‏ Psalms 119

(Das goldene Alphabet) Wie Ps. 117 unter den 150 Psalmen der kürzeste ist, so ist Ps. 119 der längste. Er ist auch zugleich der vorletzte der neun alphabetischen Psalmen. Sein Bau ist kunstvoll. Er besteht aus 22 Abschnitten, von denen jeder acht Verse hat. In jedem dieser 22 Abschnitte tragen die acht Verse immer den gleichen Anfangsbuchstaben nach der Ordnung des hebräischen Alphabets. In meiner Übersetzung habe ich dies nachzubilden versucht. Zufällig ist wohl auch nicht, daß in den 22 Abschnitten des Psalms die Anrede "Jahwe" 22mal vorkommt. — In dem Psalm wird in reicher Fülle geschildert, welchen Segen Gottes Wort und Gesetz einem jeden Glied des Bundesvolkes bietet und wie sich der einzelne zu ihm verhalten soll. In allen Versen des Psalms, mit alleiniger Ausnahme von V122, wird das Gesetz Gottes erwähnt und gepriesen; deshalb findet sich auch in jedem Vers ein Wort, das zur Bezeichnung des Gesetzes dient. — Gewöhnlich meint man, die einzelnen Verse des Psalms wären ohne inneren Zusammenhang und Fortschritt. Aber Franz Delitzsch hat darauf hingewiesen, daß dies nicht der Fall sei, sondern daß die vielstimmige Lobpreisung des göttlichen Wortes der Lage und Stimmung entspreche, die die öffentlichen Verhältnisse zur Zeit des Dichters hervorgerufen hätten. Der Dichter, über dessen Namen und Lebenszeit uns jede Kunde fehlt, ist noch ein junger Mann (V9.99.100.141). Er muß schwere Trübsal durchmachen. Während ihn ringsum Abfall und Verachtung des göttlichen Gesetzes umgibt, hat er wegen seines Eifers für Gottes Wort und Gesetz viel zu leiden. Nicht nur Spott und Verfolgung sind über ihn gekommen (V51.84.157), sondern er ist um seines Glaubens willen auch eingekerkert worden (V83.85). Auch die weltlichen Machthaber stehen der göttlichen Wahrheit feindlich gegenüber, und von ihnen besonders hat der Dichter Bitteres erfahren (V23.46.161). Wenn behauptet worden ist, Ps. 119 sei im makkabäischen Zeitalter von einem in heidnischer Gefangenschaft schmachtenden angesehenen Israeliten verfaßt worden, so ist das wohl möglich. Dann hat der Gefangene in der Einsamkeit seines Kerkers sicher reichen Trost gefunden in den Betrachtungen, die er in unserm Psalm niedergelegt hat. 1Alle sind glücklich zu preisen, die da untadelig wandeln, / Die einhergehn nach Jahwes Gesetz. 2Alle sind glücklich zu preisen, die seine Zeugnisse halten, / Die ihn suchen von ganzem Herzen. 3Auch keine Frevel verüben, / Sondern in seinen Wegen gehn. 4Aufgestellt hast du deine Befehle, / Daß man sie treu erfüllen soll. 5Ach, stünde doch mein Wandel fest, / Indem ich deine Gesetze hielte! 6Alsdann werd ich nicht zuschanden, / Wenn ich auf all deine Gebote blicke. 7Aufrichtigen Herzens dank ich dir, / Wenn ich deine gerechten Befehle lerne. 8Auf deine Satzungen achte ich: / Verlaß mich nicht völlig! 9Bei einem Jüngling bleibt sein Wandel rein, / Wenn er ihn führt nach deinem Wort. 10Begehrt hab ich dein Wort von ganzem Herzen, / Laß mich nicht irren von deinen Geboten! 11Bewahret hab ich dein Wort in meinem Herzen, / Damit ich nicht sündige wider dich. 12Besungen mit Lobpreis seiest du, Jahwe, / Lehre mich deine Satzungen! 13Bekundet hab ich mit meinen Lippen / Alle Ordnungen deines Mundes. 14Betracht ich den Wandel, den deine Zeugnisse fordern, / So freu ich mich stets wie über allerlei Reichtum. 15Bei deinen Befehlen soll mein Sinnen verweilen, / Und blicken will ich auf deine Pfade.
