‏ Numbers 12:2-10

Mirjam und Aaron reden gegen Mose

Die Unzufriedenheiten des Volkes wegen der Entbehrungen der Wüstenreise galten mehr Gott als Mose. Jetzt ist Mose das Ziel . Jetzt ist es nicht so sehr das Volk, das in Aufruhr gerät, sondern es sind seine Führer. Das Böse, die Unzufriedenheit, die unter dem Volk herrscht, greift auch auf seine Führer über.

Mirjam und Aaron ärgern sich über die Tatsache, dass Mose eine kuschitische (oder äthiopische) Frau hat. Dass sich ihr Bruder eine heidnische Frau genommen hatte, ist ihnen ein Dorn im Auge. Sie konnten es nicht vertragen, dass an Heiden Gnade erwiesen wurde.

In dem Gleichnis von den Weingärtnern, das der Herr Jesus später erzählt, zeigt sich die gleiche Unerträglichkeit bei den Juden gegenüber den Gnadenerweisen an den Heiden (Lk 20:16). Auch noch später sehen wir, dass sich bei dem Volk nichts geändert hat. Als Paulus später davon spricht, dass die Gnade sich den Heiden zuwendet, erzürnen sich die Juden (Apg 22:21; 22).

Aaron als Person zeigt wieder seinen schwachen Charakter. Als das Volk das goldene Kalb verlangte, gab er auch nach (2Mo 32:1; 2). Nachdem ihm nun seine Schwester, die hier scheinbar die Initiative ergreift, etwas über Mose einflüstert, gibt er wieder nach und folgt ihr in dem Aufstand gegen Mose.

Die Bemerkung von Aaron und Mirjam, dass Gott nicht nur mit Mose geredet hat, war Wahrheit. Mirjam wird „die Prophetin“ genannt (2Mo 15:20) und Aaron ist der Hohepriester. Beide hatten sie einen Platz der Verbindung zwischen Gott und dem Volk. Zusammen mit Mose bekleideten sie wichtige Positionen, die ihnen Gott gegeben hatte (Mich 6:4). Aber das kann kein Grund sein, um sich in der Stellung zu erheben und neidisch zu sein auf das, was der Herr anderen gegeben hat. Sie fordern, dass sie mit Mose gleichgestellt sein wollen. Durch die Verbindung mit einer heidnischen Frau hat dieser seine Rechte verspielt – denken sie – aber in jedem Fall stehen sie in einer gleich hohen Position wie Mose – denken sie.

Vielleicht hat Mirjam ihre Bemerkung nicht laut verkündet, sondern nur Aaron ins Ohr geflüstert. Aber „der HERR hörte es“. Unsere vertraulichsten Bemerkungen haben einen Zuhörer im Himmel.

Mose, der sanftmütigste Mensch

Das Zeugnis bezüglich Moses macht die Anschuldigung von Mirjam und Aaron umso schlimmer. Jemand, der sein Recht verlangt, ruft vielleicht Neid hervor. Aber das Fordern von Rechten war bei Mose gar nicht vorhanden. Mose nimmt das Recht nicht selbst in die Hand, verteidigt sich nicht selbst; das würde seiner Sanftmut widersprechen.

Je höher jemandes Stellung bei seinen Mitmenschen ist, umso schwieriger ist es für das natürliche Herz, Angriffe auf seine Person ohne Widerstand über sich ergehen zu lassen. Mose entbrennt im Zorn, wenn die Ehre des HERRN angetastet wird. Wenn es um ihn selbst geht, überlässt er die Sache dem HERRN. Darin ist er ein Bild von dem Herrn Jesus und ein Vorbild für uns (1Pet 2:21-23).

Der HERR gibt Zeugnis über Mose

Gott übernimmt die Sache für ihn. Es fällt auf, dass der HERR sofort aktiv wird. Er befiehlt, dass die Übelredenden zusammen mit Mose zum Zelt der Zusammenkunft gehen sollen. Dort soll die Sache besehen werden. Sünde inmitten der Gemeinde soll auch in der Gemeinde behandelt werden.

Der HERR kommt herab und berichtet, was für ein besonderer Prophet Mose ist. Gott spricht über die Treue Moses im Haus Gottes. Hierin ist er ein Bild von dem Herrn Jesus, doch auch mit einem Unterschied: Mose war treu im Haus Gottes, aber er war darin als Knecht (Heb 3:5). Von dem Herrn Jesus lesen wir später, dass Er treu ist als „Sohn über sein Haus“ (Heb 3:6). Der Heilige Geist deutet hier im Bild an, wie einmalig der Platz des Herrn Jesus ist und was jetzt das Haus Gottes ist: die Gemeinde.

Gott spricht mit Mose direkt (2Mo 33:11a; 5Mo 34:10). So nahe stand Mose in Verbindung zu Gott. Gott spricht nicht über Schwachheiten, die Mose auch hatte. Das tut Gott nicht, wenn Er jemanden verteidigt. Wir sehen das auch später, wenn Er Bileam zwingt, das Volk zu segnen statt es zu verfluchen (4. Mose 22–24).

Aussatz – Bekenntnis – Fürbitte

Mirjam wird aussätzig. Ihr Name wird in 4Mo 12:1 als erster genannt. Es lässt darauf schließen, dass sie die Anstifterin ist. Aussatz ist die Folge davon, dass Prophet und Priester sich zu dem Platz erheben, der nur Mose zusteht. Gott will in seiner souveränen Gnade anerkannt werden, indem Er die, die kein Recht darauf haben, an den Segnungen des Christus teilhaben lässt.

Der Aussatz Mirjams ist ein treffendes Bild von Gottes Gericht wegen des Aufruhrs Israels gegenüber der Gnade, die den Heiden erwiesen wird, vorgestellt in der Frau von Mose. Israel hätte die Souveränität Gottes anerkennen sollen. Das taten sie nicht, und darum wurden sie in ihrem Charakter als Zeugen und Propheten mit Aussatz geschlagen.

Die Anwendung für die Gemeinde ist die, dass, wenn ein Mensch sich die Stellung von Christus anmaßt, das Gericht Gottes über ihn kommt. Dann verschwinden auch die Grundsätze der Gnade. Bei dem, der sich einen Platz anmaßt, der ihm nicht zukommt, bricht Aussatz aus. Möglicherweise lag die Eifersucht bei Mirjam schon lange vor, bevor sie zum Ausdruck kam. Der Wille des Fleisches wird offenbar. Gott macht zu seiner Zeit klar, wo Aussatz vorhanden ist.

In den Bildern der Bibel ist die Frau ein Bild eines bestimmten Zustandes und der Mann ein Bild der Praxis. Der Zustand Mirjams ist der des Aussatzes. Glücklicherweise ist Aaron auch zum Bekenntnis bereit, und zwar sofort, nachdem der Aussatz ausgebrochen war. Aaron nimmt unmittelbar danach wieder seinen richtigen Platz als Mittler ein und spricht in aller Demut zu Mose. Aus seinen Worten spricht ein radikales Bekenntnis.

Die ersten Worte, die wir in dieser Geschichte von Mose hören, sind die der Fürbitte. Er wird zu einem Mittler. Hierin sehen wir seine wahre Größe. Eigener Groll tritt nicht hervor.

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