‏ Galatians 4:26-28

Hinaus mit den falschen Lehrern

Gal 4:24. Was Paulus in den Gal 4:21; 22 gesagt hat, hat eine sinnbildliche Bedeutung; das heißt, dass diese Geschichte eine tiefere Bedeutung hat, als du so auf den ersten Blick denkst. Der Heilige Geist hat, als Er Mose inspirierte, diese Geschichte aufzuschreiben, das eben deswegen getan, weil sie diese tiefe Bedeutung hat (1Kor 10:6; 11; Röm 15:4). Übrigens nimmt die Tatsache, dass in den alttestamentlichen Begebenheiten oft ein tieferer Sinn steckt, nichts von der historischen Richtigkeit der Geschichte selbst weg. Was ist nun die tiefere Bedeutung dessen, was Paulus hier anführt? Die beiden Söhne Abrahams „sind zwei Bündnisse“, d. h. sie stellen zwei Bündnisse dar. Dasselbe siehst du, als der Herr Jesus das Abendmahl einsetzte und von dem Brot sagte: Dies ist mein Leib (Mt 26:26). Das bedeutet dort auch: „Dies stellt meinen Leib dar“.

Gal 4:25. Der eine Bund, der erste, ist der Bund, der am Sinai geschlossen wurde. Daran erinnert Hagar. Hagar war die Sklavin Abrahams. Von ihr wurde Ismael geboren. Weil sie eine Sklavin war, war Ismael automatisch auch ein Sklave. Kinder bekommen die Stellung der Mutter. Am Sinai wurde das Gesetz gegeben. Da-durch ist das Volk Israel in Knechtschaft gekommen. Wer sich unter das Gesetz stellt, begibt sich in die Stellung eines Knechtes. Das „jetzige [oder irdische] Jerusalem“ ist das Zentrum des Gesetzes und dadurch „mit ihren Kindern“ – das sind die, die sich unter das Gesetz stellen – „in Knechtschaft“. Wenn sich die Galater daher – oder so viele Christen heute – mit dem Gesetz einlassen, bedeutet das, dass sie Hagar als Mutter akzeptieren und sich an den Bund vom Sinai halten wollen und sich zu Einwohnern des irdischen Jerusalem erklären. Vom Berg Sinai heißt es kennzeichnenderweise noch, dass er in Arabien liegt. Das stellt noch einmal ausdrücklich fest, dass der, der sich damit verbindet, sich mit einem Platz verbindet, der außerhalb des Landes des Segens liegt, also außerhalb Kanaans. Wer sich mit dem Gesetz verbindet, ist aller Segnungen in Christus beraubt (Gal 5:4).

Gal 4:26. Nach dieser Positionsbestimmung für jeden, der dem Gesetz wieder einen Platz im Leben des Christen geben will, geht Paulus über zur echten „Mutter“ der Christen, dem freien, himmlischen Jerusalem. Das ist der Ort, von wo aus Gott seine Verheißungen in Gnade gegeben hat und wo der Christ sich zu Hause weiß. Das ist seine „Mutterstadt“. Da bekommt er seine Erziehung, und dort wird sein christlicher Charakter gebildet. Es schließt an das an, was im Brief an die Philipper steht: „Unser Bürgertum ist in den Himmeln“ (Phil 3:20). Die große Frage – auch in der Christenheit heutzutage – ist: Von welcher Mutter wirst du auferzogen, was ist deine Mutterstadt?

Gal 4:27. Paulus führt den ersten Vers aus Jesaja 54 an, um zu zeigen, was es bedeutet, dem „Jerusalem droben“ anzugehören (Jes 54:1). Dieser Vers ist ursprünglich als Trost für Israel nach einer Zeit unter fremder Herrschaft gedacht. Er besingt die Freude zu Beginn des Friedensreiches, wenn Gott sein Volk, d. h. den Überrest, der sich in Reue über seine Sünden zu Gott bekehrt hat, in seiner Gunst wieder angenommen hat. Dann sind sie frei, alles zu genießen, was Gott ihnen zugedacht hat. Die Bedeutung dieses Ereignisses und die Zeit, in der es stattfinden wird, wendet Paulus auf diese Zeit an und auf das, was jetzt mit den Christen geschehen ist. Wo überhaupt kein Heil durch eigene Anstrengung zu erwarten war und nur Unfruchtbarkeit gefunden wurde, dort hat Gott in Gnaden ein Wunder vollbracht und Menschen zur Bekehrung geführt. Ebenso wie Isaak waren die Galater – und sind alle Christen – auf übernatürliche Weise geboren. Für den Christen gilt, dass er „nicht ... aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren“ ist (Joh 1:13).

Das Wunderbare an diesem aus Jesaja zitierten Vers ist auch noch, dass alle Christen dem Jerusalem zugerechnet werden, das bald das Zentrum des Friedensreiches sein wird. Jerusalem ist jetzt nicht mit Gott in Verbindung. Es ist eine wegen ihrer Untreue verstoßene Frau (Jes 54:6; vgl. Hos 1:2-9). Wie bereits gesagt, wird diese Situation ein Ende haben. Jerusalem wird dann auf eine Zeit zurückblicken, wo sie keine Frucht für Gott brachte. Doch dann wird sie sehen, dass in dieser fruchtlosen Zeit Gott selbst eine zahlreiche Nachkommenschaft erweckt hat, die Er ihr zurechnet. Die Gnade hat in dieser Zeit aus Jerusalem das gemacht, was Gott immer vor Augen hatte: eine Stadt, durch die Er in Freiheit allen Menschen Segen zukommen lassen kann. Es ist dieselbe Gnade, durch die Er in dieser Zeit so viele vom Joch der Sünde erlöst und in die Freiheit gestellt hat.

Gal 4:28. In diesem Vers geht Paulus davon aus, dass die Galater nur äußerlich zur falschen Seite übergegangen waren und die falschen Lehren innerlich noch nicht angenommen hatten. Er spricht sie in der Überzeugung an, dass sie in ihrem Herzen echte Kinder Gottes waren.

Gal 4:29. Dazu gehört ein Leben allein aus der Gnade. Danach auch konsequent zu leben, bedeutet Verfolgung seitens der Menschen, die Gott in eigener Kraft dienen wollen. Verfolgung ist unvermeidlich, weil ein Leben aus Glauben eine einzige große Anklage für jede Form der Religion ist, die die eigene Leistung in den Vordergrund stellt.

Gal 4:30. Doch den Segen Gottes erlangt man nicht durch ein Art Zusammenwirken von Gesetz und Gnade. Alles, was mit dem Gesetz zu tun hat, muss aus dem Leben und Denken eines Christen verschwinden. Diesem Aufruf hat ein großer Teil der Christenheit kein Gehör geschenkt. Viele sind in den Händen der „falschen Mutter“, wodurch sie ständig im Zweifel über ihr Verhältnis zu Gott sind. Und wie sichtbar ist der Einfluss des Judaismus in der Christenheit: Überall siehst du geweihte Gebäude, und es wird auch ein geistlicher Stand aufrechterhalten.

Gal 4:31. Das passt durchaus zu „Kindern einer Sklavin“, aber nicht zu Kindern „der Freien“. Und das sind wir!

Lies noch einmal Galater 4,24–31.

Frage oder Aufgabe: Von welcher „Mutter“ wirst du auferzogen?

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