‏ John 12

1Sechs Tage vor dem Passahfest
Nah meiner Annahme: Freitag, den 8. Nisan im Jahr 29 oder 30 n.Chr.
kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus wohnte, den er von den Toten auferweckt hatte.
2Dort richtete man ihm zu Ehren ein Mahl aus.
Und zwar am folgenden Tag, einem Sabbat. Gerade den Sabbat wählten die Juden mit Vorliebe zu größeren Gastereien. Lu 14:1
Martha wartete dabei auf, während Lazarus mit ihm einer der Tischgäste war.
3Maria aber nahm ein Pfund kostbaren Salböls aus echter Narde, salbte damit Jesu Füße und trocknete sie mit ihren Haaren ab. Von diesem Salböl duftete das ganze Haus. 4Da sagte einer von seinen Jüngern, Judas aus Kariot, der sein Verräter werden sollte:
Vgl. 6,71.
5"Warum hat man dieses Salböl nicht für dreihundert Silberlinge
Wörtlich: "für 300 Denare" (etwa 210 Goldmark).
verkauft und das Geld den Armen gegeben?"
6So sprach er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen hatte, sondern weil er ein Dieb war: er hatte die Geldkasse und entwandte von dem, was hineingelegt wurde.
Von Anhängern und Freunden Jesu. Lu 8:3
7Jesus erwiderte ihm: "Laß sie gewähren! Sie hat das Salböl für meinen Begräbnistag aufbewahren wollen.
Der Salbungstag ist hier wie Mt 26:12 als der Begräbnistag gedacht.
8Denn Arme habt ihr allezeit bei euch, doch mich habt ihr nicht allezeit." 9Eine große Menge Juden kam
Noch Sonnabend abend, als der Sabbat zu Ende war.
(nach Bethanien), als sie erfuhren, Jesus sei dort. Sie fanden sich aber nicht nur Jesu wegen ein, sondern sie wollten auch Lazarus sehen, den er von den Toten auferweckt hatte.
10Die Hohenpriester aber berieten darüber, auch Lazarus zu töten, 11weil seinetwegen viele Juden sie verließen und an Jesus glaubten. 12Tags darauf
Am Palmsonntag, den 10. Nisan.
ging eine große Schar von Festpilgern auf die Kunde, Jesus sei auf dem Weg nach Jerusalem,
13mit Palmzweigen ihm entgegen unter dem lauten Ruf: "Heil! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn
Siehe die Anmerkung zu Mt 21:9.
— er, der König Israels!"
14Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf. So erfüllte sich das Schriftwort: 15Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Sieh, dein König kommt und reitet auf einem Eselfüllen! 16- Damals freilich verstanden seine Jünger die Bedeutung dieser Worte noch nicht. Erst als Jesus zur Herrlichkeit erhoben war, erinnerten sie sich, daß dies von ihm geschrieben stand und sie es so für ihn ausgeführt hatten
Indem sie auf Jesu Befehl den Esel herbeiführten. Dies erzählt zwar Johannes nicht, aber er setzt es nach dem Bericht der drei älteren Evangelien bei seinen Lesern als bekannt voraus.
—.
17Die Volksmenge, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grab rief und ihn von den Toten auferweckte, machte diese Tat bekannt. 18Deshalb ging ihm auch jene Schar
V12.
entgegen, weil sie erfahren hatte, er habe dieses Wunderzeichen getan.
19Die Pharisäer aber sprachen untereinander: "Ihr seht nun deutlich, daß ihr nichts erreicht.
Mit dem Befehl 11,57.
Der ganze Pöbel läuft ihm nach!"
20Unter den Festpilgern waren auch einige Griechen.
D.h. Heiden, aber Anhänger des Judentums, wie der äthiopische Würdenträger Apg. 8 und der Hauptmann Kornelius Apg. 10.
21Diese kamen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa stammte, und trugen ihm die Bitte vor: "Herr, wir möchten Jesus kennenlernen." 22Philippus ging hin und sagte es Andreas. Andreas und Philippus kamen dann und teilten es Jesus mit. 23Jesus antwortete ihnen:
Den beiden Jüngern.
"Die Stunde ist gekommen, wo der Menschensohn verherrlicht werden soll.
In dem Verlangen dieser Heiden nach ihm und seiner Wahrheit sieht Jesus eine Bürgschaft für seine nahe Verherrlichung. Denn erst nach seiner Himmelfahrt sollte der Heidenwelt die Heilsbotschaft verkündigt werden.
24Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Weizenkorn, das nicht in die Erde eingesenkt wird und dann abstirbt, bleibt, was es ist: ein einzelnes Korn. Ist es aber abgestorben, so bringt es reiche Frucht.
Wie das Weizenkorn erst nach seiner Auflösung Frucht bringen kann, so kann auch Jesus nur durch den Tod zur Herrlichkeit eingehen und eine reiche Ernte in der Menschenwelt einsammeln.
25Sein Leben lieben heißt: es verlieren; sein Leben opfern
Wörtlich "hassen;" vgl. Mt 10:39.
in dieser Welt heißt: es erhalten fürs ewige Leben.
26Wer mir dienen will, der folge mir;
Und gebe auch sein Leben hin.
und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird der Vater ehren.
27Jetzt ist meine Seele voller Schauder,
In dem Gedanken an den nahen Tod. — Diese Stelle beweist, daß die Seelenangst Jesu in Gethsemane nicht vereinzelt dasteht, sondern ihre Vorboten gehabt hat.
und was soll ich sagen? Soll ich beten: Vater, bewahre mich vor dieser Stunde?
Vor der Leidens- und Todesstunde.
Nein, denn gerade deshalb
Um den Tod zu erleiden.
bin ich ja bei dieser Stunde angekommen.
