2 Chronicles 10:1
Einleitung
Hier beginnt ein neuer Abschnitt. Von den Königen von Juda, denen wir jetzt unsere Aufmerksamkeit schenken, werden sieben Könige erwähnt, die das taten, was in den Augen des HERRN gut ist. Die anderen Könige scheitern. Dieses Scheitern wird geschildert, trotz des Unterschieds zu 1. Könige und 2. Könige, wo die Betonung auf der Verantwortlichkeit und damit auf dem Scheitern liegt. Die Betonung in 1. Chronika und 2. Chronika liegt nicht auf der Verantwortlichkeit, sondern auf der Gnade Gottes. Ab der Regierungszeit von König Rehabeam wird 2. Chronika zu einem Buch, das eine Periode von fast vierhundert Jahren (von 930-538/536 v. Chr.) Geschichte des Scheiterns und der Gnade aufzeigt. Die Betonung liegt auf der Wiederherstellung, die in Gottes Gnade dem Fall immer wieder folgen kann. Gott verhindert kein Versagen, sondern sorgt für Wiederherstellung. Wir sehen das zum Beispiel bei Petrus, der versagt hat, für den aber der Herr gebetet hat (Lk 22:32).In den Büchern 1. Könige und 2. Könige wird hauptsächlich die Geschichte der zehn Stämme beschrieben, mit einzelnen Hinweisen auf die zwei anderen Stämme. In 2. Chronika geht es hauptsächlich um die zwei Stämme mit einem einzigen Hinweis auf die zehn Stämme. Die Betonung liegt hier auf den beiden Stämmen, denn in Juda liegt Jerusalem und in Jerusalem steht der Tempel und in Jerusalem sitzt ein Fürst aus dem Haus David auf dem Thron. Da ist Gott mit seinem Herzen. Bei den zehn Stämmen gibt es keinen einzigen König, der das tut, was gut in den Augen des HERRN ist. Abgesehen von einer kleinen Ausnahme bei Jehu, der auf jeden Fall gut angefangen hat, ist alles ein einziges Scheitern. 2. Chronika wird sich als ein Buch der Erweckungen erweisen. So stellen wir bei Rehabeam fest, dass er sich gedemütigt hat (2Chr 12:6; 12). Dennoch ist er kein Bild von dem Herrn Jesus, obwohl er ein Sohn Davids ist, weil er eben auch das tut, was in den Augen des HERRN böse ist (2Chr 12:14). Der Herr Jesus musste sich nie demütigen. Er kann sagen: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Mt 11:29). Demütigung kommt immer nach der Sünde, persönlich und gemeinschaftlich. Demut ist eine Gesinnung oder Haltung und setzt keine Sünde voraus. Der HERR hat dem König, der über sein Volk regiert, die Autorität gegeben, diese Autorität wurde ihm anvertraut. Alle Könige üben die Macht Davids aus. Die Frage ist nur, wie sie es tun. Sie sind nur Diener Gottes. Bei David und Salomo gibt es neben Hinweisen auf das Friedensreich auch Hinweise auf die gegenwärtige Zeit. Auch wir haben es mit dem Königreich Gottes zu tun. In diesem Reich ist der Herr Jesus der Souverän, der König, und die Gläubigen sind die Untertanen. Dieses Königreich ist kein offenbares Königreich, sondern ein verborgenes Königreich. Jeder, der Christus als Herrn bekennt, ist ein Untertan in diesem Reich. Wo immer die Autorität Christi als Herr anerkannt und bezeugt wird, wird das Reich Gottes sichtbar. Wir können dabei besonders an das Leben und die Familien der Gläubigen denken. Diese Autorität ist nicht immer eine unmittelbare Autorität, sondern auch eine mittelbare, zum Beispiel durch die Eltern (Eph 6:1). Das Königreich Gottes ist ein wichtiges Thema für