Auf die Pfade, die du zeigst.
16Bei deinen Satzungen will ich mich ergötzen, / Will nicht vergessen deine Worte. 17Gewähre deinem Knechte Gutes, daß ich leben bleibe, / So will ich deine Worte halten. 18Gib mir offne Augen, / Damit ich erkenne die Wunder
Das Übernatürliche und Geheimnisvolle, das dem menschlichen Verstand unfaßbar ist und das nur im Glauben erkannt werden kann.
in deinem Gesetz.
19Gast
Ein Fremdling, der auf Erden nicht seine wahre Heimat hat. Ps 39:13, 1Ch 29:15, 1Pe 2:1
nur bin ich auf Erden: / Verbirg vor mir nicht deine Gebote!
Damit er sich nun als Fremdling auf Erden recht verhalte, bittet er Gott, er möge ihn seine Gebote klar erkennen lassen.
20Ganz verzehrt hat sich meine Seele vor Sehnsucht / Nach deinen Rechten
Nach immer tieferer Erkenntnis deiner Rechte oder Gerichtsurteile, die sich schon vielfach offenbart haben (V21).
zu jeder Zeit.
21Gescholten hast du Frevelhafte. / Fluch treff alle, die deine Gebote verlassen! 22Gespött und Schande, die ich erfahre, nimm weg! / Denn deine Zeugnisse halte ich. 23Gingen auch Fürsten wider mich an mit feindlicher Rede:
Um mich unschädlich zu machen.
/ Dein Knecht sinnt doch über deine Satzungen nach.
24Gar meine Lust sind deine Zeugnisse, / Sie sind meine Berater. 25Dem Staub klebt meine Seele an; / Belebe mich wieder nach deinem Wort!
Der Dichter kann sich in seiner Trübsal nicht aus eigener Kraft erheben. Darum bittet er Gott um neue Lebenskraft und Lebensfreudigkeit.
26Dir hab ich mein Los geschildert:
Ähnlich wie Hiskia Jes 38:12.
da erhörtest du mich. / Lehre mich deine Satzungen!
27Den Weg, den deine Befehle gebieten, laß mich verstehn! / Denn über deine Wunder will ich sinnen. 28Durch Kummer zerfließt meine Seele: / Richte mich auf nach deinen Verheißungsworten! 29Den Weg der Lüge halte mir fern, / Begnade mich aber mit deiner Lehre!
D.h. schenke mir das rechte Verständnis deiner Lehre.
30Den Weg der Treue hab ich erwählt, / Deine Rechte mir vorgesetzt. 31Deine Zeugnisse, Jahwe, halt ich fest; / Laß mich nicht zuschanden werden! 32Den Weg, den deine Gebote weisen, will ich laufen, / Denn du erfüllst mich mit Einsicht.
Wörtlich: "Du machst mein Herz weit."
33Helle mir auf, o Jahwe, deiner Satzungen Weg, / Damit ich ihn immer beachte! 34Hilf mir zur rechten Erkenntnis, daß ich deine Lehre bewahre / Und sie von ganzem Herzen befolge! 35Hinführen wollest du mich auf deiner Gebote Pfad, / Denn ich habe Gefallen daran. 36Hinlenken wollest du mein Herz zu deinen Gesetzen / Und nicht zu ungerechtem Gewinn. 37Hinweg zieh meine Augen, daß sie nicht nach dem Eitlen
D.h. nach dem, was innerlich leer und haltlos ist.
schaun, / Auf deinen Wegen belebe mich!
38Halt deinem Knechte deine Verheißung, / Damit ich wachse in Ehrfurcht vor dir! 39Halt fern von mir die Schmach, vor der mir graut! / Denn deine Urteilssprüche sind gut.
Darum darf ich auch erwarten, daß du mich gerecht beurteilst und meine Bitte erfüllst.
