‏ Acts 20

1Als sich die Unruhe gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zusammen; er hielt eine Ansprache an sie, sagte ihnen Lebewohl und zog aus nach Mazedonien. Anf. Sommer 54 n.Chr. 2Er reiste durch dieses Land und ermunterte die Jünger mit reichem Zuspruch.
Wahrscheinlich ist der Apostel damals von Mazedonien aus bis nach Illyrien gekommen. Rö 15:19
Dann begab er sich nach Griechenland Dezbr. 54 n.Chr.
3und hielt sich dort drei Monate auf.
Von Dezember 54 bis März 55 n.Chr. Wahrscheinlich verbrachte Paulus den größten Teil der drei Monate in Korinth.
Weil aber die Juden,
In Korinth (vgl. 18,12ff.).
als er sich
Nämlich Kenchreä, der Hafenstadt von Korinth.
nach Syrien einschiffen wollte,
Um auf dem nächsten Weg nach Jerusalem zu kommen (19,21).
einen Anschlag auf sein Leben vorhatten,
Wovon der Apostel noch rechtzeitig Kenntnis erhielt. Auf dem Schiff, das Paulus benutzen wollte, reisten jedenfalls auch viele jüdische Festpilger nach Jerusalem, die nach Bestechung des Schiffsführers Paulus auf hoher See leicht verschwinden lassen konnten.
beschloß er, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen.
Also denselben Landweg zu benutzen, auf dem er vor drei Monaten nach Korinth gekommen war. — V3 lautet nach D: "Als er sich dort drei Monate aufgehalten hatte und von den Juden ein Anschlag auf ihn gemacht worden war, wollte er sich nach Syrien einschiffen. Aber der Geist gebot ihm, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen." V4 und 5 lauten: "Als er dann bis Asien reisen wollte, gingen ihm Sopater usw.... voraus und erwarteten ihn in Troas. Wir aber fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab."
4Bis Asien begleiteten ihn (durch Mazedonien) Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, Aristarchus und Sekundus aus Thessalonich, Gajus aus Derbe und Timotheus, sowie Tychikus und Trophimus aus Asien. 5Die beiden letzten kamen erst später hinzu
Sie reisten also nicht mit Paulus und den anderen durch Mazedonien bis Asien.
und erwarteten uns
Von hier schließt sich Lukas wieder mit ein.
in Troas.
6Wir anderen fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote
Nach dem Passahfest des Jahres 55 n.Chr.
von Philippi ab und trafen sie nach einer fünftägigen Fahrt in Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten. Gleich nach Ostern 55 n.Chr.
7Am ersten Wochentag
Und zwar am Abend.
kamen wir zusammen, um das Brot zu brechen.
Vgl. 2,46.
Vorher hielt Paulus, der am nächsten Morgen abreisen wollte, eine Ansprache an die Jünger und dehnte seine Rede bis Mitternacht aus.
8In dem Obersaal, wo wir versammelt waren, brannten viele Lampen.
Diese verbreiteten eine große Wärme, und deshalb hatte man das Fenster geöffnet.
9Ein Jüngling mit Namen Eutychus saß auf der Fensterbank und fiel während der langen Predigt des Paulus in tiefen Schlaf. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte aus dem dritten Stockwerk in die Tiefe. Als man ihn aufhob, hielt man ihn für tot. 10Paulus eilte hinab, beugte sich über ihn,
1. Kön. 17,21; 2. Kön. 4,34.
nahm ihn in seine Arme und sprach: "Seid unbesorgt, seine Seele ist noch in ihm."
11Dann ging er wieder hinauf und brach das Brot (bei dem Mahl des Herrn). Hierauf nahm er einen Imbiß und unterhielt sich noch lange mit den Brüdern bis zur Morgendämmerung. Da nahm er Abschied. 12Den Jüngling aber brachte man jetzt lebendig nach Hause.
Bei D heißt es: "Beim Abschiednehmen aber führte er (Paulus) den Jüngling lebendig herbei."
Das war für alle ein großer Trost.
13Wir anderen waren schon vorher auf das Schiff gegangen und fuhren nun ab nach Assus,
Einer Küstenstadt südlich von Troas.
wo wir auch Paulus an Bord nehmen sollten; denn so hatte er es bestimmt, weil er selbst
Von Troas bis Assus.
den Weg zu Fuß machen wollte.
14Als er uns in Assus traf, nahmen wir ihn an Bord und fuhren nach Mitylene.
Einer reichen Stadt an der Ostküste der Insel Lesbos.
15Von da ging die Reise weiter. Am folgenden Tag ankerten wir Chios
Einer herrlichen Insel im Ägäischen Meer.
gegenüber, tags darauf erreichten wir Samos,
Eine Insel im Ägäischen Meer nicht weit von Ephesus.
und am nächsten Tag kamen wir nach Milet.
Südlich von der Mündung des Mäander am Meer gelegen.
