‏ Acts 26:15-18

Die Bekehrung des Paulus

Die Hohenpriester hatten in ihm ein gewaltiges Werkzeug für ihre bösen Absichten. Sie gaben ihm nur zu gern Vollmacht und Auftrag, um diese neue Richtung auch in Damaskus aufzuspüren und auszurotten. Und dann geschah das völlig Unerwartete. Auf dem Höhepunkt seines Fanatismus findet die Umkehr statt. An der spannendsten Stelle seines Berichts erlebt Paulus erneut das beeindruckende Geschehen. Was er damals sah, kann er nicht leugnen. Wie kann jemand eine persönliche Erfahrung, die er selbst wahrgenommen hat, leugnen?

Mit einem „o König“ betont Paulus nachdrücklich vor Agrippa die Erfahrung, die er machte. Er sah mitten am Tag ein Licht, dass den Glanz der Mittagssonne übertraf. Das kann nichts anderes sein als das Licht des Herrn Jesus, der mit der Sonne verglichen wird (Mal 3:20). Bis zu diesem Augenblick war dieser Mann durch seinen gesetzlichen Eifer blind für die Gnade Gottes in Christus. Nun scheint das Licht in seine Seele. Jetzt offenbart dieser Christus sich selbst und fegt damit alles, worauf Paulus sich als Jude etwas eingebildet und worauf er sich gestützt hatte, weg und macht es zu nichts.

Das ist der Augenblick seiner Bekehrung. Paulus kommt am helllichten Tag zur Bekehrung – der Gefängniswärter mitten in der Nacht (Apg 16:25; 33). Den Eindruck, den das auf ihn gemacht hat, betont er hier noch viel stärker als beim letzten Mal, als er seine Bekehrungsgeschichte erzählte. Damals sprach er von einem großen Licht aus dem Himmel (Apg 22:6). Nun spricht er von einem Licht vom Himmel her, das den Glanz der Sonne übertraf. Das zeigt, dass sein Eindruck von der Person des Herrn immer größer wird. So sollte es auch bei uns sein. Je länger wir mit dem Herrn leben, desto größer muss Er für uns werden. Von dieser zunehmenden Größe sollten wir auch immer zeugen können.

Das Licht umstrahlte nicht nur Paulus, sondern auch alle, die mit ihm reisten. Alle fielen zu Boden. Was seine Begleiter möglicherweise lediglich für ein Naturereignis hielten, war für Paulus mehr. Er hörte eine Stimme, die ihn auf Hebräisch anredete und ihn mit seinem hebräischen Namen ansprach.

Sein Name Saul erinnert an König Saul. Vielleicht haben seine Eltern ihn so genannt, weil sie von ihm dasselbe erwarteten, was sie von Saul wussten. König Saul war größer als alles Volk, und sie wollten, dass ihr Sohn das auch werden würde. Die Parallele hat sich in geistlicher Hinsicht auch erfüllt und das nicht nur in der Tatsache, dass er in Kenntnis und Eifer über seine Zeitgenossen hinausragte. König Saul wurde ein Verfolger von Gottes gesalbtem König David. Der neutestamentliche Saul wurde ein Verfolger des Messias Gottes (das bedeutet „Gesalbter“).

Gott hat ihn gewarnt auf diesem Weg des Widerstands und der Verfolgung der Juden, die an den Messias glaubten. Gott hat ihn die Stacheln seines Wortes spüren lassen (Pred 12:11). Diese Stacheln sehen wir im Zeugnis des Stephanus und der anderen Gläubigen, die er folterte. Die Worte dieser Gläubigen hat er gespürt, aber er wollte nicht darauf hören. Doch dann kam der Augenblick des Durchbruchs auf dem Weg nach Damaskus.

Die Antwort auf die Frage des Herrn ist eine Frage von Paulus, die seine sofortige Unterwerfung deutlich macht. Er fragt: „Wer bist du, Herr?“ Die Antwort war, dass er „Jesus“ verfolgte und das, obwohl er doch die Gemeinde verfolgte. „Jesus“ ist der Name des Herrn in seiner Erniedrigung auf der Erde, der sich mit seiner verfolgten und erniedrigten Gemeinde einsmacht. Paulus hielt Ihn für tot und betrachtete den Weg, den er verfolgte, als gefährlich. Dieses Bild und all seine daraus resultierenden Aktivitäten, durch die er meinte, Gott einen Dienst zu erweisen, wurden durch diese Begegnung plötzlich umgestoßen.

Der Auftrag des Herrn an Paulus

Sein Leben bekommt von diesem Augenblick an eine radikale Wende, eine völlig andere Richtung. Der Herr hatte nicht nur zu ihm geredet, um ihn zur Bekehrung und zur Errettung zu führen. Er sollte aufstehen, sich auf seine Füße stellen, denn der Herr wollte aus ihm einen Diener und Zeugen machen. Paulus erfährt sofort das Ziel seiner Bekehrung. Das gilt auch für uns (1Thes 1:9; 10; Heb 9:14). Ein großes Werk lag vor ihm. Dazu war der Herr ihm erschienen.

