‏ Hebrews 12:7-8

Gott handelt mit euch als mit Söhnen

Heb 12:5. Der Schreiber ruft die Hebräer dazu auf, den Mut nicht so schnell aufzugeben. Bei allem Widerspruch, allem Widerstand und aller Drangsal, die sie erlebten, hatten sie ein Vorbild in dem Herrn Jesus. Indem sie auf Ihn schauten, würden sie ausharren können. Aber sie hatten auch noch etwas vergessen. Das kam daher, weil sie im Hören träge geworden waren (Heb 5:11; 12). Es gab also Druck von außen, und sie waren vergesslich geworden. Sie hatten etwas vergessen, was in der Schrift stand und was für sie bestimmt war. In dem angeführten Text spricht Salomo zu seinem Sohn, aber hier wird gesagt, dass die Ermahnung an sie, die hebräischen Gläubigen, gerichtet ist. Das ist ein sehr wichtiger Ausgangspunkt, wenn du die Schrift liest. Dann musst du daran denken, dass die Stimme Gottes dich anspricht. Weil die Hebräer das vergessen hatten, gingen sie falsch um mit den Schwierigkeiten, die ihnen auf dem Glaubensweg begegneten.

Hier lernst du Folgendes: Gott gebraucht die Prüfungen, in die du wegen deiner Treue kommst, um dich zu züchtigen. Bei Züchtigung denkst du vielleicht schnell, dass da etwas nicht in Ordnung ist und dass darum eine Zurechtweisung oder Züchtigung stattfinden muss. Das kann schon mal so sein, aber das ist nicht immer so. Hier ist die Züchtigung nicht korrektiv (sie will dich also nicht bessern oder zurechtweisen), sondern präventiv (vorbeugend), um ein Abweichen zu verhindern. Die Züchtigung hier dient der Erziehung und hat das Ziel, dass der Gläubige Gott ähnlicher wird. Er will, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst (Heb 12:10). Bei dem Herrn Jesus war diese Züchtigung nicht nötig. Er hatte immer an der Heiligkeit Gottes teil, weil Er selbst der heilige Gott war.

So wie du im Blick auf den Glaubensweg dein Auge auf den Herrn Jesus richtest, so wird dein Auge bei der Züchtigung auf den Vater gerichtet. Er gebraucht zur Züchtigung keine Peitsche, sondern das Winzermesser (Joh 15:1; 2). Er züchtigt uns (siehe Hiob), aber Er tut das als ein liebender Vater. Es gibt große Ruhe, wenn man bedenkt, dass das, was einem begegnet, nicht von Menschen kommt, sondern aus der Hand eines liebenden Vaters. Das will der Schreiber den Hebräern sagen. Er will ihnen bewusst machen, dass sie als „Söhne“ angeredet werden. Auch in Hebräer 2 wurden sie als Söhne angeredet, die auf dem Weg zur Herrlichkeit sind (Heb 2:10). Züchtigung oder Erziehung ist der Beweis dafür, dass man ein Sohn ist.

Nun kannst du als Sohn in zweierlei Weise auf die Züchtigung deines himmlischen Vaters reagieren. Salomo in seiner Weisheit hat das zu seinem Sohn gesagt. Auf der einen Seite kannst du die Züchtigung des Herrn geringachten. Das heißt, du tust so, als berührten dich die Schwierigkeiten und Prüfungen nicht. Du bleibst gleichgültig und gehst seelenruhig hindurch. Sie haben für dich keine besondere Bedeutung. Du kannst denken, dass das jedem widerfahren kann. An sich ist das zwar so, aber du bist nicht jeder. Du bist jemand, mit dem Gott als mit seinem Sohn handelt. Gott hat Interesse an dir und erzieht dich. Deshalb hat Er seine Absicht mit den Dingen, die dir widerfahren. Und daran kannst du nicht achtlos vorbeigehen.

