‏ James 1:16

Teilhaber der neuen Schöpfung

Jak 1:13. Die Versuchungen oder Prüfungen, über die Jakobus in diesem Vers spricht, sind von ganz anderer Art als die, über die er bis jetzt gesprochen hat. Bisher ging es um Prüfungen, die von außen an dich herangetragen werden. Es sind die Umstände, in denen du dich befindest und die dich herausfordern, deinen Glauben zu beweisen. Bei den Versuchungen, die Jakobus in Jak 1:13 und Jak 1:14 anspricht, geht es um Versuchungen, die ihren Ursprung in dir selbst haben. Es sind Versuchungen, die mit deinem Fleisch, das heißt mit deiner sündigen Natur in Verbindung stehen. Du siehst also, dass Jakobus mit Versuchungen zweierlei meint: Versuchungen, die von außen auf dich zukommen, und Versuchungen, die von innen, aus dir selbst, hervorkommen.

Gott kann dich durch äußere Umstände prüfen. Er verfolgt damit das Ziel, dich zu segnen. Das sieht man bei Abraham. Um Abraham zu versuchen, um seinen Glauben auf die Probe zu stellen und für alle sichtbar zu machen, forderte Gott von ihm, seinen Sohn zu opfern (1Mo 22:1). An dem Weg, den Abraham dann im Glaubensgehorsam geht, siehst du, dass sein Glaube an Gott sich als Glaube an den Gott der Auferstehung offenbart. Gott wusste, dass er diesen Glauben besaß, aber nun wissen wir es auch. Abrahams Glaube ist sichtbar geworden. Diese Versuchung Abrahams kommt also nicht aus ihm selbst, sondern von Gott. Wenn es nicht um Sünde geht, sondern wenn der Glaube und das Ausharren erprobt werden, geht es um den Zustand der Seele. Sie soll unterwiesen, herangebildet und geformt werden.

Sobald es jedoch darum geht, dass die Begierde geweckt wird, kann unmöglich gesagt werden, dass Gott versucht. Die Versuchungen, die aus dir selbst kommen, kommen nicht von Gott. Du kannst niemals sagen, dass Gott versucht, dich zur Sünde zu verleiten. Eine Verführung zur Sünde entsteht, wenn du deine Begierde nicht unter Kontrolle hältst, sondern ihr nachgibst.

Gott kann nicht durch das Böse versucht werden, denn in Ihm ist nichts Böses. Darum kann das Böse oder die Sünde auch nicht aus Ihm hervorkommen, um dich dadurch auf die eine oder andere Weise zu versuchen. Das siehst du treffend beim Herrn Jesus, besonders in den Versuchungen, denen Er in der Wüste ausgesetzt war (Lk 4:1-13). Er war und ist ohne Sünde (Heb 4:15). Er konnte nicht durch etwas versucht werden, das aus Ihm selbst gekommen wäre, weil keine Sünde in Ihm ist (1Joh 3:5). Als der Herr auf der Erde war, fand der Fürst der Welt nichts in Ihm, gar keinen Anknüpfungspunkt (Joh 14:30). Der Herr befand sich in schwierigen Umständen. Sein Weg auf der Erde, den Er in Abhängigkeit von seinem Gott ging, brachte das mit sich. Er hat am Grab des Lazarus geweint; er hat auch über Jerusalem geweint (Joh 11:35; Lk 19:41). Seine Traurigkeit war echt, denn Er empfand vollkommen die Folgen der Sünde. Das Elend ließ Ihn nicht kalt. Trotz allen Kummers und aller Enttäuschung hat Er weiter auf Gott vertraut. Aber nie ist Er von Gott zum Sündigen versucht worden. Gott bringt auch uns nicht dazu, zu sündigen. Er versucht nicht zur Sünde.

Jak 1:14. Wenn du der Versuchung nachgibst, geschieht das, weil du von deiner eigenen Begierde gezogen und gelockt wirst. Du hast dir im Internet etwas Schlechtes angeschaut und denkst darüber nach. Du hast das also nicht radikal verurteilt, sondern du hast dich durch das, was du gesehen hast, locken lassen. Das kann ein schönes Auto sein, es kann auch eine schöne Frau oder ein schöner Mann sein. Du hast deiner Phantasie freien Lauf gelassen und hast dich von deiner Begierde ins Schlepptau nehmen lassen.

Jak 1:15. Wenn dieser Prozess einmal in Gang gesetzt ist, wird die Begierde nicht nur ein inneres Verlangen bleiben, sondern wird es zur Tat kommen. Du bist in deinem Denken an das begehrte Objekt so weit gekommen, dass du es auch besitzen willst. Die Begierde gebiert die Sünde. Du beschaffst dir das Begehrte, sei es in Wirklichkeit – du kaufst dir beispielsweise das Auto –, sei es in deinen Gefühlen – innerlich nimmst du dir diese Frau oder diesen Mann zu eigen und hast in deinen Gefühlen Umgang mit ihr oder ihm. Wenn du in dieser Situation weiterlebst, wird die Sünde derart Macht über dich bekommen, dass sie dir über den Kopf wächst. Sie reift heran und wird stark. Sie hat dich so im Griff, dass sie dich tötet.

