‏ Acts 3:2

Heilung eines Gelähmten

Während die Gemeinde täglich einträchtig im Tempel zusammen war, wurde jeden Tag ein gelähmter Mann zur Pforte des Tempels, die „die Schöne“ hieß, gebracht. Der Name der Pforte – ein symbolischer Ausdruck für den prächtigen Gottesdienst der Juden – steht in krassem Gegensatz zum Äußeren dieses verkrüppelten Mannes, der ein Bild des wahren Zustandes der Juden ist. Er konnte nichts tun und war abhängig von der Güte der Menschen, die ihn zum Tempel brachten. Und nachdem er dort hingesetzt worden war, war er von der Barmherzigkeit der Tempelbesucher abhängig. Wenn Menschen in einer religiösen Stimmung sind, sind sie oft freigiebiger. Der Platz, den er bei der Pforte des Tempels hat, ist also nicht schlecht gewählt. Er wird dort viele Jahre gesessen haben, denn er ist mehr als vierzig Jahre alt (Apg 4:22).

Dieser Mann erinnert an den Kranken am Teich Bethesda, der schon achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war (Joh 5:5). Genau wie er, ist dieser Mann ein Bild von Israel unter Gesetz. Das Volk ist ungefähr vierzig Jahre unter Gesetz durch die Wüste gezogen und hätte aufgrund des Gesetzes niemals das verheißene Land mit dem verheißenen Segen erreicht. Allein die Gnade Gottes brachte sie in das Land. So wurde auch der Kranke bei Bethesda vom Herrn geheilt und so wird auch der Gelähmte hier im Namen des Herrn geheilt werden.

Dieser Mann ist so nah am heiligen Ort und doch so weit davon entfernt. Und ist der Herr Jesus nicht oft dort gewesen? Wird er Ihn denn nicht gesehen haben, wenn Er in die Tempelgebäude ging? In jedem Fall hat er Ihn nicht angesprochen.

Ohne dass der Mann sich dessen bewusst ist, ist das Ende seines Elends nahe, als Petrus und Johannes unter den Tempelbesuchern erscheinen. Als er sie sieht, wie sie im Begriff stehen, in den Tempel hineinzugehen, bittet er auch sie um ein Almosen. Ob er Petrus und Johannes, die doch schon so oft mit dem Herrn Jesus zusammen dort waren, nicht schon früher angesprochen hat? Wir wissen es nicht. Wir wissen aber wohl, dass seine Bitte um ein Almosen ihm dieses Mal viel mehr einbringt, als Gold und Silber einbringen können. Gott allein weiß, warum Menschen viele Jahre am Evangelium vorbeigehen und dann doch an einem bestimmten Tag gerettet werden.

Für Petrus und Johannes ist die Bitte um Almosen der Anlass, den mächtigen Namen Jesu Christi bekanntzumachen. Petrus schaut ihn unverwandt an. Er sieht jetzt nur auf den Gelähmten. Dabei sieht er nicht so sehr dessen Not, sondern vielmehr die Gelegenheit, den Herrn Jesus zu verherrlichen. Johannes tut dasselbe. Auch ihm geht es allein um die Verherrlichung Christi. Obwohl es Petrus ist, der spricht und handelt, ist Johannes eines Sinnes mit ihm. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt diesem Mann.

Petrus bittet ihn nun, sie anzusehen. Der Mann soll von allem um ihn herum wegsehen und nur die beiden Apostel anschauen, die im Namen des Herrn Jesus vor ihm stehen. Indem er sie ansieht, blickt er eigentlich auf Ihn. Das ist ihm nicht bewusst, doch Petrus und Johannes ist sehr wohl bewusst, dass sie in der Vollmacht des Herrn da stehen. Deshalb kann Petrus auch sagen: „Sieh uns an!“ Es geht nicht um sie, sondern um den, den sie repräsentieren.

Der Mann tut, was sie von ihm verlangen und sieht sie an. Das Einzige, was er erwartet, ist eine Gabe. Weiter gehen seine Gedanken nicht. Auch unsere Gedanken gehen oft nicht viel weiter. Wir sind eher auf die irdischen Reichtümer als auf himmlische Schätze ausgerichtet.

Dann spricht Petrus Worte, die davon zeugen, was er nicht hat und was er wohl hat. Er hat weder Silber noch Gold, stattdessen hat er die Vollmacht des Herrn Jesus, um zu heilen. Im Alten Testament waren Silber und Gold Mittel, die zur Versöhnung dienen konnten. Petrus erinnert jedoch in seinem ersten Brief daran, dass die wirkliche Errettung nicht durch Silber oder Gold geschieht, sondern durch das kostbare Blut Christi (1Pet 1:18; 19). Der Name Christi ist das neue Mittel, das Wiederherstellung ermöglicht und auch die Kraft gibt, ins Heiligtum hineinzugehen, wie wir hier sehen.

Statt irdischem Vermögen besitzt Petrus eine Quelle des Glücks und der Kraft im Himmel, in Jesus Christus. Aus dieser Quelle schöpft er, um diesem Mann einen Segen zu geben, der weit über irdisches Wohlergehen hinausgeht. Im Namen Jesu Christi gibt er ihm den Auftrag, aufzustehen und umherzugehen. Petrus nennt den Herrn Jesus „den Nazaräer“, was auf seine Herkunft aus dem verachteten Nazareth hindeutet. Dieser Name erklingt auf dem Tempelvorplatz, und zwar als der Name, der diese Kraft gibt, damit er geheilt wird. Die religiösen Führer glaubten, Ihn los zu sein, doch Er offenbart vom Himmel aus sogar eine größere Kraft als während der Zeit seines Lebens auf der Erde.

Eine derartige Äußerung der Kraft durch gesprochene Worte ist heutzutage selten. Viele aufrichtige Christen sind heute damit beschäftigt, Silber und Gold für das Werk des Herrn zu sammeln, während die Kraft des Namens des Herrn größtenteils ungenutzt bleibt. Viele derer, die „heilen“, sprechen heutzutage mit viel Kraft den Namen Jesus aus, um zu heilen, können aber die ersten Worte von Petrus („Silber und Gold habe ich nicht“) nicht nachsprechen.

Petrus spricht nicht nur Worte der Autorität im Namen des Herrn Jesus, sondern erfasst den Mann auch bei seiner rechten Hand und hilft ihm auf. Hier sehen wir wieder die eindrucksvolle Verbindung zwischen göttlichem und menschlichem Handeln. Gott tut, was wir nicht tun können (seine Füße und Knöchel stark machen), und wir müssen tun, was wir tun können (an die Hand nehmen und aufrichten).

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