‏ Proverbs 7:14

Die Verführung

Die Stufen der Verführung sind von ihr sorgfältig vorbereitet. Sie weiß genau, was sie wann tun und sagen muss. Als der Junge ihr sehr nahe ist, überwältigt sie ihn (Spr 7:13). Sie berührt ihn und küsst ihn. Sie zieht ihn ganz in ihren Bann. Ohne mit der Wimper zu zucken, fängt sie an, den Jungen zu verzaubern, damit bei ihm auch der letzte Rest inneren Widerstands bricht.

Das Erste, was sie sagt, hat mit dem Dienst für Gott zu tun (Spr 7:14). Daraus können wir schließen, dass es sich um eine Frau aus dem Volk Gottes handelt. Diese böse Frau hat keine Skrupel, eine religiöse Soße über ihre verwerfliche Absicht zu gießen und so den Eindruck zu erwecken, Gott sei auf ihrer Seite. Sie sagt, sie habe Gott versprochen, Ihm Friedensopfer zu bringen. Das sei nun geschehen, behauptet sie. Das Friedensopfer ist ein Opfer, von dem mehrere essen konnten (3Mo 7:11-21). Dahinter steckt die Idee, dass sie das Fleisch des Friedensopfers, das der Opfernde essen darf, schon bei sich hat. Jetzt sucht sie jemanden der es gemeinsam mit ihr isst. Das muss schnell geschehen, heute noch; denn sonst verdirbt das Fleisch.

Wie schön, dass ihr gerade jetzt dieser Junge über den Weg läuft. Er kommt ihr gerade recht; genau so einen wie ihn wollte sie draußen treffen (Spr 7:15). Sie hat alles getan, um ihn zu finden. Und, siehe da, hier ist er! Wenn das nicht Gottes Führung ist … Sie gibt vor, nur an ihn gedacht zu haben; er – und nur er – sei ihre einzige Liebe. Auf diese Weise gibt sie ihm das Gefühl, dass er etwas ganz Besonderes für sie sei.

Was für eine Welt voller Lug und Trug, für die sie steht! So macht es eine Ehebrecherin immer: Sie lügt und betrügt. Ihre Beute ist für sie nichts Besonderes. In einer ehebrecherischen Beziehung wirst du nicht geliebt; du bist nichts Besonderes. Im Gegenteil: Du wirst getäuscht, gebraucht, vergewaltigt. Der Weg des Todes ist nicht angenehm, sondern führt zu nicht endender Qual.

Die Handlung des Ehebruchs ist völlig unpersönlich. Jemand, der Gemeinschaft mit einer Hure hat, ist ein Leib mit ihr, aber nicht ein Fleisch. In der Ehe sind Mann und Frau ein Fleisch, das ist eine völlige Einheit von Geist, Seele und Leib. Bei Hurerei geht es nur um den Leib. Der Leib ist ein Spielzeug; du selbst bist nichts, nicht mehr als ein unpersönliches Spielzeug.

Vom Esszimmer, wo sie ihn zum gemeinsamen Essen einlädt, wendet sie sich plötzlich ihrem Schlafzimmer zu. Sie beschreibt das Bettzeug und wonach es duftet (Spr 7:16; 17). Auf diese Weise visualisiert sie ihr sündiges Handeln und regt seine Begierden an. Dort und in dieser Atmosphäre muss Liebe „betrieben“ werden. Das ist doch eine unvergleichliche Ekstase. Alles hat sie sorgfältig und „mit Geschmack“ vorbereitet.

Dann erst lädt sie ihn offen zu sich ein (Spr 7:18). Sie bietet ihm eine ganze Nacht leiblicher Freude: Komm zu mir und lass uns betrunken werden von Liebe, die ganze Nacht lang. Das ist der große Genuss; das ist wirklich Liebe! Das ist Vergnügen pur, die wahre, vollkommene und tiefe Befriedigung der Liebe.

Vor ihrem Ehemann braucht sich der Junge nicht zu fürchten (Spr 7:19). Sie spricht über „den Mann“. Ihre Ausdrucksweise zeigt, dass sie ihn als Ehemann schon längst aufgegeben hat. Wenn sie über „meinen Mann“ sprechen würde, könnte das den Jungen noch vom Mitgehen abhalten. Sie versichert ihm, dass er nicht befürchten muss, „der Mann“ könne plötzlich zurückkommen. Er ist nicht daheim und wird auch vorerst nicht nach Hause kommen, denn „er ist auf eine weite Reise gegangen“.

Diese Lüge bekräftigt sie noch dadurch, dass sie sagt, er habe eine Menge Geld für seinen Eigenbedarf mitgenommen (Spr 7:20). Dass er erst am Vollmondtag nach Hause kommt, ist ein weiteres, beruhigendes Argument. Bei Vollmond kann es nicht stockdunkel sein. Jetzt ist also kein Vollmond, sondern es ist stockdunkel; und sie können einfach machen, was sie wollen (Spr 7:19).

Mit ihrer ganzen Geschichte will sie sagen: Gott ist zufrieden; der Mann ist von der Bildfläche verschwunden; und der Junge braucht ihr nur noch zu folgen. Alle ihre Lügen hat man im Lauf der Jahrhunderte immer wieder benutzt:

Ehebruch ist eine „geheiligte“ Handlung.

Die Verführerin tut so, als ob die andere Person ihr sehr viel bedeutet. Sie gibt vor, allein ihn zu lieben.

Der in Aussicht gestellte Genuss ist der Gipfel der Liebe; und genau dafür ist die andere Person wie geschaffen.

Wer verführt wird, braucht keine Angst zu haben, weil es geheim gehalten wird.

In jeder ehebrecherischen Beziehung kommen die meisten dieser Lügen vor. Sie tauchen in einem breiten Spektrum sexueller Sünden auf, einschließlich „privater Sünden“, wie Selbstbefriedigung und Pornografie. Doch es ist klar, dass der, der Ehebruch begeht, ein Lügner ist, jemand, dem man keinesfalls vertrauen kann. Wer das innigste Band des Vertrauens bricht, nämlich das Versprechen der Treue, ist in keiner anderen Beziehung vertrauenswürdig. Wie sollte auch jemand in irgendeinem Versprechen treu bleiben, wenn er dem Treueversprechen seiner Frau gegenüber untreu geworden ist?

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