Auf der anderen Seite brauchst du dich durch die Drangsale nicht so niederdrücken lassen, dass du daran zugrunde gehst. Es ist nicht so, dass Gott damit seinen vollen Zorn über dich ergießt. So könntest du das empfinden, aber so ist das nicht. Nein, du darfst wissen, dass Gott aus Liebe handelt.

Heb 12:6. Züchtigung ist ein Beweis seiner Liebe und gerade nicht dazu bestimmt, dich zu entmutigen. Wenn die Züchtigung zur Zurechtweisung dient, heißt das, dass Gott dich von etwas überzeugen will, was nicht taugt, damit du das Verkehrte aus deinem Leben entfernst. Einige Hebräer liefen ja Gefahr, den Weg des Glaubens zu verlassen.

Wie gesagt, bedeutet Züchtigung nicht immer, dass etwas vorliegt, was zurechtgewiesen werden muss. Wenn du bei dir selbst oder bei anderen die Züchtigung so siehst, ziehst du verkehrte Schlüsse. Die äußeren körperlichen Umstände sind längst nicht immer die Folge vom Zustand der Seele. Diese verkehrte Schlussfolgerung zogen die Freunde Hiobs. Sie sahen, was Hiob widerfahren war, und meinten, dass er schwer gesündigt haben musste. Aber Gott bestraft sie wegen ihrer Bemerkungen, die sie darüber machten. Bei Gajus siehst du, wie sich die Züchtigung auf den Körper bezieht, während die Seele gesund ist (3Joh 1:2).

Dass Züchtigung schmerzhaft sein kann, darauf weist der Ausdruck „geißeln“ hin. Dabei kann man an den Dorn für das Fleisch bei Paulus denken (2Kor 12:7). Bei der Ausübung seines Dienstes verursachte der Dorn ihm Schmerzen. Er machte ihn verächtlich (und das ertrug er um des Herrn willen), aber dieser Dorn hielt zugleich sein Fleisch unter Kontrolle. So handelt Gott mit jedem Sohn, den Er aufnimmt. In dem Wort „aufnehmen“ klingt Freude mit. Das Wort bedeutet „mit Freuden anerkennen“. Ein echter Sohn ist jemand, an dem der Vater Wohlgefallen hat (vgl. Mt 3:17). So möchte der Vater uns nach seinem Wohlgefallen als Söhne haben (Eph 1:5). Wir sind Söhne. Gott hat uns diesen Platz aufgrund des Werkes seines Sohnes gegeben. Aber Er wünscht auch, dass wir in der Praxis danach leben. Um das zu erreichen, gebraucht Er Züchtigung, denn Züchtigung dient dazu, die Dinge, die Ihm kein Wohlgefallen bereiten, aus unserem Leben zu entfernen, damit wir auf diese Weise noch mehr zum Wohlgefallen für Ihn sind.

Heb 12:7-8. Du kannst also in aller Züchtigung die liebevolle Bemühung Gottes sehen, der mit dir als einem Sohn handelt. Sei sicher, dass das mit jedem Sohn geschieht. Manchmal ist das gut erkennbar, aber selbst wenn es so aussieht, dass es bestimmten Gläubigen ausgezeichnet geht – auch sie haben teil an der Züchtigung, was vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht. „Alle“, das sind alle Gläubigen, haben teil daran. Jeder Sohn wird von seinem Vater gezüchtigt. So hat Gott auch mit Israel, seinem erstgeborenen Sohn, gehandelt (2Mo 4:22; Hos 11:1; 5Mo 7:8; 5Mo 8:5).

Wenn die Hebräer ohne Züchtigung gewesen wären, hätten sie sich Sorgen machen müssen, statt sich Sorgen darüber zu machen, dass sie gezüchtigt wurden. Wenn sie ohne Züchtigung gewesen wären, hätte das bedeutet, dass Gott kein Interesse an ihnen gehabt und sie als Bastarde behandelt hätte. Bastarde sind unechte Söhne. Wenn also die Züchtigung an ihnen vorbeigegangen wäre, hätte das bedeutet, dass sie Namenschristen oder nur dem Schein nach Söhne gewesen wären. Da sie nun aber gezüchtigt wurden, war das der Beweis, dass Gott sie als Söhne angenommen hatte.

