‏ Proverbs 8:12

Der Wert der Weisheit

Wenn jemand die Ermahnung (oder Belehrung) der Weisheit annimmt, wird er dadurch reicher, als er jemals mit Silber werden kann (Spr 8:10; vgl. Ps 119:72). Die Annahme der Ermahnung führt zu „Erkenntnis“. Der Besitz der Erkenntnis ist besser als „auserlesenes, feines Gold“. „Weisheit“ geht weit über den Wert von „Korallen“ hinaus (Spr 8:11). Was auch immer irgendjemand an irdischem Reichtum wünschen mag, es kann nicht verglichen werden mit der Weisheit und ihrem Ertrag. Wegen des hohen Wertes der Weisheit für das Leben ist sie begehrenswert vor allem anderen.

Das Zuhause, wo die Weisheit wohnt, ist „Klugheit“ (Spr 8:12). Das bedeutet: Sie ist scharfsinnig; sie verfügt über eine scharfe, klare Einsicht in Bezug auf Menschen, Dinge und Ereignisse. Sie versteht es, richtig zu handeln, weil sie sich der „Besonnenheit“ oder Nachdenklichkeit bedient. Besonnenheit ist die Fähigkeit, gute Pläne zu machen und durchdachte Entscheidungen zu treffen. Sie lässt sich nicht zu voreiligem und damit falschem Handeln hinreißen. Weil sie besonnen ist, hat sie die Erkenntnis, um genau zu wissen, was jeweils zu tun ist.

Diese Eigenschaften – Klugheit und Besonnenheit – sehen wir auf vollkommene Weise beim Herrn Jesus. Er wusste immer, was Er zu welcher Zeit tun musste. Um unnötigen Anstoß zu vermeiden, bezahlte Er die Tempelsteuer, obwohl Er selbst als König davon frei war und das auch auf seine Jünger als seine Untertanen übertrug (Mt 17:24-27). Im Blick auf den Menschen wusste Er, was in ihm war, und Er ließ sich nicht durch äußere Erscheinung täuschen (Joh 2:23; 24). Das sind nur einige der vielen Schätze der Weisheit und Erkenntnis, die in Ihm verborgen sind (Kol 2:3).

Klugheit und Besonnenheit (Spr 8:12) wirken jedoch nur dann, wenn sie von „der Furcht des HERRN“ gelenkt werden (Spr 8:13). Zugleich führt die Furcht des HERRN dazu, das „Böse“ zu hassen. Das Böse kann man beispielsweise in der Verführung durch die ehebrecherische Frau im vorherigen Kapitel sehen. Allgemeiner bezieht sich dieser Hass auf Hochmut, Stolz, einen falschen Weg und falsche Worte.

„Stolz“ und „Hochmut“ stecken im Menschen, im sündigen Fleisch. Wenn wir diesen Sünden freien Lauf lassen und sie nicht verurteilen, wenn sie in uns hochkommen, bringen sie uns auf „den falschen Weg“. Auf diesem falschen Weg befinden sich Menschen mit einem „Mund der Verkehrtheit“, mit Dingen, die Gott hasst. Weltmenschen sehen die Dinge, die wir hassen sollen, ganz anders. Sie sprechen von „einer anderen Lebensweise“, von „einer anderen Option“. Sie erwarten, dass wir ihre Lebensweise tolerieren und auf keinen Fall als böse und sündig bezeichnen.

Weisheit äußert sich in Rat und Einsicht, Verstand und Stärke (Spr 8:14). Diese Eigenschaften gehören zur Einsicht. Verstand ist nicht nur eine ihrer Eigenschaften, sondern Ausdruck ihres Wesens. Was bei Ihr zu finden ist, charakterisiert sie. Sie zeigt „Rat und Einsicht“. Sie hat auch die „Kraft“, alles zu tun, was sie sich durch Rat und Einsicht vornimmt. Hier zeigt sich erneut, dass die Weisheit Christus ist. Einer seiner Namen ist „Berater“ (Jes 9:5). Der Geist, der Ihn leitet, ist „der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN“ (Jes 11:2).

Die Weisheit ist auch die Quelle aller irdischen Macht und Autorität. Durch sie regieren Könige (Spr 8:15) – nicht, weil sie es erlaubt, sondern weil sie es bestimmt (Röm 13:1-6). Sie setzt Könige ein (Dan 2:21). Einem König ist normalerweise bewusst, dass er gut oder schlecht regieren kann. Gut kann das Regieren nur durch die Weisheit sein. Wer nicht nach Weisheit fragt, wird schlecht regieren, wie wir es bei den Königen von Israel und einigen der Könige von Juda sehen.

Weisheit erlaubt es Fürsten (möglicherweise Ministerpräsidenten der Länder, lokale Behörden), Gerechtigkeit zu verordnen. Diese Fürsten erlassen Vorschriften und legen diese schriftlich fest; sie regeln Angelegenheiten, die der Gerechtigkeit, dem Recht Gottes, dienen. Ohne Weisheit können sie nichts vorschreiben, was dem Gesetz Gottes entspricht; mit Weisheit ist das aber durchaus möglich.

