‏ Hebrews 2:14-16

In allem den Brüdern gleich geworden

Heb 2:13. Unser Abschnitt beginnt mit einem Zitat, in dem das Menschsein des Messias auf wunderschöne Weise beschrieben wird. Wahres Menschsein kommt niemals besser zum Ausdruck als darin, dass jemand sein Vertrauen auf Gott setzt, wie die Umstände auch sein mögen. Hier wird Jesaja zitiert (Jes 8:17), der fest entschlossen ist, mit Ausharren auf den HERRN zu warten und nach Ihm Ausschau zu halten, während er sich inmitten eines Volkes befindet, vor dem der HERR wegen dessen Sünden sein Angesicht verborgen hat. Dieses Vertrauen kennzeichnete den Herrn Jesus, als Er auf der Erde war. Dieses Vertrauen durften die Empfänger des Briefes und darfst auch du haben.

Was Menschen spottend zu Ihm sagten, als Er am Kreuz hing: „Er vertraute auf Gott“, war die Kraft seines Lebens bis in den Tod. Dieses Vertrauen auf Gott ist fundamental wichtig in einer Lage, wo noch nichts von der Verwirklichung der Pläne Gottes zu sehen ist, sondern alles auf das Gegenteil hinzudeuten scheint. Aller Widerstand, den Christus auf seinem Weg auf der Erde erfuhr, konnte sein Vertrauen auf Gott nicht wegnehmen oder auch nur vermindern. Er ist darin dein und mein Vorbild.

Aber Er ist nicht nur ein Vorbild. Er verbindet uns auch mit sich in diesem Vertrauen, das Er auf seinen Gott hat. Er vertraut darauf, dass Er und wir, die Kinder, zusammen durch alle Schwierigkeiten hindurchkommen werden und in der Zeit des Segens und der Freude, nach der wir uns sehnen, ankommen werden. Auch hier wird Jesaja zitiert (Jes 8:18). Was Jesaja von sich und seinen Kindern gesagt hat, wendet der Schreiber wieder auf Christus und den Überrest an. Das „Ich und die Kinder“ bedeutet, dass Christus sich als Mensch mit den Kindern verbunden hat, die Gott Ihm gegeben hat. Es geht hier um die geistlichen Kinder Gottes in dieser Zeit. Sie stehen mit Christus in Verbindung.

Es geht also nicht um Kinder von Christus oder vom Herrn Jesus. Solche Ausdrücke gebraucht die Bibel nirgends für Gläubige. Es geht hier um Kinder Gottes, die Gott dem Herrn Jesus gegeben hat. So wie die Kinder Jesajas, auch in der Bedeutung ihrer Namen, inmitten des Volkes Gottes ein Zeugnis für die Treue Gottes waren, so sind die Gläubigen das heute inmitten der abgefallenen Christenheit auf der Erde.

In diesem Zitat liegt eine große Ermutigung. Mit dem Vertrauen, das Ihm eigen ist, unterstützt Er alle, die Ihm von Gott gegeben sind. Er weist auf sie hin und sagt gleichsam zu Gott: „Das sind die Kinder, die Du Mir anvertraut hast. Ich werde sie sicher durch alle Schwierigkeiten hindurch leiten und sie dorthin bringen, wo Ich bin.“

Heb 2:14. Bevor Gott sie allerdings dem Herrn Jesus anvertrauen konnte, musste der Herr selbst Mensch werden. Und nicht nur das. Wenn der Herr Jesus wollte, dass wir als Kinder in seiner Stellung vor Gott eins mit Ihm sind, dann war es notwendig, dass Er sich zuerst mit uns in unserer Not einsmachte. Dazu nahm Er Blut und Fleisch an. Bevor Er Mensch wurde, hatte Er kein Teil daran. Aber Er musste daran teilnehmen, um sterben zu können. Sein Tod war notwendig, weil der Mensch dem Tod unterworfen war.

