‏ Acts 28:14

Ankunft in Rom

Inzwischen ist es Ende Januar/Anfang Februar, als sie erneut an Bord eines alexandrinischen Schiffes gehen (Apg 27:6), um die Reise nach Rom fortzusetzen. Das Schiff hat, wie Lukas berichtet, das „Zeichen der Dioskuren“. Dioskuren bedeutet „Söhne des Zeus“. Sie galten als Beschützer der Seefahrer und wurden deswegen in vielen Hafenstädten verehrt. Durch die Erwähnung des Zeichens dieses Schiffes, wo Paulus an Bord ist, werden wir darauf hingewiesen, dass die Verkündigung des Evangeliums, dessen Repräsentant Paulus ist, ein geistlicher Kampf ist. Dieser Kampf ist immer noch in vollem Gange (Phil 1:27; 28).

Die erste Hafenstadt, die angesteuert wird, ist Syrakus auf der italienischen Insel Sizilien. Dort bleiben sie drei Tage, vielleicht um Ladung zu löschen oder einen günstigen Wind abzuwarten. Von Syrakus aus setzen sie nach Rhegium über, zum Festland Italiens. Da sie nach Norden müssen und ein Südwind aufkommt, verläuft der Rest der Seereise völlig reibungslos. Nach zwei Tagen kommen sie in Puteoli an, dem Hafen Neapels.

In Puteoli suchen Paulus und seine Begleiter nach „Brüdern“, und die finden sie auch. „Brüder“ war zu der Zeit die allgemeine Bezeichnung für die Gläubigen. Die Brüder bitten Paulus und seine Begleiter, sieben Tage zu bleiben. Sieben Tage bedeutet immer, dass ein Sonntag dabei ist (Apg 20:6; 7; Apg 21:4). Dann geht es über Land weiter nach Rom.

Während Paulus sieben Tage in Puteoli war, konnte die Nachricht von ihm bis Rom vorauseilen. Von dort kommen ihm die Brüder entgegen. Als Paulus sie sieht, dankt er Gott und fasst Mut. Er hatte diese Brüder nie zuvor gesehen, doch die Tatsache, dass es Brüder sind, die ihn herzlich begrüßen und umarmen, ist ein großes Geschenk und kann nur von Gott gewirkt sein.

Aus dem Bericht des Lukas über die Begegnungen, die Paulus mit den verschiedenen Gruppen von Brüdern hat, kann man schließen, dass Paulus niedergeschlagen war. Er war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir. Zu einer früheren Zeit der Niedergeschlagenheit war ihm der Herr selbst erschienen, um ihn zu ermutigen (Apg 23:11). Hier tut der Herr das durch die Brüder.

Die Liebe der Brüder ermutigt und stärkt ihn wieder. Er erfährt das, was er bereits früher in seinem Brief „an die Geliebten Gottes, die in Rom sind“, geschrieben hat (Röm 1:7; 12). Eine Gruppe von Brüdern kommt ihm aus Rom – ungefähr fünfundsechzig Kilometer entfernt – entgegen. Er umarmt sie in Appii-Forum. Eine andere Gruppe, die vielleicht etwas später Rom verließ, kommt ihm ungefähr in fünfzig Kilometern Entfernung entgegen und umarmt ihn in Tres-Tabernä. So hat der Herr für Paulus eine zweifache Ermutigung auf dem letzten Stück seiner Reise nach Rom.

Dann kommt Paulus schließlich im Herzen der damaligen Welt an. Was muss ihn wohl bewegt haben, als er die Stadt betrat, die er schon so lange besuchen wollte (Röm 1:10; Röm 15:23). Wie schon früher erwähnt, kommt er auf andere Weise dorthin, als er sich das vorgestellt hatte. Dass er als Gefangener kommen würde, wird ihm nicht in den Sinn gekommen sein. Doch Gott hat es so bestimmt, und was für ein Segen ist aus dieser Gefangenschaft hervorgegangen! Denken wir nur an die Briefe, die er während dieser Gefangenschaft geschrieben hat und die wir nun in der Bibel haben.

Außerdem hat Paulus gerade als Gefangener eine Gelegenheit bekommen, die andere in Rom nicht bekommen, nämlich das Evangelium an den Hof des Kaisers zu bringen, was auch wieder eine Ermunterung für andere war (Phil 1:12-14). Zugleich hat seine Gefangenschaft die Echtheit des Glaubens vieler auf die Probe gestellt. Es gab solche, die sich seiner Fesseln schämten und ihn in Rom vergaßen, während jemand wie Onesiphorus sich gerade nicht schämte, sondern ihn in Rom aufgesucht hat (2Tim 1:16; 17). Das war allerdings während seiner zweiten Gefangenschaft, doch das Prinzip ist dasselbe. Paulus war ein Gefangener.

Bei dieser ersten Gefangenschaft bekommt Paulus die Erlaubnis, für sich allein zu wohnen, wobei er dauerhaft gefesselt ist und von einem Soldaten bewacht wird. Im Vergleich zu einer Zelle im Gefängnis kann man diese Form der Gefangenschaft als mild bezeichnen.

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