Judges 13:4-7

Anweisungen für die Frau

Bevor über die Bedingungen gesprochen wird, denen der Sohn genügen muss, um ein Nasir sein zu können, wird zuerst zur Mutter gesagt, worauf sie achten muss. Hieraus können wir lernen, dass alles, was der Heranbildung eines Nasirs im Wege stehen kann, weggetan werden muss. Es ist wichtig, dass Eltern sich diese Anweisungen zu Herzen nehmen.

Eltern müssen dafür sorgen, dass sie keine Einflüsse zulassen, durch die ihre Kinder verkehrt geprägt werden können. Eltern, denen die Interessen Gottes und seines Volkes nahe am Herzen liegen, werden in ihrem Wunsch nach Kindern um Kinder bitten, die für die Gemeinde von Nutzen sein können. Sie wünschen, dass sie echte Dienstknechte Gottes werden. Mit weniger werden sie nicht zufrieden sein. Es geht um Gottes Gemeinde.

Die Familie ist das einzige Gebiet, wo der prägende Einfluss bestimmt werden kann; auch die örtliche Gemeinde ist eine Umgebung, in der Kinder geprägt werden. Alle, die zu einer örtlichen Gemeinde gehören, tun gut daran, die Tatsache zu berücksichtigen, dass auch ihr Verhalten Einfluss auf die geistliche Entwicklung der Kinder hat, die die Zusammenkünfte besuchen. Dies gilt auch, wenn die Kinder mit den Eltern in die Häuser der Glaubensgeschwister mitgehen.

Die Erziehung unserer Kinder ist darauf ausgerichtet, dass sie für den Herrn abgesondert leben sollen. Das verlangt von den Eltern, das richtige Vorbild abzugeben. Diese Lebenshaltung muss schon bei den Eltern vorhanden sein, bevor die Kinder geboren werden. Wein bezieht sich auf die angenehmen Dinge des Lebens, die an sich nicht einmal verkehrt sind sie zu gebrauchen. Wir sahen schon zuvor, dass Wein das Herz Gottes und der Menschen erfreut. Er ist ein Bild der irdischen Freude. Aber wenn der Wunsch vorhanden ist, ganz als ein Nasir für Gott zu leben, muss die Gefahr erkannt werden, die sich in der irdischen Freude verbirgt.

Von den Dingen der Erde kann ein berauschender Einfluss ausgehen. Dieser kann die Sicht auf die wahre Berufung, ganz für Gott zu leben, benebeln. Die irdischen Dinge können einen so großen Stellenwert bekommen, dass sie das Herz und die Zeit von jemandem, der dazu berufen ist, für Gott zu leben, ganz in Beschlag nehmen. Die Interessen werden allmählich von einem Ausgerichtetsein auf Gott und die Dinge des Himmels zu einem Ausgerichtetsein auf sich selbst und die Dinge der Erde verlagert. Es geht immer mehr um unser Wohlbefinden als um das, was Gott im Blick auf sein Volk beschäftigt.

Es ist auch viel angenehmer, die guten Dinge dieses Lebens mit vollen Zügen zu genießen, als Abstand von diesen Dingen zu nehmen und anstelle dessen Entbehrung, Schmach und Einsamkeit durch die Untreue des Volkes zu leiden. Wir müssen dann in der Tat sehr gut durchschauen, wofür wir leben, oder besser: für Wen wir leben.

Neben diesen an und für sich nicht verkehrten Dingen durfte die Mutter Simsons auch nichts Unreines essen. Was unrein ist, steht mit der Sünde in Verbindung. Sie durfte in ihrem Leben nichts zulassen, was sündig war. So konnte sie in Verbindung mit Gott bleiben, der nicht mit etwas verbunden sein kann, das unrein ist. Eltern können nichts von ihren Kindern verlangen, worin sie selbst hinken. Wenn Eltern selbst schlechte Lektüre lesen, können sie nicht erwarten, dass ihre Kinder davon fernbleiben werden. Das geistliche Leben wird dann nicht blühen, sondern eher absterben. Wenn Unreinheit keine Chance bekommt, wird die Kraft des geistlichen Lebens sich entwickeln können.

