Genesis 14
Einleitung
In diesem Kapitel sehen wir die Folgen der Entscheidungen, die Abram und Lot im vorherigen Kapitel getroffen hatten. Bei Lot ist es Kampf, bei Abram Ruhe.Krieg zwischen fünf und vier Königen
Dies ist der erste Krieg, den die Bibel erwähnt. Vielleicht hat es schon welche gegeben, aber dieser wird genannt, weil Lot und Abram davon betroffen sind, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen.Der Krieg ist zwischen vier Königen auf der einen Seite und fünf Königen auf der anderen Seite. Die vier Könige greifen die fünf Könige an. Unter den vier Königen sind die Könige von Sinear, das ist Babylon, und Elam, das ist Persien. Die fünf angegriffenen Könige sind Könige von Städten, die nah beieinander liegen, im Jordantal. Der Anlass des Krieges ist die Revolte der fünf Könige gegen Kedorlaomer, dem sie zwölf Jahre gedient hatten.Kedorlaomer verbindet sich mit mächtigen Verbündeten und besiegt mehrere Gegner, bevor er sich die rebellischen Könige unterwirft. Auch die fünf rebellischen Könige sammeln ihre Armeen und stellen sich in Schlachtordnung auf. Aber sie sind Kedorlaomer und seinen Verbündeten nicht gewachsen. Die Armee des Königs von Sodom und seine Verbündeten werden besiegt. Viele von denen, die dem Schwert entkommen, sterben im Sumpfgebiet der Erdharzquellen. Die Städte werden geplündert und „alle Habe von Sodom und Gomorra und alle ihre Speise“ werden von den Siegern mitgenommen.Lot wird gefangen genommen
Nach seinen inneren Konflikten als Folge davon, dass er in Sodom wohnte (2Pet 2:8), ist Lot auch den äußeren Konflikten zum Opfer gefallen. Lot hatte sein Teil auf der Erde gewählt, doch das wurde ihm weggenommen. Auch seine Freiheit verlor er. Lot wohnte in Sodom (vgl. 1Mo 13:12, wo er noch bei Sodom wohnte). Er hatte sich dort niedergelassen und all seine Interessen waren mit dem Leben in Sodom verflochten. Wenn wir die Wahl treffen, in der Welt zu wohnen und unser Leben danach ausrichten, weil uns das Vergnügen der Welt anzieht, dürfen wir nicht erwarten, den bitteren Folgen zu entkommen. Diese werden wir dann auch erfahren.Abram befreit Lot
Abram hatte keinen Streit. Er bleibt weg von Konflikten, die ihn nicht betreffen (Spr 26:17). Er hatte auch nichts zu verlieren, denn er hatte die Verheißungen Gottes, die ihm nicht zu rauben sind. Auch hatte er als Fremdling und Pilger (er wird hier ausdrücklich „Abram, der Hebräer“ genannt) nichts mit den politischen Machenschaften um ihn herum zu tun. Er wohnte unter den Terebinthen von Mamre, was von Dauerhaftigkeit (Eiche – Anm.: Im Holländischen wird Terebinthe oft mit Eiche wiedergegeben, s.a. Schlachter 1951) und von Lebenskraft oder Fettigkeit (die Bedeutung des Wortes „Mamre“) spricht. Abram wohnte an dem Ort, an dem man Kraft zum Streit bekommt. Als er von dem Schicksal Lots hört, der vielsagend „sein Bruder“ genannt wird, tritt er in Aktion. Er zieht in den Kampf, wobei das Einzige, was ihm vor Augen steht, die Befreiung seines Bruders Lot ist. Ein Bruder mag noch so weit abgewichen sein, aber die Liebe wird bei solchen Brüdern in Aktion treten, die – wie Abram – in Gemeinschaft mit Gott leben, wenn sie von der elenden Lage ihres Bruders hören. Dazu war Lot auch noch ein Gläubiger, obwohl im ersten Buch Mose nichts davon zu sehen ist. In 2. Petrus 2 wird drei Mal gesagt, dass er ein Gerechter war (2Pet 2:7; 8). Aber wie traurig war sein Leben. Solche Gläubige gibt es auch heute noch. Was ist meine Reaktion, wenn ich höre, dass sie sich in Umständen befinden, die Hilfe erforderlich machen? Abram war nicht nur selbst ein Abgesonderter, sondern auch alle, die zu seinem Haus gehörten. Sie waren „seine Geübten“, oder, wie andere übersetzen, „seine Unterwiesenen“, und seine Hausgeborenen. Diese Geübten, das heißt im Gebrauch von Waffen trainiert, sind nicht nur in der Kriegsführung unterwiesen, sondern auch in den Prinzipien des Gottesdienstes, weil Abram seinem Haus befohlen hatte, den Weg des HERRN zu halten (1Mo 18:19). Wie wir später sehen (1Mo 14:24), hat Abram auch seine Nachbarn, die seine Verbündeten waren (1Mo 14:13), gebeten, mit in den Kampf zu gehen.In diesem Kampf geht Abram mit Vorsicht voran. Er weiß, wie er Krieg führen muss. So wie es Gideon mit seiner kleinen Armee später tut (Ri 7:16), teilt er