. Er sendet seinen Engel, um sie zu bewahren und zu führen. Zudem weist Er auf das Ziel hin, „den Ort, … den ich bereitet habe“. Wenn Er den Ort bereitet, was muss das für ein guter Ort sein! Und wenn Er sein Volk auf dem Weg dorthin bewahrt und führt, wie sicher muss dann die Ankunft sein!

Doch das Volk ist dafür verantwortlich, auf den Engel zu hören (vgl. Mt 17:5). Nur wenn sie auf Ihn hören, ist der Segen garantiert. Gott wird dann selbst den Schutz für sein Volk übernehmen und für sein Volk eintreten, wenn Feinde es bedrängen. Er wird ihre Feinde vertilgen.

Durch das „denn mein Name ist in ihm“ wird angedeutet, dass mit „einem Engel“ der Herr Jesus gemeint ist. Die Erscheinungsform des Herrn Jesus im Alten Testament, also vor seiner Menschwerdung, ist die eines Engels, meist angedeutet als „Engel des HERRN“. Dass es sich um den Herrn Jesus handelt, zeigt sich auch in dem „Vergeben“ in 2Mo 23:21. Vergeben oder nicht vergeben ist nur das Recht Gottes und Er ist Gott (vgl. Mk 2:7; 8; 10).

Gott verheißt Segen und Hilfe

In 2Mo 23:13 wird davor gewarnt, den Namen anderer Götter zu nennen. Hier wird davor gewarnt, sich vor den Göttern der Völker niederzubeugen, die in dem verheißenen Land wohnen. Sie sollen die Götter völlig vernichten. Die Götter bildeten eine Gefahr für sie beim Dienst für den HERRN, ihren Gott. Sie sollen Ihm allein dienen. Er duldet keine Götter neben sich.

Der Dienst für Ihn garantiert ihnen Nahrung, Gesundheit, Wohlstand und Sicherheit. Er wird ihr Brot und Wasser segnen, wird Krankheiten wehren; es sollte keine Missgeburt, keine Unfruchtbarkeit und keinen frühen Tod geben; sie sollten lange leben in dem Genuss des Segens, ohne Angst vor ihren Feinden.

Für uns gilt, was wir in 1. Thessalonicher 1 lesen, dass wir uns bekehrt haben von den Götzenbildern (dass wir sie vernichtet haben), „um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten“ (1Thes 1:9; 10). Gott zu dienen ist auch unsere Berufung. Wir dürfen wissen, dass unsere Mühe nicht vergeblich (oder: ohne Erfolg) ist im Herrn (1Kor 15:58).

Der HERR übernimmt es, das Land von ihren Feinden zu befreien. Das tut Er nicht blitzartig, sondern nach und nach. Das ist seine Weisheit. Würde Er das schnell tun, wäre das Volk nicht in der Lage, das ganze Gebiet auf einmal zu bearbeiten. Es würde zu einer Wüste werden. Würden sie aber das Land Schritt für Schritt in Besitz nehmen, würden sie es in Ruhe bearbeiten können. Ihr Werk sollte Schritt halten mit ihrem zahlenmäßigen Wachstum. Nur so würden sie die Arbeit schaffen.

In geistlicher Hinsicht ist das auch so. Das Zurkenntnisnehmen der Gedanken Gottes geschieht auch nach und nach. Gott öffnet unser Verständnis nicht auf einmal, sodass wir die ganze Wahrheit auf einen Schlag erkennen. Die Inbesitznahme der geistlichen Segnungen ist ein Prozess, er hält Schritt mit unserem geistlichen Wachstum. Wenn wir ein Stückchen der Wahrheit kennengelernt haben, sollen wir das Erkannte zunächst praktizieren und ausleben. Danach gibt uns der Herr einen neuen Aspekt davon zu sehen – wir entdecken wieder etwas in seinem Wort. Oft geschieht das, nachdem wir etwas aus unserem Leben weggetan haben, eine bestimmte Sünde, eine verkehrte Gewohnheit, durch die wir in unserem Wachstum behindert werden.

Am Schluss dieses Kapitels wird noch einmal darauf verwiesen, keinerlei Verbindung mit den Einwohnern des Landes und ihren Göttern einzugehen. Sie sollten sie nicht dort wohnen lassen und ihnen keinen Platz geben. Das lässige Umgehen mit diesem Gebot würde für sie zum Fallstrick werden. Auch wir dürfen in unserem Leben der Welt und ihren Göttern keinen Raum geben. Es ist in diesem Kontext vielsagend, dass Johannes seinen ersten Brief mit der Aufforderung beendet: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ (1Joh 5:21).

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