‏ Jeremiah 2:19

Israels Götzendienst

Der HERR wird sie vor Gericht bringen und sie für ihr Verhalten des beispiellosen Abfalls zur Rechenschaft ziehen (Jer 2:9). Das gilt nicht nur für die Generation, an die Jeremia das Wort richtet, sondern sogar für ihre Nachkommen. Gottes Maßstäbe ändern sich nicht und bleiben für jede Generation die gleichen. In seiner Beurteilung des Bösen ist Er absolut gerecht.

Was ihren Götzendienst angeht, so können sie von den Heidenvölkern lernen (Jer 2:10). Sie sollen sich die Mühe machen, zu den Inseln der Kittäer, das ist Zypern, im Westen hinüberzugehen, um zu sehen; und sie sollen hingehen und nach Kedar, einen arabischen Wüstenstamm im Osten, senden, um sich zu informieren. Das Volk wird sozusagen verpflichtet, von Westen nach Osten zu schauen, also überall hin.

Sie sollen genau darauf achten, wie diese Nationen mit ihren Götzen umgehen. Dabei werden sie feststellen, dass diese Nationen ihre Götter nicht gegen andere Götter austauschen, sondern ihnen treu bleiben, obwohl sie natürlich nicht mehr sind als Götter aus Holz und Stein (Jer 2:11). Götzendiener sind oft dem Nutzlosen mehr zugetan als Gottes Volk der Wahrheit. Gottes Volk gibt die Wahrheit auf, Götzendiener halten an der Lüge fest. Das gilt auch für unsere Zeit.

Vor diesem Hintergrund müssen sie nun ihr eigenes Verhalten betrachten. Wie kommt es denn, dass sie nicht allein nur ihrer „Herrlichkeit“ untreu werden, sondern Ihn austauschen gegen etwas, was keine Götter sind (Ps 106:20). Sie ersetzen die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes durch Bilder aus der Schöpfung (Röm 1:23). Es ist schrecklich, wenn eine Frau Ehebruch begeht, aber sie tut es im Allgemeinen mit einem Mann, Israel aber begeht Ehebruch mit vielen, vielen Götzen. Dass das Volk Ehebruch begeht, ist schlimm genug, doch sie begehen darüber hinaus Ehebruch mit vielen und abscheulichen Götzen.

Sie tauschten den lebendigen Gott gegen schreckliche Götzen aus. Das Austauschen oder Ersetzen von Göttern ist etwas, das nicht einmal in der heidnischen Welt vorkommt. Wenn Gottes Volk sündigt, dann meist in einem schlimmeren Ausmaß, als wenn Menschen der Welt es tun (vgl. 1Kor 5:1). Das Volk Gottes tauscht seine Herrlichkeit, die der HERR selbst ist, gegen das aus, was nichts nützt, nämlich die Götzen.

Wie töricht kann das Volk Gottes sein! Jeremia ruft im Namen des HERRN den Himmel – hier können wir an die Engel denken – auf, sich darüber zu entsetzen, zu erschaudern und zu erstarren (Jer 2:12). Auf der Erde wird der HERR von seinem Volk nicht beachtet. Der Himmel sieht die Treulosigkeit und kann sie nicht ungerührt betrachten (5Mo 32:1; Jes 1:2).

Der HERR hält Juda ihre zweifache Sünde vor, „zweifach Böses“ (Jer 2:13). Sie haben

1. Ihn, die Quelle des lebendigen Wassers, verlassen, d. h., sie haben die Wahrheit verworfen und

2. sie haben sich Zisternen ausgehauen „geborstene Zisternen, die kein Wasser halten“, d. h., sie haben die Lüge angenommen.