40Hat mich nicht stets verlangt nach deinen Befehlen? / Durch deine Gerechtigkeit belebe mich! 41Und
Die acht Verse mit Waw beginnen überall mit we, d.h. "und." Das habe ich nun auch in der Übersetzung nachgebildet.
laß, o Jahwe, deine Huld mich reich erfahren. / Dein Heil nach deiner Verheißung!
42Und dann will ich auch Rede stehn dem, der mich lästert; / Denn ich vertraue auf dein Wort. 43Und entzieh doch meinem Munde das Wort der Wahrheit nicht,
Gib mir Gnade, meinen Lästerern stets im Einklang mit deiner Wahrheit zu antworten.
/ Denn auf deine Rechte
Auf deine gerechten Urteile.
hoffe ich.
44Und deine Weisung will ich stets beachten, / Immer und ewiglich. 45Und so werd ich dann auch getrost und unbefangen
Ohne mich einschüchtern zu lassen. Wörtlich: ich werde wandeln "auf breitem Raum".
wandeln, / Denn in deinen Geboten hab ich Rat gesucht.
46Und von deinen Zeugnissen will ich reden vor Königen / Furchtlos und ohne Scheu. 47Und ich erfreue mich an deinen Geboten, / Die ich liebgewonnen habe. 48Und ich will meine Hände erheben zu deinen Geboten,
D.h. ich bin bereit, sie zu befolgen.
(die ich liebgewonnen habe,) / Nachsinnen will ich über deine Satzungen.
49Sei eingedenk des Worts, das du zu deinem Knecht geredet, / Weil du (auf einen guten Ausgang) mich hast hoffen lassen. 50So fand ich Trost in meinem Elend, (als ich inneward) / Daß dein Verheißungswort mich neubelebte. 51Stolze haben mich gar sehr verspottet, / Dennoch bin ich von deinem Gesetz nicht abgewichen. 52Sooft ich daran denke, wie du von altersher gerichtet hast, / Werd ich, o Jahwe, auch getröstet. 53Starker Zorn hat mich erfaßt den Frevlern gegenüber, / Die dein Gesetz verlassen haben. 54Siegeslieder sind mir deine Satzungen / Im Hause meiner Fremdlingschaft.
D.h. in diesem sterblichen Leib hier auf Erden; vgl. Hio 4:19; Weish. Sal. 9,15 2Kor 5:1-5; 2Pe 1:13.
55Sogar des Nachts hab ich gedacht, o Jahwe, deines Namens, / Und darum hab ich deine Weisung auch befolgt. 56Solches
Nämlich das in V56b Gesagte.
ist mir zuteil geworden: / Daß ich deine Befehle halte.
57Geschenkt
Da im Deutschen kein Wort mit Ch beginnt, so habe ich statt des Ch das ähnlich lautende G gewählt.
— so habe ich gesagt — ist mir, o Jahwe, deine Gnade, / Daß ich deine Worte befolgen darf.
58Gesucht hab ich von ganzem Herzen deine Huld: / Sei mir denn gnädig nach deiner Verheißung! 59Gedacht hab ich an meine Wege / Und habe meine Füße dann gelenkt zu deinen Zeugnissen. 60Geeilt bin ich dabei und habe nicht gezaudert, / Deine Gebote zu halten. 61Gottlose haben mich mit Stricken
Mit ihren Nachstellungen.
umringt: / Aber dein Gesetz hab ich nicht vergessen.
62Gegen Mitternacht steh ich auf, um dir zu danken / Für deine gerechten Gerichtsurteile. 63Genosse
Ein treuer Freund.
bin ich allen, die dich fürchten / Und deine Befehle befolgen.
64Gefüllt mit deiner Güte, Jahwe, ist die Erde: / Lehre mich nun deine Satzungen!
Aus der Fülle der Güte Gottes erbittet sich der Psalmist Belehrung über Gottes Gesetz.
65Tröstliches hast du deinem Knechte erwiesen, / Jahwe, nach deinen Worten. 66Treffliche Klugheit und Einsicht lehre mich! / Denn deinen Geboten vertrau ich.
