Acts 16:16-24
Austreibung eines wahrsagenden Geistes
Auf dem Weg zur Gebetsstätte begegnen Paulus und seine Begleiter einer Magd, die einen Python-Geist hatte, durch den sie Wahrsagerei betrieb. Das Mädchen ist wirklich besessen, wirklich in der Macht eines bösen Geistes, wodurch sie ihre Identität verloren hat. Sie ist ein Werkzeug Satans, der sie auf unbarmherzige Weise ausbeutet. Die Herren des Mädchens verdienen gut an ihr. Es gab Menschen genug, die sie gegen Bezahlung um Rat fragten.Als sie den Weg des Paulus kreuzt, offenbart sich der Wahrsagegeist lautstark. Er preist „diese Menschen“ als „Knechte Gottes des Höchsten“, die den Weg des Heils verkündigen. Hier sehen wir die verführerische Taktik Satans. Hier in Europa greift er das Evangelium nicht öffentlich an, sondern versucht, sich mittels irreführender Unterstützung in das Werk des Evangeliums einzumischen.Im Griechischen sieht man, dass das Mädchen nicht über den Weg spricht, sondern über einen Weg. Sie sagt auch, „die euch“ einen Weg verkündigen, nicht „die uns“ einen Weg verkündigen. Sie macht keine Werbung für das Evangelium, sondern spricht vom Evangelium als einem Weg zur Errettung von vielen. Das ist typisch dämonisch, dem Evangelium die Exklusivität abzuerkennen. In Weltreligionen wie beispielsweise dem Buddhismus oder dem Islam ist Raum für Jesus, doch nur neben anderen Götzen.Auch spricht sie über Paulus und seine Mitarbeiter als Knechte des höchsten Gottes. Das bedeutet im griechischen Kontext jedoch, dass sie von ihnen als von Knechten des Zeus spricht. Sie spricht von einem Weg der Errettung, nicht über die Rettung von Sünden, sondern die Rettung aus gewissen misslichen Umständen des Lebens, die sie als Wahrsagerin ebenfalls verkündigte. Sie stellte einen Weg vor, der zum Wohl der Menschen führen würde, doch in Wahrheit im ewigen Verderben endet. Paulus ist nicht sofort gegen das Mädchen vorgegangen. Er hat ihr Geschrei viele Tage ertragen. Doch dann kommt der Augenblick, dass er es nicht länger ertragen kann. Das bedeutet nicht, dass er in Verlegenheit geriet, sondern dass ein weiteres Dulden das Evangelium kraftlos gemacht hätte. Das Geschrei des Mädchens richtete die Aufmerksamkeit der Menschen auf sie und nicht auf das Evangelium. In einem bestimmten Augenblick wendet Paulus sich um und befiehlt dem Geist, im Namen Jesu Christi von ihr auszufahren. Paulus treibt den Geist nicht aus eigener Kraft aus, sondern in der Autorität des Namens des Herrn Jesus. Dieser Name ist über jede Macht und Kraft erhaben (Apg 3:6; 16; Apg 4:10). Der Geist gehorcht sofort.Leider ist die Verkündigung des Evangeliums heutzutage häufig ein Predigen, das die Zustimmung der Welt hat, da der Evangelist es zulässt, dass die Welt sich mit seiner Verkündigung vereinigt. Die Rechtfertigung lautet, es gehe schließlich darum, dass das Evangelium Eingang findet. Doch das ist nicht die Weise, wie Paulus vorging. Er lehnt die Vermischung ab, und das kommt ihm teuer zu stehen, wie sich im Folgenden zeigt.Ins Gefängnis geworfen
Wenn Satan sein Ziel nicht mit Schmeichelei erreichen kann, verwandelt er sich in einen brüllenden Löwen (1Pet 5:8). Seine Instrumente sind die Herren des Mädchens. Ihre Einnahmequelle ist durch diese Menschen versiegt. Daher sind sie am allerwenigsten dankbar für die Befreiung des Mädchens, sondern besonders böse, da sie ihren Gewinn dahinschmelzen sehen. Sie schleppen Paulus und Silas direkt vor die Obrigkeit, die durch zwei Vorsteher repräsentiert wird. Die Vorsteher waren römische Beamte, eine Art Bürgermeister.Die Herren des Mädchens, das durch Paulus befreit wurde, beschuldigen Paulus und Silas, einen Aufruhr angezettelt zu haben. Das ist eine schwere Anklage, denn alles, was die Einheit und die Ruhe des Römischen Reiches bedroht, wird hart bestraft. In ihrer Durchtriebenheit machen diese Menschen das, was Paulus und Silas getan haben, zu einem politischen Thema. Sie wissen, dass sie damit die Chance haben, dass sie verurteilt werden. Auch spielen sie auf den Hass gegenüber den Juden an, indem sie sprechen über „diese Menschen, die Juden sind“.Weiterhin beschuldigen sie Paulus und Silas, dass sie Gebräuche verkündigen, die gegen die römischen Gebräuche sind. (Lukas und Timotheus waren in ihren Augen weniger wichtig, so dass sie sie laufen ließen.) Gebräuche haben mit Kultur zu tun. Sie beschuldigen sie, dass sie ihre Kultur mit dem Evangelium zerstören würden. Die Kultur hat Gott in den Nationalcharakter hineingelegt. Sie ist bei jedem Volk unterschiedlich, kann jedoch in der Hand Satans zu einem Mittel werden, dem Evangelium zu widerstehen. Nachdem die Beschuldigungen ausgesprochen sind, stellt sich auch die Volksmenge, die immer auf eine Abwechslung aus ist, gegen Paulus und Silas.Die Vorsteher halten eine genauere Untersuchung für unnötig. Ohne weiteren Prozess werden den beiden Dienern Gottes von den Hauptleuten die Kleider vom Leib gerissen. Dann befehlen sie, dass sie gegeißelt werden. Die Männer, die die Geißelung durchführen, nehmen ihre Aufgabe nicht auf die leichte Schulter und verabreichen den beiden Predigern „viele Schläge“.Gott lässt zu, dass seine Diener geschlagen werden, und es ist ihnen eine Ehre, sich nicht zu widersetzen. Dadurch wird ein noch herrlicheres Zeugnis von seinem Wort und seinen Knechten gegeben. Was den Leib betrifft, so ist die Welt stärker als die Christen, wenn Gott es zulässt; doch in der Seele ist der Christ über den Umständen, sofern er sich der Gegenwart Gottes bewusst ist. Seine Anwesenheit ist größer als alle Umstände und kann alles andere überwinden (1Joh 5:4). Man kann sich dann in dem Leiden freuen (Apg 5:41, Röm 5:5).Nach der Geißelung werden sie ins Gefängnis geworfen. Der Kerkermeister bekommt den Befehl, sie sorgfältig zu verwahren. Dieser überlässt nichts dem Zufall. Er wirft sie ins innerste Gefängnis, tiefer geht es nicht. Und als wäre das noch nicht sicher genug, schließt er ihre Füße sorgfältig in den Stock ein. Ein Entkommen ist unmöglich. Es scheint so, als wären sie völlig ausgeschaltet und habe der Feind gewonnen. Wie entmutigend konnte es sein, wenn sie daran dachten, dass das ihr Empfang in Europa war, obwohl sie doch klar die Leitung des Herrn Jesus erkannt hatten, hierher zu kommen.
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