Sein Zeugnis hatte daher auch einen verherrlichten Herrn als Inhalt. Er ist ein völlig anderer Zeuge als es die zwölf Apostel waren, die mit dem Herrn durch Israel zogen. So wie der Dienst des Petrus und Johannes gekennzeichnet wurde durch den Christus auf der Erde, so wird sein Dienst durch einen verherrlichten Herrn, einen Herrn im Himmel, gekennzeichnet. Der Herr sollte ihm noch weiter erscheinen, und zwar im Blick auf die Verkündigung des Geheimnisses: Christus und seine Gemeinde.

Sein Dienst sollte auch gekennzeichnet werden durch die Loslösung aus dem Judentum und von allen anderen Menschen, um abgesondert zu werden zu einem Dienst an ihnen allen. Er nimmt eine auserwählte Stellung ein sowohl im Blick auf das Judentum als auch auf das Heidentum. Er hat für Menschen aus beiden Bereichen eine Botschaft vom Herrn, der ihn zu ihnen sendet. Er muss die Botschaft sowohl den verblendeten Juden bringen als auch den Heiden. Das Judentum hat seine bevorrechtigte Stellung verloren.

So wurden auch wir in vergleichbarer Weise bei unserer Bekehrung aus der Welt herausgenommen (Gal 1:4). Das bedeutet nicht, dass wir isoliert leben sollen, nein, wir werden sofort wieder dorthin zurückgeschickt (Joh 20:21), damit wir den verlorenen Menschen dienen, so dass auch sie zur Bekehrung kommen.

Gott allein kann die Augen öffnen (Ps 146:8). Dennoch bekommt Paulus den Auftrag, das auch zu tun. Das Öffnen der Augen bedeutet, dass jemandem die Augen über seinen Zustand vor Gott geöffnet werden, damit er anschließend sieht, was ihm alles von Gott geschenkt wird. Um die Augen anderer öffnen zu können, müssen wir einen Blick für die Gelegenheiten haben, die Gott dazu gibt. So hat Paulus zum Beispiel die Augen der Athener geöffnet, indem er sie auf den Altar für den unbekannten Gott hinwies (Apg 17:22; 23). Hier steht er vor Agrippa, dessen Augen er ebenfalls öffnen möchte. Zu ihm spricht er auf eindringliche Weise.

Die wenigen Worte, die der Herr Jesus darüber zu ihm gesprochen hat und die er nun an Agrippa weitergibt, enthalten die ganze Fülle des Evangeliums. Durch das Evangelium werden die Augen eines Menschen geöffnet, dadurch kommt er ins Licht und zu Gott (vgl Kol 1:12) mit allen entsprechenden herrlichen Folgen. An erster Stelle geht es darum, dass die Menschen sich aus der Macht der Finsternis zum Licht bekehren. Von diesem Licht hat Paulus gerade auf eindrucksvolle Weise ein persönliches Zeugnis abgelegt. Die Macht der Finsternis ist die Finsternis, in der die Seele durch die Sünde eingehüllt ist. Diese Macht der Finsternis herrschte auch in der Seele des Paulus, trotz all seiner Religiosität.

Die Menschen müssen sich auch von der Macht Satans zu Gott bekehren. Die Macht Satans hat mit der äußeren Gebundenheit zu tun, in der Menschen ein Leben führen, bei dem sie sich allein um sich selbst und die Befriedigung eigener Bedürfnisse drehen. Auch dazu hat Paulus Zeugnis abgelegt. Wer sinnvoll leben will, muss sich zu Gott bekehren. Gott ist der Schöpfer und weiß vollkommen, was zu einem Leben zu seiner Ehre erforderlich ist, dazu schenkt Er alles Nötige. Ein solches Leben ist ein Leben der Gottesfurcht, die zu allen Dingen nützlich ist, da sie „die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen“ (1Tim 4:8).

Die Folgen der Bekehrung sind beachtlich. Davon spricht Paulus ebenfalls. Es ist ein Leben, das die Vergebung der Sünden zur Grundlage hat. Dieses Leben bekommt man, wenn man an den Herr Jesus glaubt. Die Vergebung der Sünden führt zu dem Bewusstsein, dass nichts mehr zwischen dem heiligen Gott und dem sündigen Menschen steht, der sich bekehrt hat. Wenn die Sünden vergeben sind, die einen Menschen von Gott trennten, öffnet das dem Herrn den Weg, jeder bekehrten Seele ein Erbteil unter den Geheiligten zu geben.

Das Christentum besteht nicht in der Erfüllung der einen oder anderen Vorschrift des Judentums, sondern geht weit darüber hinaus. Es geht um „ein Erbe unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind“, ein Erbteil, gemeinsam mit allen anderen Heiligen, im Licht. Es ist nicht ein Erbteil auf der Erde, sondern im Licht (Kol 1:12). Es ist ein Erbteil mit Christus (Eph 1:10; 11). All diese herrlichen Dinge gründen sich auf den Glauben an Ihn, den Paulus früher derart hasste. Es ist der Herr, der Paulus aufgerichtet hat.

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