‏ Acts 15

Errettung und Beschneidung

Nach Widerstand von außen, von Seiten der ungläubigen Juden zusammen mit den Heiden, entsteht der Widerstand nun aus der Mitte der Gläubigen heraus. Gläubige Juden aus Judäa, die noch nach den Forderungen des Gesetzes lebten, wollten diese Forderungen den Gläubigen aus den Nationen auferlegen. Sie kamen zu dem neuen Zentrum des Werkes in Antiochien, um dort den Gläubigen ihre Lehren aufzuerlegen. Ihre Belehrung bestand darin, dass die Errettung von der Beschneidung abhängig gemacht wurde.

Das war ein frontaler Angriff auf das Evangelium der Gnade Gottes, und das im Schoß der Gemeinde. Diese Menschen wollten verhindern, dass das Christentum vom Judentum losgelöst wurde. Wenn das gelungen wäre, wäre das Christentum lediglich eine jüdische Sekte geworden. Was diese Judaisten sagen, ist so, als würde man sagen: Wenn du nicht zu unserer Gruppe gehörst, kannst du nicht errettet werden, denn außerhalb von uns gibt es keine Seligkeit. Für die, die das fordern, steht außer Frage, dass sie Recht haben. Es gibt im Blick auf ihre gesetzliche Lehre nicht den geringsten Zweifel.

Nun würde ihre Lehre gar nicht viel Unruhe hervorbringen, wenn die Gläubigen selbst in der Wahrheit festständen und daran auch festhielten. Menschen, die eine gesetzliche Lehre bringen, haben weder die Schrift noch die Apostel hinter sich. Doch die Gläubigen sind beeinflussbar, und diese Personen reden mit erhobener Stimme und Überredungskunst. Deshalb muss man kräftig dagegen vorgehen.

Es geht dabei nicht um einen kleinen Unterschied im Verständnis, sondern betrifft den Kern des Evangeliums. Wer das Gesetz einführt, leugnet die Auferstehung und Verherrlichung Christi. Er leugnet, dass Christus alles vollbracht hat, was nötig war, um errettet zu werden. Diese Menschen schauten zurück auf die Zeit vor dem Kreuz, auf Dinge und Personen auf der Erde. Sie sahen nicht durch einen zerrissenen Vorhang auf Christus droben. Sie wollten die alte Herrlichkeit der Juden festhalten, die ihnen eigene Ehre verschaffte. Sie lehrten, dass es Errettung nur geben kann, wenn jemand ganz und gar Jude wurde.

In diesem Kapitel geht es darum, dass festgestellt wird, dass die Errettung durch nichts anderes geschieht, als nur durch den Glauben an den Herrn Jesus, ohne irgendeine zusätzliche Voraussetzung. Außer der Tatsache, dass es in dieser Krisensituation um eine Lehre von größter Bedeutung geht, geht es auch darum, eine Trennung in der Gemeinde zu verhindern, und zwar zwischen gläubigen Juden und gläubigen Heiden.

Die jüdischen Christen blieben Eiferer für das Gesetz. An sich war das nicht das Problem. Das Problem war, dass sie Gläubige aus den Heiden dazu verpflichten wollten, sich auch an die Gebote des Gesetzes zu halten. Für sie war das Christentum eine Fortsetzung des Judentums, jetzt aber mit dem Glauben an den Messias Jesus. Für sie waren die Gemeinden unter den Nationen Gemeinden von Proselyten. Sie betrachteten diese Gläubigen als Menschen, die zum Judentum übergetreten waren. Für sie gab es noch nichts neben dem Judentum. Doch sie sahen das falsch, denn das Christentum ist etwas völlig Neues, das mit dem Judentum nichts gemeinsam hat.

Wenn die Gläubigen jedoch weiter am Judentum festhielten oder verpflichtet würden, daran festzuhalten, würde das Christentum auf das Judentum reduziert werden. Später wird Paulus die neue Haushaltung in all ihren Facetten in verschiedenen Briefen ans Licht bringen, die er an verschiedene Gemeinden schreibt. Er legt besonders im Brief an die Epheser dar, dass Juden und Heiden zusammen in der Gemeinde etwas Neues geworden sind.

Die falsche Lehre verursacht eine große Diskussion, Zwietracht, Unruhe und Verwirrung. Paulus und Barnabas, die ihre Arbeit bedroht sehen, protestieren kräftig gegen diese falsche Lehre. Zum Glück haben die Brüder in Antiochien so viel Vertrauen zu Paulus und Barnabas, dass sie bestimmen, dass sie gemeinsam mit einigen anderen nach Jerusalem gehen sollen, um dort diese Streitfrage den Aposteln und Ältesten vorzulegen.