Wie die Könige, so herrschen auch die Fürsten durch die Weisheit (Spr 8:16). Das gilt auch für „Edle“, das sind angesehene Männer, wenn sie in einer wohltuenden Weise Führung wahrnehmen. Auch all jene, die irgendwo auf der Erde ihre Funktion als Richter ausüben, können dies nur durch die Weisheit in der richtigen Weise tun, das heißt rechtschaffen nach dem Gesetz Gottes. Von sich aus kann man das nicht. Wie weise und gerecht muss die Weisheit sein, wenn die mächtigsten Menschen der Erde nicht ohne sie auf gerechte und wohltuende Art führen können.

Schätzen wird die Weisheit nur der, der sie liebt (Spr 8:17); nur dann gibt es eine Verbindung zu ihr. Es geht also um die Gesinnung des Herzens gegenüber der Weisheit. Wo Liebe zur Weisheit ist, wird diese Liebe von ihr mit Liebe beantwortet. Die Liebe zur Weisheit zeigt sich darin, sie „früh“ oder eifrig zu „suchen“. Das ist es, was Salomo tat (1Kön 3:9). Wer das tut, dem wird versprochen, sie auch zu finden, ihr zu begegnen, sie in Besitz zu nehmen: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden (Jak 1:5).

Denen, die Weisheit suchen, verspricht sie eine reiche Belohnung, indem sie darauf hinweist, dass „Reichtum und Ehre“ bei ihr sind (Spr 8:18). Sie stellt das ernsthafte Suchen nach ihr als sehr attraktiv dar und fügt hinzu, dass auch „bleibendes Gut und Gerechtigkeit“ bei ihr sind. Dass es hier nicht um irdischen Besitz geht, ist offensichtlich, denn diesen kann man leicht verlieren (Spr 23:4; 5). Es geht um Schätze im Himmel, die niemand wegnehmen kann: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstören und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen“ (Mt 6:19; 20).

Bleibendes Gut kann definitionsgemäß nur ewiges, nicht vergängliches Gut sein, weshalb man es auch letztlich erst im Leben nach diesem Leben und nicht schon im Leben hier und jetzt genießt. Auch die Gerechtigkeit kann nicht durch Gold oder Silber ersetzt werden. Gold kann man bekommen oder erben, Weisheit nicht. Nur die finden Weisheit, die nach ihr suchen. Auch Gerechtigkeit ist eine Qualität, die nicht mit der Erde, sondern mit Gott verbunden ist. Sie ist ein Merkmal Gottes in seinem Handeln mit Menschen. Seine Art des Umgangs mit Menschen ist immer in Übereinstimmung mit seinem gerechten Wesen.

Wer Weisheit gefunden hat, wird ihre „Frucht“ genießen (Spr 8:19). Ihre Frucht ist all das, was sie hervorbringt. Dabei können wir an alle Segnungen denken, die uns durch Gnade geschenkt sind, wie Erlösung, Versöhnung, Vergebung, Rechtfertigung, Sohnschaft, ewiges Leben. Das erinnert uns auch an die Frucht des Geistes (Gal 5:22), die jedem zuteilwird, der mit der Weisheit in Verbindung steht. Diese Frucht gehört ihr, aber sie gibt sie allen, die sie finden. Diese Frucht „ist besser als feines Gold und gediegenes Gold“. Natürlich geht es hier nicht um irdischen Wohlstand, sondern um geistliche Frucht.

Das gilt auch für ihren „Ertrag“ – ein Begriff aus der Marktwirtschaft, aus dem Handelswesen, ein Begriff, der hier geistlich zu verstehen ist. Was die Weisheit an Frucht und Ertrag bringt, ist kein materieller Reichtum, denn ihre Frucht und ihr Ertrag sind besser als das, was Gold und Silber in ihrer reinsten Form bringen (vgl. Hiob 28:15). Das Produkt der Weisheit, das, was die Weisheit hervorbringt, ist besser als das, was man mit Gold und Silber erwerben kann.

Die Weisheit „wandelt“ (Spr 8:20). Man muss ihr folgen, wie die Kinder ihren Eltern oder Soldaten ihrem General folgen, wie Schüler ihrem Lehrer und Schafe ihrem Hirten folgen. Sie führt ihre Anhänger „auf dem Pfad der Gerechtigkeit“. Wer ihr nachfolgt, wandelt auf ihrem Weg. Sie geht ihnen „mitten auf den Steigen des Rechts“ voraus und vermeidet dadurch ein Abweichen nach rechts oder links. Der Anhänger der Weisheit ist weder formal noch ausschweifend. Von beiden Extremen bleibt er weit entfernt. Er folgt keinem trockenen, tödlichen System und auch keinem Prinzip der Unverbindlichkeit.

Das geerbte Gut ist Teil aller, die die Weisheit lieben (Spr 8:21). Das ist kein Verdienst und auch kein Geschenk, sondern ein Recht, wenn auch ein geschenktes Recht, weil es mit dem Herrn Jesus verbunden ist, der dieses Recht erworben hat. Der Erbbesitz ist Er selbst. Denen, die Ihn als Erbe haben, füllt Er auch noch die „Vorratskammern“ (Lk 6:45). Was Er von sich selbst in ihr Herz legt, ist keiner Wertminderung ausgesetzt.

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