Ephesians 6

Text: Epheser 6,1-9 Wie durch gutes betragen der Kinder und Eltern, des Gesindes und der Herrschaften zusammen, die Lehre unseres Heilandes geziert, und der Wandel im Licht am Band der Liebe zum Segen geführt werden könne. Mit welcher Leutseligkeit spricht GOtt in seinem Worte Jeden, und so auch die Kinder, um ihr Herz an. Wie vergeblich wäre all unsere Zucht, wenn uns GOttes Stimme nicht vorarbeitete. Gehorsam ist die gemäßeste Aufgabe für Kinder. Je weniger Jemand noch selbst erfahren hat, desto sicherer ist für ihn Gehorsam. Auch nach der im zwölften Jahre abgelegten schönen Weisheitsprobe wird doch in der heiligen Jugend JEsu sein Gehorsam oder Untertänigkeit gerühmt. Der Gehorsam in zarten Jahren kommt fast mehr auf die Eltern und ihr standhaftes Bezeugen an. In Jünglings = Jahren aber ist der Gehorsam mehr eine – aus der eingepflanzten Wahrheit erwachsene gute Frucht. Durch Eines Ungehorsam sind wir alle Sünder geworden, und daher kommt auch der Kinder erste Sünde: Eigenwille, Trotz, Wohlgefallen an sich selbst zc. Aber durch Eines Gehorsam werden auch Viele gerecht, und dorther kommt alle Beugsamkeit, Willigkeit sich sagen zu lassen. An Eltern den Gehorsam lernen bei zarten Jahren unter einem mit Liebe gemäßigten Regiment sollte dem Menschen leichter werden, als wenn er es erst unter fremden Händen lernen muß. Der Beisatz : in dem HErrn , gibt zu erkennen, daß in GOttes Gebot, des HErrn JEsu in der Welt geführter Wandel, die Hoffnung der künftigen Vergeltung vom HErrn allermeist darin leiten und treiben müsse; aber auch, daß es zuweilen Mut erfordere, wenn man in allen Dingen gehorsam gewesen ist, um des HErrn willen auch über die – im Weg stehenden Eltern hinüber zu steigen; welcherlei Schritte, wenn sie Anfangs ungleich angesehen werden, doch zuletzt als im HErrn und im Licht der Liebe getan Offenbar werden. Man fragt oft: mit was man die Kinder ermuntern, und zu ihrer Pflicht anhalten soll? Und meint insgemein: Die Ehrliebe und das Erregen derselben sei das kräftigste Mittel. Aber wer nach GOttes Wort ihr Wahrheitsgefühl mit diesem trifft: Das ist billig , der geht weit sicherer. Es ist bei Kindern oft ein viel reineres Gefühl, als wir vermuten, wir verderben es erst durch so viel eitle Beweggründe, und aus unserem Weltlauf hergenommene Einreden. Liebe ist von Natur, selbst auch unvernünftigen Tieren eingepflanzt. Aber bei der Macht des Eigenwillens reichte Liebe nimmer zu stetem Gehorsam aus, wenn sie nicht eine Unterstützung von der Ehrfurcht bekäme. Gleich anfangs ist die ganze Gesetzgebung und vorzüglich auch das erste Gebot: Du sollst keine andere Götter neben mir haben, mit einer Drohung verwahrt, in welche auch die Verheißung mit eingeflochten ist: Ich tue Barmherzigkeit an viel Tausenden. Im Grund aber ist das Ganze mehr eine Beschreibung des eifrigen GOttes, als eine gerade an uns gerichtete Verheißung, wie der Anhang beim vierten Gebot. Es fängt auch wirklich der Gehorsam gegen alle Gebote bei einem Kind am vierten Gebot an, weil GOtt nicht nur seine leiblichen Gaben, sondern auch das große Gut seiner Erkenntnis durch der Eltern Hand laufen läßt, und mithin Kinder unter dem Gehorsam und Ehrfurcht gegen die Eltern auch die Furcht des HErrn lernen. Wie viel Anschläge machen junge Leute selbst, und Andere in ihrem Namen, zu ihrem Glück und Wohlergehen, und aus lauter Eile, einander vorzukommen, geht man an diesem sichersten Rat des vierten Gebots vorbei. O wer das Vertrauen auf GOtt fassen könnte, von Ihm auf dem Weg des Gehorsams sein Wohlergehen zu erwarten! Die Verheißung: