‏ Luke 19:11

Ein hochgeborener Mann

Die Jünger hören, wie der Herr Jesus über die Errettung spricht. Das lässt sie an das Friedensreich denken. Sie sehen in Ihm den Messias. Alle ihre Gedanken sind darauf gerichtet, dass Er nach Jerusalem gehen, sich dort auf den Thron Davids setzen und das Reich Gottes öffentlich in Herrlichkeit und Majestät aufrichten wird. Weil sie immer damit beschäftigt sind, haben sie, wenn Er von seinen Leiden und seinem Tod sprach, nie etwas davon begriffen. Auch jetzt gehen sie von der verkehrten Annahme aus, Er gehe nach Jerusalem, um den Thron zu besteigen und seine Regierung anzutreten.

Der Herr kennt ihre Gedanken, und darum fügt Er ein Gleichnis hinzu. Der hochgeborene Mann ist Er selbst. Er ist der Sohn Gottes, auch als Mensch. Er ist auf die Erde gekommen, um das Reich Gottes aufzurichten, aber Er ist verworfen. Nun reist Er in ein fernes Land, den Himmel, um dort ein Reich zu empfangen. Er ist wirklich König mit einem wirklichen Königreich. Er regiert jedoch noch nicht öffentlich, sondern in den Herzen derer, die Ihn als Herrn bekennen. Doch Er kommt zurück, um sein Reich aufzurichten.

Bevor Er zum Himmel geht, gibt Er seinen Knechten, das sind die, die Ihn als Herrn bekennen, ein Pfund, und Er gibt ihnen den Auftrag, damit zu handeln. Er fügt hinzu, dass sie handeln sollen, bis Er wiederkommt. Allen Knechten, die ausdrücklich seine Knechte genannt werden, wird dieselbe Summe anvertraut. Die Zahl zehn spricht von Verantwortung. Alle Knechte sind dafür verantwortlich, mit dem zu handeln, was der Herr ihnen gegeben hat. Dass sie dieselbe Summe bekommen, bedeutet, dass der Unterschied im Ergebnis die Folge ihres Fleißes, ihres Einsatzes, ihrer Motivation usw. ist, nicht ihrer Fähigkeiten.

Der Herr erzählt in Matthäus 25 ein Gleichnis, das diesem hier in Lukas sehr ähnlich ist. Es besteht jedoch ein Unterschied. Dort spricht Er über einen Menschen, der ins Ausland geht und der jedem seiner eigenen Knechte eine unterschiedlich hohe Summe anvertraut (Mt 25:14; 15). In Matthäus 25 legt Er den Nachdruck auf die Macht und Weisheit des Gebers, der unterschiedliche Gaben gibt, entsprechend der Fähigkeit jedes Knechtes. Das Ergebnis ist ein Erlös, der den unterschiedlichen Gaben entspricht, aber eine gleiche Belohnung (Mt 25:19-23).

Während im Matthäusevangelium mehr die souveräne Macht des Herrn im Vordergrund steht, geht es in Lukas mehr um die Verantwortung der Knechte. In dem Pfund können wir das uns anvertraute Gut sehen (1Tim 6:20). Was uns anvertraut ist, ist die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi (2Kor 4:6). Der Gedanke dabei ist, dass das in unserem Leben sichtbar wird. Im Evangelium nach Lukas bedeutet das, dass wir den Menschen in unserer Umgebung die Gnade zeigen, die uns in Christus gegeben ist. Wenn die Gnade von uns zu anderen ausgeht, wird diese Gnade auch in anderen anfangen zu wirken, und dadurch wird die Wirksamkeit der Gnade zunehmen. So können wir mit der Gnade handeln.

Außer Knechten sind da auch Bürger. Die Bürger sind die Juden. Sie haben den Herrn Jesus verworfen, denn sie hassten Ihn. Ihr Hass war so groß, dass sie Ihm, als Er einmal weg war, sogar eine Gesandtschaft hinterhersandten, um noch einmal besonders zu betonen, dass sie seine Königsherrschaft nicht wollten.

Das geschah, als sie Stephanus steinigten. Der hatte ihnen in der Kraft des Heiligen Geistes gleichsam eine letzte Gelegenheit geboten, Ihn im Nachhinein als ihren König anzunehmen (Apg 7:54-60). Dadurch, dass sie Stephanus töteten, sandten sie Christus zur Erklärung gleichsam die Botschaft hinterher, dass sie mit Ihm nichts zu tun haben wollten. Damit unterschrieben sie ihr eigenes Urteil, das später, im Jahre 70, durch die römischen Heere unter der Führung von Titus ausgeführt wurde, indem sie Jerusalem zerstörten.

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