Das Problem war nicht nur ein Problem von Antiochien. Auch Jerusalem war unmittelbar darin einbezogen. Diese Frage sollte nach dem Plan Gottes nicht durch apostolische Autorität gelöst werden oder durch das Wirken seines Geistes in Antiochien. Das hätte die Gemeinde vielleicht gespalten. Um die Einheit zu bewahren, musste diese Sache geklärt werden in einer Konferenz in Jerusalem, dem Zentrum des jüdischen Systems. In Jerusalem mussten die jüdischen Christen, die Apostel, die Ältesten und die ganze Gemeinde aussprechen, dass die Gläubigen aus den Heiden vom Gesetz befreit waren. Die Dinge, die auf dem Spiel standen, berührten den Kern des Christentums. Das Interesse an einem Standpunkt nach den Gedanken Gottes war sehr groß.

Unterwegs nach und in Jerusalem

Die Reise nach Jerusalem gereichte zur Ehre Gottes und zum Segen der Gemeinden. Unterwegs berichtete die Reisegesellschaft in den Gegenden, durch die sie zogen, von der Bekehrung derer aus den Nationen. Das machten sie in Phönizien (dem heutigen Libanon) und Samaria (heute die Westbank). Ihre Berichte lösten große Freude aus. Als sie vor einiger Zeit selbst das Evangelium hörten und annahmen, hatte sie das froh gemacht (Apg 8:8). Nun entsteht große Freude, als sie hören, dass andere, die keine Juden waren, es angenommen haben.

Die Brüder hatten bisher noch nichts von diesem Werk gehört. Was sie hören ist neu für sie, doch sie erkennen es mit großer Freude an. Es ist wichtig, immer daran zu denken, dass das Besondere der Bekehrung der Nationen ist, dass sie losgelöst vom Judentum geschieht, ohne dass sie nach ihrer Bekehrung Juden werden müssen.

Als die Reisenden in Jerusalem ankommen, werden sie von der Gemeinde aufgenommen, die zweifellos zusammengerufen wurde. Die Apostel und die Ältesten werden besonders erwähnt. Paulus und Barnabas und die anderen fangen nicht sofort mit der Streitfrage an. Zunächst berichten sie, so wie sie es unterwegs getan hatten, alles, was Gott mit ihnen getan hatte. Sie berichten, wie Gott überall Heiden-Gemeinden entstehen ließ.

Das ist für einige von der Sekte der Pharisäer der Anlass, aufzustehen und ihre Auffassungen bezüglich der Beschneidung und des Gesetzes darzulegen. Sie werden nicht gehindert, ihre Lehren zu äußern, sondern bekommen ausreichend Möglichkeit, das zu sagen, was sie wollen. Für eine gute Lösung ist es wichtig, dass jeder die Gelegenheit bekommt, seine Gedanken zu äußern. Diese Dinge werden nicht einfach durch ein einzelnes Wort geregelt.

Die Verteidiger des Gesetzes bekommen also als erstes die Gelegenheit, ihre Sichtweise darzulegen. Sie haben vieles an dem Bericht auszusetzen, denn sie sind absolut dagegen, dass die Apostel nicht die Beschneidung gepredigt hatten und auch nichts über das Halten des Gesetzes Moses gesagt hatten. Die Wortführer sind als Pharisäer sehr vertraut mit dem ganzen Gesetz, an das sie sich selbst auch sehr genau halten.

Lukas spricht von „der Sekte der Pharisäer“. Eine Sekte ist eine Gruppe, die sich von anderen Gruppen abgrenzt. Das Wort „Sekte“ bedeutet „erwählen“. Es braucht dabei nicht um falsche Lehren zu gehen, es geht aber wohl um eine Überbetonung einer Lehre oder darum, eine Person besonders herauszuheben.

Das Wort „Sekte“ kommt neunmal im Neuen Testament vor, sechsmal in der Apostelgeschichte und dreimal in den Briefen (1Kor 11:19; Gal 2:20; 2Pet 2:1). Es geht in Korinth um Gruppen von Gläubigen, die sich voneinander absondern, indem sie Personen nachfolgen, die sie jeweils favorisieren. Im Brief an die Galater werden Sekten zu den Werken des Fleisches gezählt. Petrus schreibt über Verderben bringende Sekten als das Werk falscher Lehrer.

Eine Sekte kommt nicht aus dem Geist hervor, sondern vom Menschen, vom Fleisch und vom Teufel. Die Pharisäer, die hier ihre Stimme erheben, sind zum Glauben an den Messias Jesus gekommen, blieben aber dem Gesetz und seinen Gebräuchen mit Herz und Seele verbunden. Es waren ja Einsetzungen Gottes, die daher auch von den Gläubigen aus den Heiden beachtet werden müssten, wie meinten sie.

Nachdem die Pharisäer ihre Bemerkungen gemacht haben und damit den Kern des Problems umrissen haben, versammeln sich die Apostel und Ältesten, um sich mit diesem Problem zu beschäftigen. Es scheint so, dass nur die Apostel und die Ältesten über diese Sache geredet haben, ohne dass die ganze Gemeinde dabei anwesend war. In jedem Fall haben Brüder, die für die Gemeinde verantwortlich sind, miteinander darüber gesprochen. Die Sache wurde nicht lediglich von einigen Aposteln behandelt, die ihren Beschluss den anderen aufgezwungen haben. Es ist gut, so viele verantwortliche Brüder wie möglich in die Beschlussfassung einzubeziehen.

