‏ Isaiah 27

Der große Widersacher wird getötet

Dieses Kapitel kann in drei Teile unterteilt werden (Jes 27:1; Jes 27:2-11; Jes 27:12; 13), die jeweils mit „an jenem Tag“ beginnen, d. h. an dem Tag, an dem der HERR kommt, um die Erde durch Gericht vom Bösen zu reinigen. In Jes 27:1 erreicht das Gericht Gottes über die Welt seinen Höhepunkt und gehört seinem Inhalt nach zu dem in Jesaja 26 angekündigten Gericht (Jes 26:21).

Es kann sein, dass in Jes 27:1 drei Ungeheuer vorkommen; es kann sich auch um ein dreiköpfiges Ungeheuer handeln (vgl. Ps 74:13; 14). Zwei der Ungeheuer werden „Leviathan“ genannt (Hiob 40:25-32; Hiob 41:1-26). Das erste wird „die flüchtige Schlange“ genannt. Damit ist Assyrien gemeint. Der Tigris, der Fluss im Nordirak, ist ein schnell fließender Fluss. Ninive, die Hauptstadt von Assyrien, befindet sich am Tigris. Das zweite wird „die gewundene Schlange“ genannt. Der Euphrat ist der gewundene Fluss im südlichen Irak, wo sich die Hauptstadt Babel befindet. Das dritte „Ungeheuer“ ist „im Meer“. Dies bezieht sich auf Ägypten (vgl. Jes 51:9; Hes 29:3). Das Meer ist normalerweise ein Bild für die Nationen, aber hier kann es sich auch auf den Nil beziehen. Dies sind die Weltmächte, die in der Geschichte Israels und in den Prophezeiungen eine große Rolle spielen.

Wir können in der Schlange und dem Ungeheuer, ebenso wie in dem Drachen, auch die böse Macht hinter den Kulissen sehen, jenen „großen Drachen, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird“ (Off 12:9a). Gott wird mit dieser Macht und ihren dämonischen Mitgesellen endgültig abrechnen.

Der HERR beschützt seinen Weinberg Israel

Da die Vernichtung dieser Ungeheuer – oder der monsterhaften Erscheinungsformen von einem Ungeheuer – durch den HERRN absolut sicher ist, gibt es ein weiteres prophetisches Lied, das die Freude des erlösten Israels ausdrückt (Jes 27:2). Es ist die Freude des HERRN über sein Volk. Sie sind ein Weinberg, den Er nicht solchen anvertraut, die untreu sind (Mt 21:33-39), sondern den Er selbst ständig behütet und bewässert (Jes 27:3). Dieses Lied ist eine Fortsetzung des Liedes über den Weinberg in Jesaja 5 (Jes 5:1-7). Gleichzeitig steht dieser Weinberg in scharfem Kontrast zu jenem Weinberg.

Sein Grimm ist vorbei, denn es gibt nichts mehr, worüber Er zornig sein könnte (Jes 27:4). Sein Volk entspricht seinem Ziel. Wenn sich irgendwelche Feinde gegen sein Volk erheben sollten, würde Er mit Feuer einschreiten und die Feinde wie Dornen und Disteln verzehren. Gott setzt sich für seinen Weinberg ein. Wer diesen Weinberg angreifen will, wird es mit Ihm zu tun bekommen. Die Feinde täten besser daran, mit Ihm Frieden zu schließen (Jes 27:5). Frieden mit Ihm zu schließen, ist möglich durch den Glauben an den Herrn Jesus (Röm 5:1). Dann werden sie seinem Zorn entkommen (vgl. Ps 2:12), denn selbst in seinem Zorn gedenkt Er seines Erbarmens (Hab 3:2).

Israel wird blühen und knospen

Wenn die Assyrer endgültig vernichtet sind, wenn also der Grimm vorüber ist, wird Israel blühen und knospen und Früchte bringen, die ein Segen für die ganze Welt sein werden (Jes 27:6). Dies ist der Beginn des Friedensreichs. So werden sie im wörtlichen Sinn der „Reichtum [der] Nationen“ sein (Röm 11:12). In geistlicher Hinsicht ist dies Gottes Absicht und Wunsch auch für die Gläubigen im gegenwärtigen Zeitalter, bis die Gemeinde vollzählig ist (Joh 15:1-16). Das Füllen der Erde mit Frucht steht für die Auswirkungen der Missionsarbeit unter allen Völkern (Röm 15:16).

