‏ Psalms 119:59

/Cheth/ Neu

Der achte Buchstabe, cheth, bedeutet ursprünglich „Mauer“, „Zaun“, „Grenze“. So umgibt der HERR den Gerechten mit Gunst wie mit einem Schild (Ps 5:13). Unser Schild ist der Glaube (Eph 6:16), d. h. das volle Vertrauen in Gott und sein Wort.

Die korrespondierende Zahl Acht spricht davon, über die Grenze von sieben hinauszugehen. Sieben ist ein abgeschlossenes Ganzes – sieben Tage machen eine Woche voll, machen eine Woche zu einem Ganzen –, nach dem etwas Neues kommt. Wir können dies zum Beispiel auf das neue Leben, auf die Auferstehung, auf den neuen Bund anwenden. Das neue Leben ist im Gegensatz zum alten Leben in der Lage, sich dem Wort zu widmen, denn unser neues Leben ist Christus.

In jedem der acht Verse dieser Cheth-Strophe finden wir ein Synonym für das Wort. Es unterstreicht die Tatsache, dass das neue Leben des neuen Bundes von der Liebe zum und der Hingabe an das Wort geprägt ist (Ps 119:57-60; vgl. 2Kor 3:6-18; Heb 8:6-13), auch wenn es überall Feinde gibt (Ps 119:61).

Ps 119:57 kann wie folgt übersetzt werden: „Mein Teil ist der HERR, habe ich gesagt, um deine Worte zu halten.“ Der Psalmist kann mit Freude sagen, dass der HERR sein Teil ist (Ps 16:5; Ps 73:26; Ps 142:6; vgl. 4Mo 18:20). Er hat für den HERRN gewählt. Was Er besitzt, kann man nicht abschätzen. Der Psalmist sagt nicht, dass sein Teil aus großen Reichtümern und Segnungen besteht, nein, er sagt, dass der HERR selbst sein Teil ist (vgl. 1Mo 15:1). Der Psalmist ist davon so beeindruckt, dass er versprochen hat, Gottes Worte zu halten. Wenn wir sehen, was uns gegeben wurde, nämlich dass Gott selbst unser Teil ist, wird uns das zu größtem Gehorsam veranlassen.

Der Gottesfürchtige „flehte“ mit ganzem Herzen zu Gott (Ps 119:58). Dieses „Flehen“, dieses Bemühen, hat ihn erkennen lassen, dass es nichts gibt, was er tun kann, um dem HERRN zu gefallen. Der einzige Grund, auf dem der HERR einen Menschen in seine Gunst aufnimmt, ist seine Gnade. Deshalb bittet er, dass der HERR ihm gnädig ist, denn das entspricht seinem Wort.

Wörtlich heißt es: „Von ganzem Herzen bin ich krank [d. h. krank vor Verlangen] vor deinem Angesicht.“ Er hat in Ps 119:57 bekannt, dass der HERR sein Teil ist, aber jetzt sagt er, dass er sich von ganzem Herzen nach der Gegenwart des HERRN sehnt. Das ist nach der Bedeutung des Buchstabens cheth der fest umzäunte Bereich, nach dem sich der Psalmist so sehr sehnt, nämlich die lebendige, tägliche Gemeinschaft mit dem HERRN.

Der Psalmist gibt die Grundlage seiner Bitte an, nämlich die Gnade auf der Grundlage von Gottes Wort, seiner Zusage. Für uns ist die Gnade keine Zusage mehr, denn die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden (Joh 1:17), durch den wir Gnade um Gnade aus seiner Fülle empfangen (Joh 1:16).

In Ps 119:58 bat der Psalmist, dass der HERR ihm gnädig sein würde. Nun erfährt er die Bedingungen, wie der HERR ihm gnädig sein kann: indem er seine Wege überdenkt (Ps 119:59). Er kann Gottes Wege überdenken, aber es ist auch notwendig, dass er seine eigenen Wege überdenkt. Über seine eigenen Wege nachzudenken bedeutet, dass der Mensch sich in Gottes Gegenwart und im Licht seines Wortes prüft. Wenn ein Mensch das Wort Gottes liest, wirkt es wie ein Spiegel, durch den er sich selbst und seine Wege im Licht Gottes kennenlernt (Jak 1:23; 24).

Gottes Wege sind immer gerade; die Wege der Gerechten können manchmal krumm sein. Es scheint, dass der Gerechte beim Überdenken seiner Wege zu dem Schluss gekommen ist, dass etwas nicht in Ordnung war. Er sagt sogar, dass er seine „Füße“ zu Gottes Zeugnisse „gekehrt“ hat.

„Gekehrt“ bedeutet wörtlich „bekehrt“, „umgedreht“. Hier sehen wir den Reinigungsprozess, der stattfindet, wenn ein Gläubiger das Wort betrachtet. Einige Gläubige verweilen beim Überdenken und kommen nicht zu dem Punkt, an dem sie sich „bekehren“. Jakobus spricht von solchen Menschen als Hörer, aber nicht als Täter des Wortes (Jak 1:23; 24).

Nachdem er seine Wege im Licht des Wortes Gottes überdacht hat, trifft der Gottesfürchtige die bewusste Entscheidung, das Wort Gottes zu halten (Ps 119:60). Er beschließt, dem Wort Gottes sofort zu gehorchen, in vollem Bewusstsein und Vertrauen, ohne zu zögern und ohne zu wanken.