Reaktion des Petrus

Auch im kleinen Kreis der verantwortlichen Brüder ist die Einstimmigkeit anfänglich nicht vorhanden. Es entsteht viel Wortwechsel. Es besteht die Freiheit, das zu sagen, was einem am Herzen liegt, obwohl das Fleisch das missbrauchen kann. Dennoch wird nicht gesagt: „Hier wird nicht diskutiert.“ Auch werden keine Strukturen geschaffen, um diese Diskussionen zu verhindern. Damit würde die Freiheit, sich zu äußern, eingeengt. Bei allem Wortwechsel muss es darum gehen, dass man den Willen des Heiligen Geistes zu verstehen sucht, so dass schließlich gesagt werden kann, dass „der Heilige Geist und wir“ zu einem bestimmten Beschluss gekommen sind (Apg 15:28).

Während des Wortwechsels steht Petrus auf. Nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis war er an einen anderen Ort gezogen (Apg 12:17), doch hier ist er wieder in Jerusalem. Was er darlegt, zeigt, dass er die Belehrung in Verbindung mit Kornelius gründlich gelernt hat (Apg 10:34). Er hat dem, was die anderen sagen, gut zugehört, und geleitet durch den Geist steht er im richtigen Augenblick auf (Spr 18:13). Nachdem die Menschen ihre Gedanken geäußert haben, werden nun die Gedanken Gottes geäußert, so dass man zu einem einstimmigen Beschluss kommt.

Er beginnt, indem er sie daran erinnert, wie Gott ihn als besonderes Instrument mit der Absicht eingesetzt hat, dass durch seinen Mund die Nationen das Evangelium hören und auch daran glauben sollten. Es war nicht Gottes Absicht, dass sie das nur hören sollten, nein, das Ziel war, dass sie auch zum Glauben kämen.

Dass sie in der Tat zum Glauben gekommen sind, hat Gott dadurch bewiesen, dass Er ihnen den Heiligen Geist gegeben hat, „wie auch uns“, also den gläubigen Juden. Indem Gott seinen Geist auch bekehrten Heiden gegeben hat, hat Er selbst Zeugnis davon gegeben, dass Er sie errettet hat (Röm 8:9; Eph 1:13). Gott hat ihren Glauben mit dem Heiligen Geist versiegelt, ohne irgendeine vorausgehende Bedingung, sondern allein auf der Grundlage des Glaubens. Gott kannte die Herzen von Kornelius und den Seinen und sah den Glauben in diesen Herzen. Niemals hätte Er seinen Geist in ihre Herzen gegeben, wenn sie nicht durch den Glauben gereinigt worden wären.

Wie könnten Menschen daher noch zusätzliche Bedingungen stellen, Bedingungen, die nicht einmal von denen erfüllt wurden, die sie stellten? Gott fordert keine äußere Handlung wie die Beschneidung oder die Proselytentaufe, sondern Gott reinigt die Herzen durch den Glauben. Die Aufgabe des Gesetzes ist, den Menschen zu verurteilen. Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde, doch das Gesetz bringt nicht die Rettung von der Sünde.

Petrus erklärt die Funktion des Gesetzes und die Auswirkung des Gesetzes. Er legt mit Nachdruck dar, dass das nicht zu tragende Joch und die Unmöglichkeit dadurch errettet zu werden, gewiss anderen nicht auferlegt werden darf. Wie sollte das möglich sein, und warum sollten sie das dann tun? Es ist eine derart große Sünde, dass Petrus sie auf eine Stufe stellt mit Gott versuchen. Das bedeutet, Gott herauszufordern und Ihn auf die Probe zu stellen, um zu sehen, wie weit man gehen kann.

Es ist eine Beleidigung Gottes, wenn man sagt, dass zusätzlich zu dem Werk, das der Herr Jesus getan hat, noch etwas geschehen muss, um errettet zu werden. Nein, die Grundlage, auf der die Heiden stehen, ist die der Gnade und des Glaubens. Auf dieser Grundlage sind sie errettet worden. Petrus nennt die Weise, wie Gott Heiden errettet als Beispiel, wie auch Juden gerettet werden können – und nicht andersherum. Der Ursprung liegt in der Gnade des Herrn Jesus, und Gnade stellt jeden auf dieselbe Grundlage vor Gott.

Reaktion von Barnabas und Paulus

Das Schweigen der Menge macht deutlich, dass sie auf das, was Petrus gesagt hat, keine Widerworte haben. Ein Widerwort hätte bedeutet, dass sie Gott widersprochen hätten. Während sie schweigen, ergreifen Barnabas und Paulus das Wort. Nachdem Petrus auf die Vergangenheit zurückgeschaut hat, sprechen Barnabas und Paulus über die aktuellen Taten Gottes. Danach wird Jakobus noch den Blick in die Zukunft richten. Barnabas wird hier in Jerusalem als erster erwähnt, möglicherweise auch, weil er das Meiste gesagt hat.