seine Männer, um den Feind von verschiedenen Seiten gleichzeitig anzugreifen. So erweckt er den Eindruck einer großen Armee. Um sie zu überraschen, greift er sie in der Nacht an.Die wirkliche Macht liegt in seinem Glauben. Weil er sich nicht mit der Welt verbunden hatte, konnte er die Welt überwinden (1Joh 5:4). Dann ist geistliche Kraft vorhanden, um einen Bruder aus dem Einfluss von Sodom und Sinear zurückzubringen. Abram ist ein Beispiel für jemanden, der durch Glauben Königreiche bezwang (Heb 11:32b; 33a).Dass Lot letztendlich aus seiner Gefangennahme und Befreiung nichts gelernt hat, sondern nach Sodom zurückkehrt, schmälert nicht die Bedeutung des Einsatzes von Abram. Jede Verstrickung, in die ein Bruder gekommen ist, sollte uns anspornen, ihn zu befreien – unabhängig von der Frage, wie er weiterhin lebt. Wir können andere nicht uns gegenüber verpflichten. Wir müssen den Befreiten dem HERRN anvertrauen.Zwei Begegnungen
Der Augenblick des Erfolgs ist immer der Augenblick der Gefahr. Der König von Sodom will verhandeln. Es ist Satan, der als „Engel des Lichts“ (2Kor 11:14) kommt. Aber bevor diese Begegnung stattfindet, kommt zunächst Melchisedek Abram entgegen. Melchisedek ist ein Bild von dem Herrn Jesus, so geht es aus dem Brief an die Hebräer ganz deutlich hervor, in welchem dieser Priester oft erwähnt wird (Heb 7:1; 2). Dieser Priester wird „Priester Gottes, des Höchsten“ genannt. Das ist der Name Gottes, der uns an das 1000-jährige Friedensreich denken lässt, wenn Ihm alles unterworfen sein wird. Melchisedek kommt mit Brot und Wein zu Abram. Das hat nichts mit dem Abendmahl zu tun. Das Abendmahl ist das Gedächtnismahl anlässlich des Todes des Herrn Jesus. Hier kommt der Herr Jesus (im Bild) mit dem, was Kraft (Brot) und Freude (Wein) gibt. Er teilt Segen aus. Abram gibt Melchisedek den Zehnten von allem, wodurch er ihn als Höhergestellten anerkennt (Heb 7:4). Das Recht auf den Zehnten war damals noch nicht durch ein Gebot Gottes geregelt. Melchisedek gehörte nicht zum Geschlecht Levi, für das Gott später das Recht durch Gesetz regelt, und auch nicht zu einem anderen Geschlecht, für das vielleicht etwas geregelt war. Er nimmt den Zehnten von Abram aufgrund seiner eigenen Person und seines Amtes. Also ist er größer als Abram (Heb 7:6; 7).Nach dem Empfang des Zehnten segnet er Abram als denjenigen, der Gottes Verheißungen erhalten hat. Abram ist der Eigentümer und Hüter der göttlichen Verheißungen. Er wird der Vater vieler Völker sein, in dem Gott alle Völker der Erde segnen wird. Die Person, durch welche Abraham gesegnet wird, ist wirklich jemand, der groß genannt werden kann. Aller wahre Segen ist auch für den Christen verbunden mit der Person und dem Amt Christi im Himmel.Wer segnet, ist „ohne allen Widerspruch“ mehr als der, der gesegnet wird (Heb 7:7). Dass das Bessere das Geringere segnet, ist in der Christenheit vergessen. Das sehen wir zum Beispiel in dem Pastor, der die Gemeinde segnet, als ob er mehr ist als die Gemeinde, der er dient. Im Christentum ist der eine Gläubige nicht mehr als der andere Gläubige (Mt 23:8).Nach dieser Begegnung erfolgt die Begegnung mit dem König von Sodom, der schon zu ihm unterwegs war. Das Angebot, das der König von Sodom macht und in welchem eine große List versteckt liegt, wird von Abram abgewiesen. Er durchschaut diese List. Er will nichts von dem haben, auch nicht das Geringste, was die Welt ihm anbietet und wodurch die Welt einen Anspruch auf ihn erheben könnte. Seine Weigerung fällt ihm umso leichter, weil er soeben gesegnet wurde im Namen Gottes selbst, von dem Melchisedek sagte: „Der Himmel und Erde besitzt“ (1Mo 14:19). Was sollte ein Gläubiger an irdischen Segnungen aus der Hand des Teufels entgegennehmen, wenn er sich bewusst ist, dass er verbunden ist mit dem Herrn Jesus, der alle Gewalt im Himmel und auf der Erde hat (Mt 28:18)?Was Abram sich selbst verweigert, weil er den Reichtum des Herrn Jesus gesehen hat, verweigert er nicht seinen Bundesgenossen. Die Beschränkungen, die wir uns selbst auferlegen, wenn es um die Verwendung bestimmter Freiheiten geht, dürfen wir nicht anderen auferlegen. Die Wahl, die wir treffen, ist eine persönliche Wahl. Wir können sie anderen nicht auferlegen.
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