Es gibt einen neuen Eifer, Gottes Willen ohne Verzögerung zu tun. Nicht säumen bedeutet, dass er keine Sekunde verlieren will. Der Psalmist will nicht nur ein Hörer des Wortes sein, er will ein Täter des Wortes sein. Er zeigt, auf welche Weise er ein Handelnder sein will. Er will nicht ein zögerlicher Täter sein, ein Täter, der erst einmal darüber schlafen muss, nein, er will einer sein, der sofort tut, was Gott ihm deutlich macht. Das Wort „eilen“ bedeutet „sofort“, ein Wort, das für das Markusevangelium charakteristisch ist, wo der Herr Jesus als der vollkommene Diener dargestellt wird, der „sofort“ tut, was der Vater Ihm sagt.

Das Sprichwort „Eile mit Weile“ trifft nicht zu, wenn es darum geht, den Willen Gottes zu tun. Der Gläubige kann nicht zu schnell sein, um sofort zu gehorchen, wenn ihm etwas aus Gottes Wort klar wird (vgl. Mt 4:19-22; Lk 19:5; 6). Oft wird zuerst viel über die Nützlichkeit einer Sache überlegt. Wenn es um die Gebote des Wortes Gottes geht, sind solche Überlegungen fehl am Platz.

Wer seinen Weg mit dem Herrn neu geht, muss auch mit neuen Widerständen rechnen (Ps 119:61). Der Feind wird aktiv, wenn es eine (erneute) Hingabe an den Herrn gibt. Das Ziel seines Widerstandes ist es, den Gläubigen dem Gesetz des HERRN, dem Wort Gottes, wieder untreu werden zu lassen.

Der Betrug des Reichtums, die Begierden der Welt, wie Ruhm, Unterhaltung, Sex, können uns die Freude am HERRN nehmen. Nicht-bekannte Sünden und Ungehorsam betrüben den Geist und rauben den Frieden des Herrn. Diese Dinge verursachen einen Riss im Zaun unserer Gemeinschaft mit dem Herrn. Deshalb ermahnt uns der Herr, an dem festzuhalten, was wir haben, damit uns nicht jemand die Krone nimmt (Off 3:11).

Der Gerechte kann sagen, dass er das Gesetz Gottes nicht vergessen hat, was den Feind daran hindert, eine Bresche in den Zaun zu schlagen und ihn wieder untreu zu machen. Schließlich hat er den Entschluss gefasst, mit entschlossenem Herzen dem Herrn immer nahe zu bleiben (Apg 11:23).

Seine Dankbarkeit ist so groß, dass er um Mitternacht aufsteht, wenn es dunkel ist, um dem HERRN „wegen der Rechte deiner Gerechtigkeit“ zu preisen (Ps 119:62). Diese Rechte sind wie ein Licht in der Nacht. Er wird nicht von der Finsternis, von gespenstischen Bildern beherrscht, sondern von Gottes Wort. Das gibt nicht nur Licht, sondern auch Ruhe und Frieden und bewirkt ein Loblied.

Das Unterbewusstsein des Psalmisten ist voller Dankbarkeit gegenüber dem HERRN. Während manche Menschen um Mitternacht aufwachen und sich rumwälzen, wacht der Psalmist auf und macht mit dem weiter, womit er ins Bett gegangen ist, nämlich dem HERRN zu preisen.

Er weiß auch, dass er nicht allein ist (Ps 119:63). Er hat Genossen, oder besser gesagt, er selbst ist „der Genosse“ all derer, die den HERRN fürchten, was sich darin zeigt, dass sie seine Vorschriften halten. Er gehört zu denen, die den HERRN fürchten, in dieser Gesellschaft fühlt er sich zu Hause. Mit ihnen hat er Gemeinschaft. Sie können sich gegenseitig ermutigen (Mal 3:16). Wer Gott und sein Wort liebt, liebt auch seine Mitmenschen, unabhängig von Rasse, Nationalität oder sozialem Status (1Joh 5:1-3).

Viele Gläubige, auch junge Gläubige, wählen ihre Freunde falsch aus oder lassen sich sogar auf ein ungleiches Joch mit einem Ungläubigen ein. Eine solche falsche Wahl kann aus Enttäuschung über Gläubige getroffen werden. Manchmal wird diese Wahl mit dem Vorwand gerechtfertigt, dem anderen geistlich helfen zu wollen. Das Ergebnis ist vorhersehbar: Dem Ungläubigen wird nicht geholfen, sondern der Gläubige fällt. Paulus warnt: „Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1Kor 15:33).

Der Psalmist sucht seine Gemeinschaft in der Mitte derer, die das Wort lieben. Auch wir als Gläubige haben eine Berufung, nämlich eine Gemeinschaft zu sein, die von Jesus Christus, unserem Herrn, gekennzeichnet ist (1Kor 1:9).

Wenn der HERR segnet, macht Er die Seinen auch zum Segen für andere (1Mo 12:2). Auf diese Weise fließt der Segen weiter. Das ist die Erfahrung des Psalmisten. Der Kreis seines Interesses weitet sich aus (Ps 119:64). Er sieht, dass die Erde voll von Gottes Güte ist, obwohl das Böse noch vorhanden ist. Die Segnungen des neuen Bundes fließen durch die Fülle Israels zu den Völkern (Röm 11:12). Das ist es, was geschieht, wenn Gott regiert. Er tut dies durch seine Satzungen. Der Psalmist möchte diese kennen und bittet den HERRN, ihn zu lehren.

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