Die ganze Menge hört zu, wie Barnabas und Paulus die Wunder berichten, die Gott unter den Heiden gewirkt hat. Was Gott unter den Heiden getan hat, ist der Beweis dafür, dass Er sich in seiner Gnade auch ihnen zuwendet. Bereits in Apg 15:4 hatten Barnabas und Paulus von dem Werk Gottes unter den Heiden berichtet. Jetzt wollen sie deutlich machen, dass das, was als einmaliges Ereignis in Cäsarea stattgefunden hat, überall unter den Heiden geschieht. Dabei fällt auf, dass Gott keinen einzigen Hinweis gegeben hat, dass etwas an seinem Werk fehlte, wie beispielsweise das Halten des Gesetzes.

Mit ihrem Bericht untermauern und unterstreichen Barnabas und Paulus den Bericht des Petrus. Die Zeichen und Wunder, die sie in ihrem Bericht erwähnen, sind vonseiten Gottes eine Bestätigung der Botschaft des Heils auch für die Nationen. Gott unterstrich damit, dass es nach seinem Willen war, dass sie den Nationen das Evangelium verkündigten.

Übrigens sehen wir, dass überall dort, wo die Rede von Zeichen und Wundern ist, diese durch die Apostel geschehen und darüber hinaus nur durch die „einfachen“ Gläubigen Stephanus und Philippus. Das Tun von Zeichen und Wundern ist also nichts, was allgemein durch alle Gläubigen getan wird, sondern lediglich durch eine ausgewählte Gruppe, die Gott dazu befähigt hat.

Reaktion des Jakobus

Nachdem Barnabas und Paulus ausgeredet haben, ergreift Jakobus das Wort. Er ist der Führer der Gemeinde in Jerusalem und hat daher eine besondere Stellung. Obwohl er nicht zu den zwölf Aposteln gehört, wird er dennoch Apostel genannt (Gal 1:19). Jakobus ist der Bruder des Herrn Jesus (1Kor 15:7) und der Schreiber des Jakobusbriefes. Es ist von größter Bedeutung, dass Jakobus sich dazu äußert. Seine Worte werden von ausschlaggebender Bedeutung sein in der Diskussion über die Bedeutung des Gesetzes für die Nationen. Sein großer Eifer für das Gesetz ist für jeden deutlich. Wenn er sagt, dass die Nationen das Gesetz nicht zu halten brauchen, wird dies alle Eiferer für das Gesetz zum Schweigen bringen.

Er beginnt seine Rede damit, dass er um Aufmerksamkeit bittet für das, was er zu sagen hat. Zunächst weist er auf das hin, was Petrus gesagt hat. Jakobus gebraucht den hebräischen Namen des Petrus und spricht von Simon. Er schließt sich dessen Bericht an. Aus dem, was er sagt, zeigt sich, dass er verstanden hat, dass das Werk, von dem Petrus gesprochen hat, nicht darin bestand, Proselyten zu machen. Er hat verstanden, dass Gott damit beschäftigt ist, aus den Nationen ein Volk für sich zu erwerben, ein Volk aus den Völkern, und zwar „für seinen Namen“.

„Für seinen Namen“ konnte für die Verfechter des Gesetzes eigentlich nur bedeuten, dass es um das Volk Israel ging, denn das war doch das Volk, das Gott sich für seinen Namen auserkoren hatte. Daher müssten sich alle, die aus den Nationen zum Glauben kamen, Israel anschließen. Jakobus zeigt jedoch, dass auch schon im Alten Testament von Nationen gesprochen wird, über die der Name des Herrn unabhängig von Israel ausgerufen wurde. Es geht also nicht um eine unbekannte Erscheinung, um eine neue Lehre, sondern um etwas, über das die Propheten in den Schriften des Alten Testaments geredet haben.

Jakobus zitiert dazu ein Beispiel aus dem Propheten Amos. Das ist keine Erfüllung dessen, was Amos gesagt hat (die Erfüllung geschieht erst im Friedensreich), doch sie läuft auf dasselbe hinaus. Aus diesem Zitat wird klar, dass die Nationen im Friedensreich gesegnet werden, und zwar nicht dadurch, dass sie sich Israel anschließen, sondern dadurch, dass sie den Herrn suchen. Der Ausdruck „wie geschrieben steht“ ist das Ende allen Widerspruchs. Das untermauert, was die anderen Aposteln bereits gesagt haben.

Jakobus zitiert den Vers seinem Inhalt nach. Gott verheißt durch Amos, dass „die Hütte Davids“ wieder aufgebaut werden wird. „Die Hütte Davids“ bezeichnet die Königsfamilie. Diese ist seit der babylonischen Gefangenschaft zerfallen. Damals kam das Königtum des Hauses Davids zu Ende, obwohl Gott verheißen hatte, dass das Haus Davids bis in Ewigkeit bestehen würde (Ps 89:4; 5; 39-41).

