‏ Acts 14

Predigt in und Flucht aus Ikonium

In Ikonium wiederholt sich das, was in Antiochien in Pisidien schon geschehen ist. Paulus und Barnabas gehen zuerst wieder in die Synagoge. Die Verfolgung in Antiochien hat ihren Mut und Eifer in der Verkündigung des Evangeliums nicht vermindert. Sie reden so, dass eine große Volksmenge sowohl aus den Juden als auch aus den Heiden zum Glauben kommt. Das Reden muss so sein, dass der Herr es benutzen kann (vgl. Pred 12:10). Es geht um eine Fähigkeit, die von Gott kommen muss (2Kor 3:5), die seine Gabe ist, aber die dann auch eingesetzt werden muss. Das Wort hat Kraft und trägt Frucht.

Genau wie in Antiochien in Pisidien widerstehen auch hier die ungläubigen Juden heftig dem Evangelium. Auch hier wissen sie die Gemüter des Volkes aufzuwiegeln und sie zu erbittern, so dass sie sich den Brüdern widersetzen. Doch die Brüder weichen vor der Wut des Volkes nicht zurück. Sie bleiben eine geraume Zeit, ohne sich etwas von den Versuchen der Juden anzuziehen, sie zu vertreiben. Sie sprechen freimütig über den Herrn und bezeugen Ihn.

Der Herr gibt seinerseits dem Wort seiner Gnade Zeugnis, indem Er seine Zeugen befähigt, Zeichen und Wunder zu tun. Diese Zeichen und Wunder dienen der Bestätigung des Wortes. Genauso hat der Herr es ihnen verheißen, als Er ihnen den Auftrag gab, das Evangelium zu verkündigen (Mk 16:20; Heb 2:3; 4). Dennoch lesen wir nicht, dass jede Predigt in der Apostelgeschichte von Zeichen und Wundern begleitet war. Es gibt also keinen Automatismus.

Nachdem das Evangelium so kraftvoll verkündigt worden ist, spaltet sich die Volkmenge. Die Predigt des Evangeliums führt zur Trennung. Der Widerstand in Ikonium wächst und wird zu einer Bedrohung. Die Feindschaft nimmt ein derartiges Ausmaß an, dass die Rede davon ist, die Apostel zu misshandeln und zu steinigen. Dieser Plan ist zwischen den Nationen und den Juden mit ihren Obersten abgesprochen. Das Zustandekommen eines solchen Plans zeigt, wie tief der Hass gegen die Verkündiger des Evangeliums verwurzelt ist. Ihr Plan sieht nicht nur den Tod durch Steinigung vor, sondern auch eine vorausgehende Misshandlung.

Obwohl sie sich zu Anfang durch die bittere Stimmung im Volk nicht geschlagen geben, kommt nun der Augenblick, wo es ratsam erscheint, zu fliehen (Mt 10:23). Sie wollen tun, was der Heilige Geist will, denn von Ihm lassen sie sich leiten. Die Apostel werden nicht durch eine Art Heldentum gekennzeichnet, sondern durch etwas viel Besseres: die Einfalt der Gnade. So kommen sie auf ihrer Flucht nach Lystra und Derbe. Das sind Städte, die in Lykaonien liegen, und die dadurch die Chance bekommen, das Evangelium zu hören.

In Lystra wird ein Lahmer geheilt

In Lystra ist keine Rede von einer Synagoge. Es scheint eine heidnische Stadt zu sein. Als sie durch Lystra ziehen, sehen sie einen Mann, der von Geburt an nicht laufen kann. Lukas richtet unsere Aufmerksamkeit auf diesen Mann, der mit seiner Behinderung sehr dem Mann gleicht, dem wir zu Beginn der Apostelgeschichte begegnet sind (Apg 3:2), den Petrus und Johannes geheilt haben. Damals ging es um einen jüdischen Mann, jetzt geht es um einen Heiden. Als echter Evangelist sieht Paulus, dass der Mann mit großem Interesse auf das hört, was er zu sagen hat.

Paulus kann unterscheiden, ob es nur Neugierde ist oder ob eine tiefere Not dem Interesse zugrunde liegt. Er sieht, dass dieser Mann Glauben hatte, um errettet zu werden, sowohl was seinen Körper betrifft als auch was seine Seele betrifft. Er braucht daher auch nicht lange zu überlegen, um zu erkennen, was er zu tun hat. Er sagt mit lauter Stimme zu dem Mann: „Stelle dich gerade hin auf deine Füße!“ Der Mann gehorcht sofort. Er springt auf und geht umher. Die Genesung geschieht unmittelbar und ist vollständig. So ist es mit allen Wundern im Neuen Testament. Sie haben alle ein sofortiges und vollkommenes Ergebnis. Von einer allmählichen oder einer halben Sache ist keine Rede.

