Acts 18:25
Apollos in Ephesus
Paulus ist nun auf dem Weg nach Ephesus. In einem Zwischenteil berichtet Lukas uns nun etwas über „einen Juden mit Namen Apollos“, der nach Ephesus kommt. Apollos, gebürtig aus Alexandrien in Ägypten, ist ein redegewandter (o. gelehrter) Mann. Diese natürlichen Fähigkeiten gebrauchte er nicht für sich selbst, sondern zur Ehre Gottes. Dass er mächtig war in den Schriften, heißt nicht, dass er lange Texte auswendig konnte (das konnte er vielleicht auch), sondern dass er die Zusammenhänge der Schrift kannte und ihre Bedeutung verstand.Apollos ist jemand, in dem sich die Kraft des Heiligen Geistes offenbart, ohne dass der Apostel oder die Zwölf daran beteiligt sind. Er ist ein Instrument des Geistes und wirkt unabhängig von den Aposteln. So beabsichtigt es auch der Heilige Geist, der jedem austeilt, wie Er will (1Kor 12:11). Auch später sehen wir, dass Apollos selbstständig auftrat, als er nicht auf eine Empfehlung des Paulus einging. Er ging seinen eigenen Weg, was Paulus auch akzeptierte (1Kor 16:12).Zwischen diesen beiden Dienern gab es keinen Neid. Es war nicht ihr Ziel, Menschen für sich selbst zu gewinnen. Beide wollten Menschen für Christus gewinnen. Für sie war es völlig abwegig, dass die Gläubigen in Korinth sie zu Führern einer Partei machten, was eine Spaltung der Einheit der Gläubigen verursachte (1Kor 1:10-12).Apollos hat das Evangelium wahrscheinlich in Ägypten gehört und angenommen. Dann hat er sich die Kenntnis der Schriften angeeignet, womit die Schriften des Alten Testaments gemeint sind. Er war im Weg des Herrn unterwiesen. Das bedeutet, dass er in der Lehre des Herrn Jesus unterwiesen wurde und auch, wie die Lehre in die Praxis umgesetzt werden muss, so dass sie buchstäblich Hand und Fuß bekommt. Das Ziel der Belehrung mit dem Wort Gottes ist immer, dass es sich im Leben auswirkt.Wie Apollos zum Glauben gekommen ist berichtet Lukas nicht. Dass er jedoch tatsächlich zum Glauben gekommen ist, zeigt sich in seinem Leben. Er ist davon erfüllt, was er in den Schriften entdeckt hat. Das hat in ihm ein Feuer entfacht, das in seinem Reden und Lehren zum Ausdruck kommt. Dieses Feuer des Geistes in Apollos ist keine Charaktereigenschaft, sondern ein Brennen, das vom Geist gewirkt ist, das wir alle besitzen sollten (Röm 12:11).Er kennt das Brennen des Geistes wie auch die Propheten des Alten Testaments. Er gibt nicht nur Erkenntnis weiter, sondern ist auch selbst davon ergriffen. Er hat große Schriftkenntnis und kann sie auch an andere gut weitergeben. Die Zuhörer merken sehr wohl, ob jemand trockene Theorie wiedergibt oder ob er über etwas spricht, wovon er selbst ergriffen ist.Apollos wusste noch nichts von alledem, was mit Christus geschehen war. Er kannte lediglich die Taufe des Johannes. Das bedeutet, dass er die Predigt des Johannes angenommen, sich bekehrt und an Christus geglaubt hat, auf den Johannes hingewiesen hat. Er weiß jedoch nichts vom Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus und dem Kommen des Heiligen Geistes. Er ist sozusagen vor Pfingsten stehengeblieben. Was er jedoch weiß, verkündigt er freimütig in der Synagoge in Ephesus. Dorthin kommen auch Priscilla und Aquila und hören ihn predigen. Zu Anfang der Gemeinde gingen die Christen immer noch (auch) in die Synagoge. Dieses Ehepaar trifft ständig außergewöhnliche Menschen. In Korinth hatten sie Paulus kennengelernt, und hier in Ephesus lernen sie Apollos kennen.Diese Begegnung muss sie besonders berührt haben. Als sie so zuhören, merken sie, dass ihm noch etwas fehlt. Sie stellen fest, dass er nicht weiß, wie es mit Jesus von Nazareth weitergegangen ist. Sie stehen nicht in der Synagoge auf, um ihn zu korrigieren, sondern nehmen ihn mit nach Hause, um ihm das Fehlende mitzuteilen. Es spricht für den mächtigen Redner Apollos, dass er sich von einfachen Zeltmachern belehren lässt. Aquila und Priscilla geben Apollos weiter, was sie zweifellos selbst vorher durch die Belehrungen des Paulus empfangen haben.Wie schön ist es, wenn es Ehepaare gibt, die Diener tiefer in das Wort Gottes einführen können und dazu ihr Haus und ihre Zeit zur Verfügung stellen. Sie legen ihm gemeinsam den Weg Gottes genauer