28Vater, verherrliche deinen Namen!" Da kam eine Stimme vom Himmel: "Ich habe ihn schon verherrlicht
In Jesu bisherigem Wirken.
und will ihn noch weiter verherrlichen!"
Durch Jesu Tod und Erhöhung.
29Das Volk, das dastand und dies hörte, sprach: "Es hat gedonnert." Andere meinten: "Ein Engel hat mit ihm geredet." 30Da nahm Jesus das Wort und sagte: "Nicht meinetwegen ist diese Stimme ertönt, sondern euretwegen.
Um euch vom Unglauben zu befreien.
31Jetzt ergeht ein Urteil über diese Welt.
Die Welt ist die ungläubige Menschheit. Sie empfing schon ihren Urteilsspruch, als sie Jesus verwarf und kreuzigte.
Jetzt soll der Beherrscher dieser Welt
Der Teufel, der auch bei den Rabbinen als Herrscher unter den Heiden so genannt wird.
aus ihr hinausgetrieben werden.
32Und bin ich erst erhöht von der Erde, so will ich alle Menschen zu mir ziehen." 33- Mit diesen Worten wollte er andeuten, welches Todes er sterben sollte.
Johannes findet es bedeutsam, daß in dem Wort, womit Jesus seine himmlische Erhöhung bezeichnet, zugleich ein Hinweis auf seinen Kreuzestod liegt, durch den er zur Herrlichkeit gelangen sollte.
34Da antwortete ihm das Volk: "Wir haben aus dem Gesetz gelernt, daß der Messias ewig am Leben bleibt.
Sie denken an Stellen wie Ps 110:4, Jes 9:6, Da 7:14. Das Gesetz bedeutet hier wie 10,34 das ganze Alte Testament.
Was soll es da bedeuten, wenn du behauptest: der Menschensohn muß erhöht werden? Wer ist denn dieser Menschensohn?"
Dieser schriftwidrige, seltsame Menschensohn, der nicht ewig am Leben bleiben soll, während doch dem Menschensohn bei Daniel (7,14) ein ewiges Königtum bestimmt ist, sondern der, wie du es ausdrückst, von der Erde erhöht, also hinweggenommen werden und verschwinden soll. — Aus ihrer Frage ist also nicht zu schließen, daß ihnen der Name Menschensohn sonst unbekannt gewesen wäre.
35Jesus antwortete ihnen:
Ohne auf ihre Frage näher einzugehen, indem er sie nur auf das Eine hinweist, das ihnen not ist.
"Nur noch eine kleine Weile ist das Licht unter euch. Wandelt im Licht, weil ihr's noch habt, damit euch nicht die Finsternis überfalle. Denn wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wohin er geht.
Er geht ins ewige Verderben, ohne dies schreckliche Ziel zu kennen.
36Weil ihr das Licht noch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Lichteskinder
D.h. solche, die vom Licht erleuchtet sind.
werdet."
37Nach diesen Worten ging Jesus weg und verbarg sich vor ihnen.
Hier schließt der Evangelist seine Darstellung der öffentlichen Wirksamkeit Jesu.
Obwohl er aber so viele Wunderzeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn.
38Denn es sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen: Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Und wem ist der Arm
D.h. die Macht.
des Herrn offenbar geworden?
39Darum waren sie unfähig zu glauben,
Wegen des göttlichen Verstockungsgerichtes, wovon im folgenden die Rede ist. Dies Gericht setzt aber überall in der Schrift die menschliche Verschuldung voraus.
weil Jesaja weiterhin gesagt hat:
Jes. 6,9f.
40Er
Gott.
hat ihre Augen geblendet und ihr Herz verstockt. Denn sie sollen mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Herzen nicht verstehen, so daß sie sich bekehren und ich
Der Messias.
sie heile.
41So sprach Jesaja, weil er seine
Des Messias.
Herrlichkeit (im Geist) sah
In den Gotteserscheinungen des Alten Bundes war der Messias als das ewige Wort wirksam.
und (deshalb) von ihm redete.
42Gleichwohl aber
Trotz des vorher allgemein ausgesprochenen Urteils über den Unglauben der Juden.
wurden sogar viele von den Mitgliedern des Hohen Rates an ihn gläubig.
Freilich nur im geheimen (7,48).
Doch der Pharisäer wegen
Aus Furcht vor dieser mächtigsten und Jesus feindlichen Partei.
legten sie kein offenes Bekenntnis ab, damit sie nicht in den Bann getan würden.
Vgl. 9,22.
43Denn sie wollten lieber bei den Menschen als bei Gott in Ehren stehen. 44Jesus aber hat laut verkündigt:
In V44-50 faßt Johannes noch einmal kurz zusammen, was Jesus in Jerusalem laut öffentlich verkündigt hat. Dadurch tritt der vorhin erwähnte Unglaube des Volkes und der Halbglaube so mancher unter seinen Oberen recht ins Licht.
"Wer an mich glaubt, der glaubt ja nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt.
45Und wer mich schaut, der schaut den, der mich gesandt. 46Ich bin als Licht gekommen in die Welt, damit keiner, der an mich glaubt, in der Finsternis bleibe. 47Wer meine Worte hört und nicht bewahrt, über den bin ich kein Richter. Denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. 48Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird sein Richter sein am Jüngsten Tag. 49Denn ich habe nicht eigenmächtig geredet, sondern der Vater, der mich gesandt, der hat mir aufgetragen, was ich sagen und was ich reden soll.
Das Sagen bezeichnet die Lehre nach ihrem Inhalt, das Reden weist auf ihre öffentliche Verkündigung.
50Und ich weiß: Sein Auftrag
Das mir zu reden aufgetragene Wort.
bringt das ewige Leben. Was ich nun rede, das rede ich genau so, wie es der Vater mir gesagt hat."
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