‏ Philippians 2:19-23

Paulus stellt seine eigenen Interessen zurück

Phil 2:17. Der letzte Abschnitt endete mit Ruhm, den Paulus durch den Wandel der Philipper zu haben wünschte. Du könntest jetzt denken: Sucht Paulus nicht doch ein bisschen seine eigenen Interessen? Doch von diesem Gedanken werden wir im ersten Vers dieses Abschnitts befreit. Darin geht es ihm um zwei Arten von Opfern. Er nennt sich selbst ein „Trankopfer“ und spricht von dem „Opfer“ des Glaubens der Philipper. Um zu verstehen, was er damit meint, musst du etwas von den Opfern des Alten Testaments wissen. Das Volk Israel kannte einen umfangreichen Opferdienst. Das 3. Buch Mose ist größtenteils diesen Opfern gewidmet, die das Volk bringen durfte und in einigen Fällen bringen musste. Auch in anderen Bibelbüchern kommen regelmäßig Opfer vor. Opfer gab es in verschiedenen Formen. Man konnte unterschiedliche Tiere opfern. Doch man konnte auch etwas anderes als ein Tier opfern. Ein Trankopfer zum Beispiel, mit dem sich Paulus vergleicht, ist ein Opfer, das aus Wein bestand. Der Wein wurde über das Hauptopfer ausgegossen (4Mo 15:1-12). Es war also eine Beigabe, doch zugleich ein sehr wertvolles Opfer. Wein ist ein Bild der Freude. Alle Opfer weisen auf den Herrn Jesus hin. Das Trankopfer erinnert an die Freude, mit der der Herr Jesus sich hingegeben hat. Gott will, dass wir auch daran denken, wenn wir Ihm Opfer darbringen: Das bedeutet, Ihm zu sagen, wie wir den Herrn Jesus bewundern.

Paulus hat das gut verstanden. Er wendet das sogar auf sein eigenes Leben an. Er wollte ein Trankopfer sein. Er wollte durch seinen Tod Gott einen zusätzlichen Anlass geben, sich zu freuen, über die Freude hinaus, die Er durch das Opfer der Philipper bereits genoss (Phil 2:17). Es war auch für Paulus eine Freude, wenn er daran dachte, dass er sein ganzes Leben gegeben hatte, um andere – zu denen auch die Philipper zählten – Gott als ein Opfer darzubringen (Röm 15:16). Der Apostel sieht ihren ganzen Glauben und wie sie ihn unterstützt hatten, als ein Opfer für Gott an. Sie stellten ihre Leiber als lebendige Opfer dar (Röm 12:1). Das bildete für ihn das Hauptopfer. Ihr Glaube zeigte sich darin, dass sie sich selbst opferten, Gott und anderen dienten. Das wertet Paulus mehr als sein Leben. Sein Märtyrertod würde darüber als ein viel kleineres Opfer ausgegossen werden (2Tim 4:6).

Paulus war nicht auf seine eigene Ehre bedacht. Sein Werk würde eine Art Ergänzung zu dem der Philipper sein. Er war mit diesem Platz zufrieden. Er konnte so sprechen, weil er nicht auf das Seine sah, sondern nur auf das der anderen (Phil 2:4). Er folgte dem Beispiel des Herrn Jesus, das er ihnen früher vorgestellt hatte. Auf diese Weise wurde er selbst ein Vorbild für das, wozu er die Philipper aufrief.

Wenn Paulus daran denkt, dass ihr Glaube – d. h. ihr Leben – ein Opfer für Gott ist, fließt sein Herz vor Freude über. Darum geht es ihm in seinem Leben. Er verlangt danach, diese Ergebnisse bei denen zu sehen, denen er das Evangelium gebracht hat und denen er Unterweisung geben durfte. Denn dann wird Gott geehrt und kann sich an ihnen erfreuen. Dann gibt es bei ihm auch Überfluss an Freude, wenn er an seinen Tod denkt. Er setzt alles dafür ein, dass Christus im Leben der Gläubigen zur Freude Gottes sichtbar wird. An dieser Freude nimmt er teil.

Phil 2:18. Er fordert die Philipper auf, sich mit ihm zu freuen. Ihr und sein Glaube bilden eine Einheit. Ihr gemeinschaftlicher Dienst war zum Wohlgefallen für Gott, dem dieses Opfer dargebracht wurde. Wenn du dein Leben so betrachtest, dass dein Glaube mit dem Glauben der anderen verbunden ist – mit den guten gegenseitigen Auswirkungen –, wächst du über die Umstände hinaus. Du wirst wie Paulus sein, ein Mann, der allen Grund zur Traurigkeit hatte, der sich jedoch selbst freut und die anderen zur Freude aufruft.

Paulus will nicht sagen, dass ein Gläubiger ständig in Jubelstimmung sein muss. Er spricht kurze Zeit später von „Traurigkeit auf Traurigkeit“ (Phil 2:27). Seine Freude war also nicht eine überspannte geistliche Emotion. Er konnte sich gleichzeitig freuen und traurig sein (2Kor 6:10). Wenn er auf die Umstände sah, konnte er traurig werden. Sah er auf den Herrn, war er froh. Umstände können sich ändern, der Herr ändert sich nicht. Deswegen kann in seinem Herzen immer Freude sein und ist es nicht nötig, in Traurigkeit zu versinken.

