Psalms 17:9-14

Gebet um Schutz

Hier beginnt der zweite Teil des Psalms, der aus den Ps 17:6-12 besteht. In diesen Versen ist von der Unterdrückung durch den Feind die Rede. Auch dieser Teil beginnt mit einem Gebet. Das Wort „ich“, mit dem Ps 17:6 beginnt, hat hier Betonung. David sagt: „Ich bin es, der dich anruft. Ich, der ich dir gerade mein ganzes Inneres und Äußeres gezeigt habe, durch das Du gesehen hast, dass alles darin dem entspricht, wie Du bist.“ Er ruft Gott an, weil er weiß, dass Gott ihn hört.

Er bittet Gott, ihm „wunderbar“ seine „Gütigkeiten“ (Ps 17:7) zu erweisen. Das ist ein schöner Ausdruck. Jede Darstellung von Gottes Güte uns gegenüber ist etwas Wunderbares. Haben wir auch ein Auge dafür und verneigen wir uns in der Anbetung vor Ihm? Das erste Wunder der Güte Gottes ist, dass Er uns gerettet hat (Tit 3:4-6). Danach hat Er uns unzählige weitere Wunder seiner Güte gezeigt. Hat Er uns nicht oft in seiner Güte in allen möglichen Situationen geholfen, für die wir selbst keine Lösung sahen und für die wir uns dann an Ihn wandten?

Dies ist eine Situation, in der David von Menschen umgeben ist, die sich gegen Gottes „Rechte“ erheben. Es weist auf die Kühnheit dieser Aufständischen hin, denn sie stellen sich gegen die Macht Gottes, von der die rechte Hand spricht. Mit seiner rechten Hand stützt und befreit Gott die Seinen (Ps 18:36; Ps 139:10). Damit sagt David zu Gott, dass er erkennt, dass sich seine Feinde nicht gegen ihn, sondern gegen den starken Gott erheben. Wir können „deine Rechte“ auch auf den Messias anwenden. Er ist zur Rechten Gottes und Er ist die Kraft Gottes (Heb 1:3; 1Kor 1:24).

Er bittet für sich selbst um Schutz. Zu diesem Zweck appelliert er freimütig an Gottes Güte und erinnert Gott daran, wie kostbar er für Ihn ist. Er beschreibt diese Kostbarkeit, indem er von sich selbst als Gottes „Augapfel“ spricht (Ps 17:8; vgl. Sach 2:12). Die Bitte um seinen Schutz impliziert auch die Bitte, weiterhin alles klar sehen zu können.

Der Augapfel ist die Pupille des Auges. Das hebräische Wort bedeutet „kleiner Mann, Tochter des Auges“. Das liegt daran, dass dein Bild von der Pupille reflektiert wird, wenn du sie ansiehst. Dass David der Augapfel Gottes ist, bedeutet, dass sich David im Augapfel Gottes, der Pupille Gottes, widerspiegelt. Das wiederum liegt daran, dass der HERR ihn nicht aus den Augen verliert und ihn ständig beschützt.

Der Augapfel ist eine der empfindlichsten und verletzlichsten Körperteile. Deshalb appelliert er zusätzlich an Gottes Schutz mit der Bitte an Gott: „Birg mich im Schatten deiner Flügel“ (Ps 36:8; Ps 57:2; Ps 63:8; Ps 91:4; vgl. Rt 2:12; Jes 49:2; Jes 51:16; Mt 23:37). Es geht nicht nur um den Schutz dessen, was wertvoll ist, sondern auch um den Schutz und die Sicherheit dessen, was wehrlos ist.

Diese Bilder veranschaulichen die Liebe Gottes in seinen Taten der Fürsorge und des Schutzes für diejenigen, die Er liebt und die Ihm lieb sind. Moses verwendet beide Bilder in dem Lied, das er das Volk Gottes lehrt. Damit will er sie über ihre Kostbarkeit vor Gott und der Liebe und Fürsorge lehren, die Gott ihnen deshalb gegeben hat (5Mo 32:10; 11).

David stellt sich Gott in seiner Kostbarkeit und Verletzlichkeit vor, weil „die Gottlosen“ ihn „zerstören“ und seine „Todfeinde“ ihn „umzingeln“ (Ps 17:9). Er schwebt in Lebensgefahr. Die Gottlosen sind darauf aus, ihn zu vernichten. Seine Todfeinde haben ihn umzingelt und ihm das Gefühl gegeben, er sei eine eingekesselte, belagerte Stadt (vgl. 2Kön 6:14), von der jeder Ausweg abgeschnitten ist.

Die Gottlosen und Todfeinde

In Ps 17:9 sagte David zu Gott, worauf seine Feinde aus sind. In den Ps 17:10-12 sagt er Gott, durch was seine Feinde geführt werden und wie sie vorgehen. Ihre Herzen sind umgeben von „ihrem Fett“ (Ps 17:10; vgl. Jes 6:10), was sie für vernünftige Argumente zur Buße unzugänglich macht. Ihr „Fett“ deutet auf ihren Wohlstand, ihr Wohlergehen, ihren Überfluss hin. Sie schwelgen in Wohlstand, den sie um nichts in der Welt missen möchten.

Damit haben sie gleichzeitig eine Barriere um ihr Herz errichtet, sodass es jedem Aufruf, sich von ihrem sündigen Lebensweg abzuwenden, verschlossen bleibt (vgl. Ps 119:70; 5Mo 32:15). Die Tatsache, dass sie ihr fettes Herz verschlossen haben, bedeutet auch, dass sie kein Mitgefühl für andere haben.

