‏ 1 Samuel 13

Saul regiert

In diesem Kapitel wird Saul auf die Probe gestellt. 1Sam 13:1 enthält eine Übersetzungsschwierigkeit. 1Sam 13:1 kann vielleicht auch übersetzt werden mit „Saul war ein Jahr in seiner Königsherrschaft“. Wörtlich übersetzt fehlt im ersten Teil des Verses die Zahl. Dass er zwei Jahre über Israel regierte, heißt, dass er zwei Jahre an der Macht war, als sich das abspielt, was als nächstes beschrieben wird.

Es ist die Absicht Gottes, sein Volk durch Saul aus der Macht der Philister zu retten. Die Prüfung ist, ob Saul das in Abhängigkeit von Ihm tun will. Es geht nicht so sehr darum, ob er es kann, sondern ob er es auf die richtige Weise tun wird. Warum wird er geprüft? Um zu zeigen, was in ihm ist: Glaube oder Selbstsucht.

Das ist auch oft der Grund, warum wir geprüft werden. Warum kommen nicht alle Diener des Herrn zu Fall? Weil in denen, die stehen bleiben, der zweite Mensch, Christus, gesehen wird. Die, die fallen, leben nach dem ersten Menschen, dem in Sünde gefallenen Adam. Saul fällt, weil er nach dem ersten Menschen lebt. Er fällt, weil er keinen echten Glauben an Gott hat und dadurch unter die Macht der Umstände kommt.

Jonathan besiegt die Philister

Saul hat ein Heer aus 3000 Männern gebildet, die er selbst ausgewählt hat. Es ist die königliche Garde, eine Elitearmee. Aus diesem Heer bildet er zwei Abteilungen, eine von 2000 Mann und eine von 1000 Mann. Die Abteilung von 2000 Soldaten behält er unter seinem Befehl, während er seinem Sohn Jonathan den Befehl über die Abteilung von 1000 Soldaten gibt. Saul lagert mit seinen Männern in Mikmas und Jonathan lagert mit seinen Männern in Gibea. Beide Orte sind von strategischer Wichtigkeit, um mögliche Angriffe der Philister abzuwehren.

Saul hat drei große Konfrontationen mit den Philistern gehabt (1. Samuel 13; 17; 31). In keiner der drei Konfrontationen gewinnt Saul. Die erste Konfrontation führt zu einem Sieg, aber der wird Jonathan zugeschrieben. Die zweite bringt ebenfalls einen Sieg, aber der wird David zugeschrieben. Die dritte Konfrontation führt zu einer Niederlage und seinem Tod.

Jonathan wird hier zum ersten Mal genannt. Er wird ohne weitere Einleitung eingeführt. Es ist so, als würden wir ihn schon lange kennen. Saul steht in diesem und den folgenden Kapiteln seinem Sohn Jonathan gegenüber. Jonathan ist ein ganz anderer Mensch als sein Vater. Saul bedeutet „begehrt“ (von dem Menschen), Jonathan bedeutet „der HERR hat gegeben“ oder „gegeben aus Gnade“ (von Gott). Saul hätte sein sollen, was sein Sohn Jonathan ist. Wie er hätte sein sollen, hätte er von seinem Sohn lernen können. Durch das Versagen Sauls geht das Königtum an Jonathan vorbei. Was wir tun, hat große Konsequenzen für unsere Kinder.

In Jonathan begegnen wir einem der angenehmsten Charaktere in der Bibel. Er ist ein Mann, der schöne Eigenschaften aufweist, worauf wir neidisch sein können und von denen wir uns wünschen, dass wir sie auch besitzen. Die erste Tat, die von ihm berichtet wird, ist, dass er die Besatzung der Philister in Geba besiegt. Er wartet nicht, bis die Philister den Angriff eröffnen, er ergreift selbst die Initiative. Dadurch nimmt er die Bedrohung von dieser Seite weg.

Zugleich bringt seine Aktion die Philister dazu, Rache zu nehmen. Aber nicht nur die Philister kommen in Bewegung. Als Saul von der Aktion seines Sohnes hört, lässt er die Posaune blasen, damit „die Hebräer es hören“. Seine Handlung entspringt nicht dem Glauben, sondern der Angst. Er wendet sich nicht an Gott, sondern setzt seine Hoffnung auf die „Hebräer“, wie er Gottes Volk nennt. Er nennt Gottes Volk bei dem Namen, den die Philister dafür verwenden (1Sam 14:11).

Da Saul den Bericht von dem Sieg über die Philister weithin bekannt macht, bekommt er die Ehre für etwas, das sein Sohn getan hat. Dennoch ist das Volk nicht froh über den Sieg. Sie sind so sehr im Griff der Philister, dass die Angst tief sitzt. Sie fürchten die Vergeltung. Das Volk hört aber doch auf den Aufruf Sauls und kommt zu ihm.

