Jonah 4

Text: Jona 4,1-5 Jona 4 Einleitung Das vierte Kapitel beschreibt, mit welchem Mißvergnügen Jona dies Verschonen GOttes über Ninive angesehen habe, aber auch die Mittel und die Art, wie ihm GOtt die Unbilligkeit desselben hat zu erkennen und empfinden gegeben. Text: Jona 4,1-5 Was die gute Wirkung der Predigt des Jonas bei ihm selber für eine traurige Wirkung gehabt habe. Ein Mancher möchte diesen Verdruß an Jona fast nicht fassen können. Allein, ehe man sich über Jona aufhält, so bedenke man zuvor wohl, was herauskäme, wenn wir unsre Gedanken und Empfindungen über manche Begebenheiten in der Regierung GOttes so aufrichtig beschreiben sollten, als Jona da getan. Lerne Jeder nur die so tief sitzenden Argheiten seines eigenen Herzens erkennen und darüber nachdenken, ob das nicht das Unheilbarste an uns ist, daß es in uns steckt, und wir verbergen es vor uns und Andern. Hernach muß man es auch nach den Zeiten und Versuchungen des Jonas beurteilen; da konnte es auch einem Mann GOttes begegnen, die Heiden gering zu achten; hatte doch Petrus bis ins Neue Testament hinein daran zu lernen, daß vor GOtt kein Ansehen der Person sei, Sondern unter allem Volk, wer Ihn fürchtet und Recht tut, Ihm angenehm sei. Die Sorge, daß die in den Wegen GOttes unerfahrenen Niniviten solche Langmut GOttes auf Mutwillen ziehen, und GOttes Drohungen verachten würden, war auch nicht ungegründet. Überhaupt aber muß man bei allen Fehlern und Gebrechen, die man im Umgang mit Andern wirklich zu tragen hat, oder die man an denen, die vor uns gewesen sind, aus Nachrichten von ihnen bemerkt, immer denken, GOtt weiß, was für ein Gemächt wir sind, und wie unser Naturell zwar auf der einen Seite zu etwas besonders versuchlich, aber auf der andern Seite auch zu etwas brauchbar macht, damit man sich sonderlich bei Andern nie an das Fehlerhafte hänge, Sondern vorher das Gute an der Gabe nütze. Des Jona affektvolles Wesen hat ihn in diese Fehler gestürzt, aber wozu das nämliche Naturell ihm in seinem Amt auch brauchbar geworden ist, muß man nicht aus der Acht lassen. Das ist ein böser Tück unsers Herzens, von welchem einmal Salomo sagt, daß ein Fauler sich weiser dünkt, als sieben, die Sitten lehren; nämlich, wer nie etwas angreift, macht seinem Dünken nach auch weniger Fehler, und gefällt sich darin wohl; aber was er als ein Fauler versäumt, rechnet er nicht. Jona betete gleichwohl nicht um der Niniviten Verderben, sondern um seines eigenen Lebens Ende. Damit sind sonst diejenigen am schnellsten fertig, die den Ernst GOttes im Gerichte des Todes am wenigsten erfahren haben. Jona aber hatte Schon zehnfach den Tod auf dem Meer ausgestanden, und hat darunter so ängstlich zu dem HErrn gerufen, und doch lag ihm jetzt der Eifer für Sein Amt und die demselben von GOtt angehängte Ehre so an, daß er lieber tot Sein wollte als leben. Allein GOtt kann ein Opfer von uns fordern, was Er für eines will; jetzt forderte Er von Jona nicht Seines Lebens Hingabe, sondern ein gelassenes Warten, wie es weiter gehen werde, und darunter fand Jona einen andern, aber ihm heilsameren, Tod, als wenn GOtt Seine Seele von Ihm genommen hätte. Text: Jona 4,6-11 Was GOtt vor eine weitläufige Anstalt gemacht habe, um Jona schwüriges Herz gründlich zu heilen. Wie viel tausend Schläge, wie viel rauhe Wege kostet Dich ein Herz! Bei Andern meinen wir oft, ein Wort und eine Vorstellung solle Schon genug sein, aber an uns selber erfahren wir, wie wir uns erst unter wirklichen Schickungen GOttes recht kennen lernen, und also auch erst gründlich genesen; wer recht dahinter kommen will, was ein Eifer und Unmut, der SICH ziemlich für geistlich oder doch wohlbefugt ausgeben will, gleichwohl vom Fleisch an sich habe, der merke nur, wie er oft durch was Geringes, dem Fleisch Vergnügliches, kann gestillt werden. Das ist die Eitelkeit unsers Herzens, daß es sich über so kleine Dinge freuen, und über so kleine Dinge betrüben kann; und doch braucht GOtt oft diese Erfahrung an uns Selber zu einem Mittel, uns zu heilen, oder uns von Solchem Halten über dem Richtigen ab und zu einem Halt an Seine unveränderte Gnade zu bringen; wenn uns ein Kürbis zu viel freut, so weiß GOtt Schon, daß weiter nichts als ein Wurmstich dazu gehört, so kann der Mensch wieder aus seiner Freude nüchtern werden; nur Schade, wenn es hernach auf die andere Seite zu weit in Verdruß fällt. GOttes Nachgeben und Geduld wird auch hierunter unsre Seligkeit. Was der ganze Hergang bei Jona gefruchtet habe, wird unserm eigenen Nachdenken überlassen, ist aber aus der redlichen Darlegung des ganzen Hergangs genugsam zu schließen; denn zu Solcher aufrichtigen Bekenntnis kommt man nicht, wo nicht das Gewissen gründlich geheilet, und das Herz von Solchen bitteren Wurzeln los ist. Der Kürbis Jonä währt nicht lang, Liebst ihn zu viel macht er dir bang; Drum suche doch kein bleibendes Vergnügen, Als in GOtt selbst, der ewig bleibt, Der alles Andre von dir treibt, Um dich ganz bloß allein zu Ihm zu fügen; Sonst wird vergehen über Nacht, Was dir so kurze Freud‘ gebracht!
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