‏ Joshua 6

Einleitung

Die erste Stadt, die Israel erobern muss, ist Jericho. Bevor beschrieben wird, wie das Volk vorgehen muss, steht in Jos 6:2, dass Gott ihnen den Sieg bereits gegeben hat. Dann müssen sie sechs Tage jeweils einmal und am siebten Tag siebenmal um die Stadt herumziehen. Dadurch entdecken sie, wie überaus stark Jericho ist und dass sie es niemals aus eigener Kraft erobern können.

Aber die Bundeslade – das bekannte Bild von dem Herrn Jesus – ist in ihrer Mitte. Nachdem sie am siebten Tag zum siebten Mal um Jericho herumgezogen sind, jubelt das Volk und sie stoßen in die Posaunen. Dann stürzen die Mauern von Jericho ein. „Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos“ (Heb 11:30). Das gilt auch für uns.

Der Herr Jesus hat für uns die Welt überwunden: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16:33). Die Welt ist für uns viel zu stark. Aber durch den Glauben überwinden wir die Welt: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ (1Joh 5:4; 5).

Jericho schließt die Tore

Jericho ist eine beeindruckende Festung, scheinbar uneinnehmbar. Die Stadt ist hermetisch abgeriegelt vor den Israeliten. Jericho ist ein Bild der Welt als dem System, das von Satan benutzt wird, um uns davon abzuhalten, das Land in Besitz zu nehmen. Er will uns dazu verleiten, als irdische Christen unseren Weg zu gehen. Jericho bedeutet „wohlriechend“. Es handelt sich also um eine Stadt, in der man sich gern aufhält. Sie ist anziehend durch ihre Palmen. Aber Jericho liegt bei der Wüste und dem Toten Meer. Die Attraktivität trügt.

Was ist mein Jericho? Das kann beispielsweise meine Position sein oder meine Frau beziehungsweise mein Mann, Eltern, Karriere, Hobby. Es können menschliche Einrichtungen sein, die die Glaubensgemeinschaft auf menschliche Weise regeln. Dies alles können Dinge sein, die verhindern, dass wir unsere himmlischen Segnungen in Besitz nehmen. Dieses Jericho muss überwunden werden.

Der HERR verspricht den Sieg

Dieser Vers steht in der sogenannten prophetisch erfüllten Zeitform. Die Verheißung ist sicher. Gott sagt nicht: „Ich werde es tun“, sondern: „Ich habe es getan, die Stadt steht völlig unter deiner Macht, genauso, als sei sie bereits in deinem Besitz“. Rahab glaubte das (Jos 2:8; 9). Gottes sichere Verheißungen bilden immer den Ausgangspunkt für ein Handeln im Gehorsam. Verheißungen sind ein großer Ansporn, um im Vertrauen auf Ihn den Weg zu gehen, den Er uns vorgibt, wie töricht der Weg in den Augen der Welt auch sein mag. Auf diesem Weg wird die Gegenwart des HERRN laut verkündigt werden, so wie das durch die Posaunen zum Ausdruck gebracht wird.

Das Volk braucht nur zu glauben und zu gehorchen. Erst Gehorsam, dann Kraft, das ist Gottes Reihenfolge.

Gottes Strategie

Das Land der Ruhe ist zuerst einmal ein Land des Kampfes. Auf diesen Kampf wurde das Volk im vorigen Kapitel vorbereitet. Nun muss gekämpft werden, aber auf Gottes Weise. In diesem Kapitel werden keine Schwerter gezückt. Hier lernen wir: „Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich, mächtig zur Zerstörung von Festungen“ (2Kor 10:4).

Bevor der Kampf beginnt, will Gott zuvor sein Volk noch deutlich lehren, dass Festungen wie Jericho allein durch seine Kraft fallen können. Sein Volk kann die Mauern nicht zum Einsturz bringen, was allerdings nicht bedeutet, dass das Volk deshalb zu Hause bleiben soll. Auch dass sie im Auftrag des HERRN um die Mauer herumgezogen sind, hat an sich nichts zum Einsturz beigetragen. Wohl haben sie dadurch einen Eindruck von der Stärke der Mauer bekommen, was menschlich gesprochen entmutigend war.

