‏ Job 9:3

Einleitung

Bildad hat im vorherigen Kapitel auf der Grundlage der Tradition der Väter argumentiert, dass Gottes Regierung einfach auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung, von Saat und Ernte, von Sünde und Vergeltung beruht. Hiob reagiert darauf und zeigt seine Ohnmacht gegenüber einem Gott, den er zu seinem Leidwesen als Widersacher erleben muss, während er sich eigentlich danach sehnt, Ihm zu dienen.

Gegen Gott kommt keiner an

Hiobs Antwort an Bildad wird mit demselben Satz eingeleitet, mit dem die Antwort an Eliphas eingeleitet wurde: „Und Hiob antwortete und sprach: …“ (Hiob 9:1; Hiob 6:1). Hiob ist nicht überzeugt von dem, was Bildad gesagt hat. Er vertritt eine völlig andere Meinung.

In den ersten Worten seiner Antwort liegt eine intensive Bitterkeit. Scheinbar stimmt er mit Bildad überein, wenn er sagt: „Wirklich, ich weiß, dass es so ist“ (Hiob 9:2). Aber es ist eine Zustimmung, in der Ironie mitschwingt. Hiob sagt sozusagen: „Natürlich, lieber Bildad, du sagst das Offensichtliche.“ Hiob weiß auch, dass kein „Mensch“ vor Gott gerecht sein kann. Er betont, dass er als sterblicher Mensch keine Chance hat, vor Gott zu bestehen. Er stellt seine Frage mit der eingebauten Gewissheit, dass es unmöglich ist. Die göttliche Antwort auf seine Frage wird erst im Neuen Testament dort aber auch vollständig gegeben. Der Brief des Paulus an die Römer ist ganz dieser Antwort gewidmet.

Hiobs Worte kommen nicht aus einem hingegebenen Willen, aus dem Vertrauen in die Güte Gottes. Es verbirgt die Härte der Verzweiflung. Macht bedeutet Recht. Gott hat die Macht auf seiner Seite und deshalb hat Er immer Recht. Wer kann sich Ihm widersetzen? Er kann jedermann zur Rechenschaft ziehen, und niemand wird sich vor Ihm verantworten können (Hiob 9:3). Wenn Gott einem Menschen nur eine von tausend Anklagen gegen ihn vorlegt, weiß er nichts zu antworten. Der Mensch hat keine Rechtfertigungsmöglichkeit gegen die unzähligen Sünden, die er begangen hat, in Worten, in Taten und in Gedanken.

Niemand entgeht seinem Urteil. Gott „ist weisen Herzens und stark an Kraft“ (Hiob 9:4). Weisheit und Stärke sind eine einzigartige Kombination, die man nur bei Gott findet, nicht bei irgendeinem Menschen. Ein Mann kann weise sein, aber ihm fehlt die Kraft, seine Weisheit in die Tat umzusetzen. Ein Mann kann auch stark sein, aber es fehlt ihm die Weisheit, diese angemessen zu nutzen. Egal, wie weise oder stark du bist, vor Gott kannst du nicht bestehen.

Wer sich gegen den einzigen, weisen und allmächtigen Gott verhärtet, kann keinen Frieden in seinem Herzen haben und mit anderen in Frieden leben. Gott ist so weise und stark, dass eine erfolgreiche Rebellion gegen Ihn unmöglich ist. Die wahre Weisheit und Pflicht des Menschen ist es, sich Gott hinzugeben. Dann wird er Frieden haben.

Wenn ein Sünder seine Sünden bekennt und an den Herrn Jesus glaubt, wird er gerechtfertigt und erhält Frieden mit Gott (Röm 5:1). Wenn der Gläubige sich Gott anvertraut, wird er, egal wie viele Schwierigkeiten ihm begegnen, den Frieden Gottes in seinem Herzen empfangen (Phil 4:6; 7). Der Herr Jesus kannte diesen vollkommenen Frieden, weil Er ganz auf Gott vertraute (vgl. Jes 26:3; 4).

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