‏ Genesis 11

Der Turmbau zu Babel

Es wird von einigen angenommen, dass zu dieser Zeit etwa 30.000 Menschen auf der Erde lebten. Sie wohnen noch alle beieinander. Zusammen ziehen sie nach Osten. Das ist die Richtung, in die Kain zog (1Mo 4:16; vgl. 1Mo 3:23; 24). Diese Richtung spricht hier davon, dass jemand den HERRN verlässt. Dort im Osten fanden sie eine Ebene – hier ein Bild von Bequemlichkeit. Abraham suchte das Gebirge (1Mo 12:8), das ist nahe bei Gott.

Die Ebene lag im Land Sinear. Da ist der Ursprung von Babel (1Mo 10:10), und dort ist Götzendienst zu finden (Sach 5:5-11). Hier wollen die Menschen eine gemeinsame Kraftanstrengung vollbringen. Sie wollen einen Turm bauen, mit dem sie den Himmel erreichen können. Es scheint, als ob Interesse für Gott da ist.

Es ist bemerkenswert, dass die ersten Bauleute von Städten, sowohl in der alten Welt (1Mo 4:17) als auch hier in der neuen Welt, keine Männer mit dem besten Charakter oder mit gutem Namen waren. Die, die Gott fürchteten, wohnten in Zelten, während die ersten Städte von denen gebaut wurden, die gegen Ihn rebellierten und von Ihm abfielen. Wir sehen das auch hier. Die Menschen wollen die Stadt mit dem Turm zu ihrer eigenen Ehre und für ihren eigenen Namen bauen. Sie wollen sich einen Namen auf der Erde machen. Sie bauen auch mit selbst gemachten Steinen. Das steht im Gegensatz zum Handeln Gottes. Gott tut alles zur Ehre seines Namens (Jes 63:12; 14; Jer 32:20).

Das Material, das sie gebrauchen, Ziegel, ist Lehm aus der Erde und deshalb zerbrechlich und verletzbar. Es passt zu dem Menschen in seiner irdischen, fragilen Existenz (Hiob 33:6). Weil der Mensch sich dessen nicht bewusst ist, wagt er es, ein solches Bauwerk aufzubauen. Gott baut seine Stadt mit völlig anderen Materialien: mit Edelsteinen (Jes 54:11; 12; Off 21:18-21). Sein geistliches Haus baut Er mit lebendigen Steinen (1Pet 2:5).

Was hier geschieht, ist ganz genau das, was wir in der Christenheit sehen. Die Namenschristen wollen Beachtung finden, sie wollen, dass in politischen Fragen und Beschlüssen nach ihrer Meinung gefragt wird. Und haben sie nicht berühmte Namen in ihrer Geschichte, derer sie sich rühmen, Theologen von Rang und Namen? Aber ein berühmter Name auf der Erde bedeutet nicht automatisch, dass dieser Name auch im Himmel angeschrieben ist. Beim Bau der Stadt und des Turms von Babel ist es jedenfalls ein Streben nach Einheit und Macht. Genau das sehen wir in der ökumenischen Bewegung Wirklichkeit werden.

Die Sprachenverwirrung

Gott bleibt die Antwort auf dieses Streben nicht schuldig. Die Menschen haben zueinander gesagt: „Wohlan, lasst uns“, „Wohlan, bauen wir“ (1Mo 11:3 und 1Mo 11:4). In 1Mo 11:7 spricht der HERR: „Wohlan, lasst uns“ – „uns“ ist Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Der HERR fährt hernieder, um von dem Werk der Menschen Kenntnis zu nehmen und um sozusagen seine Überlegungen den Menschen zu verdeutlichen. Dadurch will Er den Menschen davon überzeugen, dass Er, der Allwissende, alles weiß. Nachdem Gott von allem Kenntnis genommen hat, folgt seine Rechtsprechung. Er fällt das Urteil und vollzieht es auch. Das tut Er nicht durch eine neue Sintflut oder indem Er die Erde öffnet, sondern durch das Gericht der Sprachenverwirrung.

