Judges 12:6

Die Furten

Die Stämme, die durch den Jordan voneinander getrennt sind, können einander über die Furten erreichen. Und gerade dort findet die Schlachtung statt. Der Jordan spricht vom Tod und der Auferstehung Christi und davon, dass wir mit Christus gestorben und auferstanden sind. Er ist also eigentlich ein Ort, wo die Einheit des Volkes Gottes und seine Verbindung mit Ihm am sichtbarsten werden soll.

Wir können dies auf den Platz anwenden, an dem die Einheit der Gemeinde am sichtbarsten werden soll, nämlich am Tisch des Herrn. Dort wird sein Tod verkündigt: „Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1Kor 11:27). Der Kelch spricht von dem Blut Christi und das Brot spricht von dem Leib Christi. Die Gemeinde hat diesem Werk alle ihre Segnungen zu verdanken, auch den Segen ihrer Einheit. Bei der Feier des Abendmahles am Tisch des Herrn darf sie diese Einheit erkennen lassen. „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“ (1Kor 10:17).

Aber was ist in der Praxis daraus gemacht worden? Von dieser Einheit ist nicht mehr viel zu sehen, weil jede Gruppe so ihre eigenen Gedanken und Ideen über dieses „Einssein“ hat. Das können zu weite Gedanken sein, wodurch jeder, der nur sagt, dass er ein Gläubiger sei, ohne jegliche Nachforschung und allein aufgrund seines eigenen Bekenntnisses am Abendmahl teilnehmen kann. Diese unbiblische Einheit ist in der ökumenischen Bewegung zu finden, sowohl in etablierten Kirchen als auch in dem breiten Strom der evangelikalen Bewegung. Weil dieser Aspekt in dieser Geschichte nicht hervortritt, lassen wir dies weiter ruhen.

Bei der Haltung, die Jephta hier annimmt, können wir an die andere Gefahr denken, das Gegenteil der zu großen Weite, nämlich die zu große Enge. Sie ist dann festzustellen, wenn Gläubigen das Abendmahl verweigert wird, die aufgrund der Schrift durchaus ebenfalls daran teilnehmen können. Die Schrift lehrt, dass jemand, der ein Gläubiger ist, am Abendmahl teilnehmen kann, wenn er

1. nicht in der Sünde lebt (1Kor 5:1-13);

2. keine falsche Lehre über den Herrn Jesus und die Schrift hat (Gal 5:1-10);

3. keiner Kirche oder Gruppe angehört, von der er weiß, dass die gerade erwähnten Dinge dort vorhanden sind, aber nicht verurteilt und weggetan werden (2Tim 2:16-21; 2Joh 1:9-11; 1Kor 10:18; Off 18:1-5; 2Kor 6:14-17; Heb 13:9-13).

Aus all diesen Schriftstellen tritt deutlich zutage, dass Gott und die Sünde sich nicht verbinden können. Kurz gesagt, läuft es darauf hinaus, dass jemand persönlich rein ist in Lehre und Leben und keine Gemeinschaft mit Gläubigen hat, die das nicht sind.

Andere Bedingungen für die Teilnahme am Abendmahl gibt die Schrift nicht an, und wir dürfen sie somit auch nicht stellen. Wenn wir zum Beispiel von jemandem fordern, exakt dasselbe über die Zukunft Israels zu denken wie wir, bevor er zum Abendmahl zugelassen wird, machen wir aus der „Zukunft Israels“ ein „Schibboleth“. Wir machen dann Einsicht in die Prophetie zu einer Bedingung für die Zulassung. Es kann durchaus sein, dass jemand darin nicht die richtige Einsicht hat. Er kann darin unterwiesen werden. Aber so etwas zu einer Bedingung für Zulassung zu machen, ist eine unbiblische Einschränkung oder Verengung der Gemeinschaft.

Es ist wichtig, nach den Furten zu suchen, das heißt, danach zu schauen, was an gemeinsamem Glaubensgut vorhanden ist, um das miteinander zu teilen. Aus dieser Position heraus kann ein Aufbau auf unserem „allerheiligsten Glauben“ (Jud 1:20) stattfinden. Es geht also nicht um das, was Trennung verursacht, sondern um das, was vereinigt, was bindet.

Schibboleth oder Sibboleth (Ri 12:6)

Das Wort Schibboleth bedeutet „Kornähre“ oder „Flut“. Wer dieses Wort nicht so aussprach, wie die Gileaditer es für richtig hielten, wurde geschlachtet. Dieses Wort diente dazu, eine deutliche Sortierung zwischen den Männern von Gilead und den Ephraimitern vorzunehmen. Dieses Wort erinnert also an den Vollzug einer Trennung.

Es ist eine Gefahr, die wir auch heute erkennen können, vielleicht in unserem eigenen Herzen, vielleicht in unserer Umgebung. Wir denken oder hören sagen, dass es doch wohl wichtig wäre, zu wissen, was die eigene Glaubensgemeinschaft von anderen Glaubensgemeinschaften unterscheidet. Was bei anderen alles nichts taugt, wird ausführlich erörtert, während die eigenen Erkenntnisse für richtig gehalten werden.

Das bedeutet nicht, dass wir nicht für uns selbst von dem richtigen Platz überzeugt sein sollten, den wir inmitten einer verworrenen Christenheit einnehmen. Wenn es gut ist, werden wir einer örtlichen Gemeinde angehören und dort Verantwortung tragen, die nach biblischen Normen zusammenkommt. Es kann sein, dass wir diesen Platz gefunden haben, nachdem wir zuvor verschiedene Kirchen und/oder Glaubensgemeinschaften kennengelernt haben. Wir können dann in der Tat angeben, warum wir an einem bestimmten Platz nicht bleiben konnten. Es wird in der Regel damit zu tun haben, was Gottes Wort über die Gemeinde Gottes sagt, wie die Dinge dort laufen sollen, was erlaubt sein soll und was nicht.

Wir dürfen nicht aus einer Gemeinschaft weggehen, weil man dort einmal unfreundlich gegen uns gewesen ist. Unsere persönliche Erfahrung mag wichtig sein, aber ein Grund zum Weggehen kann nur dann bestehen, wenn dort Dinge vorhanden sind oder geschehen, die nachweisbar im Widerspruch zur Bibel stehen, und wenn man nicht beabsichtigt, dort anhand des Wortes Gottes eine Veränderung herbeizubringen. Jeder Test, der in dieser Hinsicht das Volk Gottes voneinander trennt und nicht von ihren Feinden, ist ein neues „Schibboleth“.

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