‏ Matthew 11

Der Herr lehrt und predigt weiter

Dieses Kapitel ist ein Übergang von dem Zeugnis für Israel zu einem neuen Zustand der Dinge, den der Herr nun einführen wird. Dieser Übergang beginnt mit dem Bericht über Johannes den Täufer im Gefängnis. So wie Johannes dem Herrn im Dienst vorausgegangen ist, so geht er Ihm jetzt in seiner Verwerfung voraus. Was mit Johannes geschieht, kündigt schon an, was dem Herrn widerfahren wird. Bevor es aber so weit kommt, setzt der Herr das Lehren und Predigen des Wortes fort. Die Aussendung der Zwölf bedeutet keineswegs, dass der Herr seinen eigenen Dienst beendet.

Die Frage des Johannes und die Antwort des Herrn

Als Johannes im Gefängnis von all den Taten des Herrn hört, kommen in seinem Herzen Zweifel auf. Trotz seiner prophetischen Gaben existieren in seinem Herzen immer noch jüdische Erwartungen und Vorstellungen. Daher ist es verständlich, dass Johannes angesichts der vielen Taten des Herrn Jesus zu Gunsten anderer sich nun die Frage stellt, warum der Herr seine Wundermacht nicht für ihn, seinen Vorläufer, einsetzt. Der Herr ist da, befreit viele unwürdige Personen von mancherlei Krankheiten und Plagen, denkt aber offenbar nicht an ihn. Das bringt ihn in Verwirrung und zu der Frage, die er über seine Jünger dem Herrn stellen lässt. Diese Fragestellung an den Herrn zeigt uns, dass er volles Vertrauen zum Herrn als Propheten hat, dass er aber in Bezug auf die Person des Herrn unkundig ist.

Seine Frage offenbart Zweifel daran, ob der Herr Jesus wohl der verheißene und von ihm selbst angekündigte Messias ist. Diese Frage resultiert aus einem falschen Verständnis von der Ankunft und dem Dienst des Messias. Auch bei uns sind Zweifel oft die Folge falscher Vorstellungen über den Herrn und sein Handeln. Wir erwarten ein bestimmtes Handlungsmuster und sind irritiert, wenn alles anders verläuft. Wir meinen vielleicht sogar, wir könnten Gott seine Handlungsweise vorschreiben, kennen aber seine Pläne überhaupt nicht bzw. haben Ihn nicht danach gefragt.

Es kommt aber kein einziger Vorwurf über die Lippen des Herrn. Voller Liebe und Gnade beantwortet Er die Frage seines Vorläufers. Die Jünger des Johannes sollen ihm einfach berichten, was sie gehört haben (seine Worte) und gesehen haben (seine Taten). Dann zählt Er ihnen alles auf; und daraus geht hervor, dass Er seine Macht gebraucht, um die Not der Menschen zu lindern, nicht aber, um die römischen Besatzer zu verjagen.

Niemals hat Er seine Macht für sich selbst gebraucht, sondern immer nur gnädig und barmherzig für andere. Alles, was Er sagt und tut, ist die Erfüllung von Jesaja 35. An seinen Werken konnte man erkennen, dass Er der Messias war. Nirgendwo im Alten Testament wurden Blinden die Augen geöffnet. Das geschah erst, als Er kam.

Der Herr beschließt seine Antwort an Johannes mit einem sanften Tadel, indem Er den glückselig nennt, der an seiner Erniedrigung und an dem Fehlen jeder äußeren Herrlichkeit keinen Anstoß nimmt oder Ihn deswegen gar abweist. Das war nämlich eine Gefahr für Johannes, obwohl er Ihn ganz sicher nicht abgewiesen hat. Der Herr Jesus, „Gott, offenbart im Fleisch“ (1Tim 3:16), war nicht gekommen, um den Glanz des Königtums zu suchen, sondern Er war zur Erlösung leidender Menschen gekommen. Daran hatte Johannes nicht gedacht.