Es wird deutlich sein, dass es noch kein gesundes Wachstum garantiert, wenn man bloß von schädlichen Dingen Abstand hält. Dafür muss gute Speise genossen werden. Dennoch stellt der Heilige Geist in dieser Geschichte vor allem in den Vordergrund, wie notwendig es ist, von jedem Hindernis für eine richtige Erfüllung der Nasiräerschaft Abstand zu nehmen. Wie wichtig sind diese Anweisungen für Eltern, die ihre Kinder zu brauchbaren Werkzeugen in der Hand des Herrn erziehen wollen.

Ein Nasir ist jemand, der vor dem zurückscheut, was die Natur erregt, der den Platz der Frau in Schwachheit einnimmt und in dem allein die Kraft des Lebens wirksam ist. Dies sind die notwendigen Bedingungen, um zur Heranbildung des Nasirs zu kommen, mit dem Gott seinen Plan ausführen kann. Dieser Plan besteht darin, die Religion des Fleisches zur Seite zu stellen – von der die Philister ein Bild sind –, um damit den Weg für den Mann nach seinem Herzen, David, der ein Vorbild des Herrn Jesus ist, vorzubereiten.

Der Nasir

Das Wort Nasir oder Nasiräer bedeutet „Abgesonderter“ oder „Geweihter“. Beide Bedeutungen sind wichtig, um Gottes Absicht mit der Nasiräerschaft kennenzulernen und hoffentlich auch in der Praxis zu verwirklichen. Der Sinn ist: abgesondert von der Sünde und Gott geweiht zu sein. Gott stellt uns diese Dinge nicht vor, damit wir uns damit wie mit einem nützlichen Zeitvertreib beschäftigen. Er will, dass diese Dinge auf unser Herz und Gewissen einwirken und in unserem Leben verwirklicht werden.

Es werden mehrere Nasir in der Bibel erwähnt. Von Joseph heißt es, dass er der „Abgesonderte“ (wie ein Nasir) unter seinen Brüdern ist (1Mo 49:26). Auch Samuel und Johannes der Täufer sind Nasir (1Sam 1:11; Lk 1:15). Der Herr Jesus ist der Nasir schlechthin. Das bestand bei Ihm nicht in der Einhaltung der Vorschriften von 4. Mose 6 oder Richter 13. Er hat Wein getrunken, unreine Menschen (Aussätzige) und auch Tote angerührt. Nirgends gibt es einen Hinweis, dass Er langes Haar gehabt hätte. Dennoch ist Er der wahre Nasir, weil Er vollkommen der geistlichen Bedeutung der Vorschriften entsprochen hat, die für den Nasir gelten. Auch wir haben es mit der geistlichen Bedeutung dieser Vorschriften zu tun, und wir werden dazu aufgerufen, dem Herrn darin zu folgen.

Wie gesagt, ist Simsons Nasiräerschaft keine freiwillige Sache, sondern eine Berufung Gottes. Seine Übung wird es, dieser Berufung zu entsprechen. Es ist bemerkenswert, dass die Vorschriften, denen der Nasir in 4. Mose 6 genügen muss, hier über die Mutter Simsons und über Simson selbst verteilt werden. Die Mutter durfte keinen Wein oder starkes Getränk trinken, obwohl dies natürlich auch für Simson gilt, während von Simson hier allein gesagt wird, dass er sein Haar nicht abschneiden darf. Das lange Haar ist ein äußerliches Kennzeichen, sichtbar für andere, während die übrigen Kennzeichen für andere nicht sichtbar sind. Die Kennzeichen, die nicht sichtbar sind, stehen mehr mit der Gesinnung des Herzens in Verbindung. Sein langes Haar, das sehr wohl sichtbar ist, steht mehr mit dem äußerlichen Zeigen dieser Gesinnung in Verbindung.

