‏ 1 Samuel 1:2-8

Hanna und Peninna

Elkanas Frau Hanna ist unfruchtbar. Das ist auch bei Sara der Fall (1Mo 16:1), sowie bei Rebekka (1Mo 25:21) und bei Rahel (1Mo 29:31), die Frauen der Patriarchen. Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, ist ebenfalls unfruchtbar (Lk 1:7). Gott nutzt diesen Umstand, um sein Werk sichtbar zu machen und dass die Ergebnisse zu seiner Ehre sein werden. In diesen Fällen von Unfruchtbarkeit vollbringt Gott große Dinge. Wenn vom Menschen nichts zu erwarten ist, hat Gott die Möglichkeit, seine Pläne der Gnade zu erfüllen. Er tut dies nicht, ohne seine Werkzeuge in Übungen zu bringen.

Elkana ist ein Gläubiger, aber er ist kein „Mann Gottes“. Er erweckt den Eindruck, dass er ein Mann ist, der seinen religiösen Verpflichtungen treu nachkommt, wie viele es heute tun. Viel geistliche Übung ist nicht erkennbar. Das bedeutet nicht, dass er ohne geistliche Übung ist, aber Hanna ragt in geistlicher Hinsicht doch über ihn hinaus. Die Tatsache, dass er zwei Frauen hat, spricht auch nicht für ihn, obwohl er auf Männer wie Abraham und Jakob zeigen könnte, die ebenfalls zwei und sogar mehr Frauen hatten.

Von seinen beiden Frauen wird Hanna zuerst erwähnt, was es wahrscheinlich macht, dass er sie zuerst geheiratet hat. Später in diesem Kapitel zeigt sich seine Liebe zu ihr. Dennoch nahm er sich eine zweite Frau dazu, Peninna. Es kann sein, dass er das wegen Hannas Unfruchtbarkeit getan hat. Er hat für sich selbst vielleicht einen guten Grund gefunden, aber es ist gegen Gottes Absicht (Mt 19:4-8). Für das Familienleben bedeutet es immer Elend.

Hanna bedeutet „Gnade“, damit ist sie bekleidet. Peninna bedeutet „glänzend“ oder „Perle“, aber sie strahlt nur sich selbst aus. Peninna lebt in der gleichen Umgebung, doch bei ihr ist kein geistliches Leben zu sehen. Sie verspottet Hanna und zeigt sich als ihre Gegnerin. Peninna kann auf „Erfolg“ verweisen, sie hat Kinder, vielleicht sogar zehn (1Sam 1:8). So können auch wir leicht geistlichen Segen anhand der Anhängerzahl einer Bewegung messen. Wenn man Hanna damit vergleicht, was stellt sie dann dar, ohne „Erfolg“ und elend? Aber so rechnet Gott nicht. Er bringt sie in eine Übung, damit sie für Ihn Frucht bringen wird.

In prophetischer Hinsicht finden wir die Gefühle eines gottesfürchtigen Überrests nicht in erster Linie bei Samuel, sondern bei Hanna. Ihre Seelenübungen sollten die des ganzen Volkes sein. Wir befinden uns hier bei den wenigen Treuen. Dies ist wie am Anfang des Lukasevangeliums, wo wir, inmitten eines abtrünnigen Volkes, eine unbekannte und unbedeutende Zahl von Menschen treffen, in denen der Wunsch nach Segen für das ganze Volk vorhanden ist (Lukas 1 und 2). Unter ihnen ist Maria, die Mutter des Herrn Jesus, die ein Loblied singt (Lk 1:46-55), das dem Loblied von Hanna, das wir im nächsten Kapitel hören werden, sehr ähnlich ist.

Silo

In Silo befindet sich das Zelt mit der Bundelade. Das Zelt ist das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes. Dorthin geht Elkana. Er opfert nicht nur, er betet auch an. Die treue Erfüllung seiner religiösen Verpflichtungen macht ihn nicht zu einem Formalisten, der ohne Nachdenken eine bedeutungslose Zeremonie durchführt. Er kennt die Gnade, deren Gegenstand er als Nachkomme Korahs ist. Das macht ihn zu einem Anbeter. So ist es auch für uns. Obwohl er Hannas tiefe Übungen nicht versteht, ist er aufrichtig in dem, was er glaubt.