Diese Prophezeiung des Amos ist mit dem Kommen des Herrn erfüllt. Er wurde zwar verworfen und seine Herrschaft ist nicht sichtbar auf der Erde, dennoch ist Ihm alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde (Mt 28:18). Das kann man allein im Glauben sehen. Bald wird jeder es sehen können, wenn Er in Israel auf dem Thron seines Vaters David sitzen wird. Dann werden die Nationen Ihn suchen, und Er wird über sie seinen Namen ausrufen.

So ist es auch heute. Über allen, die den Herrn im Glauben suchen, sich zu Gott bekehren und den Herrn Jesus im Glauben annehmen, ruft Er seinen Namen aus. Das ist völlig losgelöst vom Judentum und dem Beitritt zum Judentum als Proselyt. Dies ist von Ewigkeit her im Herzen Gottes gewesen, als vom Judentum noch keine Rede war. Jeder, der Gott kennt, weiß, dass Er so ist und so handelt.

Das Urteil des Jakobus

Da Gott ein großes Volk aus den Völkern zu seinem Volk machen will, ohne dass sie dazu Juden werden müssen, urteilt Jakobus, dass den Nationen keine Schwierigkeiten gemacht werden sollen. Diese Schwierigkeiten wären das Auflegen des Jochs des Gesetzes. Die Nationen haben einen eigenen Platz in den Wegen Gottes.

Dass ihnen das Gesetz nicht auferlegt werden darf, heißt nicht, dass sie mit den Anordnungen des Herrn nichts zu hätten. Jakobus nennt vier Dinge, derer sich die Nationen sehr wohl enthalten müssen. Die Dinge, die er nennt, werden von ihm nicht als vier Gebote des Gesetzes auferlegt, um dadurch auf einem Umweg den Nationen doch Gebote aufzuerlegen. Es sind Dinge, die an sich nicht jüdisch sind, sondern sie haben mit den Rechten Gottes als Schöpfer zu tun.

Das Erste, der Götzendienst, tastet die Autorität Gottes an. Die „Verunreinigungen der Götzen“ betrifft alles, was mit Götzendienst in Verbindung steht. Dass sie sich von Götzendienst weit fern halten sollten, brauchte nicht noch einmal ausdrücklich gesagt zu werden. Sie hatten sich ja gerade vom Götzendienst bekehrt. Die Gefahr bestand aber in der Verunreinigung, die davon ausging. Das Essen von Fleisch im Götzentempel ist solch ein Beispiel für Verunreinigung (1Kor 8:10), denn das könnte anderen den Eindruck vermitteln, dass jemand doch noch ein Götzendiener war.

Was für den Götzendienst gilt, gilt auch für das Zweite, die Hurerei. Jeder, der bekehrt ist, weiß, dass Hurerei Sünde ist. Hurerei widersetzt sich dem Willen Gottes in Bezug auf die Ehe, in der die Frau nur mit dem Mann in der Heiligkeit der Ehe verbunden ist. Was gemeint ist mit „sich enthalten von der Hurerei“, bezieht sich daher auch vor allem auf Formen der Hurerei, die beschönigt und gutgeheißen werden.

Es geht um alle möglichen Eheverbindungen, die Gott Hurerei nennt, die jedoch in der Gesellschaft allgemein anerkannt werden. Wir können dabei an die Heirat denken mit einer Person, die geschieden ist, an vorehelichen Geschlechtsverkehr oder homosexuellen Verkehr. Sie missachten alle den einzigen Ehebund, den Gott eingesetzt hat.

Das dritte und vierte Verbot, sich zu enthalten „von Ersticktem und von Blut“, hat damit zu tun, dass das Blut – das Leben – Gott gehört. Er ist der Einzige, der das Anrecht auf das Leben hat. Nach dem Sündenfall wurde dem Menschen Fleisch zur Nahrung gegeben (1Mo 9:3; 4), doch der Mensch muss dabei immer beachten, dass ihm das Blut nicht zur Nahrung gegeben ist. Das Blut ist das Leben, das dem Schöpfer gehört, und deshalb muss das Blut eines Tieres, das zur Nahrung dient, zur Erde fließen, um es gleichsam Gott zurückzugeben.

Jakobus hält seinen Zuhörern kein neues Gesetz vor. Er kommt damit auch nicht den Vorurteilen der Juden entgegen, als würde er die Nationen doch auf dem Niveau der Juden behandeln. Dennoch sind die Dinge, die er aufzählt, dem Judentum nicht unbekannt. Sie mögen zwar dem Charakter nach nicht jüdisch sein, sind aber doch in Übereinstimmung mit dem Gesetz. Auch die Juden mussten sich zumindest an diese Dinge halten. Das konnten sie alle wissen, denn jeden Sabbat wurde in den Synagogen aus dem Gesetz vorgelesen. Beim Vorlesen des Gesetzes hörte jeder, der in der Synagoge anwesend war, die Predigt Moses.

Der Brief an die Nationen

Die Versammelten sind überzeugt worden

1. durch Petrus, der berichtet hat, was Gott in Verbindung mit Kornelius getan hat,

2. durch den Bericht von Barnabas und Paulus über die Taten Gottes während ihrer Missionsreise und

3. durch die Stimme Gottes aus der Schrift, die Jakobus zitiert.