Wie tief ist das Volk Gottes, was nun die Versammlung Gottes ist, gesunken, wenn es Angst hat, sich bei den Namenschristen – wovon die Philister ein Bild sind – stinkend zu machen.

Angst vor den Philistern

Die Philister sinnen in der Tat auf Rache für die Niederlage, die ihnen zugebracht wurde. Sie stellen eine große Menge auf die Beine, um gegen Israel zu kämpfen. Sie lagern in Mikmas, wo Saul noch kurz vorher mit seiner Elitetruppe war. Saul ist nach Gilgal gezogen, um dort auf Samuel zu warten, so wie Samuel es befohlen hat (1Sam 13:11; 1Sam 10:8). Nun kommt es darauf an, wie Saul reagieren wird, wenn die Prüfung zunehmen wird.

Als die Männer Israels die Übermacht des Feindes sehen, bleibt ihnen kein Mut mehr übrig. Bei einer früheren Gelegenheit sind sie wie ein Mann hinter Saul gegen den Feind ausgezogen (1Sam 11:7). Von diesem Mut ist hier nichts mehr übrig. Als sie in der Klemme sind und bedroht werden, rufen sie nicht zum HERRN, sondern verstecken sich „in den Höhlen und in den Dorngebüschen und in den Felsen und in den Burgen und in den Gruben“. Wo immer sie meinen, vor dem Feind sicher zu sein, dort verbergen sie sich (vgl. Ri 6:2).

Diejenigen, die bei Saul bleiben, zittern. Das Vertrauen in ihren Helden ist derart gesunken, dass er sie nicht mehr inspirieren kann, den Kampf mit dem Feind mit der Sicherheit des Sieges anzugehen. Der Glaube, der bei der ersten Handlung Sauls noch vorhanden war, ist jetzt verschwunden. Wenn kein Glaube vorhanden ist, geben frühere Erfahrungen keine Kraft. Alles, was hier geschieht, kommt daher, dass die Hand Gottes darin ist. Er stellt Saul auf die Probe. Das geschieht in Gilgal.

Hier werden die Israeliten „Hebräer“ genannt, weil sie das Land Gottes verlassen und die Grundlage des Glaubens preisgegeben haben (1Sam 14:21). Die Situation ist völlig im Gegensatz zu Gottes Absicht. Sein Volk zieht aus dem Land weg und die Philister wohnen dort.

Saul ist ungeduldig und opfert

Saul muss sieben Tage in Gilgal warten. Das hat Samuel ihm gesagt. Das soll die große Prüfung werden, so wie die große Prüfung des Glaubens immer die Geduld ist, das Warten auf Gottes Zeit. Vieles von Gottes Werk kommt nicht zu Stande wegen eines ungeduldigen, das heißt, voreilig handelnden Menschen. Es geht darum, dass das Ausharren oder die Geduld „ein vollkommenes Werk“ hat (Jak 1:4). Das Fleisch ist jedoch ungeduldig. Warten fällt uns schwer. Wir haben es oft eilig. Schau mal auf die Autobahn, wo wir als Gläubige dahinjagen, und uns ärgern, wenn uns jemand nicht überholen lässt. Saul kann nicht warten, weil er nichts von dem HERRN in sich hat.

Dadurch, dass er auf Samuel warten muss, wird auch deutlich, dass Samuel noch stets die wirkliche Verbindung zwischen Gott und seinem Volk ist. Saul, der Soldat, der bereit für den Kampf ist, muss auf den Propheten Gottes warten, der sagen wird, was er tun soll. Saul wartet dann auch. Bis er sieht, dass das Volk beim Verstreichen der Zeit immer ängstlicher wird und beginnt, wegzulaufen. Er sieht sein Heer schwinden. Mit dem Schwinden seines Heeres schwindet auch seine Geduld, auf Samuel zu warten.

Geduld aufzubringen, kann eine Leistung des Fleisches sein. Saul kann es aufbringen, das vorgeschriebene Gebot zu halten, und wartet sieben Tage. Um noch länger zu warten, ist Glauben nötig (Jak 1:3) und den hat Saul nicht. Er befiehlt, dass das Brandopfer und die Friedensopfer zu ihm gebracht werden, damit er opfern kann.

Obwohl er kein Priester ist, opfert er. Er meint, dass er als König da wohl das Recht zu hat. Es ist eine Tat der Kühnheit. Eine solche Tat ist dem späteren König Ussija teuer zu stehen gekommen, denn er wird von Gott mit Aussatz an seiner Stirn bestraft. Dieser Aussatz bleibt an ihm bis zum Tag seines Todes (2Chr 26:16-21).

