‏ John 11

1Ein Mann, mit Namen Lazarus,
D.h. Gotthilf (Gott hat geholfen).
lag krank. Der wohnte in Bethanien,
Einem Dorf am Ostabhang des Ölberges (vgl. V18).
dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Martha.
D.h. Herrin.
2Es war aber die Maria, die (später) den Herrn mit Öl salbte und seine Füße mit ihren Haaren abtrocknete;
12,1ff.
deren Bruder Lazarus lag krank. —
3Da sandten seine Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: "Herr, den du liebhast, der liegt jetzt krank." 4Als Jesus das vernahm, sprach er: "Diese Krankheit soll nicht dem Tod eine Beute geben, sondern sie dient zur Ehre Gottes: der Sohn Gottes soll dadurch verherrlicht werden."
Durch die Verherrlichung des Sohnes wird Gott selbst verherrlicht.
5Jesus liebte
Das hier im Griechischen gebrauchte Wort (verschieden von dem in V3), von Johannes zart gewählt, ist dasselbe, das Mt 22:37,39 von der Liebe zu Gott und dem Nächsten gebraucht wird; vgl. auch 21,15-16. Das Wort "liebhaben" (philein) in V3 drückt die Zärtlichkeit der Liebe aus. Der Unterschied der beiden in V3 und 5 gebrauchten Ausdrücke "liebhaben" und "lieben" (philein und agapan) tritt deutlich hervor in einem Satz bei Dio C. 44,48: "Ihr habt ihn (Julius Cäsar) zärtlich liebgehabt (ephilesate) wie einen Vater und ihn (in Verehrung) geliebt (egapesate) wie einen Wohltäter."
Martha und ihre Schwester und Lazarus.
6Zunächst blieb er trotz der Nachricht von des Lazarus Krankheit noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
Er wartete auf den Wink seines Vaters (vgl. 2,4; 7,6).
7Dann erst sprach er zu seinen Jüngern: "Wir wollen wieder nach Judäa ziehen!" 8Seine Jünger erwiderten ihm: "Meister, eben erst haben dich die Juden steinigen wollen,
10,31.
und nun willst du wieder dorthin gehen?"
9Darauf sagte Jesus: "Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wer bei Tag umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht der Welt.
Das Sonnenlicht.
10Wer aber des Nachts umhergeht, der stößt sich; denn da hat die Welt kein Licht."
Solange für Jesus der Tag, d.h. die ihm vom Vater angewiesene Wirkenszeit dauert, so lange hat er von seinen Feinden nichts zu fürchten.
11So sprach er. Dann fuhr er fort: "Unser Freund Lazarus schläft; aber ich will hingehen, um ihn aufzuwecken." 12Da entgegneten ihm die Jünger: "Herr, wenn er schläft, so wird er wieder gesund." 13Jesus aber hatte des Lazarus Tod gemeint, während sie dachten, er rede von der Ruhe des Schlafes. 14Da sagte ihnen Jesus frei heraus: 15Lazarus ist tot; und euretwegen bin ich froh, daß ich nicht dagewesen bin, damit ihr glaubt. Nun aber laßt uns zu ihm gehen!" 16Da sprach Thomas mit dem Beinamen "Zwilling"
Griechisch: "Didymos." Der aramäische Name Thomas vgl. Mt 10:3 und der griechische Name Didymos, der bei den Heidenchristen gebräuchlich war, bedeuten Zwilling.
zu seinen Mitjüngern: "Ja, laßt auch uns hingehen, daß wir mit ihm sterben!"
Thomas sieht in der Rückkehr nach Jerusalem für Jesus und seine Jünger den Weg zum sicheren Tod, und in düsterer Entschlossenheit, aber zugleich mit dem Mut der Liebe zu Jesus ist er zum Sterben bereit und fordert auch seine Mitjünger dazu auf.
17Bei Jesu Ankunft lag Lazarus schon vier Tage im Grab. 18Da Bethanien kaum eine halbe Meile
Wörtlich: "etwa 15 Stadien." Ein altgriechisches Stadion = 185 Meter.
von Jerusalem entfernt war,
19hatten sich viele Juden
D.h. Mitglieder des Hohen Rates und andere angesehene Einwohner der Stadt Jerusalem. Die Geschwister in Bethanien gehörten also einer vornehmen Familie an.
bei Martha und Maria eingefunden, um sie über den Tod ihres Bruders zu trösten.
Diese Beileidsbesuche dauerten bei den Juden in der Regel sieben Tage.
20Bei der Nachricht: "Jesus kommt!" ging Martha ihm entgegen, während Maria im Haus sitzen blieb.
Die Beileidsbezeigungen nahm man sitzend entgegen.
21Martha sprach zu Jesus: "Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! 22Doch auch jetzt noch
Obwohl er tot ist.
weiß ich, daß Gott dir geben wird, was du von ihm erbittest."
Hiermit spricht Martha das Vertrauen aus, daß Gott auf Jesu Gebet Lazarus wieder auferwecken könne.
23Jesus antwortete ihr: "Dein Bruder wird auferstehen." 24Martha entgegnete ihm: "Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag."
So spricht sie im Ton getäuschter Hoffnung, denn sie hat sofort ein Eingreifen Jesu erwartet.
25Jesus sprach zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der soll auch nach dem Tod leben.
Das wahre Leben, das er im Glauben empfangen hat, wird durch den leiblichen Tod gar nicht berührt; es vollendet sich durch die Auferstehung.
