‏ Luke 23:8-11

Vor Herodes

Dadurch, dass die Führer das Gebiet nennen, wo der Herr gelehrt hat, zeigen sie Pilatus einen Ausweg. Er sieht eine Möglichkeit, sich dieses Gefangenen zu entledigen, ohne sich die Hände zu beschmutzen. Er erkundigt sich, ob „der Mensch“ ein Galiläer sei. Als Pilatus hört, dass Er tatsächlich aus Galiläa stammt, dem Gebiet, wo Herodes das Zepter führt, sendet Er Ihn zu Herodes. Dazu muss der Herr nicht aus Jerusalem fort, denn der Zufall will, dass Herodes gerade in diesen Tagen in Jerusalem ist.

Für Herodes ist das ein Glücksfall. Für ihn geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Er wollte schon so lange den Herrn einmal sehen (Lk 9:9), hatte er doch schon so viel von Ihm gehört. Nun bekommt er plötzlich, ohne darum gebeten oder danach gesucht zu haben, die Gelegenheit. Das freut ihn sehr. Aber es ist nicht eine Freude, mit der ein Sünder zum Herrn Jesus kommt, um von Ihm von seinen Sünden erlöst zu werden (vgl. Lk 19:6). Es ist die Freude eines verwöhnten Kindes, das ein ersehntes Spielzeug bekommt, um sich damit zu vergnügen.

Herodes will vom Herrn gern das eine oder andere Zeichen sehen. Er will, dass der Herr ihn mit irgendwelchen Zauberkünsten unterhält. Herodes sieht in Ihm nicht mehr als einen Menschen mit außergewöhnlichen Gaben, Dinge, die jemanden in Erstaunen versetzen. Ihm geht es um Sensation. Das Gewissen ist bei Herodes völlig abgestumpft.

Viele Menschen betrachten den Herrn Jesus auf die Weise wie Herodes. Er ist ein großer Wundertäter, das wird zumindest von Ihm behauptet, aber das wollen sie doch selbst einmal erleben. Sie besuchen Manifestationen der sogenannten göttlichen Kraft in der Hoffnung, dass ihnen das etwas bringt. Es kann dabei um den Kick gehen oder auch um das Lösen eines geistlichen oder körperlichen Problems.

Herodes tut sein Möglichstes, um etwas aus dem Herrn herauszubekommen, doch der Herr sagt kein Wort. Er geht auf nichts ein. Er wird Herodes während all der Fragen angeschaut haben, doch nicht mit Augen wie eine Feuerflamme. Der Herr steht vor Herodes in der ganzen Würde des vollkommen Unschuldigen. Er befindet sich nicht in den Händen des Herodes, sondern in der Hand Gottes.

Ebenso wie sie das vor Pilatus getan haben, so klagen die Führer des Volkes den Herrn auch jetzt, als Er vor Herodes steht, heftig an. Als Herodes von Ihm dann nichts zu sehen bekommt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als diesen schweigsamen Gefangenen zu verspotten. Herodes und seine Soldaten treiben ihr Spiel mit Ihm, und darin zeigt sich, wie sehr sie Ihn verachten. Als das Spiel aus ist, werfen sie Ihm zum Spott ein glänzendes Gewand um. Hat Er nicht gesagt, dass Er ein König sei? Dann werden sie Ihn so behandeln. Dann schickt Herodes Ihn zu Pilatus zurück.

In ihrer gemeinsamen Verachtung für Christus finden die eingeschworenen Feinde zueinander. Die Feindschaft, die zwischen ihnen bestand, schmilzt wie Schnee vor der Sonne, und sie werden Freunde. Feindschaft gegenüber Christus verbindet die Herzen von Menschen, die früher einander nicht die Luft zum Atmen gönnten. In der Finsternis vereinigen sich die Mächte der Finsternis.

In diesen beiden Personen, die beide ein Reich vertreten, erkennen wir die zukünftige Vereinigung des Antichrists (Herodes) und des Tieres (Pilatus).

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