lange lebest auf Erden , ist für die so tief eingesenkte, und auch bei Kindern so frühzeitig rege Liebe des Lebens sehr faßlich, und den Willen zu beugen, dessen Vollbringung einem sonst auch so lieb als das Leben ist, sehr kräftig. Alle Verheißungen GOttes müssen aber auch wieder gläubig, d. i. demütig behandelt werden: denn sie lassen sich nicht abtrotzen. Ich muß auch nicht meinen, daß sie gerade an mir im vollsten Maß müssen erfüllt werden; genug, wenn es nach der ganzen Regierung GOttes zusammengenommen so zutrifft. Aus anderen weißen Ursachen GOttes kann auch ein gehorsames Kind frühzeitig sterben. – Den Vätern wird bei der Auferziehung der Kinder etwas Vorzügliches eingeräumt, weil den Müttern selbst Untertänigkeit unter den Mann aufgegeben ist. Zum Zorn reizen geschieht eben nicht nur durch unbarmherziges Dreinschlagen, sondern auch durch anderes ungeschicktes Behandeln, wenn es oft viel Schein des Rechten hat. Das Gesetz richtet Zorn an, weil es fordert, was der Mensch haßt und flieht, sich es zutun umsonst bemüht, und es doch mit der Zurechnung der Sünde bei immer mehr erregten Lüsten scharf nimmt. Je mehr nun in der Auferziehung Alles darauf gesetzt wird, daß man durch das Gesetz, durch Gebieten, Verbieten, Drohen, Strafen Alles allein ausrichten will, je mehr gerät man in die Versuchung, seine Kinder zum Zorn zu reizen. Zum Auferziehen hat GOtt das beste Muster gegeben, GOtt hat die Menschen zuerst, ohne die scharfe im Gesetz vorgenommene Verurteilung der Sünde, mit seinen Augen geleitet, und zum Wandeln vor Ihm angehalten. Nach der im Gesetz vorgenommenen schärferen Zurechnung der Sünde, hat Er sie mit der Gnade Christi erquickt. Nach diesem Muster wird in zarten Jahren ohne vieles Gesetz, durch bloßes Aufsehen und gern um sich haben, viel verhütet, und Manches gepflanzt. Bei weiteren Jahren, wo man um der Sünde willen schärfer auch mit Zurechnung derselben auf sie dringen muß, muß man auch die Vergebungsgnade vorwalten lassen, und bei derselben nicht auf das, was man ist, sondern auf was man zu werden eine von GOtt erweckte Lust hat, gesehen, und an diesem Trümmlein willigen Geistes das Kind durch die Versuchungen von den Schwachheiten des Fleisches durchgeführt werden. Denkt Jemand aber: ich will es durch Zwang und Strenge weiter bringen, als durch die mir bei der Zucht und Vermahnung zum HErrn aufgegebene genaue Sorgfalt, so muß man ihm sagen: ja, wenn du um den damit angerichteten Zorn unbekümmert sein willst, und nur wie ein Offizier kommandieren. Aber wenn du die gemalten Früchte einmal aufbrechen wirst, so siehe zu, was inwendig sein wird. Was sonst auch noch von erquicklichem gehorsam in der Welt ist, das hat man dem Gebot GOttes zu danken. Zwangsmittel, Strenge und List richten es gewiß nicht aus. Denn damit macht man die Untergebenen nur auch desto arglistiger. Wer GOtt durch Bewahrung seiner Gebote ehrt, den ehrt er hinwiederum durch eine ihm über seinem Gesinde verliehene Autorität. Der Glaube setzt sonst das Leibliche herunter; nämlich wenn es mich angeht, so soll es in der Hochachtung meines Herzens heruntergesetzt sein. So bald es aber meinen Nächsten anbetrifft; so macht mich die Liebe zu Jedermanns Knecht, noch mehr aber dessen, der durch Lohn und Speise, oder ehemalen durch gemachten Kauf ein Recht über mich hat. – Furcht und Zittern schreibt sich Paulus selbst bei der Predigt des Evangelii zu (1. Kor. 2, 3) weil er mit großer Bedächtlichkeit und Erkenntnis seiner Schwachheit das Evangelium gepredigt hat. Also auch wehrt den Knechten die Furcht dem eigenliebigen Vertrauen auf