Warum müssen sie sieben Tage um die Stadt herumziehen? Das Ziel ist, dass das Volk sowohl seine eigene Unfähigkeit als auch die Kraft Gottes kennenlernt. Dabei sollen sie auch nicht auf die Mauer schauen, sondern auf die Lade. Darin liegt die Kraft. Wir müssen lernen, auf diese Kraft zu vertrauen. Das ist Glaube. Die Mauer ist durch die Kraft Gottes gefallen und durch die Kraft des Glaubens, denn „durch Glauben fielen die Mauern Jerichos, nachdem sie sieben Tage umzogen worden waren“ (Heb 11:30).

Die Mauern fallen aber auch nicht sofort, nachdem sie das erste Mal herumgezogen sind. Es ist Ausharren nötig. Und dieses Ausharren muss ein vollkommenes – wovon die Zahl Sieben spricht – Werk haben (Jak 1:4; vgl. 1Kön 18:43; 44). Das gilt auch für die Probleme in unserem Leben, die für uns unüberwindbar sind.

Im Weiteren wird dem Volk gesagt, dass es ein großes Geschrei, ein Jauchzen, erheben soll, noch bevor die Mauern gefallen sind. Das lehrt uns, dass wir schon für den Sieg danken sollen, noch bevor er errungen ist. Nachdem sie das Jubelgeschrei erhoben haben, fallen die Mauern.

Die Posaunen sind Lärm- oder Widderhörner, das heißt Posaunen aus den Hörnern von Widdern. Mit dem Lärmhorn wird das Jubeljahr angekündigt. Das Jubeljahr ist das fünfzigste Jahr, in dem Sklaven freigelassen wurden und jeder wieder zu seinem ursprünglichen Besitz kam (3Mo 25:8-13). Durch den Gebrauch dieser Lärmhörner bei der Eroberung von Jericho sehen wir, dass die Eroberung nicht so sehr eine militärische Angelegenheit ist, sondern vielmehr eine Sache des Glaubens. Das sehen wir auch an den Priestern, die hier eine wichtigere Rolle spielen als die Soldaten.

Wir haben Soldaten nötig, doch zuerst kommt es auf die Priester an. Das sehen wir auch bei den silbernen Trompeten: „Und die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Trompeten blasen. Und sie sollen euch zu einer ewigen Satzung sein bei euren Geschlechtern. Und wenn ihr in eurem Land in den Kampf zieht gegen den Bedränger, der euch bedrängt, so sollt ihr mit den Trompeten Lärm blasen; und es wird euer gedacht werden vor dem HERRN, eurem Gott, und ihr werdet gerettet werden von euren Feinden“ (4Mo 10:8; 9; vgl. 2Chr 13:12). Priester verkehren in der Gegenwart Gottes mit ihren Opfern. Wenn sie aus der Gegenwart Gottes kommen, stellen sie eine königliche Priesterschaft gegenüber der Welt um sie her dar. Sie geben dem Volk geistliche Führung.

Die Posaunen müssen einen deutlichen Schall von sich geben, sonst wissen die Hörer nicht, was sie tun müssen. „Denn auch wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?“ (1Kor 14:8). Diejenigen, die für die Gemeinde ein Wort haben als Propheten aus der Gegenwart Gottes, müssen Priester sein. Sie sind imstande, auch in schwierigen Umständen das Volk Gottes im Kampf zu führen. Das Wort Gottes macht deutlich, was für uns „Jericho“ ist und wie wir zu kämpfen haben, und was uns Glauben gibt und uns jubeln lässt, wenn es für den Unglauben nichts zu jubeln gibt.

Anweisungen von Josua

Josua – er ist hier ein Bild der Kraft und der Erkenntnis des Heiligen Geistes im Menschen – ist vom Erfolg überzeugt und handelt daher ohne Zögern. Für den Fall Jerichos gibt es keine menschliche Erklärung. Er kann allein der Kraft Gottes zugeschrieben werden, die durch den Glauben für sein Volk wirksam ist.

Der erste Tag rund um Jericho

Während des Gehens „sprechen“ nur die Posaunen. Das ist das Sprechen der Priester zu Gott und zum Volk. Das Volk selbst darf kein Wort sagen und muss schweigen (vgl. 2Mo 14:14). Es gibt keinen eigenen Beitrag in diesem Kampf. Jeder eigene Beitrag ist ein Beweis des Unglaubens und eine Verleugnung der Tatsache, dass Gott die einzig richtige Vorgehensweise mit dem sicheren Ergebnis des Sieges gegeben hat. Das ist auch der Fehler des Petrus, als er den Herrn Jesus straft, nachdem dieser über sein Leiden und seine Verwerfung als Gottes Weg gesprochen hat (Mt 16:21-23).