Sie beschließen, den Nationen ein Schreiben zukommen zu lassen. Sie haben eine Einigung erzielt, indem sie sich alle dem Urteil des Jakobus beugen, dass keine Rede davon sein kann, den Nationen das Gesetz aufzuerlegen.

Die Gemeinde ist keine demokratische Instanz, in der Beschlüsse nach Mehrheit der Stimmen gefasst werden. Es wird nicht abgestimmt. Die Apostel samt den Ältesten und der ganzen Gemeinde, die hier wieder dabei ist, beschließen, dass Paulus und Barnabas wieder nach Antiochien reisen sollen, um das Ergebnis der Überlegungen in Jerusalem dort mitzuteilen.

Um jede Möglichkeit eines falschen Eindrucks zu vermeiden, sollen auch einige Brüder aus Jerusalem mit Paulus und Barnabas gehen. Dazu erwählen sie Judas und Silas. Diese Männer waren Führer unter den Brüdern (vgl. Heb 13:7; 17; 24). Es sind Männer, die die Gläubigen in Jerusalem kannten, die sie belehrten und das vorlebten, was Gott von den Seinen erwartet.

Das Ergebnis der Überlegungen wird in einem Brief festgehalten, den sie der Reisegesellschaft mitgeben. Das Resultat des Wortwechsels besteht darin, dass die Gesamtheit der Brüder, der Apostel und der Ältesten einen Brief an die Brüder aus den Nationen richten können. Es handelt sich nicht um ein apostolisches Schreiben, sondern um ein Schreiben der Gemeinde. In diesem Brief richten sie sich an „die Brüder aus den Nationen“ in den Gebieten, wo die Verwirrung entstanden war. Das war offensichtlich nicht nur in Antiochien der Fall, sondern auch in Syrien und sogar bis nach Zilizien.

Sie beginnen ihr Schreiben mit der Entschuldigung dafür, dass „einige, die von uns ausgegangen sind“, durch ihre Worte Verwirrung unter den Brüdern aus den Nationen gestiftet haben. Die Worte, die diese geredet haben, haben die Seelen der Gläubigen ins Wanken gebracht. Hier sehen wir, wie das Einführen des Gesetzes die Sicherheit des Glaubens verwüstet. Das Einführen des Gesetzes oder gesetzlicher Grundsätze tastet die Sicherheit des Glaubens an und macht aus standfesten Gläubigen wankende Seelen.

Die Absender des Briefes distanzieren sich auf deutliche Weise von den Worten ihrer Mitgläubigen. Diese Gläubigen hatten auf eigene Initiative hin gehandelt und nicht im Auftrag der Gemeinde in Jerusalem. Menschen, die das Gesetz predigen, tun das immer aus eigener Initiative und nicht auf Empfehlung der Gemeinde. Die Brüder, die sie nun senden, kommen allerdings mit einem Empfehlungsbrief der Gemeinde. Wie aus den Worten „einmütig geworden“ entnommen werden kann, ist wohl das eine oder andere vorausgegangen, bevor diese Männer ausgewählt wurden, um im Namen der Gemeinde in Jerusalem zu ihnen zu gehen.

Judas und Silas gehen mit Barnabas und Paulus, die die Gemeinde „unsere Geliebten“ nennt. Der Gebrauch dieses Ausdrucks zeigt deutlich, wie sehr diese beiden Apostel von der Gemeinde in Jerusalem anerkannt und wertgeschätzt wurden. Das bedeutet auch, dass sie das Werk dieser Diener unter den Nationen völlig anerkennen. Sie erwähnen noch, dass es Menschen sind, „die ihr Leben hingegeben haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus“. Eine eindrucksvollere Empfehlung kann man kaum geben. Indem sie über „unseren“ Herrn Jesus Christus sprechen, wobei sie den vollen Namen des Herrn gebrauchen, bringen sie die Gemeinschaft zum Ausdruck, die die Gläubigen in diesem Namen haben.

Außer Barnabas und Paulus werden auch Judas und Silas bei der Übergabe des Briefes dabei sein. Sie werden den Brief mündlich erklären. Der Brief ist keine Gesetzesvorschrift, sondern ein Bericht, wobei eine nähere Erklärung die Bedeutung verständlich macht. Ihr Auftrag ging weiter als lediglich die kühle und formelle Übergabe eines Briefes.

Sie waren Zeugen davon, wie der Inhalt zustande kam. Sie haben miterlebt, wie der Heilige Geist die Gläubigen zum dem einstimmigen Beschluss geführt hat, den sie nun den Nationen mitteilen. So konnten diese schreiben: „Denn es hat dem Heiligen Geist und uns gut geschienen“. Das heißt, dass der Heilige Geist in der Besprechung wirken konnte. Die Einmütigkeit, zu der sie gekommen sind, ist sein Werk.