sich selbst, und das Zittern der Unbilligkeit, die nur immer Anderen viel Geduld zumutet, und sich ihrer Liebe nicht unwert achten kann. Ein Dienstbote hat oft sonst nichts in der Welt, als seinen guten Namen; und die Sorgfalt für denselben kann einen zum Dienst vor Augen verleiten; aber mir Einfältigkeit des Herzens kommt man weiter. Große Lindigkeit GOttes, daß er uns unser Bemühen in zeitlichen Dingen noch so veredelt, daß wir es ihm zum Wohlgefallen darstellen dürfen! – Dienst vor Augen vereitelt das Herz, und verzehrt dessen Kraft, die bei der Furcht vor GOtt vereinigt bleiben, und daher auch vor Ermüden bewahrt werden kann. Durch lohnsüchtiges Greifen nach dem Gegenwärtigen schwächt man seine Hoffnung und Absicht auf die Belohnung vom HErrn. Die jetzige Weltart, da die Menschen so unwert sind, veranlaßt wieder viel Dräuen . Aber wer nicht mit Schwachheiten Geduld haben lernt, wird mit Anderer Bosheiten gestraft. O was nimmt sich Mancher auf seinen Stand, auf sein Vermögen, Schaden zu tun, heraus! Aber wie sollte das so oft in der Schrift gesetzt Wort: bei GOtt ist kein Ansehen der Person, das Alles durchstreichen. Text: Epheser 6,10-18 Nach dem Kap. 1 - 3 gelegten schönen Glaubensgrund, und dem Kap. 4 - 6,9 daraus hergeleiteten Wandel im Licht und in der Liebe, fügt nun der Apostel gegen den Beschluß des Briefs noch eine Ermahnung hinzu, die vornehmlich auf die Tapferkeit im Kampf wider unsere geistlichen Feinde geht, wobei er den Feind, und seine Anläufe, und die Waffen und ihre Brauchbarkeit so beschreibt, daß er darunter öftere Rücksicht auf die zuvor in diesem Brief vorgetragene Wahrheit nimmt. Bei dem euch vorgehaltenen Glauben, und bei dem euch angepriesenen Wandel im Licht kann es freilich nicht ohne Kampf abgehen, darum muß ich zuletzt noch eines Hauptumstandes gedenken. Das erste – oder einigemal redet er sie so an in diesem Brief: meine Brüder ! Und das am rechten Ort; wo man sich zusammentut zum Kämpfen über einer gemeinschaftlichen Sache, da ist diese Ermunterung am besten angelegt. Schon die Wirkung des ersten Glaubens in ihnen hat der Apostel aus der Kraft und Macht GOttes hergeleitet (Kap. 1, 19) .; eben so hat er sich auch beim Beten um ihr Wachstum und Beharren, auf den Reichtum seiner Herrlichkeit (Kap. 3, 16) , und auf das Vermögen GOttes, überschwenglich zu tun (Kap. 3, 20) bezogen; und so heißt er sie nun auch hier die ihnen beigelegte Kraft zusammenfassen, und in dem HErrn , in dem Stärkeren, der über den Starken gekommen ist, sich im Innern vorerst zu rüsten; wie es dort von David heißt: Er stärkte sich in dem HErrn, seinem GOtt. Bei einem guten Streiter ist innerlicher Mut und dann äußerliche Kriegsrüstung nötig. Alle Waffen zum Angreifen, oder zum Decken vor dem Angriff können erst recht geführt und benutzt werden, wenn der innere Mut gefaßt und gestärkt ist. Weil es aber eine Stärke im HErrn ist, so führt man sie unter der Decke der äußerlichen Schwachheiten. Zuerst nimmt der Apostel den Harnisch GOttes oder die ganze Kriegs = und Waffenrüstung GOttes zusammen, wie sich denn auch nicht trennen läßt . Denn, wenn einer auch meinte: den Schild des Glaubens zu haben, weil er beim Vertrauen, durch Christum selig zu werden, bleibe; aber er wäre sonst mit dem Gurt der Wahrheit nicht wohl versehen, oder führte nicht den lauteren Sinn von der Gerechtigkeit, so wäre er doch ohne den Harnisch GOttes. Beim Anziehen fließt auch GOttes gnädiges Darreichen , und unser begieriges annehmen in Eins zusammen. Von der Einfalt Berücken ist das erste Werk des Teufels unter den Menschen gewesen, und