Phil 2:19. Nach den Beispielen für Hingabe, die du beim Herrn Jesus und bei Paulus gesehen hast, kommen nun noch zwei Beispiele für Hingabe: Timotheus und Epaphroditus. Zunächst Timotheus. Paulus möchte ihn zu den Philippern senden. Daran siehst du, dass seine Fürsorge für sie nicht aufhörte, obwohl er die Philipper der Fürsorge Gottes anbefohlen hatte. Das eine schließt das andere nicht aus. Du darfst auch in Liebe und Glauben alles, was dich beschäftigt, Gott übergeben. Das schließt nicht aus, dass du deine Liebe und deinen Glauben auch praktisch umsetzt. Die Sendung des Timotheus war keine impulsive Handlung, die im Gegensatz zu der Tatsache stand, dass er Gott alles übergeben hatte. Darum steht ausdrücklich dabei: „Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus“, d. h. in Gemeinschaft mit Ihm und in Unterordnung unter Ihn. Er war davon überzeugt, dass er dabei die Zustimmung des Herrn hatte.

Die Sendung des Timotheus ist ein erneuter Beweis der Selbstlosigkeit des Apostels. Er hätte Timotheus gern bei sich behalten. Er dachte jedoch nicht an sich, sondern an die Gläubigen und an das, was sie nötig hatten. Zugleich könnte Timotheus ihm berichten, wie es um die Philipper bestellt war. Er hatte großes Interesse daran. Echte Verbundenheit gibt sich nicht mit einem groben Eindruck der Situation zufrieden, auch wenn es keinen Grund zur Besorgnis gibt. Wirkliches Interesse ist nicht flüchtig, sondern tiefschürfend und erfreut sich daran, die Besonderheiten derer zu kennen, die man liebt. Paulus hatte nicht die Sorge, dass er negative Berichte zu hören bekäme. Dafür kannte er sie zu gut. Doch es würde seinem Gemüt gut tun, wenn er alle ihre Umstände erfuhr.

Phil 2:20-21. In der weiteren Erläuterung, die er bezüglich der Sendung von Timotheus gibt, erklingt ein Mollakkord. Er erklärt die Sendung seines geliebten Kindes damit, dass niemand da war, der so gesinnt war wie er. Die Wahl war auf eine einzige Person begrenzt. Alle anderen, die eventuell nach Philippi hätten gesandt werden können, hatten dafür nicht die richtige geistliche Einstellung. Timotheus war von Herzen an ihnen interessiert. Es ging ihm nicht um seine eigenen Interessen. Darin glich er dem Herrn Jesus (Phil 2:3; 4) und auch Paulus (2Kor 12:14). Davon profitierten die Philipper, dadurch, dass er gesandt wurde. Wenn du genau liest, erkennst du, wie das Wahrnehmen der Interessen der Philipper gleichgesetzt wird mit dem Suchen der Interessen Jesu Christi. Sucht man die Interessen des anderen, dann sucht man die Interessen Christi (vgl. Mt 25:40). Ist das nicht ein großartiges Motiv, sich für andere einzusetzen?

Phil 2:22. Timotheus war für die Philipper kein Unbekannter. Sie kannten ihn nicht nur aus der Entfernung. Sie wussten, dass er ein Mann mit der nötigen Erfahrung war. Er war zusammen mit Paulus im Dienst des Evangeliums erprobt. Gemeinsam mit Paulus irgendwo einen Dienst für den Herrn zu tun, ist sicherlich keine Urlaubsreise. Viele junge Menschen haben schon enthusiastisch ein Werk für den Herrn angefangen, doch sie hatten die Kosten nicht richtig überschlagen und nach kurzer oder längerer Zeit das Handtuch geworfen. Timotheus nicht. Das kam auch durch die enge Verbindung mit Paulus. Es ist herrlich, darin ein harmonisches Zusammengehen eines älteren und eines jüngeren Gläubigen zu sehen. Sie hatten noch nie von einem Generationskonflikt gehört. Den gibt es auch nicht, wenn die Herzen der Alten und der Jungen von der Gesinnung Christi erfüllt sind.

Die Treue des Timotheus kam auch aus seiner Liebe zu Paulus hervor. Ich denke, dass es auch heute einfacher ist, bei Gegenwind standhaft zu bleiben und treu weiterzumachen, wenn Liebe zu „Paulus“ da ist. Ich meine damit die Liebe zu den Briefen, die er geschrieben hat, nämlich dass man dazu die Haltung eines Kindes einnimmt. Ein Kind ist lernbegierig und handelt danach. Ein Kind diskutiert nicht und verhält sich auch nicht naseweis. Das Vater-Kind-Verhältnis verleiht der Arbeit, die getan werden muss, Inhalt und Kraft und formt das Kind.

Timotheus war so weit, dass Paulus ihn senden konnte, damit er in Philippi selbständig eine Arbeit verrichtete. Er war nicht nur selbständig, er tat es auch in der gleichen Gesinnung wie Paulus. Wenn Timotheus bei ihnen wäre, wäre das genauso, als wäre Paulus bei ihnen. Er stellte Timotheus auf eine Linie mit sich selbst.

Phil 2:23-24. Paulus hat allerdings noch einen kleinen Vorbehalt, was die Sendung von Timotheus betrifft. Er möchte erst etwas mehr Klarheit über seine eigene Situation haben. Das betrifft seine Gefangenschaft. Wenn das geklärt ist, wird er Timotheus senden. Und er vertraut darauf, dass der Herr ihm die Gelegenheit geben wird, im Kielwasser von Timotheus zu ihnen zu kommen. Er sagt ihnen das schon mal, damit sie sich auf den Besuch ihres geliebten Paulus freuen können. Sein Herz sehnt sich nach ihnen, und er weiß, dass ihre Herzen sich nach ihm sehnen. Wenn Herzen zueinander verlangen, legt man das dem Herrn vor und bittet Ihn, dieses Verlangen zu erfüllen.

Lies noch einmal Philipper 2,17–24.

Frage oder Aufgabe: Woran erkennt man in diesem Abschnitt, dass Paulus dem Herrn Jesus sehr ähnlich ist?

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