Wenn in dem Brief gestanden hätte, dass die Gläubigen in Jerusalem einmütig geworden waren und ihren Beschluss nun in dem Brief mitteilten, hätte niemand daran gezweifelt, dass dies durch den Heiligen Geist bewirkt worden wäre. Dass der Heilige Geist aber dennoch ausdrücklich erwähnt wird, geschieht im Hinblick auf das gesamte Werk des Heiligen Geistes unter den Heiden. Dieses Werk wird von den Brüdern, den Ältesten und den Aposteln anerkannt. Dadurch sind sie zu der Schlussfolgerung gekommen, dass nicht das Gesetz, sondern nur die allgemein geltenden Gebote beachtet werden müssen.

Diese allgemein gültigen Gebote werden ihnen auferlegt, um diese kommen sie nicht herum. Diese Dinge werden „notwendige Dinge“ genannt. Es sind „notwendige Dinge“, weil sie zu tun haben mit

1. der Beziehung der Treue zu Gott, dem allein geopfert werden darf,

2. der Anerkennung seines exklusiven Rechts auf das Leben und

3. der absoluten Treue in der intimsten Beziehung zum Nächsten, nämlich der Ehe.

Wer sich bei diesen notwendigen Dingen in Acht nimmt, tut wohl. Das Beachten dieser Dinge ist eine Wohltat für das geistliche Leben. Sie beschließen den Brief mit dem Gruß und Wunsch: „Lebt wohl“.

Empfang des Briefes in Antiochien

Die Gemeinde entlässt die Gesandtschaft. Das zeigt, dass sie hinter ihrer Mission stehen. Als die vier in Antiochien ankommen, wird die Menge der Gläubigen zu einer Zusammenkunft zusammengerufen. Danach überreichen die Brüder, die aus Jerusalem gekommen sind, den Brief. Der Brief aus Jerusalem bewirkt Freude, weil sie von dem Joch des Gesetzes freigesprochen werden. Die Vorschrift, sich von den notwendigen Dingen zu enthalten, ist ebenfalls Teil der Freude. Jerusalem garantiert Freiheit für die Nationen, obwohl sie selbst am Gesetz festhalten. Das ist die richtige Gesinnung, wie man miteinander als Gemeinden umgeht, wenn es um Regelungen und Verordnungen geht, an denen manche meinen festhalten zu müssen.

Außer dem Trost, den die Gläubigen durch den Brief empfangen haben, gibt es auch Gelegenheit für Judas und Silas, die Gläubigen mündlich zu trösten und zu stärken. Als Propheten waren sie in der Lage, völlig andere Worte zu reden als ihre Vorgänger zu sagen, die keinen Auftrag hatten und Worte sprachen, die die Seelen verstörten (Apg 15:24). Die vielen Worte, die Judas und Silas redeten, dienten zur Stärkung des Glaubens. Es ist schön, auf diese Weise miteinander zu sprechen und auch durch die, die vom Herrn dazu die Gabe bekommen haben, im Glauben auferbaut zu werden.

Nachdem Judas und Silas einige Zeit ihren tröstenden und stärkenden Dienst ausgeübt haben, kehren sie wieder zu denen zurück, die sie gesandt hatten, also zur Gemeinde in Jerusalem. Die Brüder lassen sie mit Frieden gehen. Es gibt Ruhe und Harmonie in der Gemeinde. Als Judas und Silas abreisen, lassen sie eine Gemeinde zurück, mit der sie eines Sinnes sind. Der Bericht, den sie später über ihren Aufenthalt und Dienst in Antiochien in Jerusalem gegeben haben werden, wird dort sicher auch Freude bewirkt haben.

Paulus und Barnabas bleiben in Antiochien. Zusammen mit vielen anderen lehren und verkündigen sie das Wort des Herrn. Das zeigt, dass in Antiochien eine große Gemeinde ist und dass es dort eine Vielzahl an Gaben gibt. Aber alle haben dasselbe Ziel. Es geht um die Auferbauung der Gläubigen, und das ist nur durch das Wort des Herrn möglich. Wieder ist es hier nicht „das Wort Gottes“, sondern „das Wort des Herrn“. Das Ziel des Dienstes besteht darin, dass das Leben der Gläubigen in all seinen Teilen unter die Autorität des Herrn kommt.

Trennung zwischen Paulus und Barnabas

Wenn so viele in Antiochien das Wort des Herrn verkündigen, können wir uns vorstellen, dass Paulus nach einigen Tagen darüber nachdenkt, woanders einen Dienst zu tun. Er denkt dabei an die Brüder in den Städten, wo er und Barnabas auf der ersten Missionsreise waren. Sein Herz sehnt sich nach ihnen, und er würde gern wissen, wie es ihnen geht. Er sagt Barnabas, was ihn beschäftigt. Diese Überlegung des Paulus ist die Einleitung zu seiner zweiten Missionsreise.

Gleichzeitig ist es der Beginn einer traurigen Trennung zwischen Paulus und Barnabas. Barnabas ist mit Paulus einig und will mitgehen, um die Städte zu besuchen, von denen Paulus gesprochen hat. Doch er will, dass Johannes Markus dann mitgeht. Dieser war beim ersten Mal auch dabei, jedoch auf halber Strecke umgekehrt. Wie schön wäre es, wenn Markus eine zweite Chance bekäme und jetzt die ganze Reise mitmachen würde.

