Nehemiah 9:22-35
Was der HERR gegeben hat
Gott hat sie nicht nur mit seiner Fürsorge umgeben, Er hat ihnen auch bei der Inbesitznahme von Königreichen und Völkern geholfen. Sihon und das Land Og werden namentlich erwähnt. Das sind die ersten Reiche, die Israel in Besitz nehmen musste, noch bevor sie über den Jordan gezogen sind. Darüber hinaus hat der HERR sie mit zahlreichen Nachkommen gesegnet, sodass sie das Land bevölkern konnten. Diese Nachkommen haben den Befehl bekommen, das in Besitz zu nehmen, was der HERR ihren Vätern verheißen hat. Das haben sie mit der Hilfe des HERRN getan, der die Bewohner des Landes in ihre Hand gibt. Er hat ihnen freie Hand gegeben, um mit diesen Völkern zu tun, was sie wollen. Damit hat Er sie auf die Probe gestellt. Werden sie mit den Völkern so handeln, wie Er es befohlen hat? Er hat gesagt, dass sie die Bewohner ausrotten müssen. Wegen ihrer Untreue sind die Rollen vertauscht worden. Die Völker herrschen über sie, und die Völker handeln mit ihnen nach ihrem Gutdünken (Neh 9:37). Durch ihre Eroberung des Landes fällt ihnen einen Schatz an Segnungen in den Schoß. Sie haben sich daran gütlich getan. Das war erlaubt. Es ist alles durch Gottes große Güte in ihren Besitz gekommen. Gott möchte seinem Volk alles geben, um es zu genießen. Er wünscht sich jedoch, dass Er dabei mit einbezogen wird, dass Er als der Geber anerkannt wird und dass Ihm dafür Dank und Ehre gebracht wird. Das ist keine Ehrsucht von Seiten Gottes, wie das bei uns der Fall wäre. Er weiß, dass der Genuss ohne Ihn zu Egoismus und Ausschweifung führt, woraus viel Böses entsteht. Genießen ohne Ihn hat eine zerstörende Auswirkung auf das Verhältnis der Menschen untereinander. Wo das Band mit Ihm zerrissen wird, geht auch das Band zwischen den Menschen kaputt.Untreue des Volkes und Gottes Rettungen
Wenn der Mensch sich von Gott löst, Ihn nicht mehr in sein Tun und Lassen mit einbezieht, kommt er zu „großen Schmähungen“. Dann werden die großen Wohltaten Gottes durch den Menschen mit dem größten Übel beantwortet. Die Widerspenstigkeit des Volkes äußert sich im Aufstand gegen Gott. Sie werfen sein Gesetz hinter ihren Rücken. Das ist eine Tat der Verachtung. Wenn Gott dann seine Propheten sendet, um sie dazu zu bringen, zu Ihm umzukehren, töten sie sie.Sie haben mit Gott abgerechnet. Sie wollen Ihn nicht mehr. Sie erklären Ihn für nicht mehr zeitgemäß. Ihr „aufgeklärtes“ Denken wird von seiner Existenz und seiner Anwesenheit gestört. Darum muss jede Stimme, die Ihn verkündigt, zum Schweigen gebracht werden. Als ob Gott damit zum Schweigen gebracht werden könnte.Gott gibt nicht auf. Er hat eine andere Methode, um sie zur Einsicht zu bringen. Wenn sie nicht auf seine Stimme hören wollen, sollen sie auf sein Handeln hören. Er gibt sie in die Hand ihrer Feinde. Das verfehlt seine Wirkung nicht. Sie werden bedrängt und rufen zum HERRN. Und, Wunder der Gnade, Er hört auf sie. Nach seinen „großen Erbarmungen“ gibt Er Retter. Und das geschieht nicht nur ein Mal. Nein, viele Male wiederholt sich dieser Gang der Dinge. Jedes Mal tun sie nach ihrer Errettung wieder Böses. Sie sind wirklich rückfällige Menschen, die immer wieder aufs Neue in denselben Fehler verfallen, „Wiederholungstäter“. In seiner Treue gibt der HERR sie dann in die Hand ihrer Feinde. Dann werden sie wieder bedrängt und in ihrer Bedrängung rufen sie zum HERRN. In seiner unveränderlichen Barmherzigkeit hört Er auf ihr Rufen und errettet sie. Das Buch Richter beschreibt auf eindrucksvolle Weise den Verlauf dieser Ereignisse.Das Volk sündigt gegen Gottes Rechte
