‏ Revelation of John 1:9

Siehe, Er kommt mit den Wolken

Off 1:7. Mit einem „Siehe“ ruft Johannes die ganze Welt auf, den anzuschauen, der persönlich erscheinen wird. Auf dieses große Ereignis ist das ganze Buch ausgerichtet. Die Formulierung hier macht deutlich, dass man bereits jetzt und nicht erst in Kürze nach Ihm ausschauen soll. Man könnte hier vom „prophetischen Präsens“ sprechen. Es geht darum, zu zeigen, wie real und nahe bevorstehend die Ereignisse sind, nicht nur für Johannes damals, sondern auch für dich heute.

Der Herr Jesus wird „mit den Wolken“ erscheinen (Dan 7:13) und auch „auf den Wolken“ (Mt 24:30), die gleichsam seinen Thron bilden. Es geht hier also nicht um sein Kommen für die Gemeinde, das man die erste Phase seines zweiten Wiederkommens nennen könnte. Dies findet nämlich „in den Wolken“ statt und wird nicht für jeden sichtbar sein (1Thes 4:17; vgl. Apg 1:9). Bei der zweiten Phase seines zweiten Kommen ist jedoch genau das der Fall. Jeder, ohne Ausnahme, wird Ihm Auge in Auge gegenüberstehen.

Von all diesen Menschen erwähnt Johannes eine Kategorie besonders, und zwar die, „die ihn durchstochen haben“. Das bezieht sich in erster Linie auf die Juden (Sach 12:10), dann aber auch auf die Heiden, denn es war ein römischer Soldat, der Ihn durchstach (Joh 19:34). Diejenigen, die diese Tat der Verachtung begangen haben, werden Ihn voller Bestürzung anschauen. Das wird bei den Juden eine große Wehklage auslösen (Sach 12:10-14); damit beginnt ihre Bekehrung. So wird es sein: „Ja, Amen.“ „Ja“ ist die griechische Form der Bekräftigung und „Amen“ die hebräische. Damit wird Heiden und Juden bezeugt, dass Gottes Wort feststeht.

Off 1:8. Im Anschluss daran lässt der, der da kommt, sich hören. Er sagt, wer Er ist: „Ich bin das Alpha und das Omega.“ Das Alpha und das Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Diese Buchstaben schließen alle anderen Buchstaben ein. Somit zeigt dieser Name auch, dass Er „das Wort Gottes“ ist. Was Er als das Alpha begonnen hat, führt Er als das Omega zu Ende. Er, der da kommt und der hier redet, ist der Herr Jesus. Er ist „der Erste und der Letzte“ (Off 1:17; Off 2:8; Off 22:13). Er sagt auch der HERR, Jahwe, von sich selbst (Jes 41:4; Jes 44:6; Jes 48:12), womit erneut bewiesen ist, dass der Herr Jesus Jahwe ist.

Wer hier redet, ist „Jahwe Elohim“ oder „[der] Herr, Gott“, und das ist der Herr Jesus. Er ist der, „der da ist“, der ewig Seiende. Er war schon immer da und wird immer da sein. Er ist auch der, „der da kommt“. Er ist der Allmächtige, der alle seine Verheißungen und Pläne erfüllen wird. Er, den man durchstochen hat, als Er „in Schwachheit gekreuzigt“ wurde, ist Jahwe selbst, der alle Macht im Universum hat und im Begriff steht, diese Macht auszuüben. Für sein Volk ist das ein Trost, weil Er sie in seiner Allmacht trägt und stützt. Gleichzeitig ist das aber auch eine Bedrohung für seine Feinde, weil Er sie richten und ihnen nach ihren Werken vergelten wird.

Off 1:9. Es ist als Johannes, der das Wort an seine Leser richtet. Er stellt sich hier nicht als Apostel vor, sondern als Bruder unter Brüdern. (In seinem Evangelium bezeichnet er sich als „Jünger“ (Joh 21:24) und in seinen Briefen als „Ältester“ (2Joh 1:1; 3Joh 1:1). Er bezeichnet sich auch als „Mitgenosse in der Drangsal“, woraus wir ersehen können, dass er das Schicksal seiner Glaubensbrüder teilte, die ebenfalls unter dem römischen Kaiser zu leiden hatten. Drangsal gehört zum Glauben. Es ist der Weg, auf dem man in das Reich Gottes eingehen muss (Apg 14:22).

Die Zeit des Regierens ist noch nicht gekommen. Jetzt musst du noch in manchen Nöten und Prüfungen ausharren, bevor die Zeit des Regierens beginnt. Wenn der Herr Jesus wiederkommt, wird es so weit sein. Du darfst dabei daran denken, dass auch der Herr Jesus noch immer auf die Errichtung seines Reiches wartet. Johannes spricht hier von „Jesus“. Das ist der Name, der an die Erniedrigung unseres Herrn und sein Leben hier auf der Erde erinnert. Als Er auf der Erde war, bewies Er auch dieses Ausharren. Als Pilatus Ihn fragte, ob Er der König der Juden sei, bezeugte Er: „Jetzt ist mein Reich nicht von hier“ (Joh 18:36). Beachte das Wort „jetzt“. Es zeigt, dass Er während seines Erdenlebens sein Reich nicht errichtete. Das lag und liegt auch jetzt noch in der Zukunft.