Barnabas, als echter „Sohn des Trostes“, hält das für sehr wichtig. Doch Paulus ist nicht seiner Meinung. Er findet, dass Markus kein geeigneter Begleiter ist. Das heißt nicht, dass er Markus für immer abgeschrieben hat. Später wird er Timotheus schreiben, dass er Markus mitbringen soll, weil Markus ihm sehr nützlich zum Dienst ist (2Tim 4:11). In diesem Augenblick hält Paulus ihn offensichtlich noch nicht für reif genug.

Manche haben angenommen, dass Barnabas sich zu sehr durch seine Zuneigung zu seinem Neffen Markus leiten ließ. Zuneigung ist gut, ist aber keine Basis für Hingabe. Beim Speisopfer durfte kein Honig verwendet werden (3Mo 2:11). Honig ist nämlich ein Bild der natürlichen Zuneigungen und das Speisopfer ein Bild der völligen Hingabe an Gott.

Natürliche Liebe ist gut. Wehe uns, wenn wir keine natürliche Liebe haben. Das Fehlen natürlicher Liebe ist ein Kennzeichen der letzten Tage (2Tim 3:3). Aber natürliche Liebe darf unsere volle Hingabe im Dienst für den Herrn nicht beeinflussen. War Barnabas zu weich und Paulus zu hart? Der Herr hat das vor uns verborgen. Wir können allgemeine Belehrungen daraus ableiten, aber keine Ursachen ausmachen.

Hier haben zwei hingegebene Diener des Herrn, die sich schon lange und gut kennen und gemeinsam viel für den Herrn getan haben, eine Meinungsverschiedenheit, die nicht gelöst wird. Dieses Kapitel hat mit einer Meinungsverschiedenheit über eine Lehrfrage begonnen. Diese Meinungsverschiedenheit betraf die Lehre des Heils und musste gelöst werden. Ein Kompromiss ist bei einem derartigen Konflikt nicht angebracht. Dieser Konflikt wurde daher auch gelöst.

Die Differenz zwischen den beiden Gottesmännern ist von anderer Art. Es betrifft eine Frage der Beurteilung, und die bleibt ungelöst. Diese Differenz führt sogar zu Bitterkeit. An der Verbitterung hatten beide Schuld. Aus der Tatsache, dass Paulus und Silas mit dem Segen der Brüder auf Reisen gingen, dürfen wir nicht übereilt schließen, dass Barnabas und Markus einen falschen Weg gegangen sind. Möglicherweise ist Barnabas schnell losgezogen, um zu verhindern, dass die Trennung zwischen ihm und Paulus sich auch auf andere Brüder auswirkte.

Die Verbitterung ist nicht gut, und doch machen sich nun, nachdem sie auseinandergegangen sind, zwei Teams auf den Weg für den Herrn. Manchmal sind unsere Unvollkommenheiten Gottes Gelegenheiten, sein Werk zu tun. Barnabas wird zweifellos auch vom Herrn für seinen Dienst gebraucht worden sein. Wir hören weiter nichts darüber. Er segelte ab nach Zypern, seinem Geburtsland, das er früher mit Paulus während seiner ersten Missionsreise als erstes Reiseziel ausgewählt hatte (Apg 13:4).

Wenn Paulus später noch einmal von Barnabas spricht, ist keine Spur der Verbitterung mehr spürbar. Er spricht mit Wertschätzung von Barnabas als Mitknecht und stellt ihn in seinem Dienst für den Herrn auf dieselbe Stufe wie sich selbst (1Kor 9:6).

Anfang der zweiten Missionsreise

Paulus wünscht sich einen Begleiter, der den frei gewordenen Platz von Barnabas einnehmen kann. Seine Wahl fällt auf Silas. Er hat Silas eine Zeit lang während seines Dienstes in Antiochien erlebt und so seine Qualitäten kennengelernt. Silas war wieder nach Jerusalem gereist (Apg 15:33). Wie Paulus wieder mit ihm in Kontakt gekommen ist, berichtet Lukas nicht. Gemeinsam werden sie, bevor sie abreisen, von den Brüdern der Gnade des Herrn anbefohlen.

Nicht ein geografischer Ort der Abreise, sondern der geistliche Ort der Abreise ist entscheidend für den Dienst. Die Gnade des Herrn ist der Ausgangspunkt für Paulus und Silas bei der zweiten Missionsreise. Die Brüder, die sie dieser Gnade anbefehlen, wissen, dass der Erfolg dieser Missionsreise von der Gnade abhängt.

Für Paulus und Silas ist eine Heimatbasis, die die Bedeutung davon richtig einschätzt, eine große Ermunterung. Mit diesem Rückhalt zieht Paulus durch Syrien und Zilizien, wo die Seelen zunächst verwirrt worden waren und später befestigt wurden. Dieses Werk setzt er fort. Er befestigt die Gemeinden überall, wo sie entstanden sind.

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