Trotz all diesen Handelns Gottes in Barmherzigkeit geht es mit dem Volk immer weiter bergab. Gott ermahnt sein Volk, zu seinem Gesetz zurückzukehren, denn im Halten des Gesetzes liegt das Leben. In dem Nicht-Halten des Gesetzes, der Übertretung, liegt der Tod. Sein Volk handelt nicht als Unwissende. Sie sind mit Gottes Gesetz vertraut. Sie stellen jedoch ihre Schultern nicht darunter, sondern ziehen sie zurück. Sie beugen ihren Nacken nicht, sondern verhärten ihn. Sie häufen Sünde auf Sünde.Gottes große Geduld hat ein Ende
Viele Jahre lang hat Gott dieses fortwährende aufständische Verhalten mit Langmut ertragen. In Neh 9:20 ist der Geist damit beschäftigt, das Volk zu unterweisen. Da sie jedoch nicht auf die Unterweisung des Geistes gehört haben, hat der Geist sie dann ermahnt. Immer wieder hat Gottes Geist in seinen Propheten gewirkt, um zum Volk zu sprechen und sie von ihren Sünden zu überzeugen (2Chr 36:15). Er möchte sein Volk glücklich machen. Darum ermahnt Er sie unaufhörlich, mit der Sünde zu brechen und sich seinen Geboten zu unterwerfen. Aber sie hören nicht. Zum Schluss kann Er nicht anders, als sie in die Hand der Völker der Länder um sie herum zu geben. Erst wurden die zehn Stämme durch Assyrien aus dem Land vertrieben und über viele Länder verstreut. Später wurden die zwei Stämme nach Babel weggeführt. Aber Er hat sie nicht vernichtet. Trotz aller Untreue des Volkes und Gottes Zucht darüber, hat Er nicht endgültig mit ihnen abgerechnet. Er bleibt „ein gnädiger und barmherziger Gott“.Bitte um Gottes Gunst
Die Leviten haben in den vorigen Versen die Geschichte von Gottes Treue gegenüber der Untreue des Volkes auf eindrucksvolle Weise vor Gottes Angesicht erzählt. Auf dieser Grundlage reden sie nun zu Ihm im Hinblick auf ihren heutigen Zustand der Untreue und Schwachheit. Sie stellen das Volk mit all seinen gesellschaftlichen Schichten dem „großen, starken und furchtbaren Gott“ vor, den sie zuerst und vor allem „unser Gott“ nennen. Sie sprechen Ihn in seiner Beziehung zu ihnen an. In dieser Beziehung kennen sie Ihn als „groß“. Er ist allumfassend und ist über allem. Er ist auch „stark“, allmächtig, unbegrenzt in seinen Möglichkeiten. Und Er ist „furchtbar“, Er ist von allen zu fürchten, vor allem von denen, die sich gegen Ihn auflehnen. Sie kennen Ihn auch als den Gott, der „den Bund … bewahrt“. Sie wissen, dass Er nie den von Ihm beschlossenen und bekräftigten Bund brechen wird. Das Volk hat sich nicht an seinen Teil des Bundes gehalten. Darum sprechen sie auch darüber, dass Gott „die Güte“ bewahrt. Sie bitten Gott, dass Er in dem Überfluss der Güte, die Ihm eigen ist, nicht gering von der Mühsal denkt, die sie getroffen hat von dem Moment an, als Er sie in die Macht ihrer Feinde gegeben hat. Sie schreiben Gott nicht vor, wie Er handeln soll, sondern bitten um seine Gunst.Gottes Handeln ist gerechtfertigt
Während sie sich auf Gottes Barmherzigkeit berufen, vergessen sie nicht, anzuerkennen, dass Gott in allem, was sie betroffen hat, das Recht auf seiner Seite hat (vgl. Ps 51:6). Sie nehmen die richtige Haltung vor Gott ein. Da ist keine einzige Rechtfertigung ihres eigenen sündigen Verhaltens und sie werfen Ihm kein ungerechtes Handeln vor. Es ist ihnen klar, wo die Ursache allen Elends liegt. Alles Elend, das sie über sich gebracht haben, ist auf ihren Ungehorsam gegenüber Gottes Wort zurückzuführen. Gott hat ihnen ein Reich gegeben. Er hat sie mit Wohltaten überschüttet. Er hat ihnen Raum und Überfluss zur Verfügung gestellt. Nichts hat Er ihnen vorenthalten, um sie glücklich, zufrieden und dankbar zu machen. Aber statt Ihm zu dienen, haben sie sich selbst gedient. Er hat sie darauf hingewiesen, aber sie sind nicht von ihren bösen Taten umgekehrt.
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