Der HERR hat sein Volk schlagen müssen, aber Er hat es nicht so getan, wie Er die Nationen geschlagen hat, die wiederum sein Volk geschlagen haben (Jes 27:7). Sein Volk schlug Er „in Maßen“ und nicht in der Fülle seines Zorns (Jes 27:8; Ps 118:18). In letzterem Fall hätte Er sie komplett von der Erde vertilgt. Stattdessen kämpfte Er gegen sein Volk, indem Er es mit dem Hauch seines Mundes „wegblies“ und über die ganze Erde verstreute. Durch den Wind wird die Ernte gleichsam gereinigt, wie durch das Worfeln und Sieben des Weizens. Sein Ziel damit ist, ihre Schuld zu sühnen und ihre Sünden vollständig wegzunehmen (Jes 27:9).

Die volle Frucht dieses Handelns des HERRN ist, dass alle Götzen zertrümmert und niedergerissen werden. Alles, was sie an die Stelle des HERRN gesetzt haben, haben sie weggetan, sodass Ephraim sagen wird: „Was habe ich fortan mit den Götzen zu schaffen?“ (Hos 14:9a).

Folgen des Zorns für Jerusalem

Die züchtigende Hand des HERRN wird bewirken, dass Israel zur Einsicht kommt. Die Jes 27:10; 11 zeigen, welche Folgen diese Züchtigung haben wird. Jerusalem, einst so stark und voller Menschen, wird einer verlassenen Wildnis gleichen (Jes 27:10). Dies ist das Ergebnis des (ersten) Angriffs der Assyrer bzw. des Königs des Nordens (vgl. Sach 13:8; 9). Inmitten der Ruinen findet das Vieh etwas Grün. Die abgebrochenen Zweige werden nach einer gewissen Zeit trocken genug sein, um ein Feuer anzuzünden, um damit zu kochen oder zu braten, was da noch an Essbarem vorhanden ist (Jes 27:11).

Die Ursache für diese Situation ist ihr Mangel an Erkenntnis (Hos 4:6), der sie dazu brachte, dem Antichristen zu folgen (Joh 5:43b). Es ist ein schuldhafter Mangel an Erkenntnis. Sie sind dafür verantwortlich zu machen, dass sie ihrem „Schöpfer“ den Rücken kehren und ihren „Bildner“ vergessen haben (Jes 45:9; Jes 64:7). Dadurch haben sie sich selbst von seiner Barmherzigkeit und Gnade ausgeschlossen. So war es Ihm nicht möglich, ihnen Erbarmen und Gnade zu erweisen (2Chr 36:16).

Der HERR versammelt sein Volk

In diesen Versen sehen wir, dass „die Barmherzigkeit sich rühmt gegen das Gericht“ (Jak 2:13). Gott sieht immer eine Möglichkeit, um sich zu erbarmen. Es ist der Weg der Buße und der Reue, die Er in seinem Volk wirkt. Wenn das Dreschen seines Volkes – Juda, das Zweistämmereich – abgeschlossen ist und die Spreu vom Weizen getrennt ist, sammelt Er den Rest seines Volkes (Jes 27:12; vgl. Mt 24:31). Er tut dies, indem Er die Glieder seines Volkes – des Zehnstämmereiches – eins nach dem anderen sammelt. Der Einzelne wird nicht in der Masse aufgehen. Keiner wird zurückgelassen oder vergessen. Er wird sie alle „von der Strömung des Euphrats bis zum Bach Ägypten“ zusammenlesen.

Er wird darüber hinaus die verlorenen zehn Stämme durch „eine große Posaune“ aus allen Nationen in sein Land rufen (Jes 27:13; Mt 24:31). Es ist die Vollendung der Auferstehung Israels, das so lange begraben war. Dies ist das große Jubeljahr, in dem am großen Versöhnungstag jedes Glied des Volkes seinen Besitz zurückerhalten wird (3Mo 25:9; 13). Petrus nennt es die „Zeiten [der] Wiederherstellung aller [Dinge]“ (Apg 3:21). Wenn sie in das Land zurückgekehrt sind, wird ihre erste Handlung sein, sich in Anbetung „vor dem HERRN auf dem heiligen Berg zu Jerusalem“ niederzuwerfen, zusammen mit ihren Brüdern aus dem Zweistämmereich.

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