Wegen ihres fetten Inneren reden sie „mit ihrem Mund … stolz“. Sie führen ihren Wohlstand und ihr Wohlergehen auf ihre eigenen Anstrengungen zurück. Die Arroganz ist klar. Sie denken nicht an Gott, der „seine Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute und es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5:45). Weil es keinen Gedanken an Gott gibt, gibt es auch keine Sorge um andere.

Anstatt sich um andere zu kümmern, sind sie darauf aus, andere auszuplündern (Ps 17:11). Wer arrogant ist, dem kann man nicht trauen. Ihre Handlungen verraten die Fettigkeit ihrer Herzen. Sie umringen „unsere Schritte“, welche die Schritte der Gerechten sind. Hier spricht David im Plural. Was mit ihm geschieht, geschieht mit allen, die zu ihm gehören. So sagte der Herr Jesus: Wie seine Feinde Ihn verfolgt haben, so werden sie auch die verfolgen, die zu Ihm gehören (Joh 15:20).

Die Gottlosen lauern auf die Gerechten. Sie „stalken“ sie. Sie machen sich klein und legen sich auf den Boden, um von dieser Position aus zu springen und den ahnungslosen Passanten auszurauben. Der Gottlose „ist wie ein Löwe, der nach Raub giert“ (Ps 17:12). Der Löwe ist ein Symbol für rohe Gewalt mit einer verschlingenden Unersättlichkeit. „Wie ein junger Löwe, der im Versteck sitzt“, um auf seine Beute zu springen, liegt der Gottlose in einem Hinterhalt, um auf den Gerechten zu springen und ihn in Stücke zu reißen.

Gebet um Befreiung von den Gottlosen

Mit Ps 17:13 beginnt der dritte und letzte Teil des Psalms, der aus den Ps 17:13-15 besteht. Es geht um die Erlösung der unterdrückten Gerechten durch die Vernichtung des Feindes durch den HERRN. Auch dieser Teil beginnt mit einem Gebet.

Die Beschreibung des Gottlosen hat David erneut unter den Eindruck der tödlicher Feindschaft des Gottlosen gebracht. Er ruft zum HERRN, sich zu erheben, zu dem Gottlosen zu gehen und ihn niederzuwerfen (Ps 17:13). Wenn der HERR aufsteht, versetzt Er seine Widersacher in Schrecken (Jes 2:19). Dann erhebt Er sich sozusagen in seiner vollen, beeindruckenden Größe. Dann geht Er zu dem Gottlosen, der vor Schrecken gelähmt ist, und wirft ihn nieder. Ihn niederzuwerfen bedeutet, dass Er ihn von seiner vermeintlich hohen Position herunterholt, indem er ihn tötet.

Wenn der HERR die Gottlosen mit seinem Schwert tötet, werden die Gerechten von ihm befreit. Das Schwert Gottes, „dein Schwert“, ist sein Wort (Eph 6:17). Er tötet seine Gegner mit dem Schwert, das aus seinem Mund kommt (Off 2:16; Off 19:15). Dies ist ein anderer Gebrauch von Gottes Wort als der Gebrauch, den David davon machte, denn er benutzte es, um sich vor einem falschen Weg zu schützen (Ps 17:4).

Er bittet den HERRN nicht nur um Befreiung von den Gottlosen, sondern um Befreiung „von den Leuten … von den Leuten dieses Zeitlaufs“ (Ps 17:14). Zu diesem Zweck appelliert er an seine Hand, d. h., er will, dass Gott in das Leben dieser Leute eingreift.

Diese Leute, diese Art von Männern – sie werden zweimal mit Nachdruck erwähnt – zeichnen sich dadurch aus, dass sie für das Hier und Jetzt leben. Sie haben ihren Teil in diesem Leben. Sie leben nach dem Motto: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir“ (Jes 22:13; 1Kor 15:32). Es ist der Geist des Esau, der den zukünftigen Segen der Erstgeburt für einen sofortigen Bissen guten Essens verschwendet hat (1Mo 25:29-34).

Diese Kategorie von Menschen wird im Buch der Offenbarung immer als „die auf der Erde wohnen“ bezeichnet (Off 3:10; Off 6:10; Off 8:13; Off 11:10; Off 13:8; 14; Off 14:6; Off 17:8). Ihre Rolle steht in größtem Kontrast zu der Rolle Davids, der sagt, dass der HERR sein Teil ist (Ps 16:5). Das ist ein ewiges Teil, während das Teil der Menschen der Welt auf dieses Leben, das kurze Leben auf der Erde hier und jetzt, beschränkt ist.

Sie können ihre Bäuche mit den guten Dingen des Lebens füllen. Dass sie dazu in der Lage sind, verdanken sie Gott. Er gibt sie ihnen aus seinen Quellen (Apg 14:17). Aber diese Quellen sind ihnen verborgen, weil sie Ihn aus ihrem Denken verbannen. Sie bekommen sogar so viel, dass sie auch ihre Kinder sättigen können. Was diese Kinder übrig haben, hinterlassen sie wieder ihren Kindern.

Es scheint alles wunderbar zu sein, der Segen geht von einer Generation auf die nächste über. Zugleich ist es aber auch sehr dramatisch. Sie können es ihren Kindern hinterlassen, aber das liegt daran, dass sie nichts davon mitnehmen können, wenn sie sterben. Dann beginnt für sie die endlose Ewigkeit von Schmerz und Finsternis.

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