Alle Handlungen des ersten Tages werden in diesem einen Satz wiedergegeben: „Und die Lade des HERRN umzog die Stadt, einmal rings um sie her“ (Jos 6:11). Es geht nicht um das Volk, sondern um die Lade. Alle Kraft des Volkes ist allein bei der Bundeslade zu finden. Ohne die Lade, ein Bild vom Herrn Jesus, ist das Volk total kraftlos und es würde alles in einem Drama für das Volk enden.

Die rechte Ausgangsbasis für das Volk ist Gilgal, wohin sie auch wieder zurückkehren, um zu übernachten. Zu diesem Ort kehren sie jeden Tag wieder zurück. Da hat die Beschneidung stattgefunden. Das ständige Zurückkehren an diesen Ort bedeutet, dass sie sich nach jedem Auszug wieder dessen bewusst werden müssen, dass der Sieg nicht das Ergebnis eigener Kraft ist. In unserem Glaubensleben bedeutet das, dass wir uns immer wieder bewusst werden, dass in uns, das ist in unserem Fleisch, keine Kraft ist, sondern dass alle Kraft allein vom Herrn Jesus kommt.

Vom zweiten bis zum sechsten Tag rund um Jericho

Gott hätte nach dem ersten Tag die Mauern schon einstürzen lassen können. Aber es wird mit Nachdruck von einem zweiten Tag berichtet, an dem sie die Stadt umziehen müssen. Und so, wie sie es die ersten zwei Tage getan haben, tun sie es bis einschließlich des sechsten Tages. Die ganze Zeit scheint es, dass kein einziger Fortschritt zu verbuchen ist. Alles bleibt wie es war. Wir können uns vorstellen, dass es in den Herzen des Volkes und der Einwohner von Jericho wohl viele Überlegungen gegeben hat.

Der Fall Jerichos

Nachdem sie am letzten Tag siebenmal die Stadt umgezogen haben, gibt Josua erst eine Reihe von Anordnungen im Blick auf die Einnahme Jerichos. Das tut er in aller Ruhe. Möglicherweise können die Einwohner von Jericho hören, was er sagt. Er spricht die Sprache des Glaubens, der Sicherheit des bevorstehenden Sieges, des Glaubens an das Handeln Gottes.

Es wird nicht mit der Stadt wegen einer Übergabe verhandelt. Das Gericht ist fest beschlossen. Die Zeit, gerettet zu werden, ist vorbei. „Ein Bann sein“ bedeutet in Bezug auf Menschen den Tod; in Bezug auf Materialien bedeutet es Absonderung für Gott. Die Metalle Silber, Gold, Kupfer und Eisen werden für den HERRN geheiligt. So müssen wir lernen, dass alles für Gott ist, auch alles, was wir im Glauben überwinden.

Wenn Gott die Dinge der Welt für sich selbst absondert, kann Er, wenn Er will, diese für sich selbst gebrauchen. Aber wenn der Mensch, der Christ, sich damit verbindet, muss der Herr ihn richten. Gott will nicht, dass es irgendeine Gemeinschaft gibt mit Dingen, die die Macht des Feindes Gottes darstellen: die Welt und ihre Kraft.

Die Gegenstände aus Silber, Gold, Kupfer und Eisen werden nicht vernichtet. Gold bleibt Gold und Silber bleibt Silber, obwohl sie in Jericho gefunden werden. Es wird in Jericho verkehrt gebraucht, aber es ist in sich selbst nicht verkehrt. Mit dem Gold und dem Silber aus Ägypten ist die Stiftshütte gebaut worden. So ist alles, was in Jericho ist, für den HERRN (Jos 6:19).

Menschen können mit Elektrizität viel Gutes tun, aber auch viel Böses. So ist es auch mit unserem von Gott geschenkten Denken. Was denken wir? Was denkt der Mensch? Ist es mit und für Gott, oder ist es ohne Ihn? Unser Denken muss Gott unterworfen werden, und wenn der Geist es gebrauchen kann, wird das Ergebnis zu Gottes Ehre sein. Die Welt gebraucht alles völlig verkehrt, nämlich nur für sich selbst, ohne jeglichen Gedanken an Gott.