Warum opfert Saul und geht nicht ohne zu opfern dem Feind entgegen? Es scheint, dass er noch einen Anschein von Gottesdienst aufrechterhalten will. So gehen viele Gläubige zur Kirche oder zu dem Zusammenkommen und tun, was angemessen ist, nur um den äußeren Schein zu wahren, während innerlich nichts ist, was auf den Herrn gerichtet ist. Es ist nur für die anderen.

Als Saul das Brandopfer gebracht hat und im Begriff ist, das Friedensopfer zu bringen, erscheint Samuel auf der Bildfläche. Saul verlässt die Opfer und geht zu Samuel, um ihn zu begrüßen. Er weiß, wie sehr er Samuel braucht, und er ist sich auch bewusst, dass er etwas getan hat, von dem Samuel gesagt hat, dass er es selbst tun wird.

Bevor Saul etwas sagen kann, stellt Samuel Saul die Frage: „Was hast du getan?“. Es ist die Frage nach dem geistlichen Zustand, in dem sich der Angesprochene befindet. Diese Frage soll jemanden dazu bringen, ehrlich mit seinen Taten ans Licht zu kommen. Es ist die zweite Frage, die Gott einem Menschen gestellt hat. Die erste Frage ist an Adam: „Wo bist du?“ (1Mo 3:9). Die Frage „was hast du getan“, stellt Gott Kain, nachdem dieser Abel getötet hat (1Mo 4:10).

Die drei Ausflüchte Sauls zeigen, dass er nicht mit Gott, sondern nur mit den eigenen Möglichkeiten rechnet. Wenn Gott im Denken eines Menschen keinen Raum einnimmt, wird er sich hinsetzen und selbst nachdenken und dann zu rationalen Schlussfolgerungen kommen, die ihn zu verkehrten Entscheidungen führen.

1. Er sieht, dass Menschen ihn verlassen. Da sein Vertrauen auf Menschen und nicht auf Gott ist, kommt er zu einer Tat des Unglaubens. Hätte er allerdings den Krieg gewinnen können mit Menschen, die genauso wenig Glauben haben wie er selbst?

2. Sein Mangel an Glauben wird offensichtlich, als er sieht, dass Samuel nicht zu der abgesprochenen Zeit kommt. Indirekt beschuldigt er Samuel des Wortbruchs.

3. Seine Augen sind auf die Macht des Feindes gerichtet, wogegen er auf Gott hätte sehen sollen; seine Augen hätten auf Gottes Macht gerichtet sein sollen.

Das Denken des Menschen sucht immer Auswege. Er stellt sich Gott vor als einen Gott, dessen Gunst erst erworben werden muss, als ob es sich um einen Götzen handelt. Saul hat den Mut des Fleisches, das sich selbst zu Taten aufputscht. Er schiebt die Schuld auf die Umstände. Eigentlich sagt er: „Ich wurde gezwungen, so zu handeln, wegen der Umstände. Ich wollte es nicht tun, aber ich konnte nicht anders, als ich sah, dass die Philister gegen mich kamen.“ Wir sind alle geneigt, auf dieselbe Weise zu reden. Wenn wir ein hartes Wort geäußert haben oder eine Dummheit begangen haben oder uns geweigert haben, zu gehorchen, geben wir auch leicht den Umständen die Schuld.

Saul will alle seine Handlungen mit der guten Tat bedecken, die er meint, mit dem Opfern des Brandopfers getan zu haben. Heuchler legen großen Wert auf äußerliche Handlungen religiöser Art und meinen, sich dadurch von Gesetzesübertretungen freisprechen zu können.

Samuel macht Saul Vorwürfe

Hier steht, dass Saul für immer König geblieben wäre, wenn er nicht gesündigt hätte. Dass Gott David im Sinn hatte, ändert nichts an dem Versagen Sauls. Es ist seine eigene Schuld, dass sein Königtum von ihm weggenommen wird. Eine Tat des Ungehorsams kann große Folgen haben, sowohl für die Person als auch für ihre Nachkommen. Wir sehen das auch bei Adam. Das Königtum wird Saul nicht direkt weggenommen. Die Verwerfung Sauls erfolgt in Phasen. Erst in 1. Samuel 15 wird das Königtum von ihm weggenommen (1Sam 15:26). Hier wird das erbliche Königtum von ihm weggenommen, indem ihm gesagt wird, dass er keinen Nachfolger haben wird.

