‏ 1 Corinthians 12:22

Die Glieder des Leibes

1Kor 12:14. Paulus verwendet jetzt den menschlichen Körper als ansprechendes Bild, um zu verdeutlichen, dass auch der Leib Christi, die Versammlung, aus unterschiedlichen Gliedern besteht. Durch dieses Bild wird zugleich klar, dass es zwei Gefahren gibt, denen die Glieder des Leibes ausgesetzt sind.

Die eine Gefahr ist die Bequemlichkeit: Ich bin nichts und kann nichts, die anderen werden es schon machen. Die andere Gefahr ist der Hochmut: Nur ich bin etwas und kann etwas, ich brauche die anderen nicht. Natürlich sind das die beiden Extreme, aber ich denke, man kann sie gut wiedererkennen. Ausgangspunkt für dieses Bild ist 1Kor 12:14: „Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.“ Es geht also um die Vielfalt der verschiedenen Glieder, aus denen der Leib besteht. Vielleicht ist es überflüssig, es zu sagen: Die Glieder des Leibes sind die einzelnen Gläubigen, das bist du persönlich und das bin ich persönlich. Man hört nämlich gelegentlich den Gedanken, dass die Glieder die verschiedenen Kirchen darstellen, aber das kann natürlich niemals die Bedeutung sein.

1Kor 12:15-16. Nun zur ersten Gefahr, der Bequemlichkeit. Stell dir vor, so sagt Paulus es hier, dass ein Fuß oder ein Ohr sagen würde: „Ich gehöre nicht zum Körper.“ Schau dir nun einmal die Gründe an, die sie für diese dumme Aussage anführen. Sie sagen: Weil ich keine Hand bin … weil ich kein Auge bin. Was bedeutet diese Aussage eigentlich? Dass sie auf den Platz, den ein anderes Glied hat, neidisch sind und mit ihrem eigenen Platz unzufrieden sind. Dadurch haben sie das Gefühl, nicht zum Körper zu gehören, sie meinen, abseits zu stehen. So unsinnig, wie diese Behauptung für den menschlichen Körper ist, ist sie auch für den Leib Christi. Du kannst doch die Funktion, die du im Leib hast, nicht leugnen, nur weil du mit dem Platz unzufrieden bist, den du im Leib einnimmst, oder? Dennoch gibt es Gläubige, für die das zutrifft. Sie sehen oft sehr viele Dinge kritisch, aber aus ihrem eigenen Leben kommt nichts zum Nutzen der Versammlung hervor. Sie entziehen sich ihrer Verantwortung und leben ihr bequemes privates Leben. Sie gleichen dem Mann in Matthäus 25, auf den ich zu Beginn des vorigen Kapitels hingewiesen habe.

Der Knecht, der fünf Talente bekam, handelte damit und gewann fünf hinzu. Er machte einen Gewinn von 100%. Der Knecht mit den zwei Talenten machte ebenfalls einen Gewinn von 100%. Aber was liest du von dem Knecht, der ein Talent bekam? „Und ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde“ (Mt 25:25). Hier zeigt sich, dass er mit seinem Talent falsch umging, weil er seinen Herrn nicht kannte; er fürchtete sich vor ihm. In Wirklichkeit fand er es nicht der Mühe wert, damit zu handeln, und verbarg sein Talent in der Erde. Schließlich war es auch „nur“ ein Talent, während die anderen mehr hatten. Sein Herr nennt ihn einen „bösen und faulen Knecht“ (Mt 25:26). Er war böse und faul. Böse, weil er seinen Herrn einen harten Mann nannte, und faul, weil er mit seinem Talent nicht gearbeitet hatte. Erkennst du die Übereinstimmung mit unseren Versen in 1. Korinther 12? Darum bedenke: Welche Funktion du auch hast, sei damit zufrieden und tu etwas damit. Du bist nur dann nützlich für die anderen Glieder des Leibes, wenn du den Platz einnimmst, den Gott dir gegeben hat. Du hattest keinerlei Einfluss darauf.

1Kor 12:17-20. „Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat.“ Sein Wille ist immer das Beste und Weiseste. Er weiß genau, wie gut das Beste passt. Ein Körper, der nur aus Augen oder Ohren bestehen würde, wäre ein schreckliches Missgebilde! Das wäre kein Körper. Nein, jedes Glied ist von Gott an seinen richtigen Platz im Körper gestellt, mit der Absicht, dass jedes den anderen Gliedern nützlich ist.