Durch den Sündenfall hatte Satan den Menschen in seine Macht bekommen, eine Macht, die er durch den Tod ausübt. Der Herr Jesus ist gekommen, um dem ein Ende zu machen. Nichts anderes als der Tod konnte den Tod zunichtemachen. Ein schönes Beispiel hast du in David, der Goliath mit seinem eigenen Schwert tötete (1Sam 17:51). Es musste auch der Tod eines Menschen sein, damit der Tod für Menschen zunichtegemacht würde. Der Mensch Christus hat das getan. Dadurch hat der auferstandene Christus die Schlüssel des Todes und des Hades (Off 1:18), das heißt, dass Er vollkommene Gewalt darüber hat.

Heb 2:15. Durch seinen Sieg über den Tod und das Zunichtemachen (d. i. Ausschalten oder Kraftlosmachen) des Teufels hat der Herr Jesus eine gewaltige Befreiung bewirkt. Bei dieser Befreiung geht es um einen Feind, der dich so völlig in der Gewalt hatte, dass du selbst gar keine Möglichkeit hattest, daraus loszukommen. Indem der Teufel Furcht vor dem Tod verbreitete, sorgte er dafür, dass er die Menschen im Griff behielt. Der Teufel herrscht immer durch Furcht. Der Tod ist der „König der Schrecken“ (Hiob 18:14). Für uns ist diese Furcht verschwunden, denn Christus hat das Bedrohliche des Todes weggenommen. Nun jagt der Tod keine Furcht mehr ein.

Heb 2:16. Der Herr Jesus ist nicht auf die Erde gekommen, um für Engel zu sterben. Er hatte die Nachkommenschaft Abrahams im Blick. In der buchstäblichen Bedeutung sind das die, an die der Brief gerichtet ist. Sie sind nicht nur leiblich Abrahams Nachkommen, sondern auch und vor allem geistlich seine Kinder (Joh 8:33-39). Letzteres sind jedoch auch die Gläubigen aus den Heiden (Gal 3:7-9; Röm 4:9-12), und darum hat Er auch dich ergriffen und errettet. Er hat dich angenommen, du gehörst Ihm.

Heb 2:17. Um dich und die unzählbar vielen anderen annehmen zu können, musste der Herr Jesus „in allem“ den Brüdern gleich werden. Das bedeutet, dass Er vom Himmel zur Erde wechselte und als Mensch in der Mitte von Menschen wohnte und an ihrem Leben teilnahm. Das war für Ihn eine gewaltige Erniedrigung. Und wenn du dann bedenkst, dass Er unter den Menschen den niedrigsten Platz einnahm (Phil 2:5-8), dann hat Er wirklich alles durchgemacht, was ein Mensch nur durchmachen kann. Du kannst es dir so schlimm nicht ausdenken – der Herr Jesus kann darüber mitreden.

Er ist auf vollkommene Weise den Brüdern gleichgeworden. Er hat alle, die Er seine Brüder nennt, aus der Macht des Teufels befreit. Das hast du in Heb 2:14 gesehen. Aber da waren auch Sünden, die gesühnt werden mussten. Das steht am Ende von Heb 2:17.

Für beide Probleme gab es nur eine Lösung: den Tod. Um sterben zu können, musste der Herr Jesus Mensch werden. Durch seinen Tod und seine Auferstehung besiegte Er den Tod und den, der die Macht darüber hatte, das ist den Teufel, und sühnte die Sünden des Volkes Gottes. Mit Recht kann Er dadurch ein barmherziger und treuer Hoherpriester sein. Er ist barmherzig im Blick auf das Elend, die Versuchungen und Prüfungen, in denen du dich befindest. Er fühlt mit dir. Er ist auch treu, sich selbst und seinen Verheißungen. Er behält das Ziel im Blick und führt dich dorthin – durch alle Mühen und Nöte hindurch.