Zeugnis über Johannes den Täufer

Nach seinen für Johannes bestimmten Worten richtet sich der Herr nun an die Volksmenge und spricht über Johannes. Für Johannes hatte der Herr Worte, die seinen schwachen Glauben stärkten. Zum Volk aber redet Er von Johannes als von einem Propheten, dem kein anderer ebenbürtig ist. Er stellt Johannes vor und sagt den Mengen, welche Meinung sie sich möglicherweise über ihn gebildet hatten. Wegen seiner äußeren Schwachheit verglichen sie ihn vielleicht mit einem vom Wind bewegten Schilfrohr und hielten ihn für einen Mann ohne Kraft. Vielleicht entsprach Johannes auch auf eine andere Weise nicht ihren Erwartungen, weil er allem Großartigen und Prahlerischen so völlig abgeneigt war.

Waren unter dem Volk auch einige, die Johannes für einen Propheten hielten? Solche wären der Wahrheit noch am nächsten gekommen und doch wiederum weit davon entfernt. Johannes war nämlich nicht einfach nur ein Prophet, sondern er war ein Prophet, der als Herold unmittelbar der Ankunft des Messias vorausging, um Ihn als den kommenden Messias anzukündigen. Und nicht nur der Messias ist von Propheten angekündigt worden, sondern auch Johannes der Täufer selbst (Mal 3:1). Er ist der Bote, den Jahwe ausgesandt hat, um den Weg des Messias vorzubereiten. Diese Vorbereitung bedeutete zu Zubereitung der Herzen der Menschen, um den Messias zu empfangen. Eben das hat Johannes getan, indem er Buße und Bekehrung predigte. So hatte Johannes eine unmittelbare Verbindung mit dem Messias, indem er sein Vorläufer war und Ihn ankündigte; deshalb nannte ihn der Herr Jesus den Größten, der von einer Frau geboren war.

Selbstverständlich ist der Herr Jesus selbst dabei ausgenommen. Der Herr vergleicht Johannes nicht mit sich selbst, sondern mit allen anderen Menschen, die bis dahin geboren waren. Zugleich sagt der Herr dabei auch, dass „der Kleinste im Reich der Himmel größer ist als er“. Das bedeutet, dass nach Johannes eine ganz neue Sachlage beginnen sollte. Es geht nicht darum, was jemand in sich selbst ist, sondern welche Stellung er einnimmt. Johannes hat das Reich der Himmel angekündigt, konnte selbst aber noch nicht hineingehen, weil es erst seinen Anfang nahm, nachdem der Herr verworfen und in den Himmel zurückgekehrt war. Dieses Reich hat seinen Ursprung im Himmel, aber sein Wirkungsfeld ist die Erde. Das ist heute so und auch demnächst, wenn der Herr auf der Erde regiert.

Dass der Geringste in diesem Reich größer ist als Johannes, hängt mit der Verwerfung des Herrn Jesus und mit seinem vollbrachten Werk zusammen. Das haben nämlich die Gläubigen zur Zeit des Alten Testamentes nicht gewusst. Der Geringste im Reich ist mit Vorrechten ausgestattet, die kein Gläubiger des Alten Testamentes je besessen hat. Das liegt an dem unschätzbar hohen Wert, den das vollbrachte Werk seines Sohnes in den Augen Gottes hat.

Die Tage des Johannes des Täufers

Das Reich der Himmel wurde von Johannes angekündigt, konnte aber noch nicht anbrechen, weil der König dieses Reiches nicht angenommen wurde. Die Predigt des Johannes und des Herrn hat das böse Herz des Menschen offenbart und seine Sünde ans Licht gebracht. Der Mensch, insbesondere der religiöse, will sich nicht bekehren. Folglich erhält das Reich der Himmel nun eine andere Gestalt. Nun, da der Herr das Reich nicht öffentlich errichten konnte (obwohl das in der Zukunft ganz sicher geschehen wird), ist Krafteinsatz erforderlich, um hinein gelangen zu können. Allein durch die Gewalt bzw. Kraft des Glaubens ist es möglich, in das Reich zu kommen. Wenn das Reich in erkennbarer äußerer Gestalt offenbar wird, wird diese Gewalt des Glaubens nicht mehr nötig sein.

Mit Johannes kommt also ein geschichtlicher Zeitabschnitt zu Ende und zwar die Zeit aller Propheten und des Gesetzes. In dieser ganzen Zeit ist das Reich der Himmel immer wieder angekündigt worden und zwar in den vielfältigen Verheißungen, die Gott im Gesetz gegeben hat; die Propheten haben später immer wieder auf sie hingewiesen und sie damit bestätigt. Auch die Grundprinzipien dieses Reiches sind schon im Gesetz niedergelegt.