1Kor 12:21. Die zweite Gefahr ist der Hochmut. Gläubige, die, wie wir es manchmal ausdrücken, eine „große Gabe“ haben, laufen Gefahr zu denken, dass sie andere Gläubige nicht nötig haben. Das wird oft nicht bewusst geschehen, sondern unbewusst. Durch die „große Gabe“ kann der Betreffende sich über andere erhaben fühlen: Nur er weiß etwas, nur er kann es richtig sagen. Es kann auch sein, dass die anderen Glieder der Versammlung, weil sie bequem sind, ihm diesen Platz gern geben. Wo die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten, verstärken sich die falschen Positionen. Die Bequemen überlassen es gern anderen, und den anderen gefällt es, dass ihnen das angetragen wird. Aber das zeigt deutlich: Die, die eine größere Gabe haben (wie sie selbst finden), sind für ein gutes Funktionieren von denen abhängig, die eine kleine Gabe haben (wie sie selbst finden). Wenn ein Staubkörnchen ins Auge fliegt, ist der kleine Finger das geeignetste Glied, um es herauszuholen.

Was wir groß oder klein nennen, ist nicht das, was auch Gott als groß und klein bezeichnet. Wir beurteilen eine Gabe oft danach, wie sie in Erscheinung tritt und Eindruck macht. Wir sind oft mehr von jemand beeindruckt, der vor einem vollen Saal das Evangelium verkündigt, als von jemand, der mit hochrotem Kopf einem Nachbarn oder einer Nachbarin, einem Kollegen oder einem Mitschüler von seinem Heiland erzählt. Für Gott ist eins wichtig, nämlich dass wir treu den Auftrag ausführen, den Er uns gibt. Er belohnt nicht nach der Größe der Gabe, sondern nach der Treue, mit der sie ausgeübt wird. In Matthäus 25 ist der Lohn für den Mann, der zwei Talente bekommen hatte, genauso groß wie für den Mann, der fünf Talente bekommen hatte: „Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25:21-23). Fällt es dir auch auf, dass hier gesagt wird: „Über weniges warst du treu“? Auch die größte Gabe ist nur wenig im Vergleich zu dem, was der Herr Jesus alles besitzt und austeilt. Es scheint mir übrigens das Allergrößte zu sein, dies aus dem Mund des Herrn Jesus hören zu dürfen. Dir auch?

1Kor 12:22-23. In einem menschlichen Körper gibt es Teile, die verborgen sind, wie Herz, Nieren und Lungen. Obwohl du sie nicht siehst, sind sie für das gute Funktionieren des Körpers lebenswichtig. Im Leib Christi ist das genauso. Es gibt eine Geschichte über Spurgeon, einen großen Prediger des 19. Jahrhunderts. Er predigte vor vollen Sälen, und durch seinen Dienst kamen viele zum Glauben. Als er eines Abends wieder sprechen sollte und der Saal erneut voll war, wurde er gefragt, wie es käme, dass er so viel Erfolg habe. Hierauf bat er den Fragesteller, ihm in einen anderen Raum zu folgen, wo er ihm die Zentralheizung zeigen wollte. Als er die Tür des Raumes öffnete, sah sein Begleiter eine Anzahl Menschen auf den Knien liegen, um für die Zusammenkunft zu beten. Jede Arbeit, die für den Herrn Jesus und die Seinen getan wird, kann nur dann gelingen, wenn dafür gebetet wird. Die Ewigkeit wird zeigen, was von höherem Wert war: die Redegabe eines Redners oder das intensive Gebet eines unbekannten Gläubigen, das für einen Redner, für eine Ansprache oder für die Zuhörer zu Gott hinaufstieg.

Mittlerweile hast du bestimmt erkannt, wie wichtig dieser Abschnitt ist. Die Glieder des Körpers sind einander gegeben, damit sie sich gegenseitig ergänzen und helfen, nicht aber, damit sie gegeneinander arbeiten. Wenn dein eines Bein nach links gehen will und dein anderes Bein nach rechts, kommst du keinen Schritt vorwärts. Probier einmal aus, wie weit du deine Beine spreizen kannst. Wenn du nicht gelenkig bist, landest du in einer äußerst schmerzhaften Haltung. Nimm deinen eigenen Platz ein und sieh, wie du den anderen nützlich sein kannst.

Lies noch einmal 1. Korinther 12,14–23.

Frage oder Aufgabe: Erkennst du eine der beiden Gefahren bei dir selbst? Was musst du dann tun?

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