Weil er gläubig auf Gottes Gebote vertraut, darum ist er auch sicher, daß er aus ihnen Klugheit und Weisheit lernen kann.
67Trugwege bin ich gewandelt, eh ich ins Elend geriet; / Nun aber acht ich auf dein Gebot.
Denn es zeigt mir, wie ich nach deinem Sinn und Wohlgefallen wandeln soll.
68Treusorgend bist du und voller Güte: / Lehre mich deine Satzungen! 69Trugvoll haben Frevler mir Lügen angedichtet: / Ich aber halte dennoch mit ganzem Herzen deine Befehle. 70Töricht und fühllos ist ihr Herz;
Wörtlich: "Unempfindlich wie Fett ist ihr Herz." Gottes Wort macht nicht den mindesten Eindruck auf den Frevler (V69).
/ Doch mein Entzücken ist dein Gesetz.
71Traun, heilsam war mir des Leidens Schule, / Damit ich deine Satzungen lernte. 72Teurer ist mir deines Mundes Gesetz / Als reiche Schätze an Silber und Gold. 73Ja, deine Hände haben mich geschaffen und bereitet: / Gib mir nun auch Einsicht, daß ich deine Gebote lerne! 74Jeder, der dich fürchtet, wird freudig auf mich blicken; / Denn ich habe darauf geharrt, daß sich dein Verheißungswort erfülle. 75Ich weiß, o Jahwe: gerecht sind deine Gerichte, / Und weil du es treu mit mir meinst, hast du mich in Trübsal geführt.
Gerade in Leid und Trübsal wird der Segen und Trost des göttlichen Wortes besonders erfahren.
76In deiner Gnade laß mich nun aber auch Trost erfahren, / Wie du es deinem Knechte verheißen! 77In dein Erbarmen hülle mich ein, damit ich lebe! / Denn dein Gesetz ist meine Lust. 78In Schande laß fallen die Frevelhaften, weil sie mich mit Lügen ins Elend gebracht! / Ich aber will über deine Befehle sinnen. 79Ja, mögen sich zu mir wenden, die dich fürchten / Und die deine Zeugnisse anerkennen! 80In deinen Satzungen soll mein Herz beständig leben, / Damit ich nicht zuschanden werde. 81Klagend hat meine Seele nach deiner Hilfe geschmachtet: / Auf dein Wort
Auf die Erfüllung deines Verheißungswortes.
hab ich geharrt.
82Konnten nicht meine Augen vergehn, als ich nach deinem Wort ausschaute
Wie in V81: nach der Erfüllung des Verheißungswortes.
/ Und (ängstlich) fragte: "Wann wirst du mich trösten?"
83Kann man auch von mir sagen: / "Der ist wie ein Schlauch im Rauch"
Frische Schläuche hängte man im Rauchfang auf, um sie zu härten; dabei wurden sie aber zugleich auch schwarz und runzelig. So ist auch der Dichter in seinem Gefängnis zusammengeschrumpft und verfallen.
— / Deine Satzungen hab ich doch nimmer vergessen.
84Kurz sind die Lebenstage deines Knechts. / Wann wirst du nun das Gericht vollstrecken an meinen Verfolgern?
So fragt der Dichter, weil ja sein Leben nur kurz ist.
85Kerkergruben haben mir Gottvergeßne gegraben, / Sie, die nicht handeln nach deinem Gesetz. 86Können doch all deine Gebote nichts als ein Ausfluß deiner Treue sein!
Darum verlangen Gottes Gebote auch Treue von allen Frommen. Aber gerade seiner Treue wegen wird nun der Dichter tödlich verfolgt.
/ Sie aber
Die Gottvergessenen in V85.
haben mich mit Lügen
Vielleicht: mit falschen Anklagen.
verfolgt: hilf du mir!
87Kümmerlich hätten sie mich beinah in der Grube
Wörtlich: "in der Erde." Das deutet wohl hin auf unterirdische Kerker (s. V85).
sterben lassen, / Aber trotzdem hab ich deine Befehle nicht verlassen.