16Paulus hatte sich nämlich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren,
Ohne dort die Gemeinde zu besuchen.
um keine Zeit in Asien zu verlieren. Denn er eilte, um wo möglich am Pfingsttag in Jerusalem zu sein.
17Von Milet sandte er Botschaft nach Ephesus und berief die Ältesten der dortigen Gemeinde zu sich. 18Als sie bei ihm versammelt waren, sprach er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich seit dem ersten Tag, wo ich nach Asien gekommen bin, und während meines ganzen Aufenthaltes daselbst unter euch gelebt habe: 19Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut, ja unter Tränen und Anfechtungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfahren sind. 20Nichts von dem, was euch nützlich sein konnte, habe ich verschwiegen, wenn ich euch öffentlich und einzeln in den Häusern predigte und euch unterwies. 21Juden und Heiden habe ich dringend ermahnt, sich zu Gott zu bekehren und an unseren Herrn Jesus Christus zu glauben. 22Nun bin ich, in meinem Geist dazu getrieben, auf dem Weg nach Jerusalem. Ich weiß nicht, was mir dort begegnen wird. 23Nur soviel ist gewiß: der Heilige Geist weist mich
Durch prophetische Kundgebungen.
in allen Städten
Durch die ich jetzt reise, und zwar in den Versammlungen der christlichen Gemeinden.
eindringlich darauf hin, daß Gefangenschaft und Leiden
In Jerusalem.
mich erwarten.
24Doch selbst an meinem Leben liegt mir nichts, wenn ich nur meinen Lauf (mit Freuden) vollenden und jenen Dienst zum Abschluß bringen kann, den ich empfangen habe von dem Herrn Jesus: die Heilsbotschaft der Gnade Gottes zu bezeugen. 25Und nun, ich weiß: ihr alle, bei denen ich mit der Verkündigung des Königreichs
Des Königreichs Gottes.
geweilt, ihr sollt mein Angesicht nicht länger sehen.
26Darum erkläre ich euch heute feierlich: Ich bin ganz rein von euer aller Blut.
Mich trifft keine Schuld, wenn einer von euch dem ewigen Tod anheimfällt (18,6).
27Denn ich habe euch in meiner Predigt nichts verschwiegen, sondern euch den Ratschluß Gottes in seinem ganzen Umfang kundgemacht. 28So habt denn acht auf euch und auf die ganze Herde, über die euch der Heilige Geist
Durch die prophetische Berufung zum Amt. vgl. 1Ti 1:18, 4:14 Klemens von Alexandria berichtet von dem Apostel Johannes, er habe auf seinen Reisen, die er von Ephesus aus machte, in den Gemeinden solche, "die von dem Geiste bezeichnet wurden," in den Klerus, d.h. unter die Zahl der Priester aufgenommen (Euseb. hist. eccl. III,23). Ebenso schreibt Klemens von Rom den Korinthern, daß die Apostel Männer, die sie "durch den Geist geprüft hatten," zu Bischöfen und Diakonen einsetzten (1. Clem. ad Cor. c. 42).
als Bischöfe
D.h. Aufseher. Php 1:1, 1Ti 3:2, Tit 1:7
gesetzt hat, daß ihr des Herrn Kirche weidet, die er sich durch sein eigen Blut erworben hat!
29(Denn) ich weiß: nach meinem Weggang werden reißende Wölfe
Verderbliche Irrlehrer.
unter euch einbrechen, die die Herde nicht verschonen.
30Ja, aus eurer eigenen Mitte werden Männer auftreten, die verkehrte Dinge lehren, um die Jünger für sich zu gewinnen.
Die Irrlehrer kommen also nicht nur von außen, sondern auch aus dem Schoß der Gemeinde selbst.
31Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre Tag und Nacht nicht abgelassen habe, jeden einzelnen von euch unter Tränen zu vermahnen! 32Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade: er vermag euch zu erbauen und euch das Erbteil zu verleihen zugleich mit allen, die geheiligt sind. 33Silber, Gold und Kleider habe ich mir von niemand geben lassen. 34Ihr wißt ja selbst, daß diese meine Hände für meinen und meiner Mitarbeiter Unterhalt gesorgt haben. 35Mein Beispiel hat euch stets gezeigt, wie man durch solche Arbeit im Schweiß seines Angesichts auch noch die Mittel haben muß, die Hilfsbedürftigen zu unterstützen, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der ja selbst gesagt hat: 'Geben ist beglückender als Nehmen.'"
Dieser Ausspruch des Herrn findet sich nicht in den Evangelien.
36Nach diesen Worten kniete er mit ihnen allen zum Gebet nieder. 37Unter lautem Weinen fielen alle Paulus um den Hals und küßten ihn. 38Am meisten betrübte sie sein Wort, sie würden sein Angesicht nicht weiter sehen. Dann brachten sie ihn auf das Schiff.
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