es wird auch das Letzte bleiben. Ach, Fürwitz des Ungehorsams, was richtest du an! Hingegen besteht man gegen seine listigen Anläufe, wenn man in nichts ungebührliches hineingezogen wird, und die Wahrheit bei nichts im Stich läßt. In der Materie vom Teufel und seinen Engeln, vom Dasein böser Geister und ihrer Wirkungen in der Welt, hat sich der Unglaube schon auf mancherlei Weise geäußert. Unter dem Verleugnen und verkleinern seiner Macht hat der Teufel den besten Vorteil. Denn desto weniger Gegenwehr geschieht ihm auch. Da Wort GOttes gibt von 1. Mose 3 bis auf die Offenbarung hinaus eine an einander hängende Nachricht von diesem Vater der Lügen, seinem ehemaligen Herrschen teils in der Abgötterei der Heiden, teils im Mißbrauch des Gesetzes bei den Juden, von dem Zerstören der Werke des Teufels durch die Erscheinung des Sohnes GOttes in der Welt, von dem Gericht das damals in die Welt ihres Fürsten halber ergangen ist, von dem – im Evangelio ergehenden Aufruf an alle Welt, sich von der Gewalt des Satans zu bekehren zu GOtt, von dem Sieg dieser evangelischen Wahrheit, von dem Widerstand, den dieser gerichtete Feind tut, von der Überwindung desselben bei den einzelnen Gläubigen, von der endlichen und völligen Niederlage und Sturz in den Feuersee. Wer das Alles schwächen und verdrehen will, wagt viel. Die prächtigen Namen, die der Apostel von diesem im Reich der Finsternis in einander gerichteten Kräften braucht, muß man freilich nie allein ansehen, sonst könnten sie wie zur Vergrößerung dieser Macht in der Furcht unseres Herzens gesetzt zu sein scheinen; so aber, wenn man die – im Evangelio verkündigte Zerstörung aller dieser Werke dazu nimmt, gereicht es mehr zu Verklärung des Namens Christi. In der ganzen Lebenszeit, während welcher man sich auf den Kampfplatz gestellt findet, gibt es doch eine Zeit vor der anderen, die den bösen Tag ausmacht, und wo daran gelegen ist, daß des Feindes Absicht zurückgetrieben, unser – aus GOttes Wort und Geist gefaßter guter Wille gestärkt, und damit GOttes gnädiger Wille an uns vollbracht werde. – An der Waffenrüstung GOttes macht nun der Apostel zuerst die Gurt der Wahrheit namhaft. Denn wenn das Herz nicht rechtschaffen, wenn das Auge nicht einfältig ist, wenn so viele Absichten und Nebengesuch im Amts = Haus = und Christen = Beruf mitgenommen werden, die sich nicht in den Gurt der Wahrheit bringen lassen; so hat es der Feind gleich gewonnen, daß er einen Streiter als einen Liebhaber seines eigenen Lebens zuschanden macht, dem es nicht redlicher ernst, noch um die ganze Wahrheit in Christo JEsu zu tun sei. Dazu kommt dann der Brustharnisch eines von der Sünde abgezogenen, und nach der Gerechtigkeit ringenden und über derselben haltenden Gewissens. Denn dabei hat erst ein unverwandtes Einschauen in das Evangelium des Friedens Statt, ja ein Eindringen in dasselbe, und Erreichung eines festen Standes darin, woran denn auch gewiß der Sieg über die Welt und ihren Fürsten hängt. Über Alles aber breitet sich der Schild des Glaubens aus, oder der Ruhm: Ist GOtt für uns, wer mag wider uns sein? Christus ist hie, der wird seine Wahrheit an uns nicht fehlen lassen. Was man jetzt noch nicht sieht, daran hat man doch in Hoffnung Anspruch; und das gibt den Helm des Heils . Mit der demütigen Beziehung auf das, was geschrieben steht , hat der HErr JEsus den Kampf gegen den Versucher geführt, und Wachen und Beten hat Er den Jüngern aufgegeben, da Satanas ihrer begehrt hat. Darum gedenkt der Apostel auch hier des Worts GOttes und des anhaltenden Gebets. JEsu! Hilf siegen in allerlei