die frühe Gemeinde, wie wir in der Apostelgeschichte sehen. Nachdem der Herr Jesus in den Himmel gegangen war, vertraute Er die Regierung in seinem – vor den Augen der Welt verborgenen – Reich der Verantwortung seiner Untertanen an. Die Frage ist dann, wie sich jemand in Gottes Reich verhält, während der Herr dieses Reiches abwesend, im Himmel, ist. Wir sehen dies in dem Gleichnis vom guten und vom bösen Knecht (Mt 24:45-51). Als der Herr kommt, um Rechenschaft von seinen Knechten für deren Verhalten zu fordern, wird deutlich, dass es treue und untreue Untertanen (Knechte) gibt. Bei denen, die in diesem Königreich eine Autoritätsposition innehaben, wird derjenige, der zuerst ein guter Sklave ist, zu einem bösen Sklaven.Die Bitte Israels um Erleichterung des harten Dienstes
Rehabeam – er regiert von 931-913 v. Chr. – geht nach Sichem (2Chr 10:1). Sichem liegt im Gebiet der zehn Stämme, etwa sechzig Kilometer nördlich von Jerusalem, der Stadt der Wahl Gottes. Rehabeam scheint mit seiner Wahl für Sichem den unzufriedenen nördlichen Stämmen entgegenkommen zu wollen, um sie günstig zu stimmen. Das Volk ist nach Sichem gekommen, um ihn dort zum König zu machen. Indem er zu ihnen kommt, vermittelt er den Eindruck, dass er sie bevorzugt. Damit vermittelt er dem Volk jedoch einen falschen Eindruck und führt es dadurch von der Stadt weg, in der Gott wohnt. Er sagt sozusagen, was später auch Jerobeam tun wird, dass die Stadt Gottes zu weit weg ist.Jerobeam, der Ephraimiter, ist der natürliche Anführer des Volkes. In Ägypten, wohin er aus Furcht vor Salomo floh (1Kön 11:26-40), hört er von der Thronübergabe und kehrt nach Israel zurück (2Chr 10:2). Er kommt nicht nur aus eigenem Antrieb. Das Volk selbst will ihn als Anführer haben. Deshalb lassen sie ihn rufen (2Chr 10:3). Zusammen mit ganz Israel geht Jerobeam mit einem Gesuch zu Rehabeam. Ihre Bitte ist, das schwere Joch, das Salomo ihnen auferlegt hat, zu erleichtern. Dieses Ansinnen, das er und ganz Israel stellen, hätten sie während der Herrschaft Salomos nie zu äußern gewagt. Das ist ihnen auch nicht in den Sinn gekommen. Sie haben sicherlich viel für Salomo geben und viel für ihn tun müssen, aber sie hatten unter seiner Regierung auch großen Wohlstand, Reichtum und Frieden. Die Regierung Salomos war eine Wohltat für das Volk. Das änderte sich, als Salomo vom HERRN abwich. Danach war es nicht länger ein Privileg, zur Aufrechterhaltung des Wohlstands ihres Königs beitragen zu müssen. Was ein Vorrecht war, wird zum Joch. Das schwere Joch, von dem sie jetzt sprechen, besteht aus großen Anstrengungen und großen Geldsummen, die das Volk aufbringen muss, um all die Herrlichkeit Salomos zu erhalten. Erleichterung davon zu fordern, ist ein Programmpunkt in einer politischen Kampagne, die bei den Anhängern immer gut ankommt. Jerobeam nutzt geschickt die Erkenntnis, dass das Volk mit der hohen Steuerlast nicht zufrieden ist.Rehabeam hört das Ersuchen und bittet um drei Tage Bedenkzeit (2Chr 10:5). Damit zeigt er, dass diese Bitte für ihn auch nur ein Teil eines listigen politischen Spielchens ist. Er ist auch nur darauf aus, selbst den größtmöglichen Gewinn aus dieser Sache zu ziehen.
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