Matthew 26:7
Der Herr wird in Bethanien gesalbt
Zum letzten Mal ist der Herr in Bethanien, wo für Ihn ein Ort der Ruhe und des Friedens ist. Dort wohnen seine Freunde, dort ist Er willkommen. Welch ein Segen für dieses Haus, wo der Heiland – während sein schrecklicher Tod immer näher kommt – einen letzten Ruheort findet, bevor Er sich hingibt, um dies alles mit sich geschehen zu lassen. Simon, in dessen Haus Er kommt, ist kein Aussätziger mehr. Er wird aber immer noch so genannt, um daran zu erinnern, wer er früher war und was der Herr an ihm getan hat. So wird auch von Rahab, der Hure gesprochen (Jak 2:25), und von Ruth, der Moabiterin (Rt 4:5; 10), um die Erinnerung an die früheren Zustände wachzuhalten.In diesem Haus bietet Gott einen lieblichen Trost für das Herz des Herrn, bevor Er leidet. Hier ist eine Frau, die zu Ihm kommt und einen sehr kostbaren Balsam über sein Haupt gießt. Dabei war es sicher mehr Balsam für sein Herz als für seinen Leib. Mit dieser Tat bringt die Frau zum Ausdruck, wie viel sie in ihrem Herzen von seiner Kostbarkeit und Gnade verstanden hat und wertschätzt.Es war dieser Frau ein Bedürfnis, dem Heiland ihre Bewunderung zu zeigen, was in dem kostbaren Balsam zum Ausdruck kam. Es war für ihr Empfinden auch genau der richtige Zeitpunkt dafür. In dieser Tat liegt die ganze Anbetung ihres Herzens für ihren Herrn, dessen nahe bevorstehendes Sterben sie wohl verstanden hat. Während die religiöse Welt draußen nach seinem Blut ruft, kommt sie in dieses Haus, um Ihn zu ehren. Für diesen kostbaren Balsam hat sie lange sparen und arbeiten müssen. Wahre Anbetung ist das Ergebnis der Beschäftigung mit dem Herrn Jesus und seinem Kreuzestod sowie mit dem, was Er dadurch bewirkt hat.Die Jünger haben kein Verständnis für sie. Was sie aus Liebe zu ihrem Herrn getan hat, nehmen sie ihr sogar übel und nennen es eine Verschwendung. Sie fordern sie auf, Rechenschaft abzulegen von ihrer angeblich unverantwortlichen Verwendung ihres Geldes. Das Zeugnis ihrer Liebe und Hingabe bringt die Selbstsucht und Herzlosigkeit der anderen ans Licht. Das Herz des Judas ist die Ursache dieser Bosheit, aber die anderen Jünger geraten in diesen Fallstrick, weil sie nicht mit Christus beschäftigt sind. Hier haben wir einen traurigen Beweis, dass die Kenntnis des Herrn Jesus nicht automatisch entsprechende Empfindungen und Zuneigung in unseren Herzen hervorruft.Die Jünger haben auch sofort eine bessere Verwendung für den Balsam parat: Man hätte vielen Armen damit helfen können. Zweifellos ist es ein gutes Werk, Armen zu helfen. Es ist aber kein gutes Werk, einer Sache, die für den Herrn Jesus bestimmt ist, eine andere Verwendung zu geben. Das wird immer eine niedrigere Verwendung sein, während Ihm selbst Unehre angetan wird. So könnten wir denken, dass die Zeit, die wir dem Studium des Wortes Gottes widmen, verlorene Zeit ist, die wir besser der Verkündigung des Evangeliums widmen sollten oder der Anleitung unserer Mitmenschen, besser mit ihrem Nächsten bzw. ihrer Umwelt umzugehen.Der Herr weiß, wie die Jünger untereinander über die Handlung der Frau reden (aus einem anderen Evangelium wissen wir, dass es Maria war). Er nimmt sie in Schutz und rechtfertigt, was sie getan hat. Die Jünger bedrängen sie mit ihrer Kritik, der Herr aber bringt seine Anerkennung und Wertschätzung zum Ausdruck. Wie sehr unterscheidet sich das Urteil der Jünger über diese Begebenheit von dem des Herrn! Der Herr sagt nicht, es sei nicht gut, den Armen zu helfen, sondern dass alles seine bestimmte Zeit hat.Die Frau hat keine genaue Kenntnis der Dinge, die dem Herrn jetzt bevorstehen – sie ist ja keine Prophetin. Weil ihr Herz aber auf den Herrn Jesus ausgerichtet ist, empfindet sie, dass die Stunde der Finsternis nahe gekommen ist. Die Vollkommenheit des Herrn ruft bei den Führern des Volkes Feindschaft hervor, bei der Frau aber Liebe. So stellt Er den wahren Charakter jedes Menschen ins volle Licht.Die Tat der Frau hat für den Herrn nicht nur Bedeutung für den Augenblick des Geschehens, sondern Er gibt ihr einen viel weitreichenderen Sinn. Die Salbung geschah nämlich im Blick auf sein Begräbnis. Diese Bedeutung wird auch bei allen künftigen Verkündigungen des Evangeliums immer wieder hervorgehoben. Der tiefe Sinn ist nämlich Anbetung, wie es auch das Ziel des Evangeliums ist, dass Menschen zu Anbetern des Vaters werden. So wird durch alle Zeiten hindurch dieser Frau gedacht werden. Sie ist das Vorbild für Anbetung.
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