Nachdem Samuel zu Saul gesagt hat, dass sein Königtum keinen Bestand haben wird, spricht er eigentlich über den Herrn Jesus. Der Herr Jesus ist der wahre Mann nach dem Herzen Gottes. Von Ihm ist David ein Schattenbild. In zweiter Instanz spricht Samuel von David, der auch ein Mann nach Gottes Herzen ist, sich aber doch als fehlbar erweist. David ist der Nachfolger von Saul.

Samuel geht von Saul weg. Es scheint nicht so, dass Saul sein Bestes tut, um Samuel bei sich zu halten. Es scheint auch nicht so, dass Saul von den Worten Samuels berührt ist. Wir merken auf jeden Fall nichts von einer Umkehr oder Demütigung wegen seines Ungehorsams. Das Einzige, woran Saul denken kann, ist, wie groß sein Heer ist. Darum zählt er es. Sein Heer besteht aus ungefähr 600 Mann, immer noch doppelt so viel, wie Gideon damals hatte. Für den Glauben wäre das mehr als genug.

Philistäische Vernichtungszüge

Saul und Jonathan und die Männer sind, genauso wie Samuel im vorigen Vers, nach Gibea in Benjamin gegangen. Die Philister haben ihr Lager in Mikmas aufgeschlagen. Sie folgen einer Taktik, die Verwüstung in Israel anrichtet. Aus ihrem zentralen Lager in Mikmas ziehen Plünderer in drei Gruppen durch Israel.

Die erste Gruppe nimmt eine nördliche Richtung, die zweite zieht westwärts und die dritte geht nach Osten. Durch diese Gruppen kommt das Volk in Angst und verarmt. Die Philister dagegen werden ermutigt und bereichert. In Wirklichkeit sehen wir die Hand Gottes in dem Werk des Feindes: „Wer hat Jakob der Plünderung hingegeben und Israel den Räubern? Nicht der HERR, gegen den wir gesündigt haben?“ (Jes 42:24).

Kein Schmied in Israel

Die Philister haben den Beruf des Schmieds zu einem verbotenen Beruf erklärt (vgl. 2Kön 24:14; Jer 24:1; Jer 29:2). Dadurch ist das Elend und die Wehrlosigkeit Israels groß geworden. Das armselige kleine Lager Israels ist dann auch noch ohne Waffen oder kann sie zumindest nicht mehr herstellen oder reparieren lassen.

Ein Schmied ist jemand, der Waffen herstellen kann, wovon andere Gebrauch machen können. In geistlicher Hinsicht ist ein Schmied ein Bruder, der uns lehren kann, wie wir mit dem Wort Gottes als Waffe umgehen müssen. Ein Schmied ist jemand, der uns über Gottes Gedanken unterweist, um damit den Feind zu besiegen. Wenn das alles fehlt, wird unser Glaube nicht wachsen können, sondern wir werden eine Beute des Feindes.

Das ist listig erdacht von den Philistern. Hierdurch verhindern sie nicht nur, dass Israel Waffen herstellt, sondern machen Israel sogar für die Landwirtschaftswerkzeuge von ihnen abhängig. Die Israeliten müssen sich bei den Philistern melden, um ihre Geräte, die für die Landwirtschaft benötigt werden, brauchbar zu machen. Für die erwiesenen Dienste berechnen die Philister ihren Preis.

Für den Einsatz von Pflugschar, Spaten, Beil oder Sichel, alles Mittel, mit denen das Land bearbeitet werden muss, um an Nahrung zu kommen, ist Gottes Volk von dem Feind abhängig. Die geistliche Lektion ist deutlich, wenn wir bedenken, dass die Philister ein Bild von Namenschristen, oder Christen ohne Christus, sind. Was für Nahrung gibt eine christuslose Christenheit ihren Mitgliedern? Was für ein Elend, wenn wir für unsere geistliche Nahrung Namenschristen ausgeliefert sind. Was für ein Elend, wenn wir verstandesgemäßen Argumentationen ausgeliefert sind, um die Bibel zu verstehen.

Es ist tragisch, wenn Gottes Volk von den Philistern abhängig ist für den Ertrag der Frucht des Landes, das Gott seinem Volk versprochen und gegeben hat. Durch die Taktik der Philister ist bei niemandem vom Volk eine Waffe zu finden (vgl. Ri 5:8). Ohne Schwert, um den Gegner in der Nähe zu töten, und ohne Speer, um den Feind in der Ferne zu töten, kann das Volk keinerlei Widerstand leisten. Die Abwesenheit dieser Waffen macht das Volk zu einer wehrlosen Beute für den Feind.

Die Philister treten in Aktion

Mit diesem Vers beginnt die Geschichte des folgenden Kapitels. Die Philister treten in Aktion. Das ist eine Herausforderung für den Glauben. Jonathan stellt sich dieser Herausforderung.

Copyright information for GerKingComments