Nach dem Schall des Jubels fallen die Mauern. Die unsichtbare Kraft Gottes wird sichtbar im Einstürzen der Mauer. Es gibt eine Anzahl physikalischer Erklärungsversuche, was den Einsturz der Mauer verursacht haben könnte. Eine physikalische Ursache muss jedoch das Wunder nicht schmälern, denn es bleibt ein Wunder, dass der Teil, auf dem das Haus Rahabs steht, verschont bleibt. Aber es kann auch möglich sein, dass „der Oberste des Heeres des HERRN“ (Jos 5:14) seine unsichtbare Engelmacht ausgesandt hat, um die Stadtmauer in einem Augenblick abzureißen. „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen?“ (Heb 1:14). Es sind alles lediglich Vorstellungen, denn es wird uns in der Schrift keine Erklärung gegeben.

Der Teil der Mauer, auf dem das Haus der Rahab steht, bleibt verschont. Rahab kommt nicht um, weil sie geglaubt hat (Heb 11:31). Alle Menschen in Jericho werden getötet, weil sie sich nicht im Glauben der Rahab angeschlossen haben. Das Haus Rahabs war der einzig sichere Ort, um dem Urteil über die Stadt zu entkommen (vgl. Heb 11:7). Jeder, der gerettet werden wollte, musste dem Zeugnis Rahabs glauben.

Es gibt bei Gott keine Ungerechtigkeit. Jeder Mensch in Jericho hat, genau wie Rahab, die Chance gehabt, zu glauben. Gott hat vierhundert Jahre Geduld gehabt (1Mo 15:13). Er ist also nicht unbarmherzig, wenn Er das Gericht bringt. Er gibt ein Meer von Zeit und eine große Anzahl an Gelegenheiten, um die Rettung zu ergreifen, die Er anbietet.

Nachdem Rahab und ihre Familie gerettet sind, kommen sie erst an einen Ort außerhalb des Volkes. Es muss erst Reinigung stattfinden. Danach werden sie in das Volk aufgenommen. Rahab bekommt sogar einen Ehrenplatz, denn sie wird in das Geschlechtsregister des Herrn Jesus aufgenommen (Mt 1:5). Sie ist Teil des Volkes, mit dem sie nun das Land einnehmen wird. Mit Freude hat sie ihren Platz im Volk Gottes eingenommen.

Josua verflucht denjenigen, der Jericho aufbaut

Es kostet viel Mühe und Glaubenskraft, um „unser Jericho“ abzubrechen. Wir sind leicht geneigt, dieses Jericho wieder aufzubauen. Wie leicht werden menschliche Vorschriften wieder erlassen. Wir laufen immer Gefahr, das wieder aufzubauen, was wir in jugendlichem Eifer abgebrochen haben. Aber der Preis ist hoch. Wie hoch der Preis ist, hat Josua vorausgesagt. Er spricht als ein Prophet. Seine Worte sind in Erfüllung gegangen (1Kön 16:34).

Unsere Rückkehr dahin, die Dinge der Welt wieder zuzulassen, kann für unsere Kinder ein Mittel werden, durch das sie geistlich umkommen. In geistlicher Hinsicht werden wir unsere Nachkommen verlieren, wenn wir wieder für die Welt oder auch für die Erde leben. Es bringt nichts ein für Gott. Im Gegenteil, wir werden einen großen Verlust erleiden, sowohl was unser eigenes Leben betrifft als auch das unserer Nachkommen.

Der Geist spricht hierdurch zu unseren Herzen. Wissen wir noch, was wir in unserer Jugend abgebrochen haben? Sollen wir es zulassen, dass das wieder auflebt?

Der HERR ist mit Josua

Der Erfolg Josuas liegt nicht in seiner genialen militärischen Führung, sondern darin, dass der HERR mit ihm ist. So lesen wir auch von Joseph, dass der HERR mit ihm war (1Mo 39:2; 21; Apg 7:10; vgl. Apg 10:38). Der HERR unterstützt das ganze Vorgehen Josuas, solange dieser auf seinem Weg ist. Nichts kann jemandes Ruhm vergrößern oder ihm ein wirklich größeres Ansehen geben, als der unverkennbare Beweis, dass Gott mit ihm ist.

Das folgende Kapitel zeigt, was geschieht, wenn man auf eigene Kraft vertraut. Der gute Beginn ist keine Garantie für eine gute Fortsetzung. Ein Sieg über Jericho ist keine Garantie, dass wir bei Ai nicht straucheln werden.

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