88Könnt ich doch wieder aufleben durch deine Güte! / Dann will ich auch das Zeugnis deines Mundes halten. 89Lebt, o Jahwe, nicht in Ewigkeit / Dein Wort im Himmel fort?
Gottes Wort, das im Himmel ist, hat auch des Himmels Eigenschaft, vor allem himmelgleiche Festigkeit und Beständigkeit.
90Lang bis ins fernste Geschlecht währt deine Treu; / Du hast die Erde gegründet, und sie bleibt.
Sie bleibt als Zeichen und Schauplatz der unveränderlichen Treue Gottes.
91Laut deiner Ordnung stehn sie
Himmel und Erde.
noch heute; / Denn alles ist dir untertan.
92Ließe mich dein Gesetz nicht immer wieder Freude empfinden: / Ich wäre vergangen in meinem Elend. 93Lebenslang werd ich deine Befehle nicht vergessen, / Denn durch sie hast du mich im Dasein erhalten. 94Liebend bin ich dein: drum rette mich! / Deine Befehle suche ich ja. 95Listig haben mir Frevler nachgestellt, um mich zu töten; / Dennoch werd ich auf deine Zeugnisse merken. 96Läßt sich auch sehn, daß alles Vollkommne begrenzt ist:
Alle irdische Vollkommenheit kann eine bestimmte Grenze nicht überschreiten; sie ist eben endlich.
/ Dein Gebot reicht über die Maßen weit.
Es hat keine Grenze: Gottes Gesetz ist nicht zu erschöpfen, es ist vollkommen im wahren Sinne des Wortes.
97Mit ganzer Seele lieb ich dein Gesetz; / Den ganzen Tag sinn ich darüber nach. 98Mich werden deine Gebote weiser machen, als meine Feinde sind; / Denn sie sind mein für immer. 99Meine Lehrer alle übertreffe ich an Einsicht, / Denn über deine Zeugnisse sinne ich. 100Mehr als Alte werd ich mir Verstand erwerben, / Wenn ich deinen Befehlen folge. 101Mit allen bösen Pfaden haben meine Füße nichts gemein, / Damit ich deine Gebote mit der Tat erfülle. 102Mitnichten bin ich von deinen Rechten gewichen; / Du hast mich ja belehrt. 103Meinem Geschmack
Wörtlich: "Meinem Gaumen."
sind deine Worte lieber / Als Honig meinem Mund.
104Mit Einsicht erfüllen mich deine Befehle; / Drum haß ich jeden Lügenpfad. 105Nur dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß / Und ein Licht für meinen Weg. 106Nimmer werd ich brechen, was ich eidlich gelobt: / "Deine gerechten Vorschriften will ich befolgen." 107Niedergebeugt bin ich gar sehr; / Jahwe, belebe mich wieder nach deinem Wort! 108Nimm wohlgefällig an, o Jahwe, die willigen Opfer meines Mundes
D.h. meine aus innerstem Herzensgrund kommenden Gebete.
/ Und lehre mich deine Gebote!
109Nicht einen Augenblick bin ich des Lebens sicher:
Wörtlich: "Meine Seele ist stets in meiner Hand."
/ Dennoch hab ich dein Gesetz nicht vergessen.
110Nichtswürdige haben mir Schlingen gelegt; / Aber von deinen Befehlen bin ich nicht abgeirrt. 111Nie werd ich deine Zeugnisse fahren lassen, / Denn sie sind meines Herzens Wonne. 112Neigen lassen hab ich mein Herz, deine Satzungen zu erfüllen: / Das bringt ewigen Lohn. 113Solche, die sich absondern,
Nämlich: von den Gesetzestreuen, die also ihre eigenen Wege gehen.
hasse ich; / Doch dein Gesetz hab ich lieb.