Bei der Betrachtung von Richter 5,1 ist bereits etwas über die allgemeine Bedeutung gesagt worden, die das lange Haar in der Schrift hat. Mit Bezug auf Simson kann dem Folgendes hinzugefügt werden: Die Frau trägt langes Haar, das ist normal. Es ist ihr Schmuck (1Kor 11:15). Es ist ein beständiges Symbol ihrer Abhängigkeit und ist zugleich ihre Herrlichkeit. Wenn ein Mann langes Haar trägt, ist „es eine Unehre für ihn“ (1Kor 11:14). Gott erlegt dem Nasir diese Schande auf. Er zeigt damit, dass er seinen Platz als Mann, als Haupt der Schöpfung, aufgibt, und dass er einen Platz der Abhängigkeit, wie die Frau, einnimmt. Er deutet damit an, dass er schwach sein will, damit die Kraft Christi in ihm wohnen kann (2Kor 12:9).

Ein negatives Beispiel dessen, was das lange Haar vorstellt, steht in Offenbarung 9. Dort sind die Monster scheinbar stark, aber in Wirklichkeit erhalten sie ihre Kraft von jemand anderem, nämlich von Apollyon, dem Engel des Abgrunds (Off 9:11), was darin zum Ausdruck kommt, dass sie Haare haben „wie Frauenhaare“ (Off 9:7; 8). Sie folgen nicht ihrem eigenen Willen, sondern sind von diesem Engel des Abgrunds abhängig, der Macht über sie hat und sie lenkt. Für den Nasir hat das lange Haar die Bedeutung, dass seine ganze Kraft in seiner Abhängigkeit von Gott liegt.

Über Simson steht noch in unserem Vers geschrieben: „Er wird anfangen, Israel aus der Hand der Philister zu retten.“ Darin wird ausgedrückt, dass er keine endgültige Erlösung zustande bringen würde.

Der Bericht der Frau

Als Manoahs Frau die Voraussage angehört hat, geht sie zu ihrem Mann. Sie erzählt ihm zuerst über die Erscheinung des Engels des HERRN, bevor sie erzählt, was Er ihr gesagt hat. Die Person, die die Botschaft gebracht hat, hat größeren Eindruck auf sie gemacht als das, was sie von Ihm zu hören bekommen hat. Sie nennt Ihn einen „Mann Gottes“ mit einem Aussehen „wie das Aussehen eines Engels Gottes“. Im Alten Testament werden Propheten manchmal „Mann Gottes“ genannt. Indem sie Ihm diese Bezeichnung gibt, erkennt sie die göttliche Quelle der Botschaft an.

Er sah auch aus wie ein „Engel Gottes“. Es scheint so, als ob sie empfand, dass diese Person mehr war als ein Mensch. Wer Er genau ist, kann sie nicht sagen. Wohl brachte seine Erscheinung sie zum Fürchten. Als Gideon zur Entdeckung kommt, dass er es mit dem HERRN selbst zu tun hat, wird er auch ängstlich (Ri 6:22). Jesaja äußert dieselben Gefühle (Jes 6:5), wie auch Mose (2Mo 3:6).

Wegen dieses erschreckenden Anblicks hat die Frau Manoahs es nicht gewagt, nach seinem Namen zu fragen. Auch hat der Besucher ihr seinen Namen nicht mitgeteilt. Wohl hatte Er ihr einige Dinge erzählt: Er hat die Verheißung gegeben, dass sie schwanger werden soll. Er hat ihr auch vorgeschrieben, was sie nicht trinken und essen darf. Schließlich hat Er ihr mitgeteilt, dass Gott will, dass dieses Kind ein Nasir Gottes sein wird. Doch sie sagt nichts über den Auftrag ihres Kindes, dass er gegen die Philister kämpfen soll.

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