Übrigens war Paulus nicht auf der Suche nach jemandem, den er heilen könnte. Er hat nicht überall einfach Kranke geheilt, aber bei diesem Mann hat er etwas Besonderes gesehen.

Die Predigt des Paulus in Lystra

Mit ihrer falschen Sicht auf die Dinge legen die Volksmengen auch das, was geschieht, falsch aus. Sie lebten in dem Glauben, dass Götter herniederkommen. Es gab in Lystra keinen intellektuellen Götzendienst, sondern lediglich einen primitiven Götzendienst. Sie geben Barnabas und Paulus direkt die Namen ihrer wichtigsten Götzen, denn für sie ist klar, dass die Götter in Menschengestalt unter ihnen erschienen sind. Sie nennen Paulus Hermes, denn Hermes war der Bote des Zeus. Barnabas war der schweigsamere, deshalb verehren sie ihn als Zeus, also als ihren Hauptgott. Weil Paulus redete, gaben sie ihm den Platz des Boten.

Der Tempel des Zeus stand vor der Stadt wie ein vorgeschobener Posten, um die Stadt zu beschützen. Dieser Tempel hat einen Priester, der schnell mit Stieren kommt, um diesen „Göttern“ zu opfern. Da das alles auf Lykaonisch geschieht, begreifen Paulus und Barnabas zunächst nicht, was los ist. Nachdem ihnen aber die Absicht klar wird, erheben sie direkt Einspruch. Sie lehnen sofort und radikal die Ehrerweisung dieser Menschen ab.

Diese ganze Bewegung war eine riesige Gefahr für den christlichen Glauben, größer als jeder andere Widerstand. So lassen sich unzählige Menschen die Ehrerweisungen von Menschen gefallen. Herodes wurde dafür von Gott mit einem schrecklichen Tod bestraft (Apg 12:23).

Paulus und Barnabas wollen von ihrer Ehrung nichts wissen. Um in dem Tumult Aufmerksamkeit zu bekommen, müssen sie laut schreien. Sie rufen der Volksmenge die Frage zu, warum sie das tun, denn es ist völlig verwerflich, weil sie selbst auch nur Geschöpfe sind (Apg 10:26; Off 19:10). Die Lage ist dringend und sie müssen sie schnell auf andere Gedanken bringen.

Sie nutzen die Gelegenheit, ihnen das Evangelium zu verkündigen. Nun zitiert Paulus nicht das Alte Testament; das tut er, wenn er zu Juden spricht. Hier spricht er zu unwissenden Heiden. Deshalb beginnt er mit dem Schöpfer und der Schöpfung, ein Thema, das die Heiden sehr interessiert. Es ist immer gut, sich bewusst zu sein, wen man vor sich hat, um die Predigt darauf auszurichten. Er legt weiterhin dar, dass Gott nach der Schöpfung – als Folge des Sündenfalls, von dem Paulus allerdings nicht spricht – die Nationen auf ihren eigenen Wegen gehen ließ.

Er spricht auch nicht über die Erwählung eines Volkes für seinen Namen aus allen Völkern. Er spricht wohl davon, dass Gott, obwohl er die Nationen auf ihren eigenen Wegen gehen ließ, dennoch für sie gesorgt hat. Seine Fürsorge für sie ist darin zum Ausdruck gekommen – und kommt darin immer noch zum Ausdruck –, dass Er Regen vom Himmel und fruchtbare Zeiten gegeben hat. „Vom Himmel“ bedeutet: von der Gegenwart Gottes. Jede Ernte ist ein Beweis seiner Güte. Auch hat Er ihre Herzen mit Nahrung versorgt, das heißt mit Segen dafür, dass sie fleißig gearbeitet haben, was Freude mit sich bringt.

Es gibt zahlreiche irdische Segnungen, die auch Ungläubige mit Freude erfüllen. Auch Ungläubige kennen die Befriedigung und die Freude einer guten Ehe und guter Familienbeziehungen, von Gesundheit und angenehmer Arbeit. Die Freude, die Gott in den natürlichen Beziehungen gibt, sind ein Zeugnis seiner Güte gegenüber dem Menschen im Allgemeinen. Es ist ein Geschenk von Ihm. Gott ist der Erhalter aller Menschen (1Tim 4:10; Ps 104:27; 28). Derselbe Gott macht jetzt das Evangelium der Errettung von Jesus Christus bekannt.