Hier kommt zum ersten Mal der Ausdruck „der HERR der Heerscharen“ vor. Das weist hin auf das Königtum des HERRN über das Universum, über die Engel, über die Sterne und auch über sein Volk. Er regiert über alle Mächte, sowohl über die sichtbaren als über die unsichtbaren, über die guten sowie über die bösen, wo sie sich auch befinden, im Himmel und auf der Erde. Dieser Name, der hier vom Geist Gottes erwähnt wird, wird von Hanna in 1Sam 1:11 erwähnt. Sie spricht Ihn in seiner königlichen Würde an.

An dem Ort, an den Elkana geht, um anzubeten, sind Elis Söhne als Priester tätig. Hier werden nur ihre Namen erwähnt. Wie sie ihr Priestertum ausüben, wird später beschrieben.

Elkana, Hanna und Peninna in Silo

Es scheint, dass es während des Aufenthaltes in Silo immer eine gemeinsame Opfermahlzeit gibt. Bei dieser Gelegenheit gibt Elkana jedem seiner Familienmitglieder einen Teil des Friedensopfers. Elkanas Liebe gilt besonders Hanna, was er dadurch zeigt, dass er ihr eine doppelte Portion des Friedensopfers gibt (vgl. 1Mo 43:34). Das scheint zugleich der Grund für das hasserfüllte Verhalten von Peninna zu sein. Jedes Mal, wenn Elkana Hanna seine Liebe zeigt, wiederholt Peninna ihre bösartigen, provokativen Bemerkungen.

Wegen des hasserfüllten Verhaltens Peninnas ist der Aufstieg zu Silo für Hanna immer eine Qual. Peninna verhält sich Jahr für Jahr so. Peninna quält Hanna vor allem damit, dass sie sie wegen ihrer Kinderlosigkeit verspottet, wie das Ende von 1Sam 1:6 zu zeigen scheint. Möglicherweise suggeriert sie, dass Hanna durch ein Gericht des HERRN kinderlos ist und dass ihre Gottesfurcht daher nicht aufrichtig sei. Ihr Verhalten erinnert an Hagar, die Sara von diesem Augenblick an verächtlich anschaut (1Mo 16:4), obwohl auch Sara, wie Hanna, später einen Sohn bekommt.

Von Hanna lesen wir nicht, dass sie Peninna wegen ihrer Qual beschimpft. Sie erträgt die Schmähung. Sie ist dazu imstande, weil sie die Gesinnung des Herrn Jesus hat, „der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1Pet 2:23). Dennoch ihre Trauer ist so groß, dass sie nicht am Essen teilnehmen kann (vgl. 5Mo 26:14a).

Das Unverständnis von Elkana

Elkana meint es gut, aber seine Reaktion zeigt, dass er keine Einsicht in Hannas Trauer hat. Er versteht nicht, was die Ursache ist. Hanna ist allein und unverstanden in ihren Übungen. Sie reagiert nicht so wie Rahel, die auch Kinder wollte, und die, als dies ausblieb, Jakob Vorwürfe macht (1Mo 30:1). Hanna will nicht etwas für sich selbst, sie möchte etwas für Gott. Sie ist bereit, das, was sie empfängt, direkt dem HERRN zu geben. Hanna will sich nicht vor Peninna beweisen, sondern sucht das Wohlergehen des Volkes. Sie empfindet, was es für Gott bedeuten muss, dass sein Volk sich so weit von Ihm entfernt hat.

Elkana findet es ausreichend, dass sie sich gegenseitig haben. Hanna schaut weiter. Elkanas Zufriedenheit betrifft nur sich selbst und bringt uns keinen Schritt weiter. Er denkt nicht so sehr an Hannas Wohlbefinden, sondern an den Wert, den er für sie haben sollte. Was er sagt, kann von einer Frau als Vorwurf empfunden werden. Er erkennt nicht, dass Hannas Empfindungen die Empfindungen des ganzen Volkes sein müssten. Solche Empfindungen findet der Herr häufiger bei Frauen als bei Männern.

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