aus. Priscilla wird zuerst genannt; vielleicht hat sie zuerst erkannt, dass ihm etwas fehlte. Frauen sind in diesem Punkt oft sensibler als Männer. Vielleicht hat sie ihrem Mann vorgeschlagen, ihn mitzunehmen. Erst als Drittes wird erwähnt, dass die beiden ihm den Weg Gottes genauer ausgelegt haben. Bei der genaueren Auslegung des Weges Gottes gegenüber Apollos wird Priscilla übrigens gewiss nicht gegen das Gebot verstoßen haben, dass es einer Frau nicht erlaubt ist, zu lehren oder über den Mann zu herrschen (1Tim 2:12).In diesem Zusammenhang ist eine allgemeine Bemerkung angebracht. Ein Mann ist in der Regel empfindlich, wenn jemand anderes mehr weiß als er selbst. Dann muss man sich überwinden, den anderen einzuladen. Es geht nicht darum, dass dies bei Aquila der Fall war, das sollten wir nicht unterstellen, sondern es ist gut, wenn Diener das einmal bedenken. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass ein älterer Bruder, der eine gute Schriftkenntnis hat, Mühe damit hat, zu akzeptieren, dass ein jüngerer Bruder eine noch größere Schriftkenntnis besitzt.Apollos war im Weg des Herrn unterwiesen. Das hatte ihn veranlasst, sein Leben der Autorität des Herrn zu unterstellen. Nun hört er etwas über den Weg Gottes, das ist der Weg des Glaubens für den Christen, wie er aus der Schrift erkannt werden kann. In der Schrift lernen wir, wie Gott während der gesamten Heilsgeschichte mit seinem Volk und mit den Seinen gehandelt hat. Es muss für Apollos eine Freude gewesen sein, diese Belehrungen zu erhalten.Nachdem ihm nun der Weg Gottes genauer ausgelegt wurde, will Apollos nach Achaja gehen, wo Korinth ist. Wie kommt er auf die Idee, nach Korinth zu gehen? Warum nicht nach Athen oder Philippi? Es ist möglich, dass er das eine oder andere von Aquila und Priszilla über Korinth gehört hat. Sie werden ihm erzählt haben, dass es dort Nöte gab. Das mag für Apollos der Anlass gewesen sein, dorthin zu gehen. So bekommen Arbeiter auf unterschiedliche Art Hinweise, irgendwo hinzugehen.Die Brüder in Ephesus sehen in Apollos einen begabten Knecht Gottes und ermutigen ihn in seinem Dienst und empfehlen ihn auch. Der Empfehlungsbrief, den er mitbekommt, hat nichts mit der Aufnahme am Tisch des Herrn für die Teilnahme am Abendmahl zu tun, sondern mit der Aufnahme als Diener Christi (vgl. 2Kor 3:1; Röm 16:1; 2).Ein Empfehlungsbrief ist nicht an eine örtliche Gemeinde gebunden, sondern an die Tatsache, ob die Absender bekannt sind an dem Ort, wohin ein Diener geht, und ob man die Absender dort als Gläubige kennt, deren geistlichem Urteil man vertrauen kann. Wenn solche Gläubige einer Person, die dort nicht bekannt ist, ein Zeugnis ausstellen, weckt das Vertrauen zu dem Diener, der dorthin kommt. Einen Empfehlungsbrief zu schreiben und zu empfangen ist in beiden Fällen ein Vorrecht und drückt die Verbundenheit aus. Ein persönliches Zeugnis ist nicht ausreichend (Apg 9:26-28; 2Kor 13:1).Mit dem Brief zur Empfehlung eines Dienstes reist Apollos von Ephesus nach Korinth. Dort wird er begießen, was Paulus gepflanzt hat (1Kor 3:6). Er darf das Werk des Paulus fortsetzen und vertiefen. Dass seine Ankunft in Korinth Anlass zur Spaltung gab, macht die Notwendigkeit seines Dienstes nur noch deutlicher. Es gab Menschen in Korinth, die von seinem Redetalent besonders beeindruckt waren und ihn ohne seinen Willen zu ihrem Führer machten.Lukas erwähnt, dass er den Gläubigen eine große Stütze war. Das war nicht seinen Fähigkeiten zu verdanken, sondern der Gnade Gottes. Auch für ihn galt, dass er ohne den Herrn Jesus nichts tun konnte (Joh 15:5). Nur die Gnade befähigt uns, anderen eine Hilfe zu sein. Jeder Segen, den wir weitergeben, kommt vom Herrn.Der Dienst des Apollos galt vor allem den Juden, die die Christen immer wieder in Schwierigkeiten brachten, indem sie der Wahrheit widerstanden. Apollos widerlegt auf unvergleichliche Weise alle Angriffe mit den Schriften, denn er beweist durch sie, dass Jesus der Christus ist. Er entkräftet alle Argumente seiner Gegner mit den Schriften. Beweisen heißt, etwas auf anschauliche Weise überzeugend darstellen. Das Wort Gottes ist beweisführend.
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