Nachdem die Apostel das gesagt haben, sehen die Menschen in Lystra davon ab, ihnen zu opfern. Es scheint so, als wäre die Gefahr einer teuflischen Verehrung gebannt. Doch andere Gefahren lauern.

Paulus wird gesteinigt

Als die Juden aus Antiochien und Ikonium in Lystra eintreffen, haben sie keine Einwände gegen den Götzendienst der Heiden. Auch stellen sie sich nicht auf die Seite von Paulus und Barnabas gegen den Götzendienst. Im Gegenteil, sie stellen sich gegen die beiden Diener Gottes. Ihr Hass gegen das Evangelium ist größer als ihre Abscheu vor dem Heidentum mitsamt seinem Götzendienst.

Die Juden aus Antiochien und Ikonium geben sich nicht damit zufrieden, dass sie die Botschafter des Evangeliums aus ihren eigenen Städten verjagt haben. Sie verfolgen die Apostel und wirken durch ihre gemeinen Unterstellungen auch hier in Lystra auf die Volksmengen ein. Das führt dazu, dass sich auch in Lystra ein Aufstand gegen Paulus und Barnabas formiert. Die Menge ergreift Paulus und steinigt ihn, als wäre er ein falscher Prophet. Dann schleifen sie ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, dass er gestorben sei.

Wenn Menschen andere Menschen verehren, wird der Mensch erhoben. Wenn jedoch jemand kommt, der diese Verehrung verurteilt und auf den Herrn Jesus als den hinweist, der allein verehrt werden darf, zieht er den Hass der Menschen auf sich. Zuerst wollten sie ihn als Gott verehren, doch als sich zeigt, dass er ihren Gottesdienst verurteilt, wenden sie sich gegen ihn und ermorden ihn. Das denken sie zumindest.

Die Macht des Lebens ist größer als die Macht des Teufels und des Todes. Umringt von den Jüngern, kommt Paulus wieder zum Leben. Das ist ein schönes Bild: Die Jünger stehen um ihn herum wie ein Kreis des Lebens (vermutlich haben sie für ihn gebetet). Dadurch entsteht eine Atmosphäre, durch die der Tod weicht und sich das Leben offenbaren kann.

Nachdem Paulus aufgestanden ist, geht er wieder in die Stadt, nicht, um sich als Gott ehren zu lassen, der Macht über den Tod hat, sondern um das eine oder andere noch abzuschließen. Es war ein Wunder Gottes, dass er beinahe tot war und einen Augenblick später gesund und gestärkt aufstehen und weitergehen kann.

Nachdem er seinen Auftrag in Lystra beendet hat, geht er am nächsten Tag mit Barnabas nach Derbe. Auch dort verkündigen sie das Evangelium, und zwar mit großem Erfolg. Viele kommen zum Glauben und werden Jünger. Das bedeutet, dass diese Gläubigen sich taufen ließen und dass sie belehrt wurden, als Nachfolger des Herrn zu leben. Vermutlich ist in dieser Gegend und während dieses Besuches Timotheus durch Paulus zum Herrn geführt worden (Apg 16:1; 1Tim 1:2; 2Tim 1:2).

Zurück nach Antiochien in Syrien

In umgekehrter Reihenfolge besuchen sie nun wieder die Städte, wo sie bereits das Evangelium verkündigt haben. Nun wollen sie die Jünger befestigen. Sie üben einen Nachsorgedienst aus, einen Hirtendienst. Das ist ein notwendiger Dienst der Liebe, den gerade Neubekehrte brauchen. Sie kommen unerschrocken wieder zu den Orten, wo sie vorher vertrieben worden waren. Als der Herr Jesus in Israel unterwegs war, trauten die Jünger sich nicht, wieder an den Ort zurückzugehen, wo man Ihn kürzlich steinigen wollte (Joh 11:8). Diese Furcht haben Paulus und Barnabas nun nicht. Sie gehen in der Kraft des Geistes und wissen, dass Gott – wie bei Hiob – die Grenzen des Wirkens Satans bestimmt.

Dass sie sich sehr wohl bewusst sind, was ihnen beim ersten Besuch begegnet ist, sehen wir bei Paulus. Als er am Ende seines Lebens seinen Abschiedsbrief an Timotheus schreibt, weist er noch einmal auf alles hin, was ihm an diesen drei Orten an Leid widerfahren ist (2Tim 3:11). Das war ganz zu Anfang seines Dienstes. Er hat das nie vergessen. Es waren die Orte, an denen besonders die Juden ihn bitterlich verfolgt haben und danach trachteten, ihn zu töten. Doch der Herr hat ihn daraus befreit.