Nun bezeichnet der Herr Johannes als Elia, der kommen soll. Maleachi hat Elia angekündigt (Mal 3:23). Elia war der Prophet, der das Volk zum Gesetz zurückbrachte und damit den Weg zum Segen eröffnete. Er ist auch der Vorgänger Elisas, dem Mann der Gnade. Geistlicherweise ist Johannes deshalb Elia. Er hat Buße gepredigt, um das Volk zur Aufnahme des Messias bereitzumachen. Alle aber, die Johannes nicht als den kommenden Elia erkannten, blieben auch blind für Ihn, den Johannes ankündigte. Deshalb sagt der Herr auch: „... wenn ihr es annehmen wollt“. Es war Glaube nötig, um das anzunehmen – und den hat das Volk als Ganzes nicht bewiesen. Deshalb muss Elia noch einmal kommen. Das wird auch geschehen, und zwar mit der Ankunft der zwei Zeugen in Jerusalem in der Endzeit; einer davon wird Elia sein (Off 11:3-6). Er wird nicht als Person einer dieser Zeugen sein, aber einer dieser Zeugen wird seine Merkmale zeigen.

Die Botschaft des Herrn über Johannes konnte nur begreifen, wer Ohren hatte, um zu hören, d. h. der andächtig lauschende Gläubige. Der Ausdruck „wer Ohren hat, zu hören“ wird verwendet, wenn die große Masse abgewichen ist und der einzelne Gläubige in der Masse angesprochen werden soll. So offenbaren die Worte des Herrn einerseits den Unglauben der Volksmenge, andererseits auch den Glauben eines Überrestes. An den Ungläubigen gehen die Worte des Herrn vorbei, der Gläubige aber wird durch sie ermutigt.

Flötenspiel und Klagelieder

Nun vergleicht der Herr das ungläubige Geschlecht mit launischen Kindern, die nicht zu motivieren sind, auf das, was sie hören, zu reagieren. Weder die Anziehungskraft der Gnade, die der Herr ihnen mit wohlklingenden Tönen vorstellte, noch die bevorstehende Ausübung der Gerechtigkeit, die Johannes mit seinen Klageliedern ankündigte, hatten irgendwelchen Einfluss auf sie. Die Ursache dieser Passivität war ihr Fehlurteil sowohl über Johannes als auch über den Herrn.

Johannes hatte ihrer Meinung nach einen Dämon. Diese Aussage machten sie aufgrund seiner enthaltsamen Lebensweise, die aber völlig zu seiner Botschaft passte. Ihr Urteil über den Herrn Jesus, der als Sohn des Menschen nicht fastete, sondern ganz normal aß und trank, war ebenso töricht. Ihm dichteten sie verwerfliche Motive an, weil sie selbst voller Fress- und Trunksucht waren. Sie hatten allerdings wohl recht, Ihn als Freund von Zöllnern und Sündern zu bezeichnen. In allen Werken, die Er tat, kam seine vollkommene Weisheit zum Ausdruck. Durch seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern wurde seine Weisheit gerechtfertigt, das bedeutet, dass die Weisheit durch die Art, wie sie benutzt wird, ins richtige Licht gestellt wird.

Wehe über die Städte von Galiläa

Wenn der Herr Vorwürfe ausspricht, sind diese vollkommen gerecht. Jedem Menschen, der sich nicht bekehrt hat, wird eben dies vorgeworfen werden, dass er sich nicht bekehrt hat. Sich nicht zu bekehren beweist nämlich, dass man nicht will. Abhängig vom Maß der Strafmündigkeit fallen die Vorwürfe für den einen schwerer, für den anderen weniger schwer aus. Ein Richter, der das Gesetz, das er anwenden soll, selbst übertritt, hat eine höhere Schuld als jemand, der es unwissend übertreten hat.

