‏ 2 Samuel 13:21

Reaktionen von Absalom und David

David ist der abwesende Vater. Tamar geht nicht zu ihm, sondern zu ihrem Bruder Absalom. Als sie zu ihm kommt, ahnt er sofort, was passiert ist. Er muss bemerkt haben, was Amnon für Tamar empfand. Vielleicht hat er auch gesehen, wie er sie ansah. Die Tat von Amnon kam nicht aus dem Nichts. Vielleicht war Amnon als ein sexueller Wüstling bekannt?

Während es in Absalom möglicherweise schon Pläne zur Rache gab, rät er seiner Schwester, nicht mit dem Geschehenem an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie solle sich auch nicht allzu sehr darum sorgen. Dies ist der Rat von Menschen, die ihre eigenen Vorstellungen über das Lösen von Problemen haben und keine Idee von Gottes Urteil darüber. Tamar scheint dem Rat zu folgen und zieht in das Haus ihres Bruders. Dort bleibt sie als einsame und verlassene Frau, deren Lebensfreude sich zu einer hoffnungslosen Öde verwandelt hat.

Als David davon hört, wird er wütend (2Sam 13:21), aber dabei bleibt es auch (vgl. 1Sam 3:13b). Aus seiner Wut kommt nichts weiter. Er hat keine Macht, gegen seinen Sohn, den Kronprinzen, vorzugehen. Selbst Eltern von kleinen Kindern haben oft so wenig gegenüber ihren Kindern zu sagen. Es geht nicht darum, Kinder autoritär zu erziehen, sondern darum, sie „in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6:4) zu erziehen. Kinder werden nicht durch die Ausübung reiner Macht, sondern durch Liebe gewonnen. Der HERR schenkt uns Kinder, damit wir sie mit liebevoller Autorität lehren können, wie sie sich seiner liebevollen Autorität unterwerfen können.

David ist für alles, was in seinem Haus geschieht, verantwortlich. Das Gericht kommt nicht nur wegen seiner Sünde mit Bathseba, sondern auch wegen seiner Sünde der Nachlässigkeit, nicht gegen das Böse in seiner Familie vorzugehen.

Amnon ist ein skrupelloser Mann, der keine Liebe kennt. Bei Absalom ist es nicht anders. Beide kennen nur eine Art der Liebe, und das ist die Liebe zu sich selbst. Absalom ist nicht nur lieblos, er ist auch hinterlistig, gemein und kann warten, wenn es sein muss zwei volle Jahre (2Sam 13:23). Während dieser Wartezeit brennen die Hassgefühle in ihrer ganzen Intensität weiter. In der Zwischenzeit zeigt er im Umgang mit Amnon nichts von diesen Gefühlen. Absalom zeigt übrigens überhaupt nichts, „weder Gutes noch Böses“. Er bleibt auf dieser Ebene. Er entspricht den gewünschten Höflichkeiten, ohne etwas von dem zu zeigen, was ihn beschäftigt. Wenn er auch ein freundliches Wort gesprochen hat, so war dies nur eine Tarnung dessen, was in seinem Herzen ist (Ps 55:22a; Spr 26:24).

Auf diese Weise können Familienmitglieder und Mitglieder der Familie Gottes auf korrekte Weise miteinander umgehen, aber auch nicht mehr als das. Was sie im Wesentlichen verbindet, spielt keine Rolle. Beziehungen werden von Vorkommnissen dominiert, die nicht besprochen werden, sondern in denen der Sinn auf eine Gegenreaktion ausgerichtet ist.

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