26Und wer in seinem Leben an mich glaubt, der soll nun und nimmer sterben.
Denn aufgrund seines Glaubens hat er das ewige Leben. Vgl. Rö 14:8. — "Die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Wiederkunft des Herrn," sollen ja wirklich, ohne den Tod zu sehen, verwandelt werden. 1Th 4:17, 1Kor 15:51-53
Glaubst du das?"
27"Ja, Herr", versetzte sie, "ich glaube fest, daß du bist der Messias, der Sohn Gottes, der in der Welt erscheinen soll." 28Nach diesen Worten ging sie weg und rief ihre Schwester Maria, indem sie ihr heimlich zuflüsterte: "Der Meister ist da und ruft dich." 29Bei dieser Kunde stand Maria eilig auf und begab sich zu ihm. 30Jesus war nämlich noch nicht in das Dorf gekommen, sondern er war noch an der Stelle, wo ihn Martha getroffen hatte. 31Als nun die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie zu trösten suchten, sie aufstehen und eilig hinausgehen sahen, da folgten sie ihr; denn sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. 32Maria kam an den Ort, wo Jesus war. Als sie ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: "Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!" 33Als Jesus sie und auch die Juden, die sie begleiteten, laut weinen sah, ergrimmte er in seinem Geist,
Worüber? Über die Macht des Todes? Oder: über das Weinen der Juden, das nichts als eine heuchlerische Äußerlichkeit war?
so daß ihn schauderte.
34Dann fragte er:
Maria und Martha.
"Wo habt ihr ihn beigesetzt?" Sie erwiderten ihm: "Herr, komm und sieh!"
35Jesus weinte still. 36Da sprachen die Juden: "Wie hat er ihn so liebgehabt!" 37Doch einige von ihnen sagten: "Konnte der Mann, der des Blinden Augen aufgetan hat, nicht auch verhindern, daß dieser starb?" 38Jesus, abermals ergrimmt in seinem Inneren,
Über die hämischen Reden der Juden in V37.
trat an das Grab. Das war in einer Höhle; vor ihrem Eingang lag ein Stein.
39Jesus gebot: "Entfernt den Stein!" Martha, des Verstorbenen Schwester, sprach zu ihm: "Herr, er riecht schon nach Verwesung; er ist ja schon vier Tage tot." 40Jesus erwiderte ihr: "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst, wenn du glaubst, die Herrlichkeit Gottes sehen?" 41Da entfernte man den Stein. Jesus aber hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: 42"Vater, ich danke dir, daß du mich allezeit erhört hast. Ich wußte zwar, daß du mich allezeit erhörst. Doch um der Leute willen, die hier stehen, spreche ich dies
Das Dankgebet von V41.
offen aus, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast."
43Nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: "Lazarus, komm heraus!" 44Da kam der Tote heraus, Füße und Hände mit Binden umwickelt und das Gesicht mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sprach zu den Umstehenden: "Nehmt ihm die Binden ab und laßt ihn gehen!" 45Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und Jesu Tat gesehen hatten, wurden an ihn gläubig. 46Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und erzählten ihnen, was Jesus getan hatte. 47Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates und sprachen: "Was ist zu tun? Dies Menschen tut viele Wunderzeichen. 48Wenn wir ihn noch weiter gewähren lassen, so werden alle an ihn glauben. Dann
Wenn so eine messianische Volksbewegung entsteht.
aber kommen die Römer und räumen auf mit unserer Stadt und unserem Volk."
49Einer aber aus ihrem Kreis, Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: "Euch fehlt's an Einsicht. 50Darum bedenkt ihr auch nicht, daß es besser für euch ist, wenn ein Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht."
Diesen Ausspruch des Kaiphas im Hohen Rat kann Johannes z.B. durch Nikodemus (7,50) erfahren haben.
51So redete er aber nicht aus eigener Überlegung; sondern weil er in jenem Jahr Hoherpriester war, weissagte er (unbewußt), Jesus solle sterben für das (jüdische) Volk, 52doch nicht allein für dieses Volk, sondern auch, um die (in der Heidenwelt) zerstreuten Kinder Gottes
Die "anderen" Schafe in 10,16, die durch Christus Kinder Gottes werden sollten.
zu einer Einheit zu verbinden.
53Seit jenem Tag berieten sie darüber, ihn zu töten. 54Jesus zeigte sich deshalb
Weil ihm die Absichten des Hohen Rates bekannt geworden waren.
nicht mehr frei und offen unter den Juden,
Unter seinen jüdischen Gegnern.
sondern er zog sich von da in die Gegend nahe bei der Wüste
Gemeint ist die jüdische Wüste, die sich bis Jericho hinauszog.
zurück und begab sich in eine Stadt, mit Namen Ephraim;
Nicht weit von Bethel.
dort hielt er sich mit seinen Jüngern auf.
55Es war aber kurz vor dem jüdischen Passahfest. Viele aus jener Gegend zogen noch vor dem Passah nach Jerusalem, um sich dort zu reinigen.
Und zwar durch Waschungen, Opfer und dgl., damit sie in gesetzlicher Reinheit das Fest feiern konnten. 2Ch 30:17
56Die forschten auch nach Jesus, und als sie auf dem Tempelplatz zusammenstanden, fragten sie einander: "Was meint ihr? Er wird wohl nicht zum Fest kommen?" 57Die Hohenpriester und die Pharisäer hatten nämlich den Befehl gegeben: wer wisse, wo er sich aufhalte, der solle davon Anzeige machen; denn sie wollten ihn gefangennehmen lassen.
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