Genauso ist es bei den Städten, in denen der Herr Jesus aufs Deutlichste hat erkennen lassen, wer Er ist. Wenn diese Städte Ihn trotz der Fülle an Beweisen ablehnten, dann sind sie schuldiger als andere Städte, in denen Er sich nicht in gleicher Weise offenbart hat. Auch die heidnischen Städte werden das Gericht empfangen, das sie aufgrund ihrer Unmoral verdienen. Aber doch wird das Urteil über sie leichter ausfallen als das über die Städte, denen der Herr Jesus ein so deutliches Zeugnis von sich selbst gegeben hat und die Ihn trotzdem verworfen haben.

Wir könnten uns die Frage stellen, warum Gott dann den hier vom Herrn genannten Städten nicht auch solch ein Zeugnis gegeben hat. Hätten sie sich denn dann nicht bekehrt? Tyrus und Sidon, Sodom und Gomorra haben aber gemäß der Weisheit Gottes eine vollkommene und zu ihnen passende Offenbarung von Gott bekommen. Sie hatten das Zeugnis Gottes in der Schöpfung (Röm 1:19; 20). Aber sie haben sich nicht vor Gott gebeugt! Sie haben ihr verdorbenes Wesen ausgelebt und Gottes Offenbarung in der Schöpfung nicht angenommen. Aufgrund dieser Ablehnung des Zeugnisses Gottes werden sie gerichtet werden. Ebenso wird Gott alle Völker dieser Gehorsamsprüfung unterwerfen, und zwar auf eine Weise, die vollkommen ihrer Verantwortung entspricht.

Von Kapernaum wird noch etwas Besonderes gesagt. Diese Stadt hat ein noch größeres Vorrecht zurückgewiesen als alle anderen Städte Israels. Denn der Herr Jesus hat dort gewohnt, und sie haben Ihn Tag für Tag erlebt. Durch seine Anwesenheit ist diese Stadt zum Himmel erhöht worden, denn in dem Sohn Gottes war der Himmel zu ihnen gekommen. In Wirklichkeit werden sie aber nicht in den Himmel kommen – im Gegenteil, sie werden bis zum Hades hinabgestoßen werden. Das gewaltige Vorrecht, dass Gott unter ihnen wohnte, haben sie nicht genutzt, es hat keinerlei Wirkung auf sie gehabt.

Ja, Vater

Nach dem Aussprechen des „Wehe“ über die Städte, in denen Er so gewirkt hatte, könnten wir denken, der Herr sei entmutigt worden. So hat Er sich prophetisch in Jesaja 49 auch geäußert (Jes 49:4). Es schien, als sei alles vergeblich gewesen. Aber dann lesen wir die Antwort Gottes: Es war nicht vergebens; aus seiner Verwerfung wird sogar ein noch größerer Segen hervorgehen, nicht nur für Israel, sondern für alle Völker (Jes 49:5; 6). Und hier nun lesen wir die Antwort Jesu auf seine Verwerfung durch das Volk.

Er preist den Vater als den Herrn des Himmels und der Erde. Damit bringt Er zum Ausdruck, dass alles im Himmel und auf der Erde seiner Macht unterliegt. Ihm läuft gar nichts aus der Hand, sondern alles dient seinen Zielen. Nur kleine Kinder, Gläubige, die keine hohe Meinung von sich haben, erkennen das.

Die Weisen und Verständigen der Welt haben davon überhaupt keine Ahnung, es ist ihnen vollends verborgen. Tiefsinnige Denker, die Weisen, kommen nicht auf eine solche Idee, dass Gott so seine Pläne erfüllt. Sie suchen Lösungen im Innern des Menschen. Wenn die Menschen sich anders verhalten, wird schon alles gut werden – so meinen sie. Scharfsinnige Denker, die Verständigen, suchen die Lösung in der Umwelt, in der Natur. Wenn sie nur das Umfeld verändern, würde alles gut werden. Für den Vater aber hat man keinen Raum, geschweige denn für ein „Ja, Vater“. Gerade das aber ist die Auflösung für jede Enttäuschung. In diesem „Ja, Vater“ kommt nicht nur Ruhe, sondern völlige Zustimmung zum Ausdruck. Keine Frage, ob es auch anders möglich wäre, sondern die Sicherheit, dass nur so alles richtig ist. Dazu kommt noch das Bewusstsein des Wohlgefallens des Vaters. Er handelt nicht nur gut, Er handelt entsprechend seinem Wohlgefallen, seiner Freude.