Jakobus sagt diese Dinge, um dich zu warnen, damit du dich in den Versuchungen, die aus dir selbst kommen, nicht irreführen lässt. Diese Versuchungen kommen nicht von Gott, und du brauchst also gar nicht darauf einzugehen. Tust du das doch, bedeutet das das Ende deines Lebens als Christ. Das Ende des Weges eines Sünders ist der Tod (Jak 5:20). Man kann sagen, dass die Begierde die Großmutter des Todes ist: Die Begierde gebiert die Sünde, und die Sünde gebiert den Tod.

Wenn du dir ansiehst, wie Paulus darüber spricht, scheint das nicht im Einklang miteinander zu sein. Natürlich stimmt das überein. Du musst nur wissen, wie Paulus diese Dinge vorstellt und wie Jakobus das tut. Wenn Paulus sagt, dass die Begierde aus der Sünde hervorkommt, denkt er dabei an die innewohnende Sünde, die Macht der Sünde (Röm 6:12). Die innewohnende Sünde, die sündige Natur, ist die Quelle, aus der alle sündigen Taten hervorkommen. Durch die innewohnende Sünde wird die Begierde geweckt (Röm 7:8). Wenn Jakobus sagt, dass die Begierde die Sünde gebiert, sieht das zwar zunächst wie ein Widerspruch aus, es ist aber nur ein scheinbarer Widerspruch. Was er sagt, ist nicht im Gegensatz zu dem, was Paulus sagt, sondern schließt daran an. Jakobus spricht über die Begierde als eine sündige Tat, und daraus kann nur eine weitere sündige Tat hervorkommen. Jakobus beschäftigt sich also mit der Wirkung, während Paulus sich mit der Quelle beschäftigt.

Jak 1:16. Nun ermahnt Jakobus, sich nicht zu irren: Was aus dir selbst hervorkommt, kommt nicht aus Gott. Er betont dabei besonders den Wert, den seine Brüder für ihn haben. Man hört das heraus, wenn er sie als „meine geliebten Brüder“ anspricht. Wenn du deine Brüder und Schwestern als deine „geliebten Brüder und Schwestern“ siehst, wirst du nicht wollen, dass diese Beziehung durch irgendwas gestört wird.

Jak 1:17. Eine falsche Sicht auf Versuchungen stört diese Beziehung. Wenn du beispielsweise sagst, dass Gott es auf dich abgesehen habe, wenn du versucht wirst, dann vermittelst du einen falschen Eindruck von Gott. Jakobus hat das angeprangert. Aber nun sagt er, dass du, obwohl du mitten in Versuchungen steckst und obwohl es Versuchungen geben kann, die aus dir selbst kommen, du doch zu einer völlig neuen Welt gehörst. Er spricht darüber, dass du „eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe“ bist. Das heißt, dass du durch den Glauben an den Herrn Jesus schon zu dieser neuen Schöpfung gehörst, die offenbar werden wird, wenn der Herr Jesus einmal in Majestät und Herrlichkeit regiert.

Dieses herrliche Neue – und alles, was damit verbunden ist – hat seinen Ursprung im Himmel, von wo es als eine gute Gabe und ein vollkommenes Geschenk herabkommt. Der Ausdruck „jede gute Gabe“ bezieht sich darauf, dass Gott gibt, und dabei hat Gott niemals einen falschen Beweggrund. Der Ausdruck „jedes vollkommene Geschenk“ bezieht sich auf das, was Gott gibt. Die gute Gabe und das vollkommene Geschenk Gottes ist der Herr Jesus (Joh 4:10). Man kann dabei auch noch an seinen Geist und sein Wort denken. So ist es mit allem, was von Gott kommt. Von Gott kommen nur gute und vollkommene Dinge herab. Du siehst hier, dass Gott ein Geber ist, während Er im Alten Testament ein Fordernder war.

Er gibt als der Vater der Lichter, das heißt als der Ursprung eines mehrfachen Lichtes. Jede Gabe und jedes Geschenk kommt aus dem Licht, aber bleibt immer in Verbindung mit dem Licht. Ein Geschenk Gottes kann daher auch niemals mit Finsternis und Sünde in Verbindung gebracht werden.

Jak 1:18. Wenn es für Gott möglich sein sollte, dir das, was Er im Herzen hatte, zu geben, dann musste Er zuvor selbst in dir wirken. Weil Gott sich nicht ändern kann, musst du dich ändern. Das hat Er bewirkt. Er hat das neue Leben in dich eingepflanzt. Das hat Er „nach seinem eigenen Willen“ getan, und das bedeutet, dass Er es sich nicht anders überlegt. Er hat das „durch das Wort der Wahrheit“ getan, denn durch dieses Wort lernst du Gott und auch dich selbst kennen. Dieses Wort ist durch den Heiligen Geist auf dich angewandt worden. Dadurch bist du ein neues Geschöpf geworden, zwar erst noch eine „gewisse“ Erstlingsfrucht, weil das noch nicht deinen Leib betrifft. Aber innerlich hast du schon Teil an dem, was bald im Friedensreich in der Schöpfung allgemein so sein wird. Gott sieht in der alten Schöpfung jetzt schon Menschen, die zu dieser neuen Schöpfung gehören. Dazu darfst du gehören. Ist das nicht ein Grund, Gott zu preisen?

Lies noch einmal Jakobus 1,13–18.

Frage oder Aufgabe: Was sind die Gegensätze zwischen dem Abschnitt Jak 1:13-15 und dem Abschnitt Jak 1:16-18?

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