Der Dienst an den genannten Orten besteht dieses Mal nicht aus einer öffentlichen Verkündigung des Evangeliums, sondern – wie gesagt – aus der Befestigung der Seelen der Jünger im Glauben. Sie unterweisen die Jünger in der Glaubenswahrheit und ermutigen sie, diese gut festzuhalten. Es geht darum, das ganze Wort Gottes festzuhalten. Es ist nötig, Im Glauben zu bleiben, weil es viel Verführung und Bedrängnis gibt.

Weiterhin macht Paulus klar, dass Bedrängnisse zum Evangelium gehören. Mehr als jeder andere weiß er, worüber er spricht, wenn er dies sagt. Er kennt aus Erfahrung die Bedrängnisse, die das Eingehen in das Reich Gottes mit sich bringt. Er, der das sagt, hat soeben eine Steinigung hinter sich (vgl. Kol 1:28; 29).

Diese Gläubigen wohnten weiterhin an Orten, wo der Widerstand gegen das Evangelium groß war. Deswegen brauchten sie Stärkung und Ermutigung. Im Glauben waren sie schon in das Reich Gottes hineingegangen (Joh 3:5), jedoch noch nicht tatsächlich, denn das wird erst geschehen, wenn der Herr Jesus zurückkommt, um sein Reich aufzurichten. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen die Drangsale (2Pet 1:11).

Paulus stellt hier das Reich Gottes vor, wie es in der Zukunft sein wird, denn er redet vom Hineingehen. Nur Gläubige werden dort hineingehen, denn Ungläubige können das Reich nicht „verdienen“, indem sie durch Drangsale gehen. Für den Gläubigen gibt es jetzt Bedrängnisse und später Ruhe (2Thes 1:6; 7).

Über die Belehrung hinaus, womit die Apostel die Gläubigen ermutigen, tun sie noch etwas, was diesen jungen Gläubigen eine Hilfe sein wird, wenn sie weitergezogen sind. Sie stellen in jeder Gemeinde Älteste an. Die Apostel stellen diese Ältesten an, nachdem sie sie auch selbst ausgewählt hatten. An beiden Handlungen, auswählen und anstellen, ist keine Rede davon, dass die Gemeinde beteiligt ist. Das Anstellen von Ältesten finden wir weiterhin nur noch in Titus 1 (Tit 1:5).

Das Anstellen von Ältesten betrifft nur Gemeinden der Heiden. Bei Gemeinden mit einem ausschließlich jüdischen Hintergrund war das nicht erforderlich, weil es dort seit Jahr und Tag bereits Älteste gab. In ihrem Fall lesen wir nichts über eine formale Anstellung. Die Ältesten in den Gemeinden aus den Heiden wurden nicht sofort bei der Entstehung der Gemeinden von Paulus und Barnabas angestellt, sondern beim zweiten Besuch. Es hatte eine Reifung der Gläubigen stattgefunden und einige, die die erforderlichen Qualitäten besaßen, konnten nun angestellt werden.

Was die Anforderungen an einen Ältesten (oder „Aufseher“) sind, hat Paulus in seinem ersten Brief an Timotheus und in seinem Brief an Titus aufgeschrieben (1Tim 3:1-7; Tit 1:5-9). Das Wort für „Älteste“ ist eigentlich „Ältere“, also gereiftere Gläubige unter jungbekehrten Gläubigen. Aus den Textstellen, wo das Anstellen von Ältesten vorkommt, erkennt man, dass die Autorität der Apostel die Quelle dafür ist. Das Anstellen von Ältesten ist seit dem Entschlafen der Apostel nicht mehr möglich.

Obwohl es jetzt keine offiziell angestellten Ältesten mehr gibt, gibt es glücklicherweise immer noch ältere Gläubige, die als Älteste in den örtlichen Gemeinden arbeiten. Sie sind vom Heiligen Geist eingesetzt und können an ihren Qualitäten erkannt werden. Die Gemeinde soll sie in ihrem Dienst anerkennen (Apg 20:28; vgl. Heb 13:7; 17; 24; 1Thes 5:12). Wenn die Gemeinde Älteste anstellt, steht das im Widerspruch zu der von Gott gegebenen Ordnung, denn Autorität kommt immer von oben. In der Gemeinde gibt es nur die Autorität des Heiligen Geistes und der Apostel. Die Apostel sind nicht mehr da, der Heilige Geist aber sehr wohl.