In diesem Vertrauen zum Vater und dem Bewusstsein, dass das Wohlgefallen des Vaters Ursprung und Ziel seines Handelns ist, sieht der Herr Jesus das ganze Ausmaß der Herrlichkeit, die seiner Verwerfung folgen würde. Der Thron Israels wird Ihm verweigert, die Juden verwerfen Ihn, die Führer verachten Ihn. Aber was bekommt Er? Alle Dinge – also viel mehr als das, was David und Salomo verheißen war. Als Messias wird Er abgelehnt. Dafür aber wird offenbar, dass Er der ewige Sohn des Vaters ist. Die früheren Verheißungen werden im Augenblick nicht erfüllt. Aber was tut Er? Er offenbart den Vater und bringt dadurch die Gläubigen zu einer tieferen Kenntnis Gottes als es vordem möglich war.

Kommt her zu Mir

Der Herr Jesus will uns in Gemeinschaft mit seinem Vater bringen. Die Mühsal und die Lasten, die das verhindern, will Er uns wegnehmen. Menschen, die durch ihr elendes Leben ermüdet und mit Sünden beladen sind, für die die Sündenlast ein schwerer Druck ist und die sich dessen auch bewusst sind – sie alle dürfen zum Herrn Jesus kommen.

Dieses Wort richtet der Herr nicht nur an Juden, sondern an „alle“. Die Freude an diesem großen Vorrecht ist für jeden, der zu Ihm kommt. Dafür stellt der Herr keinerlei Bedingungen. Allen, die zu Ihm kommen, gibt Er Ruhe, denn Er hat die Last ihrer Sünden auf Golgatha auf sich genommen. So nimmt Er bis heute allen die Sünden ab, die Jünger des Reiches werden und in die Gemeinschaft mit seinem Vater eingeführt werden.

Aber es gehört noch mehr dazu. Wer einmal ein Jünger geworden ist, muss lernen, wie man als Jünger sein Leben führen muss. Das kann man allein von dem Herrn Jesus lernen. Dazu muss man das Joch der vollen Unterwerfung unter den Vater aufnehmen, wie der Herr Jesus es getan hat. Das sehen wir, wenn Er den Vater auch dann noch preist, wenn Er die größte Ablehnung erfährt. Diese drückt Ihn nicht nieder, sondern Er nimmt sie aus der Hand des Vaters an. Der Herr ist sanftmütig und demütig – unter allen Umständen. Niemals hat Er vor dem Vater auch nur die kleinste Beschwerde ausgesprochen.

Wenn es uns schwer fällt, sein Joch zu tragen, dann liegt es daran, dass wir nicht demütig sind. Wenn wir aufbegehren wollen, dann sind wir nicht sanftmütig. Immer wieder müssen wir lernen, dem Vater alles zu übergeben.

Die Gnade überlässt es dem Menschen nicht, zu tun, was er selbst will, sondern sie versetzt das Herz, das die Gnade annimmt, in die Lage, den Willen Gottes auch selbst tun zu wollen – und dadurch findet es Ruhe. Die Ruhe, die der Herr gibt, ist für den Sünder, der zu Ihm kommt. Die Ruhe, die gefunden wird, ist für den Gläubigen, der dem Herrn folgt.

Diese Belehrung des Herrn ist neu. Von Ihm zu lernen bedeutet, Ihn selbst anzuschauen und die Beispiele, die Er überreichlich anbietet. Ein Herz voll Sanftmut und Demut ist nötig, wenn man eine Stellung der Abhängigkeit einnehmen und bewahren will. Ruhe für die Seele hat schon Jeremia als Ergebnis eines treuen Wandels auf den alten Pfaden vorgestellt (Jer 6:16). Diese Ruhe hat aber kein Mensch erreichen können. Nun aber macht der Sohn den einzigen Weg zu dieser Ruhe bekannt. Wer das von Ihm vorgestellte Joch zu tragen bereit ist, der erhält diese Ruhe. Dieses Joch ist sanft, nicht einengend, und seine Last ist nicht drückend, sondern leicht. Er selbst hilft sie tragen. Und sein Joch steht dem schweren und belastenden Joch des Gesetzes gegenüber.

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