Bei alledem geht es Ihm um die „Sachen mit Gott“. Er tut niemals etwas für dich, was nichts mit Gott zu tun hat. Er sieht dein Leben in der Verbindung mit Gott. Er übt sein Hohepriestertum zu deinen Gunsten aus, um dir zu helfen, in allem dem Willen Gottes zu entsprechen.

Zuerst musste Er als Hoherpriester auf der Erde Sühnung tun für die Sünden seines Volkes. Das hat Er getan, und dadurch kann Gott eine Beziehung zu seinem Volk haben und bei ihnen auf der Erde sein. Solange sein Volk auf der Erde ist, hat es Unterstützung und Ermutigung nötig. Deshalb ist der Hohepriester, nachdem Er auf der Erde das Sühnungswerk vollbracht hat, jetzt im Himmel, um dort beständig Hoherpriester zu sein. Mit Blick auf Gott ist alles in Ordnung, die Sünden sind gesühnt, aber es ist noch ein Weg zurückzulegen. In Anbetracht dieses Weges setzt der Herr Jesus sich ein, damit Gottes Volk auf diesem Weg Gott verherrlicht, statt Ihm untreu zu werden und so den Segen zu verspielen.

Heb 2:18. Es gibt sonst niemanden, der seinem Volk so Hilfe geben kann wie Er. Vor seinem Tod führte Er ein vollkommenes Leben. Darin lernte Er alle Erprobungen und Versuchungen kennen, die einem Menschen widerfahren können. Es gibt kein Leiden, das du durchmachen kannst, das Er nicht kennt (Jes 63:9). Dadurch kann Er mit dir mitleiden und dir die nötige Hilfe geben. Diese Hilfe bezieht sich auf die Schwierigkeiten, die der treue Gläubige erfährt, wenn er den Willen Gottes tun will.

Kein Gläubiger schafft es aus eigener Kraft, das Endziel zu erreichen. Du benötigst Hilfe, Beistand, Anteilnahme, die Fürbitte von jemandem, der die Gefahren der Reise kennt und sie überwunden hat. Es muss jemand sein, der in den schwersten Prüfungen standgehalten und auf diese Weise gelitten hat und darum nun mit anderen mitleiden kann. Dieser jemand ist der Herr Jesus.

Er hat während seines Lebens auf der Erde alle Schwachheiten – nicht: Sünden, denn damit hatte Er nur zu tun, als Er am Kreuz hing (1Pet 2:24) – des Menschseins erfahren. Er weiß, was es heißt, ein hilfloses Baby und ein heranwachsendes Kind zu sein. Er weiß, was es heißt, ein Jugendlicher und ein Erwachsener zu sein. Er weiß, was es heißt, Hunger und Durst zu haben und ermüdet und betrübt zu sein. Er weiß, was es bedeutet, unverstanden, verachtet, abgelehnt, verkannt zu sein und gelästert zu werden. Er weiß, was es ist, zu leiden und zu sterben. Alles hat Er erfahren, um jetzt für dich Hoherpriester im Himmel sein zu können.

Die Versuchungen des Herrn Jesus in der Wüste sind hierzu ein wunderschönes Beispiel. Er wurde in den irdischen Dingen, in den weltlichen Dingen und in den Dingen des Glaubens versucht (Lk 4:1-12). Auf alle Versuchungen, die der Teufel an Ihm ausprobierte, antwortete Er mit dem Wort Gottes. Der Herr Jesus ist als der Hohepriester im Himmel für dich damit beschäftigt, dich an Gottes Wort zu erinnern, wenn du mit Versuchungen des Teufels zu tun bekommst. Wenn du Gottes Wort anführst, ergreift der Teufel die Flucht.

Lies noch einmal Hebräer 2,13–18.

Frage oder Aufgabe: Was hat der Herr Jesus alles getan, um Hoherpriester sein zu können? Worin ist Er für dich Hoherpriester?

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