Wir stellen fest, dass nach den Aktivitäten der Apostel als Evangelisten, sie die Bekehrten zu einer örtlichen Gemeinde vereinigen, an die auch später Briefe geschrieben werden sollten. In diesen Briefen belehrt Paulus die Gläubigen weiter, wie es in einer örtlichen Gemeinde zugehen soll. Dabei ist es gut, daran zu denken, dass die örtliche Gemeinde ein Abbild der weltweiten Gemeinde ist (1Kor 12:27). Die örtlichen Gläubigen sind Glieder der Gemeinde. Sie dürfen wissen, dass der Herr Jesus, wenn sie als Gemeinde zusammenkommen, nach seiner Verheißung in ihrer Mitte ist (Mt 18:20).

Nach der Erwählung der Ältesten befehlen Paulus und Barnabas die Gläubigen unter Fasten im Gebet dem Herrn an. Lukas fügt hinzu: „an den sie geglaubt hatten“. Er betont noch einmal, dass die Gläubigen ihr Leben dem Herrn anvertraut hatten. In diesem Vertrauen treten die Apostel ihre weitere Rückreise an.

Auf ihrer Rückreise durchziehen sie Pisidien und kommen im Süden Pamphyliens zur Küste. Dort besuchen sie Perge, wo sie auf ihrer Hinreise auch bereits waren und wo Markus sie verlassen hatte. Dieses Mal reden sie dort das Wort. Danach reisen sie zu der Hafenstadt Attalia.

Ankunft und Reisebericht in Antiochien

Sie verlassen Attalia und fahren über das Mittelmeer, um in Antiochien wieder an Land zu gehen. Dies ist Antiochien in Syrien, von wo aus sie, ungefähr vor einem Jahr, ihre erste Missionsreise gestartet hatten. Die Gemeinde hatte sie nicht ausgesandt, aber sie der Gnade Gottes für ihre Arbeit anbefohlen, zu der Er sie berufen hatte. Die Gemeinde hatte mitempfunden. Jetzt wollen die Apostel die Gläubigen an den Dingen teilhaben lassen, die der Herr durch ihren Dienst gewirkt hat (vgl. Apg 21:19).

Daher ist hier auch nicht die Rede davon, dass sie sich vor der Gemeinde verantworten müssen. Die Gemeinde ist nicht die Quelle der Aussendung, sondern nimmt Anteil an dem, was der Herr zum Segen anderer tut. Gott war der Wirkende, sie waren lediglich die Werkzeuge. Auch heute ist es herzerwärmend für Gläubige, die an einem anderen Ort ein Werk für den Herrn tun dürfen, wenn die „Heimatgemeinde“ Interesse zeigt an dem, was der Herr dort wirkt.

Vor allem berichten Paulus und Barnabas den Gläubigen, die aus mehreren Gemeinden zusammengekommen sind, dass Gott für die Nationen eine Tür des Glaubens geöffnet hat. Das war bereits früher in Antiochien der Fall, denn Antiochien ist auch eine heidnische Stadt. Dennoch war das Bestehen einer Gemeinde von Heiden immer noch ein Einzelfall. Jetzt hat sich gezeigt, dass Gott durch Paulus und Barnabas überall außerhalb von Israel wirkt und dass die Heiden in Scharen zum Glauben kommen, zusammen mit einigen Juden, die ebenfalls an diesen Orten wohnen.

Das Werk der Gnade Gottes unter den Heiden durch sein Wort und die Kraft des Heiligen Geistes – außerhalb der Gemeinde in Jerusalem und des Gesetzes –, ruft bei den bekehrten Juden die Frage auf, ob das denn alles so in Ordnung ist. Im folgenden Kapitel wird über diese Frage entschieden. Wir werden sehen, dass die Gnade Gottes auch darauf eine Antwort hat.

Nach dem Reisebericht machen Paulus und Barnabas sich nicht sofort wieder auf die Reise, um den Nationen weiter das Evangelium zu verkündigen. Sie bleiben längere Zeit bei den Jüngern. Ihre „Heimatgemeinde“ ist eine Art Hafen der Ruhe nach aller Unruhe, die sie bei ihrer Arbeit erlebt haben. Dort können sie Gemeinschaft haben.

Es muss für sie eine Erquickung gewesen sein, bei diesen Gläubigen – von Lukas „Jünger“ genannt – bleiben zu dürfen. Dass die Gläubigen Jünger genannt werden, liegt an ihrer konsequenten Nachfolge des Herrn Jesus. Sich bei solchen Gläubigen aufhalten zu dürfen, ist eine Wohltat für jeden, der auch dem Herrn Jesus konsequent nachfolgen will, so wie wir das von Paulus und Barnabas kennen.

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