Der HERR nennt sich selbst „die Quelle des lebendigen Wassers“, die Quelle des Lebens (vgl. Ps 36:10a). Wer die Quelle des lebendigen Wassers, den Herrn Jesus selbst, verlässt (Joh 4:10-14; Joh 7:37-39), beginnt, seine eigenen Quellen anzuzapfen. Wer eigene Quellen anzapft, um den wahren Sinn des Lebens zu erfahren, wird vor Durst umkommen. Nur der HERR kann den Durst seines Volkes stillen. „Gebrochene Zisternen“, Zisternen, die kein Wasser halten, Quellen, die den Durst nicht stillen, sind Ägypten und Assyrien (Jer 2:18). Als Anwendung für uns können wir z. B. an Wissenschaft, Philosophie und das Streben nach Besitz und Macht denken. Alles, was von diesen erwartet wird, versickert.

Sünde bringt unweigerlich ihre eigene Strafe mit sich. Durch zwei kraftvolle Fragen betont der HERR die Folgen ihres Ungehorsams (Jer 2:14). Israel war ursprünglich weder Knecht noch Beute (Jer 2:3), ist aber durch seine Untreue zu Knecht und Beute geworden. Der HERR nennt Israel „meinen Sohn, meinen erstgeborenen“ (2Mo 4:22). Sie sind nicht dazu bestimmt, in Sklaverei zu dienen, sondern in Freiheit zu herrschen. Israel aber hat sich vom HERRN abgewandt und seine Beziehung zu Ihm als Sohn verleugnet. Er wurde ein Götzendiener und ein Sklave seiner Begierden. „Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht“ (Joh 8:34). Wegen der Sünde haben Feinde die Herrschaft über sie übernommen, und sie sind zu Knechten geworden (Neh 9:36).

Israel ist eine Beute von jungen Löwen geworden (Jer 2:15). Die Früchte des Landes sind wegen ihres Götzendienstes zur Beute der anderen Völker geworden. Mit den jungen Löwen sind Assyrien und Ägypten gemeint, die Werkzeuge des Gerichts Gottes, und das, während Israel bei ihnen Zuflucht genommen hat. Ägypten hat das Volk seiner Ehre beraubt (Jer 2:16). Das haben sie sich selbst zuzuschreiben, denn sie haben sich von dem HERRN entfernt, der sie auf den rechten Weg führen will (Jer 2:17).

Mit großem Mut weist Jeremia auf die Ursache des bevorstehenden Gerichts hin. Die Verantwortung dafür liegt ganz bei dem Volk. Sie werden mit den Früchten ihrer bösen Wege leben müssen. Das Böse ist nicht nur etwas, das sich gegen Gott richtet, sondern auch gegen den Menschen selbst.

In den Tagen von Jeremia gibt es zwei große politische Hauptströmungen. Es gibt eine ägyptisch gesinnte Partei und eine assyrisch gesinnte Partei. Aber welche Hilfe können die gottlosen Nationen Juda anbieten? Jeremia weist auf ihr wankelmütiges Verhalten hin. Das Volk sucht einmal Unterstützung von Assyrien und ein anderes Mal von Ägypten, je nachdem, wie es die Situation nach ihrer Einschätzung erfordert (Jer 2:18; vgl. Hos 7:11; Jes 30:1; 2; Jes 31:1; Hes 23:3; 5). Das sind die Zisternen, die sie selbst ausgehauen haben, die gebrochenen Zisternen, die kein Wasser halten (Jer 2:13). Diese Zisternen haben ihnen nichts gebracht, was auch nur im Entferntesten an Erfrischung erinnert. Haben sie denn nichts gelernt von dem Sinnlosen und Betrügerischen dieses Handelns?

Den HERRN zu verlassen ist ein Übel, das sich selbst bestraft (Jer 2:19), weil die Sünde schließlich elendig macht und nicht die Freude gibt, die sie anfangs zu geben schien. Wir sehen das bei dem verlorenen Sohn (Lk 15:11-19). Bekehrung kommt, wenn man zu begreifen beginnt, „dass es schlimm und bitter ist“, Gott, den HERRN, zu verlassen, und dass man so gehandelt hat, weil man den HERRN nicht gefürchtet hat, den HERRN der Heerscharen. Sünde ist schlimm in sich selbst und bitter in ihren Auswirkungen. Welche Torheit und große Sünde ist es doch, Ihn zu verlassen und sich gegen Ihn zu wenden.

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