‏ Job 35:16

Lernen zu warten

Elihu hat erklärt, warum Gott manchmal nicht antwortet, wenn man zu Ihm ruft. Er will damit nicht sagen, dass Hiob ein hochmütiger Sünder ist, der unaufrichtig ist und Gott nicht fürchtet. Gott selbst hat dazu ein klares Zeugnis abgelegt (Hiob 1:1; 8; Hiob 2:3). Elihu will Hiob klar machen, dass der Grund für Gottes Schweigen beim Menschen liegt.

Hiob hat gesagt, dass er Gott nicht wahrnimmt (Hiob 35:14; Hiob 23:3), dass Gott nicht auf seine Klagen reagiert und sich nicht zeigt. Er ist in großer Not und ringt mit dem Grund dafür. In seinem Leben kann er keine Rechtfertigung für das Elend finden, das Gott über ihn gebracht hat. Das hat ihn dazu veranlasst, Gott der Ungerechtigkeit anzuklagen und sozusagen seine „Rechtssache vor ihm“ (Hiob 23:4) zu eröffnen. Zu seiner großen Enttäuschung taucht Gott bei der Verhandlung nicht auf!

Elihu macht Hiob dafür keine Vorwürfe, sondern gibt ihm einen Rat: „So harre auf ihn.“ Es ist wichtig, dass Hiob seine Haltung gegenüber Gott ändert. Er muss aufhören, Gott zur Rechenschaft zu ziehen und Ihn zwingen zu wollen, ihn zu rechtfertigen. Er kann diese abwartende Haltung nur dann einnehmen, wenn er akzeptiert und anerkennt, dass Gott kein Mensch ist und dass er Ihn nicht nach seinem Willen formen kann. Gott lässt sich nicht kommandieren. Dann wird er auf Gott warten in dem Vertrauen, dass Er alles in der Hand hat.

Elihu weist Hiob darauf hin, dass er dankbar sein kann, dass Gott nicht auf seine Vorladung geantwortet hat und nicht zu der von ihm anberaumten Gerichtsverhandlung erschienen ist. Gott hat sich zurückgehalten und ihn nicht in seinem Zorn bestraft (Hiob 35:15). In der gleichen Zurückhaltung hat Gott auch „den Übermut“, den Hiob über Ihn äußerte, nicht heimgesucht mit seinem Zorn.

Dass Gott auf diese Weise gehandelt hat, wurde von Hiob als Gleichgültigkeit interpretiert. Das hat ihn innerlich so aufgewühlt, dass er seinen Mund nicht halten konnte (Hiob 35:16). Aus seinem Mund kamen viele Worte, sowohl gegenüber Gott als auch gegenüber seinen Freunden, um sich zu verteidigen. Diese Worte zeigten jedoch, dass er keine Ahnung von den Wegen hatte, die Gott mit einem Menschen, mit ihm geht und mit dem Ziel, das Er damit vor Augen hat. Kurz gesagt, viel Lärm um nichts.

Von Christen dürfen wir wohl Einsicht darüber erwarten, wer Gott ist. Die Erkenntnis, dass Gott „seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat“ (Röm 8:32), genügt, um in allen Schwierigkeiten zu wissen, dass nichts und niemand „uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8:39).

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