John 5:9

Der Herr heilt einen Kranken

Unter den vielen Kranken befindet sich ein Mann, der schon seit achtunddreißig Jahren krank ist. Dieser Mann ist ein Bild der Juden unter dem Gesetz. Israel hat ja zwei Jahre nach seinem Auszug aus Ägypten das Gesetz bekommen und ist danach achtunddreißig Jahre lang als ein Volk unter Gesetz durch die Wüste gezogen. Es hat sich gezeigt, dass sie das Gesetz nicht hielten, denn viele wurden in der Wüste niedergestreckt, obwohl Gott auch seine Gnade erwies. Wegen ihres Ungehorsams gegenüber dem Gesetz hat das Volk jedes Recht auf Segen verspielt. Aus eigener Kraft kann der Mensch niemals in den Besitz der verlorenen Segnungen kommen. Was für Israel als Volk gilt, gilt für jeden Menschen als Sünder (Röm 5:6-10).

Dann erscheint der Herr Jesus. Obwohl der Mann Ihn nicht darum gebeten hat, kommt Er zu ihm. Er kennt die Vergangenheit des Mannes und weiß, dass er schon lange Zeit krank ist. Der Herr fragt ihn, ob er gesund werden will. Er weiß das natürlich, aber Er will es aus dem Mund des Mannes hören. Wir sehen hier nach seinen Begegnungen mit Nikodemus in Kapitel 3 und der samaritischen Frau in Kapitel 4 ein weiteres Beispiel, wie der Herr dem Einzelnen begegnet und wie nahe Er den Menschen dabei kommt.

Der Mann berichtet, wie völlig hoffnungslos seine Lage ist. Es gibt keinen Menschen, der sich um ihn kümmert. Jeder hat genug mit sich und seinem Elend zu tun. Auch hat er selbst keine Kraft, um als Erster das Wasser zu erreichen, nachdem es bewegt worden ist. Der Mann ist ein Inbegriff des Elends und der Verzweiflung, ohne das geringste Fünkchen Hoffnung. Die Art seiner Erkrankung macht es absolut unmöglich, von dem hin und wieder angebotenen Heilmittel Gebrauch zu machen, weil dazu Kraft erforderlich ist. Das ist kennzeichnend für die Sünde einerseits und für das Gesetz andererseits.

Der Mann will zwar, kann aber nicht, weil er nicht die Kraft dazu hat. Er illustriert die Wahrheit, die im Römerbrief ausführlich behandelt wird: das Elend, das das Gesetz bei Menschen verursacht, die zwar zur Ehre Gottes leben wollen, aber feststellen, dass sie dazu selbst keine Kraft haben (Röm 7:24). Die Lösung für dieses Elend besteht darin, von sich selbst weg- und auf den Herrn Jesus hinzuschauen (Röm 7:25) und auf das, was Gott in Ihm getan hat (Röm 8:3). „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1:17). Das wird der Mann erfahren, wenn er vom Herrn geheilt wird.

Dann spricht der Herr das Wort der Befreiung und gibt ihm damit die Kraft, diesem Wort zu gehorchen und dadurch den Segen zu erlangen. Genauso wie bei dem Sohn des königlichen Beamten im vorigen Kapitel ist das Wort des Herrn Geist und Leben. Es ist voller Leben und Kraft. Wenn Er ein Wort spricht, geschieht immer etwas. Durch ein einziges Wort, das Er spricht, werden achtunddreißig Jahre Krankheit für immer beseitigt und deren Folgen ungeschehen gemacht. Der Mensch wird gesund.

Der Herr heilt nicht nur, sondern gibt dem Mann auch die Kraft, das zu tragen, worauf er gelegen hat. Das tut er nun. Das Bett, das ihn die ganze Zeit getragen hat, nimmt er jetzt unter den Arm und geht umher. Das Wort des Herrn führt unmittelbar zu einem Ergebnis. Das ist, wie gesagt, eine eindrucksvolle Illustration der Macht des Sohnes Gottes. Er tut das, was dem Gesetz unmöglich ist, weil es durch das Fleisch kraftlos ist (Röm 8:3).

In diesem dritten Zeichen sehen wir, dass Heilung nicht aufgrund des Gesetzes zu finden ist, sondern nur in dem, der voller Gnade und Wahrheit ist. Die Belehrung, die der Herr im Lauf dieses Kapitels mit diesem Ereignis verknüpft, geht noch viel weiter. Er stellt sich selbst als der Sohn Gottes vor, der die Toten lebendig macht. Der Anlass dazu ist der Kommentar, mit dem die Juden auf diese Heilung reagieren.

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