Heb 12:9. Nun fügt der Schreiber noch einen Vergleich zwischen Gott und einem irdischen Vater hinzu, den er durch „zudem“ einleitet. In diesem Vergleich wird deutlich, dass Gott so viel mehr ist als ein irdischer Vater. Unsere leiblichen Väter, die „Väter nach dem Fleisch“, züchtigten uns ebenfalls. Das gehört zur Erziehung. Dadurch, dass sie das taten, scheuten wir sie und hatten Respekt vor ihnen. Wie viel mehr Respekt sollten wir dann vor unserem himmlischen, geistlichen Vater haben! Dieser Vater ist der Ursprung jedes geistlichen Lebens (4Mo 16:22; Pred 12:7). So wie du dich als Kind der züchtigenden Hand deines irdischen Vaters fügen musstest (oder noch musst), so musst du dich auch der Züchtigung Gottes unterwerfen. Wenn du das tust, wirst du leben! Es geht nicht darum, dass du lernen musst, den Schwierigkeiten des Lebens die Stirn zu bieten, sondern wie du das wahre Leben genießen kannst. Dann lebst du erst wirklich so, wie Gott es gemeint hat.

Heb 12:10. Nun ist dein irdischer Vater fehlbar, Gott aber nicht. Gott irrt sich nie. Auch beschränkt sich die Züchtigung deines irdischen Vaters auf „wenige Tage“, das sind die Tage deiner Jugend, während Gott dich dein ganzes Leben hindurch züchtigt. Schließlich ist seine Züchtigung niemals sinnlos, sondern immer zu deinem Nutzen und zu deinem Vorteil. Das letztendliche Ziel mit seiner Züchtigung ist, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst. Damit hängt dein geistliches Wohl zusammen. Das geht weiter, als dass du nur deiner Stellung nach abgesondert bist (Heb 10:10). Es schließt ein, dass du dich vom Bösen absonderst, so wie Gott davon abgesondert ist, und lernst, in allem ganz Gott hingegeben zu sein. Er fordert hier keine Heiligkeit, sondern Er bewirkt sie. Sein Mittel dazu ist eben die Züchtigung. Dadurch kannst du vollkommen Gott selbst genießen.

Heb 12:11. Die erste Reaktion auf die Züchtigung ist nicht sofort Freude. Wenn Züchtigung Freude geben würde, würde sie ihre Wirkung verfehlen. Alle positiven Aspekte der Züchtigung, die der Schreiber in den vorangegangenen Versen vorgestellt hat, ändern nichts an der Tatsache, dass Züchtigung selbst nichts ist, was dich froh macht. Sie ist nicht angenehm. Wenn sie das doch wäre, wäre sie keine Züchtigung. Das Unangenehme der Züchtigung soll uns gerade lehren, unseren Wandel so zu ändern, dass weitere Züchtigung nicht nötig ist. Darum ist die Züchtigung „für die Gegenwart“ bestimmt. Dann gibt sie etwas, bringt sie etwas.

Durch Züchtigung wirst du geübt, das heißt, du wirst trainiert, damit umzugehen. Durch Übung lernst du, etwas zu beherrschen. Wenn du die Züchtigung auf diese Weise annehmen kannst, so damit umzugehen weißt, wirst du dadurch näher zu Gott gebracht werden. Die Folge ist, dass du mehr den Frieden genießen und mehr so wandeln wirst, dass du Gerechtigkeit übst. Die friedsame Frucht der Gerechtigkeit wird für Israel im Friedensreich bald Wirklichkeit sein, nachdem sie durch die Übungen der großen Drangsal gegangen sind. Diese Frucht will Gott jetzt schon durch seine Erziehung in deinem Leben bewirken (Joh 15:2; 8).

Lies noch einmal Hebräer 12,5–11.

Frage oder Aufgabe: Welche Züchtigung erkennst du in deinem Leben als das Handeln des Vaters mit dir, mit dem Ziel, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst?

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