‏ 1 Kings 19:10

Am Horeb

Am Horeb geht Elia in eine Höhle. Mose war auch in einer Höhle (2Mo 33:22). Und Mose hatte auch ein Problem, nämlich das des richtenden Gottes gegen ein gottloses Volk auf der einen Seite und andererseits des gnädigen Gottes, der sein Volk verschonen wollte.

Nachdem Elia die Nacht in der Höhle verbracht hatte, fragte Gott ihn: „Was tust du hier, Elia?“ Das sollte ihn eigentlich zum Nachdenken bringen. Elia ist jedoch voll von sich selbst und dem, was man ihm antun will, und das, obwohl er sich so sehr dem HERRN hingegeben hat, und das noch als einziger. Die ganze vierzigtägige Reise hat seine Gedanken nicht verändert. Er ist immer noch derselbe enttäuschte Prophet.

Er verklagt Israel vor Gott. Das Volk ist sehr untreu gegenüber Gott und seinen Propheten, und selbst den einen, der übrig geblieben ist, wollen sie töten. Was für ein Volk! Er hat vergessen, dass es noch mehr Getreue gibt. Gott nimmt dies sehr ernst, was die Tatsache beweist, dass Gott diese Anklage im Neuen Testament zitiert (Röm 11:2a-4). Gott tut dies mit keinem einzigen anderen Verschulden eines alttestamentlichen Gläubigen, als nur hier mit Elia. Hier ist Elia ein Verkläger des Volkes. Viele alttestamentliche Gläubige werden im Neuen Testament zitiert, aber nur ihre Glaubenswerke treten dort in den Vordergrund. Elia ist eine negative Ausnahme.

Dann muss er vor dem Angesicht des HERRN erscheinen (1Kön 19:11). An dieser Stelle will der Herr jeden von uns haben: vor Ihm, vor seinem Angesicht. Dort geht der HERR vorbei. Aber bevor dies geschieht, finden einige beeindruckende Ereignisse statt. Der HERR sendet zuerst einen starken Wind, dann ein Erdbeben und dann ein Feuer. Sie sind Äußerungen seiner Macht. Jedes Mal steht jedoch dabei, dass der HERR nicht darin war. Vielleicht dachte Elia: „Wie beeindruckend wären solche Offenbarungen von Gottes Macht, wenn man damit zu dem Volk gehen könnte!“ Aber, und das ist entscheidend, Gott würde nicht darin sein.

Wo kann man den HERRN also finden? Er zeigt sich im „Ton eines leisen Säuselns“. Elia hat die Kraft Gottes ungerührt angesehen, vielleicht mit einem Gefühl der Erregung. Aber als er dieses leise Säuseln hört, verhüllt er sein Gesicht. Hier sieht er sich vor Gott gestellt, der sich ihm als der Barmherzige zeigt. Es gibt nichts, was einen Menschen so klein macht, als wenn er sich mit einem gnädigen Gott konfrontiert sieht.

Es ist nicht die Zeit des Gerichts, die in den verschiedenen Elementen – Wind, Erdbeben und Feuer – dargestellt wird. Das scheint Elia zu gefallen, aber der HERR ist nicht darin, noch nicht. Noch handelt er in Gnade mit seinem Volk und mit seinem Diener. Das zeigt das leise Säuseln. Es geht nicht um beeindruckende, ohrenbetäubende Manifestationen, sondern um Frieden und Ruhe.

Wieder kommt die Frage: „Was tust du hier, Elia?“ Und, unbegreiflich wenn wir uns selbst nicht ein bisschen kennen würden, antwortet Elia mit den gleichen Worten. Steine können gebrochen werden, aber Herzen zerbrechen ist schwieriger. Elia sagt mit seinen Bemerkungen aus, dass mit seinem Tod das Zeugnis für Gott von der Erde verschwunden sein wird. Er hat kein Auge für die siebentausend, die Gott aber sehr wohl sieht.

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