Johannes hatte aus dem Wort Gottes von diesem Reich gezeugt. Das gefiel dem römischen Herrscher nicht, denn er sah darin eine Bedrohung für sein eigenes Reich und seine eigene Position. Deshalb schickte er Johannes auf die Insel Patmos in die Verbannung (siehe Apg 17:7). Johannes hatte nicht das gesagt, was die Menschen gern hören wollten, sonst wäre er jetzt nicht in Gefangenschaft gewesen. Er war kein Gelehrter (Apg 4:13), doch er verkündete das Wort Gottes mit Kraft und Autorität. In seiner Predigt zeugte er von Jesus, der das Zentrum aller Gedanken und Pläne Gottes ist.

Off 1:10. Da sitzt Johannes nun einsam und allein auf einer Insel. Er ist nicht freiwillig dort, um einmal auszuspannen, sondern als Gefangener. Er wurde auf die Insel verbannt, ohne Aussicht auf Freilassung. Es sieht nicht so aus, dass er dann und wann mit Besuch rechnen konnte. Das bedeutete jedoch nicht, dass der Herr nicht bei ihm war und der Geist ihn nicht benutzen konnte. An des Herrn Tag, wörtlich: an dem dem Herrn gehörenden Tag, einem Sonntag (vgl. 1Kor 11:20), kam durch die Kraft des Heiligen Geistes eine Verzückung über ihn (vgl. Apg 10:10; Apg 22:17). Des Herrn Tag ist der erste Tag der Woche, der Tag seiner Auferstehung (Joh 20:1; 19; Apg 20:7; 1Kor 16:2). An diesem Tag, der vielleicht des Herrn Tag genannt wurde, um die Auferstehung des Herrn zu betonen, empfängt Johannes alle Mitteilungen und Gesichte, die in diesem Buch stehen.

Bevor er jedoch etwas sieht, hört er hinter sich etwas. Es ist so, als stünde er mit dem Rücken zu den Gemeinden, während er nach dem Reich Ausschau hält und dessen Kommen erwartet. Doch der Herr war mit seiner Gemeinde auf der Erde noch nicht fertig. Er musste sich zunächst noch mit ihr beschäftigen. Er fordert Johannes auf, zu sehen, so dass dieser sich umdrehen und mit dem beschäftigen muss, was den Herrn beschäftigt.

Was er hört, ist „eine laute Stimme wie die einer Posaune“. Es ist nicht die Stimme des guten Hirten, der seine Schafe mit Namen ruft. Diese Stimme hatte er gehört, als er mit dem Herrn Jesus durch Israel zog (Joh 10:11; 14). Doch jetzt hört er die Stimme eines furchtbaren Richters, der das Urteil verkündet und es vollstreckt.

Off 1:11. Die Stimme des Richters befiehlt Johannes, alles, was er sieht, in ein Buch zu schreiben. Das bedeutet, dass er alles genau beobachten und in sich aufnehmen muss. All seine Beobachtungen soll er schriftlich festhalten, so dass sie künftigen Generationen erhalten bleiben. Das Buch ist jedoch nicht nur für künftige Generationen von Bedeutung, sondern auch für die sieben namentlich genannten Gemeinden in Kleinasien, im westlichen Teil der heutigen Türkei.

Es gab in Kleinasien wohl noch mehr Gemeinden. Der Geist Gottes hat jedoch diese sieben ausgewählt, weil gerade sie ein Spiegelbild der gesamten Gemeinde durch die Jahrhunderte hin sind. Es ist deshalb auch von den sieben Gemeinden die Rede. Diesen sieben Gemeinden sollte dieses Buch zugesandt werden. Dass es gerade sieben sind, macht deutlich, dass es um etwas Vollständiges geht. Es geht um die vollständige Geschichte der Gemeinde auf der Erde. Auch die Reihenfolge ist nicht zufällig, sondern äußerst wichtig. Das wirst du feststellen, wenn wir uns in den nächsten beiden Kapiteln diese sieben Gemeinden genauer ansehen. Zugleich wird jede Gemeinde auch gesondert angesprochen, was man an dem Wort „nach“ erkennen kann, das vor dem Namen jeder einzelnen Gemeinde steht.

Off 1:12. Nachdem Johannes die Stimme und das, was sie sagte, gehört hat, wendet er sich um. Er will die Stimme sehen, die mit ihm redete. Eine Stimme kann man nicht sehen, aber die Stimme ist die einer Person. Diese Person ist der Herr Jesus. Er ist das Wort. Nachdem Johannes sich umgedreht hat, sieht er zunächst die sieben Leuchter und dann erst den Sohn des Menschen. Ist es nicht auch heute so, dass man zunächst die Gläubigen sieht und erst dann, gleichsam durch sie hindurch, den Herrn Jesus?

Johannes sieht, dass die Leuchter aus Gold sind. Gold ist ein Bild der Herrlichkeit Gottes. Ein Leuchter soll Licht verbreiten. Dass die Gemeinden mit goldenen Leuchtern verglichen werden, soll daher auch zum Ausdruck bringen, dass es die Aufgabe von örtlichen Gemeinden ist, göttliches Licht zu verbreiten.

Jede örtliche Gemeinde sollte in ihrer Umgebung zeigen, wer Gott ist. Das kann sie nur dann, wenn sie das Wort Gottes beachtet. Wenn sie auf die Wahrheit Gottes hört und ihr gehorcht, wird sie in der Dunkelheit Licht verbreiten. Dunkelheit herrscht überall in der Welt und breitet sich an immer mehr Orten in der Christenheit aus. Du wirst sehen, woran es liegt, dass das Licht der Leuchter auch immer schwächer wird und es schließlich sogar so weit kommen kann, dass der Leuchter weggenommen wird.

Lies noch einmal Offenbarung 1,7–12.

Frage oder Aufgabe: Warum war Johannes auf Patmos?

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