So macht Gott dem gemeinsamen Streben der Menschen ein Ende. Ein großes und mächtiges Bollwerk wird gesprengt. Diese Sprachenverwirrung ist am Pfingsttag aufgehoben worden (Apg 2:6-11), als der Heilige Geist ausgegossen wurde. Durch die Taufe mit dem Geist entsteht eine Einheit, die nach Gottes Gedanken ist. Diese Einheit basiert auf dem Werk von Christus als dem Lamm. Er wird daher die Ehre aus dem Mund derer erhalten, die Er für Gott erkauft hat durch sein Blut „aus jedem Stamm und [jeder] Sprache und [jedem] Volk und [jeder] Nation“ (Off 5:9; Röm 15:6). Im Friedensreich wird es wieder eine Einheit unter den Völkern auf der Erde im Dienst für Gott geben (Zeph 3:9; 10).

Die nicht fertig gebaute Stadt erhält den Namen Babel, das bedeutet „Verwirrung“. Diese Stadt wird die führende Macht in der Welt. Es ist eine Konzentration von bösen Mächten. Gleichzeitig ist klar, dass die Einheit, die erstrebt wurde und von dem Menschen als Macht angesehen wurde, von Gott durch einer Sprachenverwirrung gerichtet wurde. Was sie mit ihrem Streben verhindern wollten, Zerstreuung (1Mo 11:4), ist genau das, was durch Gottes Gericht geschieht.

Nachkommen Sems bis Tarah

Das Geschlechtsregister Sems wird vorgestellt. Darin sehen wir, dass auch die Nachkommen Sems schließlich dem Götzendienst verfallen sind (Jos 24:2). Dann ruft der HERR Abram. Um seine Berufung und seine Person geht es in diesem Geschlechtsregister und den folgenden Kapiteln. Nachdem Gott mit dem Gericht der Sprachenverwirrung eine Antwort auf den Bau der Stadt und den Turmbau von Babel gegeben hat, ruft Gott nun Abram, der als ein himmlisch gesinnter Mann durch Gott in ein Land gebracht wird, in dem er vor Gottes Angesicht wohnen darf.

Als alles im Götzendienst versunken ist, macht Gott gemäß seiner Verheißung dem Bösen nicht durch eine neue Sintflut ein Ende. Er lässt die Völker auf ihren eigenen Wegen gehen (Apg 14:16) und fängt mit Abram etwas Neues an. Mit der Berufung Abrams lehrt Gott uns einen Grundsatz, der von großer Bedeutung ist: Absonderung von dem Bösen. Gott beginnt, Abram darin Schritt für Schritt zu unterweisen. Auch uns möchte Er darin Schritt für Schritt unterweisen.

Tarah und Abram

Aus 1Mo 11:31 scheint hervorzugehen, dass Tarah, der Vater Abrams, die Initiative ergriffen hat, um nach Kanaan zu ziehen. Aber Gott war nicht dem Tarah, sondern dem Abram in Ur in Chaldäa erschienen (Apg 7:2-4). Gott hatte Abram den Auftrag gegeben, seine Familie zu verlassen und nach Kanaan zu gehen. Es scheint jedoch so zu sein, als sei die Familienbindung noch zu groß gewesen, um dem Ruf Gottes vollständig zu gehorchen. Diese Annahme wird noch gestützt durch den Verbleib oder besser Aufenthalt Abrams in Haran. Das ist noch immer nicht Kanaan. Abram geht erst nach Kanaan, als sein Vater Tarah in Haran gestorben ist. Dann erst ist Abram frei, um zu gehen.

Diese Lektion müssen wir alle lernen. Wenn es darum geht, der Stimme des Herrn in unserem Leben zu folgen, dürfen Familienbande dabei kein Hindernis sein. Wir sollen lernen, „ihnen zu sterben“, den Tod auf sie anzuwenden. Dann können wir uns von den Familienbanden lösen, sodass sie kein Hindernis sind, den Weg zu gehen, von dem der Herr will, dass wir ihn gehen (Lk 14:26).

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