114Sichrer Schutz und Schild bist du für mich; / Auf dein Wort hab ich geharrt. 115Sondert euch ab von mir, ihr Übeltäter, / Damit ich meines Gottes Gebote halte! 116Sei du meine Stütze nach deiner Verheißung, damit ich am Leben bleibe, / Und laß mich nicht zuschanden werden mit meiner Hoffnung! 117Sei du mein sichrer Halt, damit ich gerettet werde! / Dann will ich stets mit Vertraun auf deine Satzungen schaun. 118Sie, die von deinen Satzungen irren, hast du immer verworfen; / Denn nichts als Lüge ist ihr verführerisch Tun. 119So wie Schlacken hast du alle Frevler des Landes hinweggeräumt; / Drum lieb ich deine Zeugnisse. 120Sieh, ich schaudre in Angst vor dir; / Denn vor deinen Gerichten fürcht ich mich. 121Ausgeübt hab ich Recht und Gerechtigkeit: / So gib mich denn nicht meinen Drängern preis! 122Auf deines Knechtes Wohl sei du bedacht, / Daß Frevler mich nicht vergewaltigen! 123Ausgeschaut hab ich voll Sehnsucht, daß mir Hilfe komme / Und deine Verheißung sich erfülle. 124An deinem Knechte handle du nach deiner Huld / Und lehre mich deine Satzungen! 125Ach, sieh, ich bin dein Knecht: unterweise mich, / Daß ich deine Zeugnisse erkenne! 126An der Zeit ist's für Jahwe, zu handeln:
D.h. richterlich einzugreifen.
/ Sie haben ja dein Gesetz gebrochen.
127Aus diesem Grunde
Weil so viele das Gesetz übertreten und deshalb die Gefahr besteht, daß es dahinfalle.
lieb ich deine Gebote / Mehr als Gold und gediegen Gold.
128Aus diesem Grunde hab ich auch stets all deine Befehle aufrechtgehalten / Und jeglichen Lügenpfad gehaßt. 129Fürwahr, deine Zeugnisse sind wunderbar; / Darum bewahrt sie auch meine Seele. 130Führst du in deine Gebote ein, so wird es licht: / Einfältige werden verständig. 131Frei hab ich meinen Mund geöffnet voll Verlangen; / Denn nach deinen Geboten sehnte ich mich. 132Führ mir deine Gnade zu: / Das dürfen ja auch erwarten, die deinen Namen lieben.
Die Frommen dürfen auch im Glauben der Gnade Gottes gewiß sein.
133Fest mach meine Schritte durch dein Wort / Und laß mich nichts Böses beherrschen! 134Frei laß mich sein von der Menschen Druck, / Damit ich deine Befehle erfülle! 135Für deinen Knecht laß du dein Antlitz leuchten
Mitten in dem Dunkel, das mich umgibt.
/ Und lehre mich deine Satzungen!
136Flossen nicht aus meinen Augen Wasserbäche / Über die, die dein Gesetz nicht halten?
Der Dichter weint bittere Tränen des Schmerzes über die Gesetzesverächter.
137Zeigst du nicht, Jahwe, dich gerecht? / Drum ist auch all dein Walten richtig. 138Zugeteilt hast du deine Zeugnisse
D.h. du hast sie deinen Knechten zur Kundmachung übertragen.
/ In Treue und großer Wahrhaftigkeit.
So daß Gottes Gesetz ein Segen für die Menschen werden konnte.
139Zehrender Eifer
Für deine Zeugnisse.
hat mich vernichtet; / Denn meine Feinde haben deine Worte vergessen.
Und deshalb verfolgen sie den Dichter bis zur Vernichtung.
140Zerschmolzen gleichsam in Feuer, ganz echt und bewährt ist dein Wort, / Und dein Knecht hat es lieb. 141Zwar bin ich jung und verachtet; / Doch deine Befehle hab ich nicht vergessen. 142Zuverlässig gerecht bleibt deine Gerechtigkeit auf ewig, / Und dein Gesetz bleibt Wahrheit. 143Zwang und Drangsal haben mich getroffen; / Doch deine Gebote sind meine Lust. 144Zu aller Zeit sind deine Zeugnisse gerecht: / Laß mich sie verstehn, damit ich lebe! 145Kraftvoll
Wörtlich: "Von ganzem Herzen".
hab ich dich angerufen: / "Erhöre mich, Jahwe, deine Satzungen will ich halten!"
