‏ Luke 2:27-30

Simeon nimmt das Kind auf die Arme

Nachdem an dem Herrn ausgeführt ist, was nach dem Gesetz zu geschehen hatte, wird mit einem „Und siehe“ unser Blick auf einen Menschen in Jerusalem gerichtet. Er ist einer der vielen Männer in Jerusalem, aber dieser Mann hat besondere Kennzeichen. Sein Name ist „Simeon“, das bedeutet „hören“. Er hat gelernt, auf die Stimme des Herrn zu hören. Das sieht man auch in seinem Leben. Er ist „gerecht“ vor anderen Menschen und er fürchtet Gott. Er lebt zur Ehre Gottes. Dadurch hat er auch Liebe zum Volk Gottes, das im Elend ist. Er ist auch ein Mann mit Zukunftserwartung. Er wartet auf „den Trost Israels“, von dem er weiß, dass er kommen wird. Das weiß er aus den Schriften. Mit so jemandem verbindet der Heilige Geist sich gern.

In Simeon sehen wir den gottesfürchtigen Überrest, der entsprechend dem, was der Geist in ihnen wirkt, den Herrn als den Kommenden erkennt. Zu dem Überrest gehören solche, die sich des Elends und des Verfalls Israels bewusst sind, die aber zugleich auf den Gott Israels warten und darauf vertrauen, dass Er in seiner unwandelbaren Treue sein Volk trösten wird. Sie rufen immer: „Bis wann?“ (Ps 6:4; Ps 13:2; Ps 79:5; Ps 89:47; Ps 90:13; Ps 94:3).

Doch wir sehen noch mehr in Simeon. Wir sehen in ihm den Geist der Sohnschaft. Wer den Geist der Sohnschaft besitzt und sich durch Ihn leiten lässt, ist jemand, mit dem Gott Gemeinschaft haben und mit dem Er seine Gedanken teilen kann. Gott kann Simeon seine Gedanken deutlich machen. Simeon wartet auf den Trost Israels, und der Erste, der getröstet wird, ist er selbst. Er glaubt allen Zusagen Gottes im Blick auf den Trost Israels. Er glaubt auch der Zusage Gottes, die ihn persönlich betrifft. Es muss eine große Ermunterung für ihn persönlich gewesen sein, zu hören, dass Er den Christus des Herrn mit eigenen Augen sehen sollte.

Simeon kommt in den Tempel, nicht durch einen Stern oder einen Traum oder durch einen Engel, sondern durch den Heiligen Geist, der auf ihm ist. Er wird durch den „Geist der Sohnschaft“ geleitet (Röm 8:14; 15). Ein Mann wie Simeon, der sich so durch den Geist leiten lässt, kommt im richtigen Augenblick in den Tempel. Er kommt in den Tempel, und dort gehen auch Joseph und Maria mit dem Kind Jesus.

Er braucht nicht zu fragen, ob das Kind, das dieses Ehepaar bei sich hat, der Christus des Herrn ist. Der Geist macht das deutlich. Die Hirten haben die Engel gesehen und bewundern das Kind, die Weisen haben den Stern gesehen und fallen vor dem Kind nieder, doch Simeon nimmt es in die Arme. Er umarmt es und drückt es an sein Herz. In seinen Armen liegt das Heil der Welt und der Friede für die Erde. Es ist sogar so, dass, derjenige, der das Kind an sein Herz drückt, das Heil und den Frieden bereits im Herzen hat, während auf der Erde noch kein Frieden ist. Wenn du Christus so in deinen Armen hast, kannst du nicht anders, als Gott loben.

Der Lobgesang Simeons

Als Simeon das Kind in den Armen hat, lobt er seinen Herrn, seinen Meister, dessen Knecht er ist. Der Herr hat sein Wort an ihm wahr gemacht. Er kann nun in Frieden abscheiden. Das Gesetz Moses konnte einen sündigen Menschen niemals in Frieden abscheiden lassen. Simeon dagegen kann aufgrund dessen, was sein Herr gesagt hat, in Frieden abscheiden. Das ist keine Einbildung, sondern nüchterner Glaube. Es ist „nach deinem Wort“, nicht nur ein starkes Verlangen oder eine optimistische Hoffnung, sondern vollkommene Sicherheit. Nichts ist so sicher wie die Zeugnisse Gottes und seines Wortes. Nun hat er mit eigenen Augen die Erfüllung der Zusagen Gottes gesehen. Simeon hatte nämlich von Gott einen Hinweis bekommen, dass er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Ihm war es verheißen, und nun sieht er Ihn!

Doch der Friede, in dem er nach dem Wort des Herrn abscheiden kann, ist nicht für ihn allein. Er ist auch für andere bestimmt, die das Kind nicht sehen werden, aber an den Herrn Jesus glauben, denn Paulus schreibt: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen“ (Tit 2:11). Von unserer Errettung, die für alle Völker ist und nicht nur für Israel, haben wir in keinem früheren Lobgesang gehört. Darum geht Simeon weiter als die anderen.

Er spricht darüber, wie die Völker während der Zeit, als Gott Israel als sein Volk anerkannte, in der Finsternis lebten. Für die Völker waren das „die Zeiten der Unwissenheit“ (Apg 17:30). In jener Zeit übte Gott Nachsicht bei ihrem Tun und Lassen. Doch jetzt, sagt der Apostel, gebietet Gott den Menschen, „dass sie alle überall Buße tun sollen“ (Apg 17:30). Sich für Unwissenheit zu entschuldigen, gilt nicht mehr. Das Licht leuchtet, das wahre Licht. Christus ist dieses Licht, und Er ist ein Licht zur Offenbarung für die Nationen. Jetzt ist die Zeit der Blindheit für Israel, doch den Völkern, die so lange im Dunkeln saßen, wird jetzt das Licht offenbar. Sie kommen aus ihrer gedemütigten Stellung hervor.

Wenn Gott sein Werk unter den Nationen vollendet hat, wird sich außerdem bewahrheiten: „… und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ Der wichtige Lk 2:32 zeigt uns also, was die Folge ist, wenn Israel den Messias verwirft, und was in Zukunft geschehen wird, bevor sie in die Stellung kommen, die Gott für sie vorgesehen hat. Das ist nicht die Reihenfolge, wie wir sie in den Propheten finden, wo der Herr als die Herrlichkeit Israels gesehen wird, als der, der auch die Völker segnet, wo aber die Völker dem auserwählten Volk untergeordnet sind. In diesem Lk 2:32 ist die Reihenfolge umgekehrt und sehr bedeutungsvoll: „Ein Licht zur Offenbarung für die Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“

Lukas spricht über die gegenwärtige Haushaltung. Der von den Propheten vorhergesagte Stand der Dinge folgt auf diese außergewöhnliche Zeit (das ist die Zeit, in der wir leben), in der den Völkern das Licht offenbar wird. Dann wird Er Israel zur höchsten irdischen Herrlichkeit über alle anderen Völker erheben. Gott hat sich in seiner Weisheit dafür verbürgt, dass seine Güte immer den Völkern gelten wird, doch zugleich wird Er seine alten und besonderen Verheißungen an Israel erfüllen. Während der gegenwärtigen Haushaltung muss man diese beiden Dinge notwendigerweise unterscheiden.

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