‏ Daniel 8:1

Einleitung

Von Daniel 8 an, bis zum Ende des Buches, erfolgt die Schilderung der Ereignisse wieder auf Hebräisch. Der Teil von Daniel 2,4 bis Daniel 7,27 ist in Aramäisch geschrieben, der Sprache des ersten großen Weltreiches. Dieser Sprachwechsel hat mit dem Inhalt der kommenden Kapitel zu tun. Die Beschreibung dieser Ereignisse richtet sich vor allem auf deren Folgen für Israel, „die Zierde“ (Dan 8:9). Sie betreffen auch Gott und „die Stätte seines Heiligtums“, den Tempel (Dan 8:11). Israel ist das Land, über das Gottes Augen Tag und Nacht wachen (5Mo 11:12; 1Kön 9:3).

Daniel 8 handelt vom zweiten und dritten Weltreich, d. h. vom medo-persischen Reich und vom griechischen Reich. In Daniel 7 werden diese Reiche als Bär bzw. als Leopard dargestellt. Hier werden sie als Widder und Ziegenbock dargestellt. Der Bär und der Leopard sind Raubtiere; sie verschlingen, sie sind unreine Tiere. Widder und Ziegenbock sind reine Tiere. Sie durften in Israel gegessen werden und wurden auch für den Opferdienst verwendet.

Die Weltreiche sind unreine Mächte, die grausam verschlingen. Aber es gibt auch einen Aspekt in diesen Reichen, durch den sie mit einem Widder und einem Ziegenbock vergleichbar sind, was darauf hinweist, dass sie ein Wohlgefallen für Gott sind. Denn sie erfüllen das Wohlgefallen Gottes, indem sie sein Werk tun. Dieses Werk besteht darin, das Gericht zu vollstrecken – in erster Linie über sein Volk, aber auch über das Volk, das sein Gericht vollstreckt hat, denn dieses Volk ging weiter, als Gott es wollte.

Kores, das Haupt des medo-persischen Reiches, wird als der Gesalbte Gottes bezeichnet (Jes 45:1a). Er übt Gottes Zucht aus, und er kümmert sich auch um Gottes Volk. Das finden wir auch im Buch Sacharja, wo die schwarzen Pferde, die nach Norden ziehen, den Geist Gottes ruhen lassen, d. h., dass sie sein Wohlgefallen tun (Sach 6:6-8). So ist in diesem Kapitel der Ziegenbock ein Wohlgefallen für Gott, indem er den Widder zerstört. Aber er verliert dieses Wohlgefallen, als er sich erhebt.

Zeit und Ort des Gesichts

Als Daniel das Gesicht empfängt, lebt er noch unter der Herrschaft des Fürsten von Babel, während es im Gesicht um das Gericht der Meder und Perser durch die Griechen geht. Er sieht also schon im Voraus, dass das zweite Reich vom dritten Reich erobert wird. Das Gesicht, das er empfängt, schließt an das vorherige über die vier Weltreiche im vorangegangenen Kapitel an. Das ist zwei Jahre her (Dan 7:1), aber er weiß es noch gut. Von diesen vier Weltreichen werden nun das zweite und dritte Weltreich, d. h. die Weltreiche Medo-Persien und Griechenland, herausgehoben (Dan 8:20; 21).

Manche Ausleger sagen, dass Daniel, als er das Gesicht sieht, wegen königlicher Geschäfte nicht in Babel, sondern in der Burg Susan, in der Landschaft Elam, war (Dan 8:27). Andere Ausleger sagen, dass er in Babel war. Susan ist die Hauptstadt der Landschaft Elam, die sich westlich von Persien, östlich von Babel und südlich von Medien befinden muss. In dem Gesicht ist Daniel am Fluss Ulai. Auch andere Gesichte werden mit einem Fluss verbunden (Dan 10:4; Hes 1:1; Ps 137:1). Hier ist der Fluss Ulai der Ort, an dem Daniel den Widder sieht.

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