Fällen, gib mir die Waffen und Wehre zur Hand; rüste mich Schwachen mit Allmacht und Stärke, daß ich, o Liebster! Dein Dasein vermerke. Text: Epheser 6,19-24 Der Apostel fordert die Epheser auf, auch ihn mit ihrem Gebet zu unterstützen, bezieht sich auf Tychikum, und die mündlichen Nachrichten, die sie durch ihn von seinen Umständen erhalten werden, und schließt mit einem erwecklichen Segensgruß. Auf die Liebesübung der Fürbitte hat Paulus besonders viel gehalten. Es ist auch wirklich ein Hauptstück vom Ehrenstand der Kinder GOttes, daß sie Ihm nicht nur ihre eigenen Angelegenheiten im Gebet vortragen, sondern sich auch Anderer mit Fürbitte annehmen dürfen. GOtt hat seine Freunde frühzeitig damit geehrt; in der ältesten Geschichte Abrahams, Hiobs zc. Kommen Spuren davon vor. Im Neuen Testament hat der Geist Christi auch dies Wirken des Geistes noch mehr in Gang gebracht. Aber freilich wird weder ein faules Hinlehnen auf Anderer Fürbitte, dergleichen Simon mit unrichtigem Herzen (Apg. 8, 24) gesucht, noch ein gewinnsüchtiges Versichern seiner Fürbitte, dergleichen der liebe Heiland an den Pharisäern (Matth. 23, 14) bestraft hat, dadurch gut geheißen, sondern ein gemeinschaftliches Kämpfen und Helfen mit Beten verstanden. Auch beim Amt des Worts begegnet GOttes Geben und der Menschen Treue im Forschen des Worts und im Prüfen der Zeichen seiner Zeit einander. Das Geheimnisvolle, das dem natürlichen Menschen so Unvernehmliche am Evangelio kann am fröhlichen Auftun des Mundes hindern. Von Sachen, darin man seinen Verstand und Witz zeigen kann, von Vernunfts = Wahrheiten, allenfalls auch von den – in aller Menschen Gewissen geschriebenen Gründen der Gerechtigkeit kann man leichter mit freudigem Auftun des Mundes reden, und sich der Anderen unverweigerten Beifall versprechen. Aber das Geheimnis des Evangelii, daran dem natürlichen Menschen so Manches töricht vorkommt, so vorhalten, daß etwas von der heimlichen Weisheit und GOttes Kraft in der Anderen Gewissen leuchtet, das ist wirklich eine Gottesgabe. Und dergleichen Schatz hat GOtt nicht nur in irdische Gefäße und gewöhnlich schwache Menschen gelegt, sondern selbige noch mit vorzüglichen Kreuzesniedrigkeiten, Banden, Trübsalen, zugedeckt, damit desto mehr erkannt werden müsse, die überschwengliche Kraft sei GOttes, und nicht von ihnen. Und da muß man freilich auf der einen Seite mit göttlichem Gemüte und königlichem Geist freudig handeln, und auf der anderen Seite doch sich bescheiden, daß man mit einem Geheimnis GOttes umgehe, das sich nicht mit Gewalt der Überzeugung aufdringen lasse. Was sich hierin gebühre, lernt man nicht ohne tausend Not und Ängsten, ohne Kämpfen, und ohne Mitkämpfer zu haben. – Nähere Nachricht voneinander erweckt auch zu desto treffenderer Fürbitte für einander; deswegen bezieht sich der Apostel auf Tychikus. – Die Summe des ganzen Briefs war: GOtt in Christo, vor der Zeit der Welt im Vorsatz, GOtt in Christo, bei der Ausführung der uns zugedachten Erlösung, GOtt in Christo bei der heiligen Zueignung dieses uns bereiteten Heils bis zu dessen Vollendung in der Herrlichkeit; und daher zieht sich nun auch der Segenswunsch im Beschluß auf Gemeinschaft mit GOtt und seinem Frieden und seiner Liebe zusammen. Das kleinste Kind in Christo, und der Stärkste durch GOttes Geist an dem inwendigen Menschen, können in dem köstlichen Herzenspünktlein der Liebe JEsu zusammenkommen. Die Gnade bleibt unverrückt, und aus derselben erreicht auch die Liebe etwas Unverwelkliches, das in der Hitze der Anfechtung nicht verdorrt.
Copyright information for Rieger