‏ Ezekiel 3:17

Wächter für das Haus Israel

Nach sieben Tagen des Staunens über das, was er gesehen und gehört hat, ergeht das Wort des HERRN an ihn (Hes 3:16). Ihm wird gesagt, was seine prophetische Aufgabe sein wird. Von einem Gesicht ist dieses Mal nicht die Rede. Der HERR – Jahwe, der Herr Jesus – selbst kommt zu ihm als das Wort. Das geht darüber hinaus, dass Hesekiel nur Worte hört. Das, was er hört, und die Person, die spricht, sind das Gleiche. Es zeigt die Gleichsetzung des Wortes mit der Person Christi (Joh 1:1).

Der HERR spricht ihn als „Menschensohn“ an (Hes 3:17). Dieser Ausdruck lautet, wie bereits erwähnt, im Hebräischen ben adam, was „Sohn Adams“ bedeutet, und zeigt an, dass es sich um jemanden handelt, der zum menschlichen Geschlecht gehört. Damit wird deutlich der Kontrast zwischen der Erhabenheit des himmlischen Sprechers, des Sohnes Gottes, des ewigen Wortes, und einem sterblichen, irdischen Menschensohn gezeichnet.

Der HERR sagt zu ihm, dass Er ihn zum Wächter des Hauses Israel gesetzt hat. Ein Wächter warnt, wenn Gefahr droht (Jes 21:6; Jer 6:17). Das Wort für „Wächter“ kommt von dem hebräischen Wort für „sich nach vorn beugen“, was jemand auf einem Turm tut, um noch schärfer zu sehen. Hesekiel, der ein Wort aus dem Mund Gottes hört, soll das Volk in seinem Auftrag warnen. Denn wenn das Volk in seiner Sünde verharrt, wird es umkommen.

Hesekiel muss auch für oder im Hinblick auf den HERRN warnen und nicht nur in seinem Namen. Die Androhung des Gerichts geht nämlich von dem HERRN aus. Er setzt Hesekiel als Wächter zwischen sich und dem Volk ein, damit er das Gericht nicht kommen lassen muss.

Dieser Befehl legt eine große Verantwortung auf Hesekiel. Er soll sich nicht vor den Menschen in seinem Dienst fürchten, sondern vor dem HERRN, falls er sich weigert, das Wort zu reden, das der HERR ihm zu reden gibt (vgl. Amos 3:8). Später wird dieser Befehl wiederholt, am Anfang des vierten Teils des Buches (Hes 33:1-9). Gott bestimmt den Dienst der Seinen. Daran hat sich der Diener zu halten. Bei Untreue geht der Diener nicht frei aus (Spr 24:11; 12). Dessen war sich auch Paulus bewusst (1Kor 9:16).

Dann werden Hesekiel vier Fälle vorgestellt, denen er in seinem Dienst begegnen wird und für die Gott ihm die Verantwortung auferlegt. Zweimal geht es um die Gottlosen (Hes 3:18; 19) und zweimal um die Gerechten (Hes 3:20; 21). Sowohl der Prediger als auch die Zuhörer haben ihre eigene Verantwortung. Hesekiel muss predigen, weil Gott es sagt. Das Ergebnis ist eine Angelegenheit Gottes. Es ist auch bemerkenswert, dass Hesekiel seine Mit-Weggeführten nicht so sehr als Gruppe ansprechen soll, sondern einzeln, Person für Person.

Zuerst kommt das Wort über den Gottlosen. Wenn Gott zu dem Gottlosen sagt, dass er sterben wird, und Hesekiel ihn nicht warnt, dann ist Hesekiel an seinem Blut schuldig (Hes 3:18). Wenn er den Gottlosen aber warnt, dann hat Hesekiel seine Seele gerettet, denn sonst würde er gestraft werden (Hes 3:19). Das Gericht kommt über den Gottlosen wegen seiner eigenen vorsätzlichen Übertretung und seiner Beharrlichkeit im Bösen.

Dann gibt es ein Wort zur Warnung eines Gerechten, der Unrecht tut (Hes 3:20). Ein Gerechter ist jemand, der auf dem Weg Gottes wandelt (vgl. Lk 1:6). Hier geht es nur um die Praxis, die äußere Erscheinung, und nicht um das Innere, darum, ob jemand Leben aus Gott hat. Wenn es im Leben eines solchen Menschen eine Veränderung zum Schlechten gibt, dann muss der Prophet ihn warnen. Tut er das nicht, macht er sich genauso schuldig wie in dem Fall, wo er den Gottlosen nicht gewarnt hat (Hes 3:18).

Eine gerechte Person, die sich von der Gerechtigkeit abwendet, kehrt sich von ihrer Gerechtigkeit ab. Ein solcher Gerechter wendet sich willentlich von den Dingen ab, die in den Augen des HERRN gut sind. Es geht nicht um eine zunächst unbewusste Sünde oder eine einmalige Sünde. Es geht um eine bewusste Entscheidung, in eine andere Richtung zu gehen. Ein solcher Mensch hat das Wort Gottes zur Verfügung, entscheidet sich aber, nicht darauf zu hören.

Vor einen solchen Menschen wird der HERR „einen Anstoß legen“ und als Folge davon „soll er sterben“. Den Anstoß, den der HERR vor den Gerechten legt, ist keine Versuchung zur Sünde, denn „er selbst … versucht niemand“ (Jak 1:13). Es ist eine Prüfung dessen, was ein Mensch bekennt. Wir können uns Umstände vorstellen, die der HERR zulässt, die einen Gerechten in eine Krise bringen. Was tut er dann? Wenn er den falschen Weg einschlägt, sollte er gewarnt werden. Wenn er nicht gewarnt wird, ist derjenige, der das hätte tun sollen, schuldig am Untergang des Gerechten. Alle gerechten Taten des Gerechten helfen ihm nicht mehr. Ihr Wert erlischt, wenn er auf seinem sündigen Weg weitergeht.

Hesekiel soll nicht nur die Gottlosen und die verirrten Gerechten warnen, sondern auch die Gerechten, die noch nicht abgeirrt sind (Hes 3:21). Dies ist eine vorbeugende Warnung, damit es bei dem Gerechten nicht zur Sünde kommt. Hesekiel soll nicht nur suchen, was verloren ist, sondern auch über die wachen, die auf dem richtigen Weg sind, um sie dort zu halten. Das ist das Wachen über Seelen (Heb 13:17).

Die Verantwortung ist groß, auch für uns, die Menschen zu warnen. Wir wissen, dass wir dabei versagen. Dann können wir das bekennen. Vergebung ist auch möglich für die Blutschuld, die in solchen Fällen auf uns ruht (1Joh 1:9).

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