146Komm mir zu Hilfe, wenn ich dich rufe: / So will ich auf deine Zeugnisse achten. 147Kaum graute der Morgen, da flehte ich schon: / "Ich habe geharrt, daß du dein Wort erfüllest." 148Konnte doch keine Nachtwache beginnen, ohne daß ich meine Augen schon offen hatte, / Um nachzusinnen über dein Wort. 149Klagend ruf ich: hör mich in deiner Huld! / Nach deiner Treue, o Jahwe, belebe mich wieder! 150Kommen mir nahe, die Schandtaten verüben wollen, / Menschen, die fern sind von deinem Gesetz: 151Kommst du mir auch nahe, o Jahwe — / All deine Gebote aber sind Wahrheit.
Sie sind und bleiben Wahrheit, obwohl sie von den Gottlosen schändlich übertreten werden (vgl. V150).
152Kann ich doch längst schon aus deinen Zeugnissen sehn, / Daß du sie für immer verordnet hast. 153Richte den Blick auf mein Elend und reiß mich heraus, / Denn dein Gesetz hab ich nimmer vergessen. 154Recht schaffe du mir und erlöse mich, / Nach deiner Verheißung belebe mich wieder! 155Rettung bleibt den Frevlern fern, / Denn deine Satzungen haben sie nicht gesucht. 156Reich, o Jahwe, ist dein Erbarmen; / Nach deinem Urteil belebe mich wieder! 157Reichlich bin ich verfolgt und bedrängt, / Aber doch nicht gewichen von deinen Geboten. 158Recht von Ekel ward ich erfaßt, wenn ich Treulose sah, / Weil sie dein Wort nicht hielten. 159Rechne mir zu, daß ich deine Befehle liebe; / Jahwe, belebe mich wieder nach deiner Huld! 160Richtig ist's: deines Wortes Inhalt ist Wahrheit, / Und ewig währt all dein gerechtes Walten. 161Sonder Ursach haben mich Fürsten verfolgt, / Doch nur vor deinem Worte
Das Strafen und Gerichte droht.
hat mein Herz gezittert.
162So froh bin ich ob deiner Verheißung / Wie einer, der viel Beute findet. 163Schändliche Lüge hab ich stets gehaßt und verabscheut, / Dein Gesetz aber hab ich lieb. 164Siebenmal täglich hab ich dich stets gepriesen
D.h. immer wieder, wenn ich mich zum Gebet getrieben fühlte.
/ Ob deiner gerechten Gerichtsurteile.
165Schönen Frieden genießen alle, die deine Lehre lieben, / Und sie straucheln nimmer. 166Sehnend hab ich, Jahwe, deiner Hilfe geharrt, / Und deine Gebote erfülle ich stets. 167Scheu befolg ich deine Befehle, / Und ich liebe sie sehr. 168Scheu halt ich stets deine Ordnungen und Befehle, / Weil du ja
In deiner Allwissenheit.
all meine Wege kennst.
169Tu auf meinem Ruf den Weg zu dir, o Jahwe, / In deinem Wort mach mich verständig! 170Tu auf meinem innigen Flehn den Weg zu dir, / Nach deiner Verheißung rette mich! 171Triefen sollen meine Lippen von Lobgesang, / Wenn du mich deine Satzungen lehrst. 172Tönen soll von meiner Zunge das Loblied auf deine Verheißung; / Denn deine Gebote sind alle gerecht. 173Tritt du mir als Helfer zur Seite! / Denn deine Befehle hab ich zu Führern erkoren. 174Tiefes Sehnen nach deinem Heil erfüllt mich, o Jahwe, / Und dein Gesetz ist meine Lust. 175Teile mir Leben zu, damit ich dich lobe! / Und deine Rechte mögen mir helfen. 176Tret ich auf einen Irrweg wie ein verloren Schaf, / Dann suche du deinen Knecht; denn deine Gebote vergesse ich nicht.
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