Acts 25

Text: Apostelgeschichte 25,1-12 Vor dem neuen Landpfleger Festus wird Paulus auf das Neue verhört, durch dessen politische Gänge aber genötigt, sich auf den Kaiser zu berufen. Bei der Abwechslung in der Landpflegers = Stelle bekam es Paulus zwar mit einem anderen Mann zu tun, der aber aus dem gleichen Weltsinn und nach einerlei menschengefälligen Gründen mit ihm handelte. Wer will also beim Regiment der Welt, wenn es schon Abwechslungen in den Personen gibt, aber immer einerlei irdischer Sinn bleibt, sich viel Gutes von solchen Veränderungen versprechen? Der Glaube, der die Welt in allen ihren Gestalten überwunden hat, ist eine reichere Quelle des Trostes. Doch braucht GOtt dergleichen Veränderungen, damit den Weltleuten selbst das Gewissen doch noch gerührt werde mit dem Stachel: Ach wie nichtig, ach wie flüchtig ist der Menschen Herrschen! Besonders ist hier bedenklich, daß in ein Land, darin GOtt vorhin selbst Regent war, nun ein heidnischer Landpfleger um den anderen hinaufzieht, daraus sie ja hätten merken sollen, wie weit es mit ihnen herabgekommen sei. Im Haß der Feinde Pauli zu Jerusalem gegen ihn hat diese lange Zeit nichts gemildert. Denn greulichere Decken vor Auge und Herz gibt es nicht, als die falsche Beredung, man tue GOtt womit einen Dienst. - In Jerusalem hinderte Festus seines eigenen Amtes Ehre, daß er doch nicht so gefällig sein mochte, Paulus heraufholen zu lassen, sondern dessen Verkläger vor sich hinauf nach Cäsarea beschied. Nach dem Verhör in Cäsarea übernahm ihn erst die falsche Klugheit so, daß er dem Paulus vorschlug, sich hierüber in Jerusalem richten zu lassen, womit er ihn den Juden ins Netz getrieben hätte. O wie fehlen große Leute auch! und wie muß es mithin denen fehlen, welche ihr Vertrauen auf dieselben setzen! Paulus aber behauptet das, was Festus aus Menschengefälligkeit leicht aufgeopfert hätte, und tut dabei einen gar schicklichen Griff in Festus Gewissen. - Der Stachel in Pauli Rede: so kann mich ihnen Niemand ergeben , bringt Festus auch auf, mit dem zu trotzen: zum Kaiser sollst du ziehen , wobei er doch dachte, daß er das Berichten hierzu in seiner Hand habe. Was hat aber Paulus zu diesem Allem für ein ganz anderes Licht gehabt, bei welchem er merkte, daß es immer auf GOttes Zuspruch hinauslaufe: wie du von mit zu Jerusalem gezeugt hast, so mußt du auch zu Rom zeugen. Auch meinen Füßen sei, o GOtt, dein heiliges Wort eine Leuchte, und ein Licht auf meinem Wege! Text: Apostelgeschichte 25,13-27 Der Besuch, den Agrippas und Bernice bei Festus machen, gibt Gelegenheit, daß ihnen Festus den Handel Pauli auch erzählt, und sie ihn selber zu sehen und zu hören wünschen. Unter dem zum Empfang des Festus gemachten Besuch, wobei viel Eitelkeit und weltliches Zeremoniell zu Grunde Liegen konnte, wurde dem Agrippa über all sein Denken eine Gelegenheit bereitet, wobei ihm ein Antrag vom Evangelium vor das Herz gebracht wurde. Die ersten Tage werden zwar auch auf anderwärtige Ergötzlichkeiten gegangen sein, womit man so den Fremden eine Ehre anzutun gewohnt ist. Nach vielen Tagen aber, da die anderen Materien erschöpft waren, kam man auch auf die Angelegenheit von Paulus. Die ganze Erzählung des Festus war darauf eingerichtet, sich im Licht eines unparteiischen und Gerechtigkeit liebenden Richters darzustellen; das, was etwa in der Sache verfehlt sein mochte, teils schon auf Felix, seinen Amtsvorgänger, teils auf Paulus selbst und sein Berufen auf den Kaiser, zu schieben, und so überhaupt der Römer Justiz zu erheben. - Von der jüdischen Religion spricht er gelegentlich nicht so ehrerbietig, als man erwarten sollte, da er doch an Agrippa einen vor sich hatte, der sich zu derselben bekannte. Weil aber große Herren leicht in dem Kredit sind, daß sie sich auch aus der Religion, zu welcher sie sich äußerlich bekennen, innerlich im Herzen nicht viel machen, so wagen es andere freche Zungen leicht, auch ihnen in das Gesicht geringschätzig davon zu reden. Daß es Agrippa aus Menschengefälligkeit so verschluckte, ist kein gutes Anzeichen. Paulus aber wußte es gegen das Ende seiner rede an ihn noch so zu wenden, daß das glimmende Glaubensfünklein in ihm angeblasen wurde. - Das Evangelium von JEsu Christo aber schleudert Festus noch verächtlicher weg. Wohl dem, de, es GOttes Kraft ist, der bekennt, daß JEsus der HErr ist, und in seinem Herzen glaubt, daß ihn GOtt von den Toten auferweckt hat. Aus des Agrippa Verlangen, Paulus selbst auch zu hören, leuchtet doch etwas von Begierde nach Grund hervor, wenn dieselbe anders nicht in einen gebüßten Vorwitz umschlägt, wozu oft auch das große Gepränge und die Parade, womit auch dergleichen Dinge behandelt werden, bedauerliche Versuchung abgibt.
Copyright information for Rieger